Montag, 27. Dezember 2010

Rätsel 10

Weiter geht's. Diesmal in Weiß:



Eins kann ich verraten: Es ist kein Buntstift und nichts, womit man Spiegeleier macht.

Sonntag, 26. Dezember 2010

Hilfe - mein Schaschlikspieß!

Ist es zu fassen!

Weihnachten ist noch nicht rum, aber schon wird betrogen und geraubt.

Hatte ich der Mia nicht extra Anweisung gegeben, dass sie ihre Krallen von meinem Schaschlikspieß lassen soll? Und was ist das hier?




Na, der hab ich aber was getutet!

Hier bin ich beim Anpirschen:



Über das, was danach kam, decke ich den Flügel der Lücke. Mein Gott, können Weiber schrill plärren.

© Max: Papageiengeschichten

Samstag, 25. Dezember 2010

Meine Geschenke

Na, wie war’s bei euch gestern? Hat sich die Weihnachtsbescherung bezahlt gemacht, oder hat es ihr an Ergiebigkeit gefehlt?
Also ich kann nicht klagen. Das hier kam von meinem Freund Grunzer:



Okay, ein Lamborghini sieht in Frankenland vielleicht etwas anders aus als im Rest der Welt, aber lila ist schon mal große Klasse. Ich habe die Karre neben meine zitronengelbe "Ente" gestellt; da kommt sie prima zur Geltung. Die Haribo haben auch gut geschmeckt, hätten aber ein paar mehr sein können.  Fledermäuse mögen so was nicht, denen tut das Pickel verursachen und Verstopfung - sollte der Grunzer langsam mal wissen. Nicht auszudenken, wenn ich nicht auf alles aufpassen täte.
Dann war noch dies in einem andern Paket:

Bammelspielzeug für artige Amazonen

Das Paket ist von Tante Michèle, von ihr und der ganzen Familie. Es hatte so furchtbar geklappert in dem Karton, als ich ihn geschüttelt hatte. Da dachte ich schon, der Pauli wäre drin und würde mit seinen  Hasenzähnen und seinen Plastikhaarspangen gegen die Wände scheppern. Ihr ahnt gar nicht, wie froh ich bin, dass nur Spielzeug drin lag. Nicht noch ein Austauschschüler, nicht noch einer! Die beiden dusseligen Schaufelhufen und der australische Weißmützenheini sind genug an Zumutung, aber das ist eine andere Geschichte, davon erzähle ich euch später. 

Jedenfalls, die Spielsachen von der Tante Michèle sind super. In Wahrheit sind es noch viel mehr als oben auf dem Foto: gaaaanz viele, alles voll, das ganze Paket. Gebimmel und Gebammel in jeder Größe. Denkt euch - sogar ‘n Schaschlikspieß aus Holzscheiben ist dabei! Den habe ich mir immer gewünscht. Eigentlich muss ich ja alles mit der Mia teilen, doch den Spieß, den kriegt sie nicht! Ich hab ihr gesagt, sie soll die Krallen davon lassen und lieber an den Lederbändern knappern, das täte ihrem Lippenstift viel bessere Schonung erteilen. Vorsichtshalber habe ich den Schaschlik sofort beiseite geräumt. Hier seht ihr mich bei der Vorbereitung auf die erste nähere Qualitätsprüfung:

Ich mit dem Schaschlikspieß

Und hier bin ich bei der Liebko… äh … bei der praktischen Anwendung. Och joa, sieht gut aus am Kletterbaum. Liegt auch gut im Fuß. Danke, Tante Michèle, das hast du gut ausgewählt.


Von der Mama und der Mia habe ich natürlich auch Geschenke bekommen. Vom Wunschzettel waren aber nur drei dabei. Das Juckpulver fehlt leider und auch die Zwille mit der extra breiten Einlegeschlaufe für etwas größere Wurfgeschosse. Das finde ich ärgerlich. Die Mama hat wissen wollen, wofür ich das brauchen täte. Dabei hat sie so ‘nen komischen Ton an der Stimme gekriegt, so wie es Leuten passiert, die gerade denken, sie hätten einen noch rechtzeitig vom Doppelmord an zwei harmlosen Ming-Vasen abgehalten. Was die Mama immer hat! Dem Roosevelt ging es doch gut. Nur der Otis war nach der vielen Schokolade noch kackbrauner als sonst und war die halbe Nacht nicht vom Eierbecher runtergekommen. Mich tat das stören, deshalb hatte ich eine Tupperdose drübergestülpt.

So, das war mein Bericht vom diesjährigen Gabentisch. Was sonst noch drauflag, verrate ich nicht. Ihr werdet sonst neidisch. Jetzt gehe ich in die Küche und probier meinen neuen Chemiebaukasten aus. An der Farbe muss ich noch was ändern; die Mama hat sich gestern sehr erschrocken über die neongrüne Bratensoße.

© Max: Papageiengeschichten

Sonntag, 19. Dezember 2010

Rätsel 9

Langsam glaube ich, ihr könntet denken, wir haben alles in Schwarz:



Dies ist wieder leicht. Trotzdem ein Tipp: Es ist kein Frühstücksbrettchen, wo ich mein Nutellabrot drauf schmiere.

Samstag, 18. Dezember 2010

Unglaublich …!

Und das so kurz vor Weihnachten. Das wird der Geschichtsschreibung neue Kehrtwende geben. Ratet mal, was ich entdeckt habe?

Bei uns war gestern Adventsbasar im Freizeitheim. Jeder durfte dort ausstellen, was er gebastelt hatte oder nicht mehr gebrauchen konnte. Wir hatten einen Stand gemeinsam: die Mama mit ihren selbst gedrehten Pralinen, die Mia mit Tausch von Geo-Cache-Trophäen und ich mit meinen doppelten Matchbox-Autos. Es gab gut zu tun, vor allem wegen Geld kassieren, denn Mamas Konfekttütchen waren die heißesten Semmeln unter all den Strohsternen und den gestrickten Eierwärmern. Und dann musste natürlich mit jedem Kunden stundenlang geschnattert werden, meist übers Backrezept, aber wenn den Leuten nichts mehr einfallen wollte, dann tat’s auch Ansprache über den Schnee und die Qualität der Hallenheizung. Mir war so, als hätte der Weihnachtsmann mich höchst persönlich fürs Testen seiner Rentierglocken ausgewählt. Das war ein Gebimmel und Gebammel in meinen Ohren ohne Erbarmen.

Ich bin bald abgehauen. Mal gucken, was die andern zu verkaufen hatten. Und wie ich da herumklettre von einem Campingtisch zum nächsten, denk ich, ich guck nicht recht. Da hatte einer Krimskrams vom Flohmarkt aufgebaut: alte Weingläser mit Oma-Schliff und ‘ne Drahtkatze zum Anbieten von Salzstangen, dazwischen lag so ‘n gelber Fetzen Papier mit Fransenrand, so wie man ihn sonst nur zu sehen kriegt im Museum im Guckkasten unter Glas. Ich habe natürlich gleich gewusst, was für ‘ne Sensation das war, ich tat mir aber nichts anmerken lassen wegen Runterdrücken vom Kaufpreis. Mein Gesicht war eine einzige Idiotenmine. Der Mann, dem das Papier gehörte, sollte erst mal verraten, wo er das Ding herhatte.
„Von meinem Onkel vom Dachboden“, hat er gemeint. „Keine Ahnung, was es damit auf sich hat."

Dann hat er erzählt, dass sein Onkel Ägyptologe gewesen sei (das sind Menschen, die sich für vergangenen Wüstensand interessieren), aber nur aus Hobby. Von all dem vergilbten Papierzeug wäre nur dieser eine Zettel  übrig geblieben. Darauf täte irgendwas vom Königsfriedhof in Giseh dargestellt sein oder ‘ne andere Gravur vom Nachbarort, keine Ahnung, er täte sich damit nicht auskennen. Wenn ich den Zettel haben wolle, für 50 Cent wäre er meiner.

Na, ob ich da zugegriffen habe! Dieser Schwachkopp – denkt, es würde sich um einen gewöhnlichen historischen Werbeprospekt handeln: „Heute billig Feigen von der Oase „Anubis“, das Kilo gegen 2 Pfund Nil-Hecht“ oder so was in der Art. Schön blöd. Jetzt gehört die Sensation mir!

Ich bin sofort nach Hause geflogen. Die Mia hat mir dafür später den Flügel um die Ohren gehauen, weil sie und die Mama am Abend alles allein wieder abbauen und nach Hause schleppen mussten, aber das war mir egal. Der Zettel lag jetzt im Glasrahmen von Mamas Freischwimmerausweis mitten auf dem Esstisch und ich saß daneben und tat mich in erster Interpretation üben.

Die Entzifferung ist viel einfacher, als ich gedacht hatte, zumindest der erste Teil. Ich tu euch das mal erklären, ja? Hier unten seht ihr den Zettel.


Wie gut zu erkennen ist, geht‘s um eine Küchenszene. Ein Kantinensklave hält einen Kochlöffel in der Hand. Er möchte ein Hähnchengericht zubereiten. Das sieht man an der Ente, die über ihm schweben tut. Sie soll gleich in die Suppe. Links am Rand sind die Messer aufgereiht. Darunter, unter dem Kochlöffel, werden die Leute vorgestellt, die dann zum Frikassee erwartet werden, und darüber, oberhalb des Kochlöffels, sind die Gewürzdöschen beschrieben.

So weit ist alles noch ganz einfach, nicht wahr? Jetzt aber kommt’s. Seht ihr, was da rechts unten ist? Ganz unten in der Ecke? Richtiiiiig! Das ist eine Amazone. Schafft ihr Ermessen, was das bedeutet? Bisher hat es doch immer geheißen, wir Amazonen wären gebürtig aus Mittel- und Südamerika, aber jetzt taucht plötzlich einer von uns in Ägypten auf, und das schon vor 5000 Jahren. Wie kommt er dahin? Damals gab’s doch noch keinen internationalen Handel mit uns. Wie auch, wenn Christoph Kolumbus und seine Amerika-Entdeckung noch gar nicht geboren waren.

Nun, wenn so etwas voll der Fragezeichen und voller Ungeheuerlichkeit passiert und niemand da ist, der einem das erklären tut, dann muss man selbst nach Antwort suchen. Wie gut, dass ihr mich habt. Es ist nämlich so: Mein Vorfahre, der hier abgebildet ist, muss von Costa Rica übers Meer geflogen sein. Vielleicht hat er auch ein Floß benutzt und hat sich von Wasserschweinen rüberrudern lassen, oder Thunfische haben ihn gezogen, bis er am Strand von Marokko endlich aussteigen durfte. Jedenfalls war es eine große Leistung. Man braucht Köpfchen dazu. Und Mut. Möwen sind dafür viel zu langsam, Geier zu eitel und Falken zu blöd.

Wie er dann nach Ägypten gekommen ist, ist leider genauso wenig aufgemalt wie sein Name und sein Alter. Möglich ist wiederum, dass er geflogen ist oder mitgeschunkelt auf einem Kamelrücken mit einer Wüstenkarawane. Irgendwann war er jedenfalls da. Er hat einen wichtigen Beruf ausgeübt, das steht schon mal fest. Denn sonst wäre er dort nicht hingemeißelt worden, wenn er nur der Karottenschrapper vom Hilfskoch gewesen wäre. Wahrscheinlich war er der Berater vom Chefkoch oder der Facility Manager vom gesamten Kantinenbetrieb. Oder aber er hat sogar als Chemiker gearbeitet. Diese Leute waren nämlich besonders geachtet, weil sie so tun konnten, als täten sie das Essen vom König vergiften, damit wiederum die Vorkoster ihren Job machen durften. So ging alles Hand in Hand. Wer auf Gravur landete, gehörte zur Palastcreme – und mein Vorfahre war einer von ihnen!

Über die Details muss ich noch weiteres Kopfzerbrechen machen. Ich werde mal vorsichtige Recherche in Historien-Foren einholen. Zeit genug habe ich ja jetzt, denn die Mama hat mir Hausarrest gegeben, weil ich doch gestern ohne Abmeldung abgehauen bin. Ich hoffe, jemand schenkt ihr zu Weihnachten einen neuen Bilderrahmen, bevor sie merkt, dass da jetzt mein Wüsten-Dokument drin hängt. Natürlich habe ich ihr nichts erzählt von meiner Entdeckung. Sie täte es sowieso nicht verstehen. Sie hat mehr Interesse für Pudding kochen, abspülen und Voliere putzen. Mit solchen Leuten kann man keine geistige Unterhaltung pflegen.

Aber ihr andern – ihr verratet mich doch nicht etwa? Ich will nicht, dass mir die Presse die Bude einrennt. Erst mal muss ich Kontakt herstellen zur internationalen Fachwelt, dann erst tu ich an die Öffentlichkeit gehen. Also bitte: psst über meine Entdeckung, Stillschweigen halten.

© Max: Papageiengeschichten

Dienstag, 14. Dezember 2010

Futterberatung

Endlich, darauf hatte ich gewartet. Mein Termin war da, meine Exklusivberatung bei so ‘ner Mampf-Marie, die gesundes Vespern studiert hat.

Nicht, dass ich das nötig hätte, ganz und gar nicht, schließlich bin ich nicht dick, aber wenn man als Hennenheld weiterhin so erfolgreich sein will wie ich, dann muss man zusehen, dass alles voller Geschmeidigkeit und Energie bleibt und man nicht aus Versehen was verschenkt an Potential. Immer nur Hanteln stemmen und Enerschie-Drinks schlucken tut ja auf die Dauer sehr einseitig sein. Heißt es nicht: „Nur wenn Vitamin und Folsäure fröhlich pfeifend deine Kloake verlassen, dann hattest du die richtigen Freunde zu Gast“?

Seht ihr, deshalb wollte ich meiner Ernährung mal ganz offiziell Absegnung geben. Wir haben hier in der Nähe eine Weiberschleuse, „Gesundheits-Center“ genannt, wo sich Hausfrauen die Rundhüften abhopsen und anschließend in der „Relax-Launsch“ sitzen und an Rucola-Blättern knabbern. Dort tut auch eine Professionelle arbeiten, also eine, die wissenschaftlich genau weiß, welche Kalorie voller Aufmunterung weitergeleitet werden darf und welche getadelt werden muss. Bei ihr macht die Gebühr nicht so ein großes Loch in mein Taschengeld (und in die Ersparnisse vom Roosevelt und vom Otis), daher hatte ich mich dort zur Anmeldung entschlossen; sonst wäre ich nämlich lieber zu ‘nem richtigen Kerl gegangen, der auf Männer spezialisiert ist, im Box-Club zum Beispiel oder bei den Bodybuildern. Aber sie war ganz nett. Melanie hieß sie. Ihre Figur tat sich gut eignen, um meiner Mama Heulkrämpfe zu verpassen.

Zum ersten Termin war ich nur wegen Angucken da. Ich hatte an die Tür geklopft und war auf dem Schreibtisch gelandet, nachdem sie „Ja, bitte“ gerufen hatte. Sie tat mich anglotzen:
„Du bist ja ein Vogel!“
„Na und?“, habe ich geantwortet. „Ist das ‘n Problem?“
„Nein, nein“, hat sie schnell Hinzufügung gemacht (bestimmt, damit ich nicht wieder abhaue und ihr nicht mein Geld durch die Lappen geht). Sie täte sich nur noch mal rasch in die Materie einlesen müssen, ich wäre der erste Vogel seit ihrem Examen. Dann ist sie aufgestanden und hat Zettel aus einem Karton gekramt. Die soll ich mit nach Hause nehmen, ausfüllen und zum nächsten Termin wieder mitbringen. Das war alles. Ich bin dann noch kurz unten in der Halle beim Weiber-Imbiss vorbeigeflogen. Ob sie Currywurst hätten, habe ich den Saftpanscher hinter der Theke gefragt. Nein? Na, macht nichts, dann täte ich eben zur Pommesbude gehen. Bei einer Frau mit Ringelwolle um die Waden und Bademantel in Schweinerosa habe ich freundliche Erkundigung eingeholt, wie rasch denn die Joghurt-Pampe, die sie da löffeln würde, wirken täte. Nicht so flott, was? Aber sie soll sich nicht grämen, Buddha und Pavarotti wären schließlich auch dick gewesen und trotzdem berühmt geworden.

Daheim habe ich die Zettel auf dem Esstisch ausgebreitet. Was die alles wissen wollten! Gewicht ging ja noch. Das weiß ich von meiner letzten U-10-Untersuchung. Da hatten sie mich in einen Eimer gesteckt und auf die Waage gestellt. 588 Gramm tu ich wiegen. Das ist absolute Spitzenqualität, weil ich groß bin. Jawohl. 40 cm, gemessen vom Schwanz bis zum Scheitel. Okay, da muss man noch ‘n bisschen was abziehen, weil, wenn ich stehe, die Beine ja kürzer sind als der Schwanz – aber nicht viel! Ganz genau kann man das sowieso nicht messen, denn dazu müsste ich mich an so ‘ne Strichlatte an die Wand stellen. Doch das geht nicht  – da ist der Schwanz im Weg. Entweder müsste ich ihn hochklappen, um den Hintern an die Wand zu drücken, aber dann würde mein Kopf nach vorne abstehen, oder ich hätte den Schwanz vorne zwischen die Beine geklemmt und der Hintern täte passen, aber dann wäre der Rücken krumm. So hat mich die Mama einfach mal flach auf den Tisch gelegt und das Messband angehalten. Seitdem bin ich eben 40 cm groß – basta. 

Ich vorm Messen

Ha! Ob ich Alkohol trinken würde, stand da noch. Bin ich der Coco? Und ob es Krankheit in der Familie gäbe, Diabetes oder Jodmangel. Da habe ich hingeschrieben: „Die Mia, meine Mitbewohnerin, tut zu viel Gelee-Bananen naschen, und unserer Mama (Menschenfrau) schwillt der Hals an und glubschen die Augäpfel raus, wenn sie mich zusammenbrüllt.“ Ich tröpfel ihr manchmal heimlich Jod aus dem Medizinfläschchen in die Gulaschsuppe, damit es besser wird, aber hingeschrieben habe ich es natürlich nicht, dort ins Formular, wegen Privatsphäre. Meine Behandlung ist schließlich noch in der Beta-Version, und nicht dass ich später meinen Nobel-Preis mit jemanden teilen muss.

Oder wie es stehe mit Unverträglichkeit und Allergie. – Ja, hier! Gegen alles Rotobst, gegen Spinat, Lebertran und Karottensaft. Dann kam der wichtigste Teil: das Mampf-Protokoll. Dazu muss man eine Woche lang aufschreiben, was man sich in den Schnabel schiebt. Man darf nichts weglassen, nicht mal den Hustenbonbon zwischendurch. Ich habe sieben Blätter aus Mamas Taschenkalender gerissen und einen Stift daneben gelegt. Am nächsten Morgen ging’s los.

Nun, ich will euch keine Langeweile bereiten mit dem Kopieren der ganzen Liste; ich gebe euch hier nur Ausschnitt wieder, nämlich den ersten Tag; das tut reichen für einen Eindruck. Ich habe Folgendes gegessen:

2 Scheiben Toastbrot mit Butter und Nutella
3 Spekulatius
3 Dominosteine
1/4 Apfel á 50 g
1 Würstchen
3 Esslöffel Kartoffelsalat (mit Creme fraiche, Erbsen und Majo)
1 Klecks Ketchup
1 Schälchen Vanillepudding (selbst gekocht)
17 Salzstangen
8 große Paprikachips
14 „Würmer“ (Erdnussflips)
5 Fischli
1 Scheibe Toast (Vollkorn) mit Quark (40 % Fett)
1 Brathering aus dem Glas
1 Mon Cherie
3 Marzipankartoffeln

Zu trinken:

5 Becher Kakao (Pulver)
1 Glas O-Saft
2 Gläser Cola light

Als die Woche um war, bin ich mit den sieben Zetteln und den andern Formularen zurück zum Korpulenzzentrum geflogen und habe sie bei der Mampf-Beraterin in den Briefkasten gesteckt. Danach musste ich noch ein paar Tage warten, bis sie alles ausgewertet hatte. Am vorigen Donnerstag saß ich wieder bei ihr auf dem Schreibtisch. Sie tat ernst gucken. Ich hatte schon Schreck, dass sie mich nun zwingen täte, als Vorzeigemodell für vorbildliche Ernährung mit auf Seminar zu gehen. Doch sie hat nur geseufzt und „Tja ...“ gesagt. Dann ging das Gesäusel los:
„Mein lieber Max ...“
Wenn Weiber schon so anfangen, braucht man seine Gehirnzellen gar nicht erst zum Apell antreten zu lassen, dann stellt man seine Ohren am besten gleich auf Orkan.
„Weißt du denn, was Amazonen so essen?“, hat sie wissen wollen.
„Natürlich“, habe ich geantwortet. „Steht doch alles auf meinen Zetteln drauf.“
Nein, das täte so nicht ganz stimmen, machte sie Behauptung, bei meinen Verwandten in Costa Rica oder wo genau ich herstamme wäre es ein klein wenig anders.
„So?“
Was geht mich der Futterplan meiner Cousins und Cousinen im Dschungel von Nicaragua an? Ich tu sie ja noch nicht mal kennen.
„Sie ernähren sich von frischem Obst, pflücken Bohnensamen von den Sträuchern und trinken sauberes, klares Wasser.“
Ihre Stimme hatte was von Tadel und Triumpf. Den Tonfall kenn ich von meinen Weibern daheim, besonders wenn Kopfschütteln oder Zungenschnalzen dabei ist.
„Na und? Öko-Freaks gibt’s überall.“
Sollte ich der Tante jetzt vom Grunzer und seinen Bio-Karotten erzählen?
„Fällt dir nichts auf, Max?“, tat die Melanie irgendwann wissen wollen, nachdem ich ihr mit Schweigen und verschränkten Flügeln lange Trutzwall gegeben hatte.
„Nö.“
Da hat sie wieder Seufzen vorgeführt und angefangen, von Calcium zu erzählen, von Riboflavin und von Kohlenhydraten.  Dass ich von dem Einen zu wenig hätte, vom andern zu viel und überhaupt alles ganz traurig und schlimm wäre.
„Du futterst zu fett, zu einseitig, zu viel!“

Kann gar nicht sein. Die „Würmer“ sind aus gesunder Freilandhaltung, ein kalorienarmer Apfelschnitz war ja auch dabei, und wenn ich die Chipstüten beiseite lege, ist immer noch was übrig für morgen.
„Du musst besser aufpassen, was du isst, Max.“
Meinte sie wirklich mich? Ich tat mich vorsichtshalber umgucken, ob sie nicht etwa einen andern Patienten neben der Tür vergessen hatte.
„Von den Süßigkeiten und dem Knabberkram darfst du nur einmal in der Woche was essen; Ketchup und Mayo sind tabu, Cola auch. Stattdessen: gekochter Broccoli, Salat, Birne, Mango, Papaya, ab und zu ein Löffelchen Magerquark und viiiiiiel Wasser zum Nachspülen.“

Mich taten nun endgültig Zweifel bedrängen, dass die Lady Ahnung hatte von Papageien-Bedarf. Ich wolle ja nicht neugierig erscheinen, habe ich deshalb voller Verständnis gesagt, aber mich täte schon sehr interessieren, über welche Vögel sie Ausbildung gemacht habe. Über Finken und Kolibris vielleicht? Das täte nämlich eher hinkommen. Sie könne es ruhig zugeben, denn das ergäbe wenigstens Sinn von den popeligen Portionen her und von der grässlichen Zusammensetzung.

Sie aber hat nur weiter stur geglotzt und zwischendurch wieder Seufzerei ausgestoßen. Schließlich hat sie unter den Schreibtisch gegriffen und ein großes Blatt auf die Ablage gelegt. Ob ich erkennen täte, wer darauf abgebildet sei, hat sie wissen wollen. – Natürlich, das links auf dem Bild, das war ich. Ich hatte ihr das Foto ja selbst mit reingelegt in den Umschlag, weil es so in den Forderungen auf dem Formular gestanden hatte.
„Schön, und wer ist der andere Vogel rechts daneben, Max?“
Hm ... trotz genauer Untersuchung tat mich der Kerl absolut nicht tangieren.
„Tut mir Leid – wir kennen uns nicht.“
„Ach hör doch auf – das bist auch du! Guck genau hin. So wirst du mal aussehen, wenn du weiter so unvernünftig futterst wie jetzt. Das ist eine Computersimulation, ein Zukunftsbild.“

Vorher - nachher

Tatsächlich, der Wampenheini war ich. Ha! Ich mit dickem Bauch. Ulkig.
„Toll, kann ich das Bild behalten?“, habe ich gefragt.
Mir war, als wäre die Mampf-Gutachterin ein wenig in sich zusammengesunken, aber das kann auch getäuscht haben. Jedenfalls hat sie mir das Bild in eine Tüte getan, zusammen mit allerhand andern Blättern, wo Tabellen drauf waren und Menü-Tipps, und hat mir zum Abschied den Fuß geschüttelt. Es ging alles ein bisschen plötzlich. Aber ich hatte sowieso keine Fragen mehr. Unten im Hof stand gerade ein Müllcontainer offen. Das passte gut, denn so konnte ich mein Bild aus dem Kuvert nehmen und dem Rest gleich umweltgerechte Entsorgung geben.

Im Nachhinein frage ich mich, ob sich das viele Geld gelohnt hat. Ich meine, was habe ich erreicht? Ich bin bei einer Expertin für Kolibri-Diät gelandet. Andererseits habe ich ein klasse Fantasie-Foto von mir bekommen. Aber steht das in gutem Verhältnis? Ach, egal. Ich werde der Tante zu Weihnachten eine Tüte Backpflaumen ... nein, besser noch Nougatringe ... ja, genau, Nougatringe ... schicken und eine Karte dazuschreiben:
„Genießen Sie mal Entspannung.“
Bei vielen Leuten nämlich tun zu viel Ballaststoffe verkrampfen. Die Menschen werden dann humorlos.

© Max: Papageiengeschichten

Sonntag, 12. Dezember 2010

Rätsel 8

Nach langer Zeit kommt mal wieder was in Schwarz:



Tipp lautet diesmal: Man braucht es nicht zum Schwimmen, nicht zum Kochen, und in Grün gibt es das auch.

Ho ho ho

Es ist wieder so weit, die Pflicht ruft: Also latschen wir ohne Klagen Tannennadeln durch die Wohnung, schaukeln auf dem Adventskranz, kegeln mit den Mandarinen Dominosteine um, rösten Erdnüsse über der Kerze, bis die Rußfäden Flecken auf die Tapete machen, und tunken Spekulatius in den Kakao, dass uns der Magen schäumt.

Wir wünschen euch allen eine tolle Weihnachtszeit. 

Viel Spaß. Viel Freude. Viel Glück.

Dies kommt von Herzen von eurer Mia und eurem Max


Dienstag, 7. Dezember 2010

Rätsel 7

Hier eine neue Herausforderung:



Tipp: Es ist leicht zu errraten.

Viel Spaß.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Doch noch frei laufende Paulis?

Es gibt neue Erkenntnis aus der Pauli-Forschung. Ein Team aus internationalen Experten macht Annahme, dass es in abgelegener Wildnis noch Exemplare von einheimischen Paulis gibt. Dieser Hinweis wurde gefunden bei der Suche nach verbuddeltem Mandarin-Haushaltsgerät. Wo genau das Foto geknipst wurde, verraten die Entdecker aber nicht, damit nicht jeder Justin und nicht jeder Kevin gleich losrennt, um Sensationsguckerei am Fundort zu machen. Mir ist es allerdings gelungen, das Foto in meine Krallen zu kriegen. Seht selbst. Für meine Leser ist mir kein Preis zu teuer. 


Aufregend, nicht? Ich hoffe sehr für unsern verwirrten weißen Hochländer bei Tante Michèle, dass ihm das Trost geben wird, weil er nun nicht mehr allein ist. Bestimmt wird er bald Vergleich machen können, ob er noch genauso aussieht wie seine wilden Verwandten und ob die alle eigene Namen haben, oder ob er der Einzige ist mit kompletter Abweichung von seiner Art, so dass man mit völligem Recht Mitleid fühlt mit der armen Socke. Ich meine, es muss doch schön sein, wenn man endlich seine Sippschaft wiederfindet, nicht wahr? Sobald es Neues gibt, berichte ich natürlich weiter.

Bei der Gelegenheit habe ich übrigens zwei andere Fotos erwerben können. Sie waren nicht ganz so teuer. Lange hatte ich mich in Überlegung gewälzt, ob ich sie euch zeigen soll, denn sie sind nicht ganz ohne brisant. Aber dann siegte mein reines Reporter-Gewissen, wo nichts Dreckiges dran klebt, und außerdem könnt ihr ja auch 'nen ordentlichen Happen vertragen, ohne gleich wegzuweichen wie 'ne Salzstange in der Spülmaschine. Wir sind ja alles Tiere voller Aufklärung und gutem Urteilsmanagement.

Also aufgepasst, hier kommt das erste Beweisfoto. Es stammt von einem Fotografen, der anonym bleiben will. Er wohnt in Franken. 


Wer hätte das gedacht? Der Grunzer – so was! Aber sicher handelt es sich nur um eine peinliche Verwechslung. Es gibt ja Tausende von Grunzers in Frankenland, und ganz bestimmt ist es total falsch, hier die Annahmen zu hegen, es handelte sich um den Beweis für ein Doppelleben. Wer so was denkt, ist ... na, Mensch, jetzt fällt mir das Wort nicht mehr ein. Jedenfalls, ich denke so was nicht - ich wollte es nur gezeigt haben. Nix sonst.

Das zweite Bild ist ... gniiieee ...  aufgenommen vom Satellitendienst "Spektakel-View". Die haben da so Kameras, die herumsurren immer um die Erdkugel, und mit denen kann man jeden Taubenschiss auf dem Pflaster heranzoomen. Denen tut nichts entgehen. Deshalb habe ich jetzt die Freude euch mitzuteilen, dass die Cora in der ausländischen Pampa eine große Berühmtheit ist. Dieses Straßenschild steht in Venezuela.


Irgendwie nicht viel los dort, ne? Nun wäre es aber ganz falsch, wegen der Wüstenumgebung auf Bedeutungslosigkeit zu schließen. Ganz im Gegenteil, der Wüstenflecken in Venezuela unterhält Landschaftspartnerschaft mit einem Park plus Abenteuerspielplatz in Duisburg. Man macht gegenseitige Inspiration. Unsere Cora ist darin verheddert mit Ehrenamt und Spendensammelei. Das tut man ihr danken mit diesem Schild. Umgekehrt heißt die Sandkiste in Duisburg jetzt "Popel-Venezia". Ich habe gelesen bei meiner Recherche, dass im kommenden Jahr eine Delegation von Anden-Geiern in Duisburg erwartet wird. Ich seh schon das Gesicht der Tante Gisela vor mir. Die wird Augen machen! Fünf spanisch sprechende Nackthälse mit Puschelkragen und Wunsch nach Gammel-Hackfleisch um ihren Esstisch. Danke für dieses Kopfkino, Cora. Du bist echt die Größte.

Zum Schluss verrate ich euch noch, was ich mir von meinem Taschengeld gekauft habe (nicht von Mamas Küchenspardose wie die drei andern Bilder). Da ist es. Es stammt auch von „Spektakel-View“. Kommentar brauche ich wohl nicht abzugeben – Elite tut sich halt immer von ganz allein durchsetzen.