Freitag, 19. Februar 2021

Da bin ich wieder

Mann-o-Mann, Frauen und Technik. Jetzt hat die Putze einen Monat lang am PC herumgefummelt, und trotzdem musste das Ding in die Werkstatt. Natürlich ist dadurch unser gesamter Nutzungsplan durcheinander geraten. Ich kam nicht mehr an meine Mails heran.
 

 

Zwar hätte ich - theoretisch - auf mein Smartphone ausweichen können, doch das stand mir gerade nicht zur Verfügung. Auf die Gründe möchte ich nicht näher eingehen. Nur so viel: Seifenschalen mit Einweckgummis links und rechts gelten nicht als medizinische Masken. Jedenfalls behauptet das die Putze. Ich habe ihr geraten, auf Flüssigseife im Spender umzusteigen, doch da hat sie erst recht herumgebrüllt. Deshalb musste ich alle Bestellungen stornieren, die bereits eingegangen waren, außerdem den Kunden ein Entschuldigungsschreiben schicken - per Post mit eigenhändiger Unterschrift und Briefmarke von meinem Taschengeld! 

Auch von der Mia kam keine Hilfe. Sie hat sich geweigert, mir ihr Smartphone auszuleihen. So war ich komplett weg vom Fenster und habe nichts mitgekriegt. Was war denn inzwischen los bei euch? Glücklicherweise bin ich seit kurzem wieder online und habe inzwischen einiges an Erkundigungen eingeholt.

Vom Pit kam die Nachricht, dass er sich zu einem Yoga-Kurs angemeldt hat. Oh-oh, die Knochen! Man sei ja immer so steif, wenn man sich mal aufsetze oder gar aufstehe bei seinem anstrengenden Geschäftsführerjob. Das müsse anders werden. Und als hätte der Himmel ihn erhört, habe just ein passender Werbeflyer auf der Treppe gelegen: Yoga für gestresste Homeoffice-Leute. Besonders gefalle ihm, dass der Meister genauso ein Rotgeringelter ist wie er selbst. Das verdoppele natürlich gleich die Motivation. Der Kurs beginnt am 1. März. Der Pit freut sich schon sehr darauf. 
 

Hier der Pit in orthopädisch ungünstiger Arbeitshaltung
 

Und hier der Yoga-Meister in orthopädisch empfohlener Arbeitshaltung. Man beachte außerdem den glücklichen Gesichtsausdruck.

 

Ebenfalls Gedanken gemacht hat sich der Luke. Er ist ja ständig auf der Suche nach Innovationen für sein Business. Dabei wird selbstverständlich auch bei der Konkurrenz geschaut. Das hier hat ihn geradezu elektrisiert: 



 
Halt, nein, er meinte das hier:
 


Ja, so müsse das sein: eine durchgetaktete Hierarchie mit einem charismatischen Kopf an der Spitze. Das habe ihn sehr zu denken gegeben, hat der Luke gesagt. Wahrscheinlich sei er einfach zu weich als Chef, zu nachgiebig und zu tolerant. Das sei ihm jetzt klar geworden, nachdem er das Foto gesehen hat. Und da ihn nichts davon abhält, gute Ideen sofort in die Tat umzusetzen, übt er jetzt täglich vor dem Spiegel. Er arbeitet an seiner Mimik und selbstverständlich an den nonverbalen Signalen, die er aussendet. Mindestens 30 Minuten steht er unbeweglich da, nur die Gesichtsmuskeln werden bewegt, vornehmlich die Partie um die Stirn, also das, was den entschlossenen, unnachgiebigen Ausdruck verleiht. Aber weil die Amy total blöde „Hast du Midlife?“ gefragt hatte, laufe jetzt außerdem eine Kamera. Die Ergebnisse werden jeden Abend ausgewertet. Noch sei er nicht ganz dran am Arschloch-Gesicht, meint der Luke, aber keine Bange, das werde schon.

Der Karlsson hat eher die umgekehrten Probleme. Ihm sei manchmal sehr öde in seinem Gutsherrensprengel, hat er gesagt. Immer Patrouille laufen; Hasen, Igel und Enten zurechtweisen; Zäune und Grenzsteine kontrollieren; den Untertanen zunicken; die Ovationen der Stare, Elstern und Rehe entgegennehmen; das alles vermisse oft eine spielerische Leichtigkeit. Man erstarre ja geradezu in würdevollem Ernst. Das sei nicht gut. Hier, der Bursche mache es richtig, er versuche es zumindest. Ob er sich auch mal so einen Ball zulegen soll? 

 

 
Die Mia freut sich, dass die Friseure bald öffnen. "Puh", meint sie. "Sonst fällt man womöglich ehrgeizigen Laien in die Hände und dann ist man geschädigt für den Rest seines Lebens." Noch kämpft sie um einen Termin. Die Nachfrage ist groß. 


Und die Cora? Ja, die Cora ist inzwischen angeschrieben worden, denkt mal an! Von einem „älteren Herrn, jünger aussehend, durchtrainierte Figur, Wassersportler, humorvoll mit einem Sinn fürs Häusliche“.
„Wie kommt der auf mich?“, hat sich die Cora gewundert. „Ich habe doch gar keine Kontaktanzeige aufgegeben.“
Tja, wie das Leben so spielt, nicht wahr? Ob sie dem sympathischen Herrn antworten wird, habe ich leider nicht in Erfahrung bringen können. Es war von „Glitschlappen“ die Rede und von „Grätengreis“, als sie mit der Mia telefonierte. Ich wusste gar nicht, dass die Cora so oberflächlich ist, schließlich sollte man sich freuen, wenn man ab einem gewissen Alter noch angesprochen wird. 

 

Ja, der Lockdown treibt bisweilen bunte Blüten. Ich wurde von der Mia und der Cora als „Arsch“ bezeichnet. Das wäre in normalen Zeiten nie passiert. Lasst nichts anbrennen, Leute. Wir haben noch viel vor. 
 

           Hund mit Ball, Gans, Rochen: Morguefile 

© Max: Papageiengeschichten