Samstag, 10. Dezember 2011

Noch mal Neues vom Paule

Der Paule am Nikolaustag
Man hört so gar nichts aus Richtung Suchtklinik. Nachdem ich dem Paule neulich ein Geflügelquartett geschickt hatte, ist alles still. Ich hoffe, er hat mein Päckchen bekommen. Nicht, dass sie ihm das Quartett weggenommen haben wegen Gefährdung des Therapieerfolgs, denn das wäre natürlich Quatsch, weil auf den Quartettkarten nicht nur Hennen zu sehen sind, sondern auch Hähne. Und alle von denen sind trocken, keiner ist nass. Das Sonderheft „Oh la la“ habe ich nur mitgeschickt, damit er ‘n bisschen was zum Tauschen hat, falls er Geld braucht für ‘nen Schokoriegel extra oder um mal jemanden zu bestechen. Man kennt doch die Währung im Knast.

Ich kann mir das Schweigen nicht erklären. Sie werden ihm am Ende doch nicht etwa den PC verboten haben? Ich mache mir Sorgen. Es gibt noch so viel zu regeln für die Feiertage, aber solange ich mit ihm keine Kommunikation schaffe, weiß ich nicht, ob alles klargeht. Ich habe daher vorsichtshalber eine Mail an die Klinikleitung geschrieben. Ich möchte mir hinterher nämlich keine Vorwürfe machen müssen, dass ich nicht alles versucht hätte.

Dies hier habe ich geschrieben:

Sehr geehrte Frau Suchtleiterin,

mein Freund Paule wohnt bei Ihnen. Falls Sie gerade noch mehr Gelbscheitelamazonen bei sich eingesperrt haben, die auch alle Paule heißen – ich meine den mit dem Duschereigeferkele. Er kommt aus Duisburg.

Ich bin mit dem Paule gut befreundet. Deshalb möchte ich an ein paar Sachen erinnern. Eigentlich sind dafür seine eigenen Leute zuständig, aber weil ich nicht weiß, ob die sich gerade mächtig freuen, dass nun jemand anders den Paule an den Hacken hat, nehme ich die Angelegenheit lieber selbst in die Hand.

Es geht um Weihnachten und Silvester. Bitte achten Sie darauf, dass der Paule am 23. Dezember nach Stuttgart fährt. Er wird die Feiertage beim Angus verbringen. Das ist ein sehr lieber Border Collie. Er hat Sanftmut, Durchblick und ein schwarzweißes Fell. Ich glaube, es wird dem Paule gut tun, wenn seine Augen mal was Dezenteres zu sehen kriegen als immerzu das intensive Grün und Rot und Gelb von uns Glanzamazonen. Manchmal ist zu viel Buntheit eben zu viel. Sie wissen ja selbst: Instabile Charaktere reagieren darauf mit Einnässen, Appetitlosigkeit oder schlichter Verwirrtheit. Aber das reicht ja auch schon.

Beim Angus bleibt der Paule bis zum 28.Dezember. Danach fährt er direkt nach Hamburg, nämlich zum Taylor. Dort wird er Silvester verbringen. Taylor ist auch ein Hund, absolut seriös und vertrauenswürdig, allerdings dreifarbig und ein Beagle. Am 3., spätestens am 5. Januar können sie den Paule dann wieder zurückerwarten, sofern er nicht sowieso nach Duisburg zurückgeschickt werden soll.

Bitte achten Sie darauf, dass der Paule die entsprechenden Bahnfahrkarten bekommt plus Platzreservierungen. Er fährt Gepäcknetz – aber bitte 1. Klasse! Meistens ist es dort ja nicht so voll, doch jetzt um die Weihnachtsfeiertage möchte ich nicht riskieren, dass er da oben zwischen irgendwelchen primitiven Landputen eingequetscht wird. Außerdem soll der Paule Geschenke mitnehmen. Ich zähle mal auf:    
  1. 1 Sonnenbrille für den Angus (gern rosa oder blau getönt, weil braun zu Schwarzweiß leicht kackig aussieht)    
  2. 1 Laptop für den Taylor (ein kleiner reicht, gern auch mit Kinderknöppen; daran kann er schon mal üben für seinen ersten eigenen Blog)    
  3. 1 Packung Mon Cherie für das Frauchen vom Angus    
  4. 1 Packung Mon Cherie für das Frauchen vom Taylor
Ich
Dazu natürlich seine Medikamente. Der Paule bekommt doch Zäpfchen, nicht wahr? Ich habe schon viel darüber gehört. Wir alle hier sind begeistert, wie fluffig er plötzlich daherquatscht und wie gut er aussieht: so sanft und stolz, irgendwie verjüngt und  auch ... verlängert. Wenn die Dinger ihm so gut bekommen, möchte ich daher vorschlagen, dass Sie ihm gleich eine Klinikpackung mitgeben. Der Angus und der Taylor werden ihm die Zäpfchen dann verabreichen, jeden Tag eins oder zwei. Da müssen Sie keine Furcht haben; die machen das gern.

Die Adressen teile ich Ihnen noch extra mit. Der Paule wird am Bahnhof abgeholt und zur Abreise wieder dorthin gebracht werden. Falls Sie Bedenken haben sollten wegen verwerflicher Großstadt und so, da kann ich Ihnen Entwarnung spenden. Mir ist weder bekannt, dass sich der Angus noch der Taylor im Rotlicht auskennen, geschweige denn, sich selbst darin aalen täten. Sie sind mit schlichtem weißen Lampenlicht sehr zufrieden. Sie haben mir versprochen, dass sie mit dem Paule viel spazieren gehen, dass sie Museen besuchen und sich gegenseitig gute Literatur vorlesen werden. Also alles total solide. Die Rechnungen für die Fahrkarten und die Geschenke richten Sie bitte an die Cora Bergwerkspute in Duisburg. Sie ist schließlich dafür verantwortlich, dass der arme Paule jetzt bei Ihnen eingekerkert ist.

Mit vorweihnachtlichem Anti-Stress-Gruß  
Matteo Maximilian von Gelbnacken  

© Originalfoto Schnabelvogel: Image After
© Max: Papageiengeschichten

14 Kommentare :

  1. Hallo Du grüner Süßling,
    wir freuen uns schon sehr auf Paule und werden eine Ecke im Wohnzimmer "Vogelgerecht" einrichten.
    Selbstverständlich werden wir die Zugänge zum Wasser (Küche und Badezimmer) sicher, nicht dass der kleine Mann noch rückfällig wird.
    Natürlich wird er bei uns auch in den Genuss von viel frischer Luft kommen, wir werden aber beim Spaziergang den See ausschliessen, um einen Rückfall zu vermeiden.
    Lieber Max, sobald Du Info von der Klinik hast, wann wir den Paule vom HBH abholen sollen, gib uns doch bitte Bescheid.
    Tayler hat sich bereit erklärt, mit Paule Therapiegespräche zu führen, als wasserscheuer Hund hat er vielleicht die Möglichkeit ihn zu "erreichen".
    Wir freuen uns :-))))
    Einen schönen dritten Advent an Euch alle,
    Mona und Anhang

    AntwortenLöschen
  2. Ui, das ist schön, Tante Mona. :) Eine Sorge weniger. Die Cora sollte sich bei dir bedanken. Du lädst schließlich große Verantwortung auf dich, aber was macht sie? Sitzt wahrscheinlich zu Hause und futtert Butterstollen, die egoistische Pute. X(

    Ja, euch auch einen schönen Advent. Mit viel Kerzengedufte.
    Euer Max

    AntwortenLöschen
  3. Ach Max,
    das ist doch selbstverständlich, wir helfen wo wir können :-).
    Deine Mona und Anhang

    AntwortenLöschen
  4. Hi Max,

    ich finde das voll rührend wie du dich um deinen alten Freund kümmerst. Super wie du seinen Freigang - äh ich meinte natürlich die Feiertage für ihn planst und mit den anderen zusammen organisierst.

    Aber jetzt so ganz unter uns... Weißt du, ich habe immer noch manchmal so ein bisserl Seh und Wahrnehmungsproblemchen mit der neuen Gleitsichtbrille.
    Aber du Max *räusper* Haben diese coolen Zäpfchen eigentlich arge Nebenwirkungen??? Der gute Paule scheint mir in letzter Zeit optisch schon recht auffallend verändert. Seh ich das irgendwie zu übertrieben??? Mutiert er etwa zu irgendetwas was ich als Hundehalter nicht verstehe??? :-/

    Besorgte Grüße,
    die Klarissa

    AntwortenLöschen
  5. Och nee, Tante Klarissa, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Der Paule ist unter den Zäpfchen höchstens ein bisschen flauschiger an der Konsistenz und etwas intensiver in den Farben, aber sonst ist optisch alles okay. Andernfalls hätte ich schon längst Alarm geschlagen.

    Hast du deine Gleitsichtbrille von so 'nem Ständer aus dem Drogeriemarkt? :|

    AntwortenLöschen
  6. - Ne! Von der Frau Dr. eigenhändig vermessen und verschrieben - UND beim Optiker meines Vertrauens gefertigt. UND vom dann etwas blass ums Näschen gewordenen Ehemann zähneknirschend bezahlt... ;)

    Ich will meine Adleraugen wierderhaben!!! DIE, die bis vor kurzem noch sooo toll funktioniert haben!!! :((

    LG, Klarissa

    AntwortenLöschen
  7. Gräm dich nicht, meine Mama ist auch blind wie 'n Maulwurf, wenn sie nicht ihre Lesebrille auf hat. :D

    AntwortenLöschen
  8. Ob das nicht besser ist, wenn der Paule noch ne Reisebegleitung bekommt? Ich find das gefährlich, wenn er allein unterwegs ist!
    L.G. Diva

    AntwortenLöschen
  9. Ach, Diva, der Pittbull-Begleitservice ist doch so schweineteuer. :(

    AntwortenLöschen
  10. Achherrjehmineh, wieso läßt Paule nichts mehr von sich hören ? Hoffentlich hat die Suchtanstalt keinen Teich in den er rein gefallen ist, also wirklich Max, wie kannst Du ernsthaft die Feiertage für ihn verplanen, wenn Du nicht einmal weißt, was mit ihm los ist.
    Omi hätte Paule übrigens auch sehr gern genommen, nur bei ihr ist überall Wasser und außerdem noch Rotlichtmilieu @-)
    Wünsch Dir eine gute Woche: PIT

    AntwortenLöschen
  11. Ja nu, Pit. Soll ich warten, bis sich der Paule zuuuufällig nach Heiligabend meldet? Dann ist es zu spät für seine Reiseplanung. Also mach ich vorher alles klar. Du siehst doch, die Cora rührt sich nicht. Dabei wäre sie dafür zuständig und nicht ich. 7:P

    Rotlicht im Wasser? Deine Omi lebt doch nicht etwa auf einer Boje? Ihr seid echt komische Leute, muss ich schon sagen.

    AntwortenLöschen
  12. Wir werden den Paule morgen besuchen. Er sieht ja mittlerweile wieder einigermaßen normal aus. D.h. eigentlich sah er die ganze Zeit aus wie ein Paule eben aussieht. Die Veränderungen im Aussehen existieren immer nur in seiner Fantasie. Das kommt durch die starken Medikamente. Dann macht er Fotos von seinen Freunden und schickt sie dem Max. Ihr braucht ihn Weihnachten nicht zu euch zu nehmen, wir schaffen das schon. Trotzdem, ganz lieb von euch. Ich melde mich nochmal, wenn wir wieder hier sind.

    AntwortenLöschen
  13. Na, das ist ja köstlich. Da tut man und macht man, und dann muss der Alte doch wieder seinen Hintern als Spitze auf den heimischen Christbaum stülpen. Für dich hol ich nie wieder die Pommes aus dem Fett, Cora. Nie wieder. [-(

    AntwortenLöschen
  14. Sorry Max, bin ein bisschen spät mit antworten, aber der Stress, der Stress, ...
    Gut, das du alles organisiert. Das erleichtert die Sache.
    Dub ist halt ein ganz Feiner !

    Wir werde den Paule auf jeden Fall mit Glanz und Gloria empfangen. Morgen gehe ich den roten Tepich kaufen. Ansonsten werde ich supergut auf den Kleinen aufpassen.

    So, das wars ganz kurz für heute.
    Ich drück dich, Grünfeder
    Angus

    AntwortenLöschen