Erinnert ihr euch, dass ich vorige Woche acht geworden bin? Und dass es eine Überraschungsfeier gab? Über das, was wir am hellen Tag erlebt haben, hatte ich euch ja ausführlich berichtet. Danach hatte ich hier im Blog um einen kleinen Spendenbeitrag gebeten, damit meine Matchboxautos eine neue Unterkunft bekommen. Die neue Garage kostet viel Geld. Leider fiel die Reaktion auf meine freundliche Ansprache außerordentlich taub aus. Nur ein sehr großzügiger Spender aus Franken, der aber nicht näher genannt werden will, hat mir eine größere Summe (und zwei Tüten Gummibärchen) zukommen lassen. Bedingung: Ich muss ihm alles erzählen, was abends auf der eigentlichen Fete passiert ist. Besonderes Interesse legt er auf moralische Ausschweifung und Missbrauch geistlicher Getränke.
Da ich leider den Zettel mit seiner E-Mail-Adresse verlegt habe, aber dennoch eine tiefe Verpflichtung fühle zum Einhalten meines Vertragsanteils, muss ich diesen Bericht nun hier einstellen. Ich bitte jene Leser, die den Grunzer kennen, ihm Bescheid zu sagen, dass sein Schnüffelreport jetzt online ist und hier nachgelesen werden kann. Ferner möchte ich darauf hinweisen, dass selbstverständlich jederzeit von den im Bericht genannten Personen Wünsche geäußert werden dürfen, falls jemand seinen Namen oder unliebsame Informationen unkenntlich gepiept haben möchte. Die Preisliste bitte schriftlich anfragen.
So, das waren die Formalitäten, jetzt geht’s los.
Zum Abendessen hatte uns die Mama den Balkon festlich geschmückt. Es gab Luftballons, Luftschlangen, Sitzkissen, bunte Servietten und viele Windlichter. Noch war’s hell, als wir anfingen. Die beiden Matschfalter sind erst später, als es schon dunkel war, dazugekommen.
Das Büfett bestand aus Schnittchen mit Limo, Wasser und Cola. Die Mama hatte alles mit Mayo-Kringeln und Radieschenrosen verziert. Letztere sind allerdings unsern Nachbarn im unteren Stockwerk in die Geranien gehopst. Ich wusste gar nicht, dass die so sportlich sind. Den zweiten Unfall kriegte der Harald ab: Der Schnabel ist ihm zugeklebt. Vom Camembert. Ich fand es nicht weiter schlimm, aber die Mia hat ununterbrochen „O-Gott-o-Gott … Liebster!“ gejault. Ihr Gezerre an seinen Flachklappen brachte aber nichts; erst als ich den Fettlöser aus der Küche geholt und ihm eine ordentlich Portion auf die Gosche gesprüht hatte, konnte die Labersperre beseitigt werden.
Die beiden Hundis, die Smilla und die Isi, haben sich sehr gefreut über die dicken Kasslerscheiben auf dem Graubrot. Sie meinten, daheim gäb’s so was nicht, weil zu fett und zu prollig. Mich wiederum hat’s sehr gefreut, dass ich ihnen diesbezüglich ein so schönes Erlebnis bescheren konnte. Man muss nur authentisch sein. Die Gäste spüren das und fühlen sich dann automatisch wohl.
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Zur Erinnerung: Das waren meine Gäste |
Nach dem Essen, als es schon dämmerig wurde für die Windlichter, ist die Mama noch mal gekommen und hat gefragt, ob wir alles hätten, sie täte uns jetzt allein lassen, sie ginge in die Kneipe an der Ecke:
„Junge Leute müssen ja nicht überall die Eltern dabei haben, nicht?“
Wir haben noch gewartet, bis unten die Haustür zugekracht ist, dann sind der Paule, die Mia und die Smilla erst mal losgezogen in den Keller, die Accessoires holen. Der Stiesela und Hubertus standen auf der Balkonbrüstung und haben die Körbe hochgezogen. So kamen nach und nach die Bierflaschen, die Weinflaschen und auch der Eierlikör in unsere Bar. Das Zeug hatte die Mia heimlich besorgt. Wodka und Rum waren auch darunter. Es war der zweite Teil ihres Geburtstagsgeschenks. Der erste Teil, das Mobile aus Chips und Goldfischli, hatte nur dazu gedient, die Mama in die Irre zu führen. Sie mag ja keine spirituellen Philosophenzirkel, nicht mal wenn sie selbst gar nicht mitzumachen braucht. Die Mia ist doch nicht so dumm, wie ich dachte. Ganz schön schlau, so ein Ablenkungsmanöver.
Als der Paule zurückkam aus dem Keller, hatte er eine Weste an. Sie war aus Jeans mit einem weißen Fransenrand, in der Mitte stand „Harley-Club 2004“. Vorne zwischen den Zipfeln guckte seine Plauze raus.
„Ist dir kalt?“, tat die Isi fragen.
Sie selbst trug jetzt eine Wolke aus „Misty Jungle“. Das ist Mias Parfüm. Es stinkt nach vergessenem Wiesenbewuchs im Zelophanbeutel, aber gut – so blieben wenigstens die Mücken weg.
Dafür waren die Pelzfliegen wieder da: frisch ausgeschlafen mit ordentlich gebürsteten Kotletten. Sie grabschten noch schnell nach den Mortadellascheiben, während die Cora schon dabei war, mit dem Handfeger die Reste unterm Balkongitter durchzuschieben. Das Geschirr hat der Harald reingetragen. Die Isi holte neue Gläser, der Stiesela die Schalen mit dem Knabberzeug, und der Paule legte die erste CD ein. Es war der Ententanz. Die Smilla schickte die Augen zur Decke. Die Persenning grinste zurück.
„Darf ich bitten?“
Der Paule tat die Hacken zusammenknallen:
„Der erste Tanz gehört natürlich meiner Liebsten.“
Sofort kriegte die Cora Schamverfärbung an Wange und Fußrunzeln. Dann tat sie kichern wie ‘ne Stachelbeere, die zum ersten Mal ‘ne nackte Gurke sieht, und watschelte los zum gemeinsamen Flügelgefalte und Kniegewippe.
„Schau dir die beiden Idioten an“, habe ich der Smilla zugeflüstert.
Ihre Vorderpfoten waren irrsinnig samtig. Endlich hatten wir mal ein bisschen Zeit für private, erotische Beschäftigung.
Doch leider nicht lange. Jetzt kam die Isi angelatscht:
„Will jemand Weinbrandbohnen?“
Sie hielt uns den Teller hin. Ich glaube, es fehlten schon eine ganze Menge. Außerdem war mir, als hätte die Isi vorher nicht ganz so … wie soll ich sagen? … glücklich gegrinst. Ich kenne die Isi ja noch nicht lange. Da weiß man noch nicht, wie sich die einzelnen Speisen und Getränke auswirken.
Als der Paule seine Cora zurück aufs Kissen gedrückt hatte und nur noch dümmliche Plätschermusik lief, tat sich der Stiesela melden:
„Leute, wie wär’s mit einem kleinen Spiel?“
Okay, für einsame Herzen ist es immer ein guter Einstieg, wenn man ein wenig humorvollen Körperkontakt anbietet. Also haben wir erst stille Post gespielt und dann Eierlaufen. Dazu kriegte jeder nacheinander ‘ne Backpflaume auf den Esslöffel gelegt (der Hubertus wegen Popeligkeit ‘ne Rosine auf ‘nen Teelöffel). Dann war der Parcours zu nehmen, immer um die Smilla, die Isi und den Harald herum und jeweils einmal unterm Bauch hindurch. Das hatten wir so eingerichtet, weil so schnell keine andern Hindernisse aufzutreiben gewesen waren. Außerdem waren die drei zu groß zum Selberlaufen. So viel Platz gibt unser Balkon nicht her.
Die drei Torbögen machten ihre Sache prima. Wir andern taten den jeweiligen Läufer anfeuern.
„Go, Mia, go!“
„Smilla, zieh den Bauch ein!“
„Coraaaaa! Noch ‘n Stück!“
„Isi, hoch mit der Kiste!“
Gemecker gab’s nur über den Hubertus. Die beiden weiblichen Hindernisse taten nämlich behaupten, er würde ihnen extra mit dem Puschel am Gewölbe kitzeln, damit sie voller Reflex in die Höhe schießen für eine Sonderportion Kopffreiheit, während wir andern uns beim Durchkriechen alle ein bisschen bücken mussten. Der Hubertus fand das aber überhaupt nicht lustig:
„Ihr seid ja niedlich! Die Isi schwankt! Und sie tut mich betäuben! Mit Besoffenem-Heu-Aroma! Ich habe Angst!“
Daraufhin mussten diplomatische Interventionen getätigt werden. Man einigte sich schließlich darauf, dass sich die Isi für den „albernen Gebüsch-Tarzan“ entschuldigt und der Hubertus bei den nächsten Runden seinen Schwanz einklappt. Am Ende gewonnen hat der Stiesela. Man soll’s nicht glauben, aber ein Leben voller Wassertreten und Löwenzahnsalat bringt eben doch eine gewisse körperliche Geschicklichkeit mit sich, wenngleich mir persönlich intellektuelle Fähigkeiten lieber sind. Im Grunde hat der Stiesela auch nur gewinnen können, weil der Harald immer extra mit dem Hintern runtergegangen ist, wenn ich drankam. Das habe ich genau gemerkt. Um mich herum war’s dann immer sehr warm und wolkig. Ich hab dann nichts mehr sehen können; das ist eindeutig Benachteiligung. Aber egal – die andern hatten sowieso schon mit dem Tanzen angefangen. Die Cora hatte auch schon ein paar Cocktails gemixt:
„Was is ‘n da drin?“
„Was zum Abnehmen, was zum Muskeln kriegen, was zur Teilung deiner zwei Gehirnzellen und was zum Klappe halten.“
Ich finde nicht, dass Weiber in eine Bar gehören. Sie haben keine Ahnung, wie man den Kunden Wohlbefinden vermittelt und das Gefühl exklusiver Daseinsberechtigung.
Ich habe mir eine Cola geholt. Im Balkonkasten war noch Platz zum Sitzen neben einer Neuanpflanzung Knabberbrezeln und einer halb leeren Flasche Kosakenkaffee. Unter mir tat sich der Stiesela ausruhen. Ihm kamen leise Jappsgeräusche aus dem Schnabel. Dem Harald steckte was Beulenartiges im Hals, wahrscheinlich eine Olive. Jedenfalls war er ordentlich am Schütten, damit das Ding ins Rutschen käme. Kirschlikör mit Salzgemüse? Na, wer's braucht. Die ewige Paddelei im Wasser macht sich eben auf vielfältige Weise ungünstig bemerkbar. Eine niedrige Esskultur gehört dazu.
Neben mir tanzte jetzt der Paule mit der Isi. Eins-zwo-drei-vier. Die Schlappohren hingen ihm links und rechts über die Schulter und bei jedem Rückwärtsgang knallte die Isi mit dem Hintern ans Balkongeländer. Ich dachte, gleich geigt sie ihm ‘nen Spruch ans Stirngelb, aber nein, sie tat nur weiter gläubig kichern.
„Wie du führen kannst – einmalig.“ Sabber, sabber, grins, grins.
Plötzlich ein Aufschrei. Er kam aus der Küche. Ich bin natürlich gleich hingerannt. Hinter mir kam die Cora angeschlurft. Es war die Smilla. Sie hatte im Kühlschrank nach Sprühsahne für den Creme-Whisky gesucht und dabei zwischen den Gläsern mit den Würstchen und den Mixed Pickles zwei lustige Figürchen entdeckt. Sie hockten dort, ohne was zu sagen. Vom Aussehen her hätte ich auf eine Art Eiswürfelförmchen getippt. Flügel waren vorhanden. Gegen dünne Putten sprach allerdings ihre Körperbehaarung.
„Mein Gott! Das ist der ja Roosevelt! Und der Otis!“
Sofort wurden die Pelzfliegen aus dem Kühlfach gehoben. Die Smilla tat sie anhauchen und vorsichtig anschlabbern.
„Wer macht denn so was!“, tat sich nun auch die Cora in die Empörung mischen.
Die Matschfalter erhielten Transportservice hinaus auf den Balkon. Dort tat sie die Smilla umarmen zwecks auftauen. Sie lagen ihr direkt zwischen den Vorderbeinen, unter sich ein Kissen, neben sich die warmen Achselhöhlen zum Anschmiegen. Ich fand es ziemlich impertinent, weil doch die Smilla meine Verlobte ist und ich derartige Intimität als Ankratzen meiner männlichen Rechte betrachte. Aber ich wurde nur angeschnauzt:
„Du hältst die Klappe, ja?“
Als es zu jucken anfing wegen der Kälte auf der Haut, hat die Smilla an die Isi übergeben. Die hat den Roosevelt und den Otis mit ihren Flauschwedeln zugedeckt. Aber da taten sie sich schon wieder ganz gut bewegen. Auf ein Notfallbrüten durch den Harald konnte daher verzichtet werden. Es wäre sowieso nur für den allergrößten Notfall gewesen, weil die andern Angst gehabt hätten, dass der Harald die Pelzfliegen zerdrückt, wenn er auf ihnen hockt. Später, als das Taugut wieder so weit genesen war, dass es mir bereits die Zunge rausstrecken konnte, hat die Mia ihnen zehn Euro in die Pfoten gedrückt und gesagt, sie sollen zu MacMampf gehen und sich ‘nen schönen Abend machen; hier wären ihre Anwesenheit gerade nicht ganz passend.
Überhaupt die Mia. Ich war angenehm überrascht von ihr. Nicht nur, dass sie uns den ganzen Fusel zum Feiern spendiert hatte, sie hatte auch die Dachtauben bestochen, damit sie uns in Ruhe ließen. Ich hatte mich schon gewundert, denn sonst hocken sie doch immer in Scharen auf der Dachrinne, brüllen „Eierkopf“ oder „Knackwurst“ zu mir runter und pfeffern mit Tomaten nach mir. Diesmal aber war alles ruhig – herrlich. Für all die tollen Geburtstagsgeschenke werde ich der Mia demnächst mal (wenn keiner guckt) einen ordentlichen Schmatz auf den Schnabel drücken. So wie an diesem Abend macht Familie haben Spaß.
Der andere Zwischenfall, der mit dem Paule, kam der eigentlich gleich danach, oder war da erst noch die Sache mit der Eistorte? Ach, Mensch, ich krieg ein bisschen was durcheinander. – Nee, ich glaube, andersherum ist es doch richtig. Ich weiß noch, dass die Smilla wie wild Rock ‘n Roll getanzt hat, und zwar zuerst mit dem Hubertus, dann mit dem Stiesela. Da hockte der Harald mit der Mia auf dem Schoß neben der Stereoanlage und tat mit den Plattfüßen den Takt verhunzen. Gegenüber lag die Isi auf ‘nem Kissen, den Hubertus neben sich … kicher, kicher … und hörte zu, wie der Puschelpopel ihr vortrug, wie sie es schaffen täte, die Schlappohren so in die Höhe zu föhnen, dass sie gerade stehen blieben und obendrein die Enden in stylischen Pinseln auslaufen würden:
„Guck mich an – bei mir klappt’s ja auch.“
Genau. Jetzt erinnere ich mich. Das war der Augenblick, als die Cora und der Paule plötzlich mit ‘nem Karton auftauchten. Sie zerrten ihn hinter sich her. Vor mir machten sie halt. Der Deckel wurde aufgeklappt. Zum Vorschein kam eine riesige Torte.
„Für dich“, hat die Cora gesagt. „Das ist Eis. Unser Geburtstagsgeschenk. Von Paule und mir.“
Ja, richtig. Sie hatten mir ja noch gar nichts geschenkt. Das war mir gar nicht aufgefallen. Aber jetzt, wo die Torte da lag, so glänzend und voller Verlockung, das war schon große Kreuzfahrt.
Der Paule hat sie in Stücke geschnitten und jeder hat zugegriffen. Ich glaube, in der Torte war auch ein bisschen Alkohol. Zumindest wäre es eine Erklärung, warum das mit dem Paule passiert ist. Er hatte vorher doch gar nicht so viel getrunken. Aber plötzlich, nachdem er das erste Stück halb aufgefuttert hatte, schoß er in die Höhe. Er guckte sich um. Und tatsächlich, jeder konnte es sehen: Sein Schwanz begann sich langsam zu kräuseln. Dann rollte sich der Schwanz ein und flutschte ihm an den Hintern. Dort blieb er hängen wie die Wurst einer Papiertröte, bevor sie sich wieder ausrollt, wenn man reinbläst. Der Paule kriegte vor Entsetzen Glubschaugen; wir andern haben vor Schreck zu essen aufgehört.
Na ja, was soll ich sagen? Es gab dann eine Riesendiskussion. Jeder hat an der Schwanz-Caneloni herumgezogen, jeder hatte eine Begründung, was passiert war, und jeder einen Vorschlag, was jetzt zu tun wäre. Gebracht hat alles nichts. Schließlich hat sich der Stiesela aus seinem Kissen gewurschtelt und gelallt:
„Komm mal mit, Kumpel. Lass den Fachmann ran.“
Dann sind die zwei im Haus verschwunden. Wie wir später erfahren haben, hat der Stiesela den Paule in Mamas Schlafzimmer geführt, weil dort die Bügelmaschine steht. Die hat er angeschaltet und den Paule veranlasst, sich so hinzustellen, dass der Stiesela den Schwanz ausrollen und ihn zwischen die Plättwangen schieben konnte. Das hat auch gut geklappt. Nur hat der Stiesela nicht mehr rechtzeitig den Knopf gefunden, womit man die Plättdinger wieder aufkriegt. Und so ist dem Paule der Schwanz bis zum Anschlag weggekokelt. Die arme Socke tat dann nur noch trübsinnig auf dem Balkon hocken und vor sich hinglotzen, wahrscheinlich aus Scham. Währenddessen hat der Stiesela die Rumpulle an den Schnabel gelegt und vier große Züge getan, vermutlich ebenfalls aus Gründen des erhofften Vergessens. Noch Tage später, als die Feier längst vorbei war, hat die Mama noch jedes Mal geschnuppert, wenn sie ins Schlafzimmer kam. Es täte dort so nach abgefackeltem Suppenhuhn riechen. Merkwürdig … und es täte gar nicht weggehen, so sehr man auch lüfte.
Gegen Mitternacht mussten wir die Musik leiser drehen wegen der Nachbarn. Da lag die Isi schon auf dem Rücken und schnarchte. Wir haben sie später ins Wohnzimmer gezogen und zugedeckt. Der Harald hatte Schluckauf und popelte der Mia mit dem Zeigefinger im Bauchgefieder herum. Der Stiesela guckte glasig, die Cora brummte „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“, mit dem rechten Fuß bis zum Knöchel in einem Stück Eistorte versunken, und ich hatte meine Smilla neben mir. Sie tat warm und lieb atmen. Okay, es roch nach Fusel, aber alles andere abwärts war noch völlig okay.
Als es kalt wurde, sind der Hubertus und der Harald nach Hause gegangen. Er hätte ‘ne Menge Weg sparen können, der Teichheini, wenn er nicht auf jeder Treppenstufe im Wechsel die Wand und das Geländer abgeschnorchelt hätte. Ich hoffe, er hat bis zum Hellwerden die Haustür gefunden. Der Hubertus trug ein Beutelchen auf dem Rücken. Später hat mir die Mia erzählt, dass dort die Pistazienkerne drin waren, die er aus der Mortadella gepult hatte, und die Haselnüsse aus der Eistorte. Oh Mann, das ist ja krank. Er sollte mal Fachhilfe aufsuchen. Die Krankenkasse zahlt doch bei Kleptomanie. Damit braucht sich niemand ohne Behandlung herumzuschlagen.

Wir andern haben uns noch das Feuerwerk angeguckt. Jawohl. Mir zu Ehren hat man’s gezündet. Nur wegen mir ... mir … mir! Ich weiß zwar nicht, wer es genau gemacht hat und wo, und sehr lange hat‘s auch nicht gedauert, aber es war die absolute Schau. Die roten Kugeln, die so aufspringen wie ein Stern, die mag ich am liebsten. Vielleicht hatte das die Stadtverwaltung spendiert oder der Bürgermeister. Das macht man ja oft so, wenn besonders verdiente Bürger einen ganz besonderen Geburtstag feiern, nicht wahr?
Danach sind wir bald reingegangen. Mit Party war dann nicht mehr viel. Wir haben’s uns gemütlich gemacht, auf dem Sofa, im Sessel, oder wo auch immer, und sind bald eingeschlafen. Ich hatte natürlich meine süße, warme Smilla neben mir. Das war das größte Geschenk, das man mir machen konnte. Aber meine Freunde um mich zu haben und die Isi und den Paule kennen zu lernen, das war natürlich auch ganz toll.
Am nächsten Morgen durften wir länger schlafen. Die Mama hat uns Frühstück gemacht mit Kakao, Müsli und Brötchen. Die Matschfalter waren längst wieder eingeflogen und schnarchten wie gewohnt im Kleiderschrank. Leider konnten die Gäste nicht viel länger bleiben, weil es doch wochentags war und zumindest die Isi wieder arbeiten musste. Die Cora und der Paule sind mit dem Taxi zum Bahnhof gefahren und dann weiter mit dem ICE nach Hause. Wegen seinem abgekokelten Schwanz hatte er ein bisschen Manschetten. Was wohl die Tante Gisela dazu sagen täte! Er lebt doch noch nicht lange dort und dann gleich so was! Wir haben ihm ein Aspirin gegeben. Die Cora hat eine Viertelstunden mit Mundwasser gegurgelt:
„Geht’s jetzt? Oder miefe ich noch immer nach Schnaps?“
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Die Smilla und die Isi bei der Abfahrt |
Gleich darauf sind auch die Smilla und die Isi gefahren. Der Chauffeur stand gegen Mittag vor der Tür. Erst sollte es nach Hamburg gehen, die Smilla abladen, anschließend weiter dorthin, wo die Isi wohnt. Ich fand, sie sah eigentlich ganz frisch aus. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie von uns allen am längsten geschlafen hatte. Sie war ja schon auf dem Balkon weggeschnarcht. Eins weiß ich jedenfalls ganz genau: Weinbrandbohnen biete ich ihr nie wieder an. Die machen ihr ja völlige Enthemmung. Und nachher bin ich noch schuld, dass sie ihren Fülmtext nicht mehr weiß und die Probe vergeigt. Nee – in Zukunft kriegt sie Katzenzungen. Die passen auch viel besser zum Hund. Bohnen sind was für Vegetarier.
Schade, es war so ein wunderschöner Tag. Geburtstag haben ist wirklich klasse. Nächstes Jahr will ich wieder so eine Feier haben. Dann aber mit noch mehr Freunden und im Garten. Dort ist mehr Platz.
Und wenn mein großzügiger Auftraggeber aus Franken jetzt immer noch nicht zufrieden ist, sondern noch mehr Details wissen will, kostet das Aufpreis, 25 % Gefahrenzulage. Ich muss nämlich sonst mit ‘ner Menge Gegendarstellungen rechnen.
© Max: Papageiengeschichten
Originalfotos (Cora und Paule): G. H.
Originalfoto (Stiesela): U. W.
Originalfotos (Smilla und Eichhörnchen): Smilla the Heeler
Originalfotos (Isi und Schwan): Basset Schlappohren
Fotos (Torte und Feuerwerk): A. T.
Originalfotos (Max und Mia): A. L.