Samstag, 31. Dezember 2011

Das Jahr ist um

… und ich darf nicht mit auf die Silvesterparty. Die Mia geht allein mit ihrem Schwanenfred und dem Anselmo, diesem grinsenden Stachelklops aus Belgien. Ich hätte mein Recht auf endzeitliches Amüsement verwirkt, heißt es. Als ich daraufhin den Feldwebel bestechen wollte mit ‘ner Tafel Noisette oder wahlweise 2 x Müll runtertragen außer der Reihe, hat meine Ma gesagt, das wird toll werden: Wir beide ganz allein mit ‘ner hübschen Schlager-CD, ‘n paar Luftschlangen, ‘nem Krapfen zum Futtern und Bleigießen um Mitternacht. Dabei tat sie so dämonisch grinsen, dass ich nicht weiß, ob sie sich über mein Leid freut, oder ob sie vor lauter Glückseligkeit alles total ernst meint. Sie war ja schon an Weihnachten so komisch. Jetzt sind ihr die Hormone vollends umgekippt.

Aufgeregt hat sie sich - und wie. Was kann ich dafür, dass sie jeden Dezember eine Heimsuchung von unaufschiebbarer Karitas erfährt? Letztes Jahr hatten wir die beiden Elche aus Skandinavien zu Besuch und diese weiße Haubenlerche, den idiotischen Kakadu aus Australien - alte Leser werden sich noch daran erinnern. Das war Strafe genug, weil ich die drei an den Hacken hatte und mir immer Neues ausdenken musste, wie ich sie bespaßen könnte. Ich meine, es hat ja keiner was dagegen, wenn uns jemand was schenkt, zum Beispiel ein nettes Plüschgeschöpf, meinetwegen einen Teddy oder auch eine Maus. Die kann man sich aufs Sofa setzen und gut ist. Aber muss man stattdessen sein Heim öffnen für jeden Hans und Franz, der sich irgendwo anders mal ordentlich durchfuttern will? Wohlfahrtstouristen, nicht wahr? So isses doch und nicht anders.

Zäng … hatte ich den Topflappen am Kragen. Ich soll mich schämen, hat die Mama gesagt, mir ginge es gut, und wenn man so begünstigt ist vom Schicksal wie ich, dann müsse man umso gerner auch mal was abgegeben an Leute, die es nicht so bequem getroffen hätten.
 
Wie bitte? Schicksal? Gut getroffen? Habe ich was falsch verstanden? Bin ich seit Weihnachten Besitzer einer Matchboxgarage oder etwa nicht?

Jedenfalls stand am 1. Weihnachtstag der Anselmo vor der Tür. Salvatore Anselmo aus Belgien. Aus Lüttich, wenn ihr’s genau wissen wollt. Er hatte ‘nen Schlafsack dabei.
„Und was ist an dem nun herzzerreißend?“, hatte ich um Auskunft gebeten, als er in den Flur gewatschelt kam.

Anselmo
Er sei ein Igel, wurde mir gesagt. Aha. Und weiter? Er hätte den Winterschlaf verpasst. So? Und deswegen dürfe er sich jetzt bei uns Kuraufenthalt abholen? Ja, genau. Er täte sehr schwach und dünn sein und ich solle mich anstrengen, damit es ein denkwürdiger Aufenthalt für ihn werde.

Denkwürdig? Nun, damit kann ich dienen.

Hö hö.

Ich weiß nicht, ob die Mama deswegen so sauer ist. Einen Grund dazu hat sie nämlich nicht. Ich betone: Ich war es nicht, der den Anselmo eine ganze Nacht lang auf dem Balkon ausgesperrt hat. Ich war es auch nicht, der ihm Kaugummi auf die Noppen gepiekt hat. Genauso wenig habe ich ihn gefragt, ob seine Mutter eine geborene von Drahtbürste sei. Und auf gar keinen Fall habe ich ihn mit der Ikea-Allzweckzange am Mützenbommel gepackt und vor die Kamera gehalten. Er grinst doch. Ihm ging’s gut. Was sollen also die fiesen Verleumdungen gegen mich?

Es kann natürlich auch sein, dass die Mama stinkig ist wegen was ganz anderem. Mir fällt da mein Weihnachtsgeschenk ein. Ich hatte ihr nämlich zwei Fotokurse geschenkt. Dass man deswegen rote Ohren kriegt und die Schimpferei anfängt, ist mir total unverständlich. Andere Servicefrauen haben sogar nagelneue Kameras bekommen. Das habe ich selbst in machen Blogs gelesen. Von indiskreter Namensnennung möchte ich hier allerdings absehen.

Und? Haben diese Muttis sich beklagt? Oder gar das Heulen angefangen? Nein, natürlich nicht. Nur meine war angefressen und musste mit Weinbrandbohnen wieder aufgepäppelt werden. Ich hatte ihr ja damals schon zum Muttertag einen Fotokurs geschenkt. Den hatte sie auch brav besucht. Seitdem kriegt sie die Farben auf den Fotos ganz gut hin. Blau ist Blau, Gelb ist Gelb und das Gefieder von der Mia und mir sieht auch recht ordentlich aus. Doch was ist mit dem Rest? Abstände sind gar nicht ihr Ding, und den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, wann es günstig ist, auf den Auslöser zu drücken, dabei muss man ihr auch noch mal ordentlich den Marsch blasen.

Ich habe ihr also zwei Gutscheine überreicht.

Einen gegen das hier:



Und einen gegen dies:


 
Ist doch peinlich, so was. Wie sehen wir aus? Wie die letzten Honks. Geradewegs den Dinosauriern aus dem Schlamm gekrochen, ohne Genuss von Weiterentwicklung und Kultur. Als wäre inzwischen nichts passiert. Kein Goethe, kein Mozart, kein Rembrandt. Widerlich!

Am Heiligabend war die Mama besoffen. Sie hatte alle Alkoholpralinen auf einmal gefuttert. Ich glaube, sie fühlte sich nicht ganz wohl, war irgendwie angegriffen. Das ist aber noch lange kein Grund, meine Geschenke so grausam in den Dreck zu treten. Mit meinem Geschenk für die beiden Matschfalter hat sie’s genauso gemacht. Dabei hat sie sogar noch geschrien:
„Jetzt ist aber Schluss!“

Ich musste mich entschuldigen und dann eine Stunde lang im Bad parken. Ein Bilderbuch und fünf Spekulatius durfte ich mitnehmen. Als ich wieder rausgedurft hatte, tat sie noch immer schäumen vor Wut.

Ich weiß nicht, was sie hat. Der Roosevelt und der Otis mögen‘s warm und feucht. Also hatte ich ihnen einen exklusiven 15-Minuten-Wellnessaufenthalt geschenkt. Darin enthalten waren Sauna, abkühlen und abrubbeln. Sagt selbst, was ist verwerflich daran? Ich hätte ihnen extra den Wasserkocher angeheizt. Dann hätte ich die beiden Pelzfliegen in ein Sieb einsteigen lassen und über den Wasserdampf gehalten. Ihr wisst schon: So ein kleines Sieb mit Haltegriff, womit man sonst die Mandarinenscheiben aus der Dose abgießt.

Was?

Wo denkt ihr hin? Selbstverständlich hätte ich den Deckel auf der kochenden Brühe gelassen. Ich wollte schließlich keine gekochten Fledermäuse haben, sondern nur leicht angedünstete. Wie gesagt, sie mögen das. Sie kriegen dann so knippelkleine Äugelein wie kurz vor der Ekstase, und die Schweißperlen rinnen ihnen lustig über die Gummiflügel in den Pelz hinein. Das mitzuerleben ist die reinste Freude. Auch das anschließende Eintunken in die Kompottschale mit kaltem Wasser gehört natürlich zum Service. Schließlich müssen sich die Poren schließen. Und das Abrubbeln mit dem Frotteewaschlappen hätte ich ebenso gern auf mich genommen. Es ist nicht so einfach, fünfzehn Minuten lang zwei fette, grölende Fledermäuse in der Waagerechten zu halten. 

Trotzdem kriegte ich nur grinsendes Stirngetippe als Antwort vom Roosevelt. Der Otis hat mir zugeraunt:
„Dafür verdreht sie dir das Genick – wetten, Eierkopf?“

Die Welt ist schlecht. Und undankbar. Genauso, wie es der Otis prophezeit hat, ist es dann ja auch gekommen. Mit der Mama Schlager hören müssen und Bleiklumpen interpretieren, das hat mir gerade noch gefehlt. Die Mia darf auf die Party, der Anselmo darf auf die Party, und die beiden Matschfalter haben ihr eigenes Silvestertreffen, irgendwo mit ihresgleichen vom Vampirblog „Red blood, hot blood“. Nur ich muss zu Hause bleiben. Erst die Matchboxgarage nicht gekriegt, und jetzt ‘nen einsamen, auf dem Sofa hockenden Kloß Östrogene betüddeln – na, super!

Ich bin so was von sauer, dass ich glatt vergesse, mir gute Vorsätze vorzunehmen. Habt ihr etwas, das ihr im neuen Jahr besser machen wollt? Zum Beispiel weniger naschen oder sich nicht mehr bei Tante Hildegard mit dreckigen Pfoten auf dem steingrauen Velourledersofa räkeln? In mir warten keinerlei Verbesserungswünsche, jedenfalls keine, in denen ich die Hauptrolle spiele. Es ist alles gut so, wie es ist. Ich habe diesmal nur Wünsche. Einer ist dieser hier:

Kommt gut ins neue Jahr. Auf dass es uns allen Glück, Gesundheit und Freude bringen möge.

Und der andere Wunsch, der sieht so aus:


© Lachhaft
 
Muaaaah … diese bekloppten Dachtauben. Ich könnte mich wegschmeißen vor Gerechtigkeit. Jetzt ist alles nur noch halb so schlimm. Den Rest der Feier, den schaffe ich auch noch. Irgendwie.

© Max: Papageiengeschichten

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Für Enya

Hey, super! Weihnachten ist noch nicht vorbei, jedenfalls was die Geschenke betrifft. Haben meine entzückten Augen gerade festgestellt. Um was geht's?

Enya, die rote Teufelin aus dem Münsterland, hat mir einen Preis geschenkt. Jawohl. Darüber freue ich mich sehr. Unter Blogleuten heißt das Award. Ich glaube, das ist Pehzehdeutsch und kommt von "warten", weil man sich so einen Preis nicht selbst besorgen kann, sondern von jemandem verliehen bekommt, der sich freut, dass es meinen Blog gibt. 

Und die Enya hat mich nun dafür vorgeschlagen. Toll. Vielen Dank dafür! 

Ich möchte aber nicht mit leeren Krallen zugreifen, das wäre mir peinlich. Deshalb habe ich mich für dich eingerahmt, Enya. Es soll ein kleines Dankeschön sein. Falls du also noch eine Anregung brauchst, von wem du nachts träumen sollst, wenn alle Leckerlis schon aufgefuttert und alle Wiesen und Wälder schon abgerannt sind, dann darfst du dir gern mein Foto ausdrucken und neben deinen Schlafkorb pinnen. Mir macht es nichts aus, auf ein Sexobjekt reduziert zu werden. Das bin ich gewohnt.



Und hier kommt der Award in voller Größe:




 Dazu gehören noch die Spielregen. Sie lauten: 


Das Ziel dieser Award-Aktion ist, unbekanntere Blogs vorzustellen, die noch nicht viel mehr Leser zu haben scheinen als 200, aber die man als ansehens- bzw. lesenswert empfehlen möchte.
 
Dies sind die Regeln:
1. Bedanke dich bei dem, der ihn dir verliehen hat, und denke daran, auch  seinen Blogbeitrag zu verlinken.
2. Erstelle einen Post, in dem du das „Liebster Blog ♥“-Bild postest & die Anleitung reinkopierst (= der Text den du gerade liest) und die Blogs deiner Wahl vorstellst, mit Link zu ihrem Blog.
3. Benachrichtige deine Auswahl (ca. 3-5 Blogs) per Kommentar, daß sie den “Liebster Blog ♥”-Award von dir verliehen bekommen haben und vergiß nicht, den Link einzufügen, wo sie ihn und die Regeln in deinem Blog finden.
4. Bleibt nur noch eins: zu Hoffen, daß es sie freut und daß sie mitspielen.


Hmmm ... jetzt muss ich also drei andere Blogs nennen, denen ich ebenfalls diese hübsche Auszeichnung gönne? Ha! Da reichen ja drei gar nicht aus. Ich kenne so viele nette Blogger, die auch alle mit viel Engagement und Spaß dabei sind. Sie alle hätten diese Auszeichnung verdient. Außerdem: Wenn ich's recht überlege ... ihr lest doch auch alle in denselben Blogs wie ich. Man kennt sich doch. Also, in meiner Leseliste ist niemand ganz Neues, der gänzlich unbekannt wäre. Wem soll ich also meinen Award verleihen?

Ich mach jetzt einfach mal was ganz Ungezogenes: Ich raffe mit Dank und Freude Enyas Award ab, aber reiche ihn nicht weiter. So. Ha ha. Nennt mich gierig und egoistisch, ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren. ;-)

Stattdessen möchte ich einen Vorschlag machen. Es ist kein Award, aber eine sehr warme Empfehlung. Schaut euch Nel Blus Blog an. Dort gibt es wunderbar geschriebene kleine Gedankensplitter mit sehr schönen Fotos. Es lohnt sich!



Montag, 26. Dezember 2011

Schöne Bescherung

Und? Wie war der Heiligabend?

Um es gleich zu sagen: Ich bin stinkig. So richtig angefressen. Kommt mir bloß nicht zu nah, sonst geh ich ab wie ‘n wegpupsender Luftballon. Der dicke alte Mann im roten Bademantel hat nämlich vergessen, meine  Matchboxgarage einzupacken. Die steht noch am Nordpol im Geräteschuppen, und wahrscheinlich wird sie gerade von irgendwelchen kleinen unbefugten Lappen malträtiert. Fahren mit ihren unegalen Fingern ihre Elchschlitten die Rampe hoch und runter. Ich könnte heulen. Da wünscht man sich mal was, ein einziges Mal, und dann passiert so was.

Weggesperrt
Überhaupt der ganze Zirkus. Alle verrückt geworden. Ein Gerenne und Gelaufe. Am Vormittag hat uns die Mama im Schlafzimmer eingesperrt. Da müssen wir immer hin, wenn sie sauber macht. Wir täten ihr sonst im Weg herumhocken, tat sie behaupten. Als wir endlich wieder rausdurften, sah alles noch genauso aus wie vorher: kein Weihnachtsbaum, keine Schale mit arrangiertem Nadelgehölz, nicht mal güldene, dekorativ herumliegende Walnüsse. Halt, doch! Im Wohnzimmer am Breughel baumelte ‘ne kurze Lichterkette und am Türrahmen hingen zwei einsame rote Christbaumkugeln. Wir kennen das schon. Mehr ist nicht drin, weil die Mama meint, offenes Licht wäre nichts für leicht kokelbare Fluggeschöpfe und die Tannenzweige würden wir doch nur runterreißen und zerschreddern.

Festtagsgeduscht
Dafür legt unsere Mama viel Wert auf die kulinarische Repräsentation. Den halben Nachmittag hat sie in der Küche gestanden. Wir haben so lange ferngesehen. Danach mussten wir noch duschen und die Krallen schneiden und um sechs ging’s dann endlich los: toll gedeckter Tisch mit weißer Tischdecke, Sternchenservietten und ‘ner Landschaft aus Glitzerpapier mit Kräuselbandhaufen.
„Sollen das die Berge von Bethlehem sein?“, hat die Mia gefragt.

Es gab Frikadellen mit Pommes ausm Gefrierbeutel und Erbsen und Wurzeln. Ehe wir allerdings anfangen konnten, musste erst noch der Vollständigkeit Genüge geleistet werden. An Festtagen versteht die Mama keinen Spaß. Da muss alles korrekt sein, bis auf die Stelle hinterm Komma. Die Mettbällchen dampften, der Apfelsaft war eingeschenkt, aber die beiden Matschfalter fehlten. Jedes Jahr das gleiche Theater. Unüberhörbar aufgestanden waren sie, das konnte jeder bezeugen. Sie hatten sich sogar zur Feier des Tages ‘ne Knoblauchzehe hinters Ohr  gerieben, aber nun, als es ums Abarbeiten des harmonischen Feiertagsgemampfes ging, da taten sie kneifen.

Die Mia und die Mama sind sie suchen gegangen. Ich habe so lange  aufgepasst, dass die Erbsen nicht explodiern, der Ketschup nicht abhaut oder sonst was Fieses passiert, was einem die ganze Atmosphäre verdirbt. Nach zwanzig Minuten waren sie endlich gefunden. Der Kackbraune hatte sich –  wie letztes Jahr –  bis zum Hals im Blumentopf eingebuddelt, und der Roosevelt lag mit ‘ner goldenen Schleife zusammengezurrt wie ‘ne Kohlroulade auf der leeren Milchpackung im gelben Sack. Was soll ‘n der Mist? Die ganze Stimmung im Eimer. Nie kann mal was klappen. Die Mama tat mich angucken mit chinesischen Augen und perfekt imitierten Nussknackerlippen.
„Wir sprechen uns noch“, tat sie säuseln.

Ja, watt denn? Bin ich der Pelzfliegen Kindermädchen?

Das Essen war dann aber doch noch ganz nett. Dem Roosevelt und dem Otis ist es sowieso egal, wie die Frikadellen aussehen, Hauptsache Brathack, und ich finde fettige Elastikpommes und kaltes Dosengemüse auch mal ganz interessant.

Nach dem Aufräumen ging’s dann aber richtig los. Tür auf zum Wohnzimmer und hin zum Gabentisch. Dass wir uns richtig verstehen:  Ich will hier gar nicht erst aufdringlichem Voyeurismus Entfaltung gestatten. Was am Heiligabend in mein Eigentum übergegangen ist, geht euch nichts an, hört ihr? Nur so viel: Die Matchboxgarage war, wie gesagt, nicht dabei. Deswegen habe ich den restlichen Abend mit niemandem mehr geredet. Mir war nicht nach lärmender Fröhlichkeit. Weil die Tempotaschentücher bald alle waren, habe ich mir ‘ne Rolle Klopapier auf die Fensterbank geholt. Auf die dunkle Straße zu gucken ist auch mal ganz schön. Das macht Balsam für alles. Unterdessen haben die Matschfalter Haselnussweitwurf gespielt (immer mit Schmackes in die leere Zuckerdose hinein) … rattazäng, während die Mia sich die Krallen gelb lackieren tat mit dem Fläschchen aus ihrem neuen Nagellacksortiment. Dazu fidelte jemand Streichorchester aus dem CD-Player und die Mama war angeschickert von Mon Cherie. Doch bei der Funzelbeleuchtung von der popeligen Lichterkette tat das sowieso keiner richtig merken. Im Knofi-Mief vom Roosevelt und Otis ging das komplett unter.

Aber ich will nicht ungerecht sein. Am nächsten Morgen habe ich mir die Geschenke noch mal genauer angeschaut. Da sind echt klasse Sachen dabei. War mir am Heiligabend gar nicht aufgefallen. Da sind zunächst einmal die Fotos von den Pelzfliegen. Erst hatte ich gedacht: Was soll das denn sein? Irgendwelche Großaufnahmen? Von was denn? Vom Innenleben einer Heißmangel? Oder ist das ‘ne Makrele im Zoom? Gott sei Dank lag ‘ne Gebrauchsanweisung dabei.
„Das sind Fotos für dein Sonntagsrätsel, Eierkopf“, stand drauf.

Hey, suuuuuper. Das ist ja mal coole Idee: schon fertige Bilderrätsel. Da brauche ich mir die nächsten Wochen ja nichts mehr selbst zusammenzusuchen. Dann tu ich nur das Radiergummi, den Schneebesen und das Marzipanschwein einzustellen und ihr könnt sofort loslegen mit dem Raten. Hut ab. Da haben die beiden Nachtpelerinen ja mal richtig mitgedacht. Geschenke, die mir Arbeit abnehmen, gefallen mir besonders gut.

Als zweites Geschenk stelle ich euch ein Arrangement aus der fränkischen Provinz vor. Es stammt von der Grunzer-WG. Natürlich handelt es sich nur um eine kleine Auswahl, denn das Paket, das wir bekommen haben, war riesengroß. Das meiste ist allerdings für die Mama: Kompressionsstrümpfe, Zellulitecreme, ‘n Haltegriff für die Badewanne und all so was.

Nein, stopp! War doch nur Spaß.

Total viele tolle Sachen sind in dem Paket. Unsere Menschenfrau freut sich ‘n Loch ins Grinsen.


Für uns ist diese Schachtel feinster ausländischer Kakaoware bestimmt. Ein paar Federn von der Südpolregion der reizenden Bubi sind auch dabei. Ich habe sie euch fürs Foto auf die Pralinenschachtel gelegt. Guckt euch mal die obere Feder an. Fällt euch was auf? Nein? Na, dann liegt es daran, dass ihr Hunde und Katzen keine Ahnung habt von Vogelunterwäsche. Die Feder ist degeneriert! Sie viel zu blass. Das kommt davon, wenn man den ganzen Tag nur Salatgurke frisst. Das wässrige Zeug zieht dann ins Gefieder und gibt allem einen komischen Hellgrünschleier. Ich wage die Prognose, dass „Ökosexy“ keine Farbe ist, die sich in der Modebranche durchsetzen wird. Arme Bubi. Sie hätte was Bunteres verdient.

Über ein anderes Paket haben wir uns ganz besonders gefreut. Es kam nämlich von jemandem, den wir gar nicht kannten. Ja, denkt mal an, so was gibt’s auch. Der Absender heißt Tante Karin. Sie ist ein treuer Leser der ersten Stunde, schreibt sie. Sie kennt mich, aber ich wusste bisher nichts von ihr.


Das ganze Paket war vollgestapelt mit 1A-Papageienmüsli. Ich esse gern Müsli, besonders morgens, doch leider meint die Mama, einer richtigen Amazone gehört Schinkenbrot in den Fressnapf geschnibbelt oder Sülzkotelett, damit wir groß und stark werden. Ich hoffe, die Übermacht der appetitlichen Müslitüten wird sie nun eines Leckeren belehren. 

Ich freue mich jedenfalls ganz dolle über diese wunderbare Überraschung. Vielen Dank, Tante Karin. Damit du siehst, dass ich es ehrlich meine, habe ich ein Bild für dich gemalt. Es ist ein Selbstporträt. Kannst du’s erkennen? Der Naturalismus liegt mir im Blut. Mit naiver Kunst hab ich’s nicht so.


Boah, Mann. Was bin ich froh, dass wir inzwischen schon den zweiten Feiertag erreicht haben. Eine angebrannte Gulaschsuppe liegt hinter mir, ein DVD-Nachmittag mit Emily Erdbeer und eine Klopperei mit den Matschfaltern. Falls ihr wissen wollt, warum und wieso, müsst ihr euch gedulden. Vielleicht kriege ich in den nächsten Tagen ja mal bessere Laune zum Berichten. Beschwert euch beim Weihnachtsmann; der hat alles vermurkst. Es könnte jetzt so schön sein.

Ach, die Sache mit Anselmo gibt’s ja auch noch … und das mit meinem Weihnachtsgeschenk für Mama. Wisst ihr was? Ich will gar keine Matchboxgarage. Ich habe nie eine gewollt. Da kommt ja doch nur Wasser rausgesprüht. In drei Stufen. Mit Farbe und vollautomatischer Schranke. Und historisches Gehupe kann man auch noch einstellen und schwarzweiß karierte Fahnen raushängen lassen. Das wäre mir alles viel zu … zu … zu … *buhu…huuu*.

Soll ich euch noch was verraten? Ist doch alles ganz egal. An Weihnachten freue ich mich, dass ich ein Dach überm Scheitel habe, dass mir keine Bomben auf den Kopf fallen oder ich vor irgendwas fliehen muss. Das macht mir ein warmes Herz, so heiß wie ‘ne Currywurst in der Mikrowelle.

© Max: Papageiengeschichten

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Frohe Weihnachten

Huhu, ihr alle!

Wir, die Mia und ich, wünschen all unsern Blogkumpels, Freunden, regelmäßigen Lesern und zufällig vorbeistolpernden Blogpassanten
schöne und ruhige Feiertage.

Haut ordentlich rein beim Festtagssfutter und boykottiert alle Geschenke, die mit "S" anfangen und mit "ocken" aufhören.

Verderbt euch nicht den Magen und vergesst nicht, ab und zu den Hintern vom Sofa zu erheben und einmal um den Block zu laufen.

Um die allgemeine Harmonie nicht zu gefährden, empfiehlt es sich, von Kritik am Christbaumschmuck und an Tante Marthas Blümchenbluse abzusehen.

Alles klar?

Na dann ... hinein ins Vergnügen.

Viel Spaß.

Euer Max (rechts) und eure Mia (links)




Sonntag, 18. Dezember 2011

Rätsel 53

So, Leute, Endspurt vor Weihnachten. Noch mal schnell konzentrieren.
Was ist das?



Als Tipp sage ich: Es ist nicht aus Plastik und Präriemäusen ist das komplett egal.

Samstag, 17. Dezember 2011

Wieder Neues vom Paule

Diese Mail erreichte mich heute morgen aus dem Suchtheim:


Lieber Max,

ich nehme jetzt regelmäßig an den Vereinstreffen teil. Es gefällt mir sehr gut.

Dein Paule


© Lachhaft


JETZT mache ich mir richtig Sorgen.
  
© Max: Papageiengeschichten

Sonntag, 11. Dezember 2011

Rätsel 52



Tipp: Weil's so leicht ist, gebe ich diesmal keinen Hinweis. 

Samstag, 10. Dezember 2011

Noch mal Neues vom Paule

Der Paule am Nikolaustag
Man hört so gar nichts aus Richtung Suchtklinik. Nachdem ich dem Paule neulich ein Geflügelquartett geschickt hatte, ist alles still. Ich hoffe, er hat mein Päckchen bekommen. Nicht, dass sie ihm das Quartett weggenommen haben wegen Gefährdung des Therapieerfolgs, denn das wäre natürlich Quatsch, weil auf den Quartettkarten nicht nur Hennen zu sehen sind, sondern auch Hähne. Und alle von denen sind trocken, keiner ist nass. Das Sonderheft „Oh la la“ habe ich nur mitgeschickt, damit er ‘n bisschen was zum Tauschen hat, falls er Geld braucht für ‘nen Schokoriegel extra oder um mal jemanden zu bestechen. Man kennt doch die Währung im Knast.

Ich kann mir das Schweigen nicht erklären. Sie werden ihm am Ende doch nicht etwa den PC verboten haben? Ich mache mir Sorgen. Es gibt noch so viel zu regeln für die Feiertage, aber solange ich mit ihm keine Kommunikation schaffe, weiß ich nicht, ob alles klargeht. Ich habe daher vorsichtshalber eine Mail an die Klinikleitung geschrieben. Ich möchte mir hinterher nämlich keine Vorwürfe machen müssen, dass ich nicht alles versucht hätte.

Dies hier habe ich geschrieben:

Sehr geehrte Frau Suchtleiterin,

mein Freund Paule wohnt bei Ihnen. Falls Sie gerade noch mehr Gelbscheitelamazonen bei sich eingesperrt haben, die auch alle Paule heißen – ich meine den mit dem Duschereigeferkele. Er kommt aus Duisburg.

Ich bin mit dem Paule gut befreundet. Deshalb möchte ich an ein paar Sachen erinnern. Eigentlich sind dafür seine eigenen Leute zuständig, aber weil ich nicht weiß, ob die sich gerade mächtig freuen, dass nun jemand anders den Paule an den Hacken hat, nehme ich die Angelegenheit lieber selbst in die Hand.

Es geht um Weihnachten und Silvester. Bitte achten Sie darauf, dass der Paule am 23. Dezember nach Stuttgart fährt. Er wird die Feiertage beim Angus verbringen. Das ist ein sehr lieber Border Collie. Er hat Sanftmut, Durchblick und ein schwarzweißes Fell. Ich glaube, es wird dem Paule gut tun, wenn seine Augen mal was Dezenteres zu sehen kriegen als immerzu das intensive Grün und Rot und Gelb von uns Glanzamazonen. Manchmal ist zu viel Buntheit eben zu viel. Sie wissen ja selbst: Instabile Charaktere reagieren darauf mit Einnässen, Appetitlosigkeit oder schlichter Verwirrtheit. Aber das reicht ja auch schon.

Beim Angus bleibt der Paule bis zum 28.Dezember. Danach fährt er direkt nach Hamburg, nämlich zum Taylor. Dort wird er Silvester verbringen. Taylor ist auch ein Hund, absolut seriös und vertrauenswürdig, allerdings dreifarbig und ein Beagle. Am 3., spätestens am 5. Januar können sie den Paule dann wieder zurückerwarten, sofern er nicht sowieso nach Duisburg zurückgeschickt werden soll.

Bitte achten Sie darauf, dass der Paule die entsprechenden Bahnfahrkarten bekommt plus Platzreservierungen. Er fährt Gepäcknetz – aber bitte 1. Klasse! Meistens ist es dort ja nicht so voll, doch jetzt um die Weihnachtsfeiertage möchte ich nicht riskieren, dass er da oben zwischen irgendwelchen primitiven Landputen eingequetscht wird. Außerdem soll der Paule Geschenke mitnehmen. Ich zähle mal auf:    
  1. 1 Sonnenbrille für den Angus (gern rosa oder blau getönt, weil braun zu Schwarzweiß leicht kackig aussieht)    
  2. 1 Laptop für den Taylor (ein kleiner reicht, gern auch mit Kinderknöppen; daran kann er schon mal üben für seinen ersten eigenen Blog)    
  3. 1 Packung Mon Cherie für das Frauchen vom Angus    
  4. 1 Packung Mon Cherie für das Frauchen vom Taylor
Ich
Dazu natürlich seine Medikamente. Der Paule bekommt doch Zäpfchen, nicht wahr? Ich habe schon viel darüber gehört. Wir alle hier sind begeistert, wie fluffig er plötzlich daherquatscht und wie gut er aussieht: so sanft und stolz, irgendwie verjüngt und  auch ... verlängert. Wenn die Dinger ihm so gut bekommen, möchte ich daher vorschlagen, dass Sie ihm gleich eine Klinikpackung mitgeben. Der Angus und der Taylor werden ihm die Zäpfchen dann verabreichen, jeden Tag eins oder zwei. Da müssen Sie keine Furcht haben; die machen das gern.

Die Adressen teile ich Ihnen noch extra mit. Der Paule wird am Bahnhof abgeholt und zur Abreise wieder dorthin gebracht werden. Falls Sie Bedenken haben sollten wegen verwerflicher Großstadt und so, da kann ich Ihnen Entwarnung spenden. Mir ist weder bekannt, dass sich der Angus noch der Taylor im Rotlicht auskennen, geschweige denn, sich selbst darin aalen täten. Sie sind mit schlichtem weißen Lampenlicht sehr zufrieden. Sie haben mir versprochen, dass sie mit dem Paule viel spazieren gehen, dass sie Museen besuchen und sich gegenseitig gute Literatur vorlesen werden. Also alles total solide. Die Rechnungen für die Fahrkarten und die Geschenke richten Sie bitte an die Cora Bergwerkspute in Duisburg. Sie ist schließlich dafür verantwortlich, dass der arme Paule jetzt bei Ihnen eingekerkert ist.

Mit vorweihnachtlichem Anti-Stress-Gruß  
Matteo Maximilian von Gelbnacken  

© Originalfoto Schnabelvogel: Image After
© Max: Papageiengeschichten

Sonntag, 4. Dezember 2011

Neues von Paule

Wie ihr wisst, ist unser Freund Ferkel-Paule kürzlich in der Suchtklinik abgegeben worden. Er hält das Etablissement nach wie vor für eine Jugendherberge. Wir lassen ihn in dem Glauben, da unerwünschte Erkenntnis zu Labilität führen kann. Sonst geht’s dem Paule aber gut. Er isst anständig, hat Verdauung und soeben ein verantwortungsvolles Amt übernommen: Er klopft jeden Morgen ans Thermometer.

Sollte dennoch jemandem Mitleid oder Sorge in die Psyche schwappen, so sei hiermit ein für alle Mal bestätigt, dass wirklich alles in Ordnung ist. Hier, diese Mail hat mir der Paule heute Abend geschickt. Lest selbst und lehnt euch dann beruhigt zurück.

Mein lieber Max,

ich muss was korrigieren. Du bist gar kein fieser, intriganter Schleimling. Du bist ein wirklicher Freund. Dir liegt mein Wohl am Herzen. Das habe ich nun erkannt.

Ich seh überhaupt alles ganz anders, seit ich hier bin. Ich kriege nun Zäpfchen und jeden Mittag zum Nachtisch einen Wackelpudding. Die Herbergseltern sind toll und die Einrichtung ist supergemütlich. Früher habe ich alles für weiß und steril gehalten. Jetzt sitze ich jeden Tag mehrere Stunden auf dem gemütlichen Plastikhocker und gucke meinem Freund Dieter zu, wie er sich draußen durch den Torf wühlt. Dieter ist ein Regenwurm. Er ist ein absolut lieber Kerl und es gibt keinen Grund, warum mir die Spucke im Schnabel zusammenlaufen sollte. Trotzdem ist es so. Das ist das Einzige, was mich ein bisschen stört. Früher war ich überzeugter Vegetarier.

Ich denke viel über mich nach. Ich gucke auch oft in den Spiegel. Dann werde ich sentimental, weil ich einsehe, dass das, was mich dort anschaut, ein liebenswerter Vogel ist. Er hat hübsches weiches Gefieder, einen attraktiven symmetrischen Schnabel und einen ganz reizenden Blick. Warum habe ich das vorher nicht so gesehen? Warum habe ich immer den fiesen, unersättlichen Macker raushängen lassen müssen? Das war doch gar nicht nötig. Jetzt weiß ich: Die Evolution liebt mich.

Mich überkommt die Scham, wenn ich daran denke, wie ich meine Leute behandelt habe: die arme Cora! Die Mama! Dich! Überhaupt die ganze Welt! Und das alles nur, weil ich glaubte, als Amazone fehlte mir was. Nein, mir fehlt nichts. Ich bin vollkommen, so wie ich bin. Das ist mir jetzt klargeworden.

Du brauchst mir also keine Fotos mehr von den langbeinigen Duschschlampen zu schicken. Ich hätte lieber eine Aufstellung über Maden und andere Würmer. Gibt es so was? Mit Bild und mit Angaben zu Geschmack und Proteinen? Bitte guck mal nach, ob du so was findest. Wir dürfen hier nur zwei Mails am Tag schreiben, aber nicht surfen, sonst würde ich selbst nachgucken.

Bitte grüß alle nett von mir.

Ich bin so glücklich, dass ich hier sein darf. Und dass mich die Zäpfchen jeden Tag überhaupt nicht stören, darüber bin ich auch sehr froh.

Dein Paule

P. S. Ich schicke dir mein neustes Foto mit. Es ist gestern aufgenommen worden, als ich in der Küche beim Frikadellenkneten zugeschaut habe. Ich hoffe, man sieht, wie gut ich mich schon erholt habe, obwohl ich noch nicht lange hier bin.



© Foto: Image After
© Max: Papageiengeschichten

Samstag, 3. Dezember 2011

Rätsel 51

Das ist jetzt aber leicht, nicht?


Als Tipp gebe ich den Hinweis: Es ist mit roter Farbe und nicht aus Samt.