Mittwoch, 28. Mai 2014

Woher ich komm, wer ich bin

Erinnert ihr euch? Vor vier Jahren war mir ein sonderbares Schriftstück in die Hände gefallen. Es war das hier:


Es zeigt eine prähistorische Küchenszene. An sich ist das nichts Ungewöhnliches, aber neben den Hüroglüfen ganz rechts unten die Sensation: das Abbild einer Amazone. Ich hatte mich damals gefragt, was das zu bedeuten hat. Wie kommen wir nach Ägypten? Warum so früh? Was wollten wir dort? 

Inzwischen sind, wie gesagt, vier Jahre vergangen. Ich bin fleißig gewesen. Viele Kontakte waren zu knüpfen, viele Foren zu durchkämmen. Gut, dass ich so polyglott bin und problemlos den Google-Übersetzer bedienen kann, sonst wäre ich aufgeschmissen gewesen. Und dann die Forscherszene - ein selten doofes Häufchen. Alle glauben, sie wären der Mittelpunkt der Welt und alles stamme in gerade Linie von ihnen selbst ab. Da muss man sich ein dickes Fall umlegen und zielstrebig, aber freundlich auf seine exakt wissenschaftlichen Ansprüche pochen. So ist es mir schließlich gelungen, wertvolles Material zusammenzutragen. Es bringt endlich Licht in die drängendsten Fragen, die da lauten: Wer bin ich? Woher komm ich?

Fassen wir zusammen, was schon bekannt ist: Ich bin Max, eine Gelbnackenamazone. Geboren bin ich in Sachsen. Jetzt wohne ich in Hannover. Meine Vorfahren kommen aus Costa Rica. Das ist hier: 


Wir brüten in Höhlen, können gut fliegen und mögen hohe Luftfeuchtigkeit. Ansonsten haben wir wenig kulturelle Ansprüche. Das heißt, sofern wir in unserer Heimat bleiben. Die mittelamerikanischen Verwandten sind meist sehr ländlich ohne urbane Ambitionen. Die liebliche Landschaft macht es ihnen leicht. Guckt selbst:


Hier lässt es sich aushalten, nicht?

Weiter behauptet die Wissenschaft, dass wir Gelbnacken eine jüngere Amazonenart seien. Jünger heißt, dass es uns noch nicht so lange gibt, weil wir uns von einer älteren Art abgespalten hätten. Diese so genannte Nominatform nennt sich Amazona ochrocephala ochrocephala oder zu deutsch Gelbscheitelamazone. 


Der Paule, hier links auf dem Bild, ist so ein Gelbscheiteldingens. Rechts daneben, das bin ich. Wir Gelbnackenamzonen heißen auf Latein Amazona ochrocephala auropalliata. Der Name symbolisiert unsere Zusammengehörigkeit. Vorne und in der Mitte heißen wir so wie der Paule, nur hinten anders. Das kommt, wie gesagt, daher, dass man früher dachte, wir seien eine Unterart der Gelbscheiteln.

Mal ehrlich, glaubt ihr das wirklich? Guckt euch den Paule doch an. Okay, die Kopfform ist die gleiche und auch die breiten grauen Augenringe und die Augenfarbe sind sehr ähnlich - aber sonst? Mein Schnabel hat kein hornfarbenes Gedöns an der Seite, bei mir ist alles harmonisch grau. Und vor allem: Was soll der gelbe Fleck auf dem Schädel? Das sieht ja aus, als hätte man dem Paule 'n Ei auf die Stirn geklatscht. Im Laufe der Zeit ist dann der Stirndotter immer weiter nach hinten gerutscht, bis er schließlich im Nacken gelandet ist, oder was? Und das war dann die Geburtsstunde von uns Gelbnacken? Lachhaft. 

Es stimmt zwar, wir Gelbnacken haben unsern Namen vom Gelb im Nacken. Diesbezüglich sind wir die einzigen Amazonen, die dieses Merkmal tragen. Oben sieht man übrigens die Mia. Sie trägt den Fleck nicht rund, sondern an den Seiten ausgefranst. Nach jeder Mauser sieht er immer ein bisschen anders aus. 

Abgesehen davon kann ich eins mit Bestimmtheit sagen: Die Theorie ist falsch!

Exklusive Beweise liegen mir vor, wonach sich ein ganz anderes Bild ergibt. Von wegen Dotterfleck aufm Schädel, die Natur bevorzugt das Gelb - im Nacken.


Auf den Fotos handelt es sich um sehr alte Tiergattungen. Dino, Käfer, Strauß und Bär waren schon lange da, bevor der erste Gelbscheitelklecks überhaupt den Urwaldboden berührte. Gibt es die etwa auch mit Stirnfleck? Allein daran lässt sich erkennen, wie die wahre zeitliche Reihenfolge lauten muss: Erst kommen die mit dem Gelb auf der Rückseite, dann erst jene, die das Gelb an andern Stellen haben, nicht umgekehrt.

Nun ist es mir obendrein gelungen, jemanden ausfindig zu machen, der bereit war, in den ausländischen Archiven nach meinen ganz persönlichen Wurzeln zu forschen. Jahre um Jahre mühevoller Recherchen waren notwendig (und viel Geld, das mir nun fehlt zum Erwerb einer angemessenen Parkmöglichkeit für meine Modellautos), doch das Ergebnis ist sensationell: meine Familie, mein Stammbaum, exklusiv für euch zum ersten Mal veröffentlicht.


Leider muss aus Platzgründen auf die mütterliche Linie verzichtet werden.

Ganz oben, das bin ich. Direkt darunter sind mein Papa und meine Mama (nicht die Putze; die ist nicht meine richtige Mutter). Danach in den folgenden Zeilen geht es weiter mit der väterlichen Linie samt den Ehefrauen. Ganz unten sind meine Stammahnen zu sehen. Das hinwieder ist endlich mal richtig dargestellt von der Wissenschaft. Ich meine, dass wir Vögel von den Sauriern abstammen. Die haben sich irgendwann in die Lüfte erhoben und konnten so überleben, während auf der Erde alles umgekommen ist. Im Laufe der Jahrhunderte sind wir dann immer kleiner geworden und grüner und haben den Namen "von Gelbnacken" angenommen.

Außerdem erkennt man am Stammbaum, dass wir schon früh Verbindungen nach Deutschland hatten. Kuno von Gelbnacken stammte aus dem Teutoburger Wald. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum meine Vorfahren irgendwann hierher emigriert sind - leider nicht freiwillig, wie es heißt, aber darüber möchte ich nicht sprechen.

Übrigens zeigt der Stammbaum noch was anderes: Das mit der Erfindung der Farbfotografie stimmt ebenfalls nicht. Farbfotos gab's, wie man sieht, schon im Mesozoikum. Ich hoffe, das korrigiert endlich mal einer im Lexikon.

Imposante Leute habe ich in der Familie, gell? An mir erkennt man das mendelsche Gesetz, wonach sich in männlichen Amazonen immer nur die besten Eigenschaften sammeln. Das kann jeder leicht nachprüfen: Ich bin viel weniger blöd als die Mia. Des Weiteren möchte ich noch mal an die Sache mit dem gelben Nackenfleck erinnern. Ich habe noch mehr Beweise für dessen frühes Alter:


In der Mitte die beiden Bilder beweisen sogar die mythische Bedeutung. Links der Totem trägt einen mehr als deutlich gelben Nacken und rechts die Zeichnung eines Drachens ebenfalls. Die übrigen Bilder sind sowohl in freier Wildbahn als auch in Zoos aufgenommen worden. Besonders die Gelbnacken-Heuler ganz rechts unten sind sehr selten. Weltweit existieren nur kleine Kolonien vor Helgoland und den Galápagos-Inseln.

Halten wir also fest: Der gelbe Nacken ist ein Lieblingskind der Evolution. Ich stamme direkt von Adam und Eva Saurier ab.

Das zu wissen erfüllt mich mit Freude und Genugtuung, nur leider ist damit noch immer nicht geklärt, wie die kleine Amazone aus unserer Eingangsbetrachtung aufs ägyptische Papyrus kam. Unzweifelhaft handelt es sich nicht nur um irgendeine Amazone, sondern wiederum um eine Gelbnackenamazone. Das deutet auf hohe Wichtigkeit - doch auf welche?

Lange habe ich mit Experten diskutiert. Die Meinungen reichen von Pausenclown beim Pharaonenmahl bis Suppenhuhn. Auch die Datierung ist strittig: 5. Dynastie oder 6.? Ehrlich gesagt muss ich das gar nicht so genau wissen. Mir ist viel wichtiger, dass endlich ein gänzlich vernachlässigter Aspekt der Wissenschaft in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rückt: unsere weit vielfältigeren Wurzeln in Kultur und Kunst, als es bisher angenommen wurde. Die Beschäftigung mit dem Fransen-Papyrus hat nämlich noch weitere Entdeckungen zu Tage gefördert. Demnach gibt es Abbildungen von Gelbnackenamazonen aus vielen Epochen und vielen Regionen, nicht nur aus Ägypten.


Seht ihr? Beide Zeugnisse sind sehr alt. Die Interpretationen gestalten sich wieder sehr schwierig. Niemand weiß, warum mein Vorfahre dem Häuptling auf dem Federschmuck sitzt, vielleicht als Symbol für Weisheit und Beratung, so ähnlich wie die beiden Raben Hugin und Munin dem Odin auf der Schulter hocken? Rechts der hübsche Schwertknauf könnte dem keltischen Krieger als Erinnerung dienen - Erinnerung an seinen treuesten Mitarbeiter, gespendet zum 25-jährigen Dienstjubiläum. Vielleicht war die stattliche Amazone sein Wagenmeister, verantwortlich fürs Rangieren, Waschen und Parken des höfischen Fuhrparks. Das täte manches erklären.


Noch älter ist diese Abbildung. Sie stammt aus einer Höhle in Namibia. Daran erkennt man, dass es Fortpflanzung auch damals schon gab.


Man beachte den geographischen Sprung. Nun sind wir in Fernost. Immer mittemang dabei: eine Gelbnackenamazone. Was sie den Meister wohl lehrte?


Wieder ein gewaltiger Sprung, diesmal in die Renaissance. Dieser sexy Bursche heißt David. Unten ist er nackt. Er steht in Italien. Hier als Gemälde mit meinem Verwandten auf der Schulter beweist er meine Theorie, wonach wir Gelbnacken zu Bedeutung und Hochform auflaufen, sobald wir uns aus dem mittelamerikanischen Paradies hinaus in die Ferne wagen. Wir sind schön. Die Pinsel und Meißel dieser Welt lieben uns. Wäre der grüne Kumpel in Costa Rica geblieben, hätten die Zuschauer jetzt keinen so großen Genuss am Schauen.


Und schließlich noch mein Lieblingsbild. Künstler unbekannt. Das Gemälde war lange in Privatbesitz, bevor es bei Sassabies für 75.000 Pfund unter den Hammer kam. Ist es nicht grandios, wie Symbolik und Realismus, Poesie und Prosa, braun und grün, hart und weich zu einer Symbiose verschmelzen?

Ich wette, die Mia hat keine so tolle Ahnenreihe. Sie meint, das wär ihr völlig egal, ein prall gefüllter Schuhschrank täte viel mehr hergeben.

Alberne Pute.

Gut, dass ich sie gar nicht erst auf die Rechercheliste gesetzt hatte. Nur eins hatte ich mir nicht verkneifen können: eine diskrete Anfrage, woher der Roosevelt und der Otis stammen. Nicht dass mich das sonderlich interessieren täte, ich mein nur, so ganz nebenbei, eigentlich völlig bedeutungslos. Man kümmert sich schließlich um seine Feinde, nicht?

Eine fundierte Expertise liegt mir vor. Hööööö, die Matschfalter stammen von dem hier ab:


Erst sind sie aus dem Wasser gekrochen, dann geschrumpft und flugfähig geworden. Am Ende kamen Pelz und Leder. Nur die dümmliche Mimik ist geblieben. Warum überrascht mich das nicht?


© Fotos: U.W., G.H., S.H., V.M.
                    Dino, Käfer, Strauß, Bär, Ara, Ente, Adler, Tyrannosaurus, Skelett
                    Pfau, Lama, Echse, Totem, Drache, Pinguin, Giraffe, Seehund, Statue,
                    Statue, Statue, David, Statue, Rochen
© Max: Papageiengeschichten

Sonntag, 25. Mai 2014

Rätsel 169

Moin.

Es knallt die Sonne, es rinnt der Schweiß. Gerade habe ich die Putze zum Wahllokal begleitet. Sie benutzt solche Wege gern, um neue Schuhe einzulaufen. Ich bin nebenher geflogen und habe ihr Aufmunterung zugerufen: "Nu mach mal hinne, Omma!" Vom Wahllokal selbst war ich enttäuscht. Nirgends konnte ich mich hinsetzen und Eisbecher zur Auswahl gab's auch nicht, nicht einer war angeschlagen. Jetzt sind wir wieder hier. Ich sitz am PC, ich nehm eure Vorschläge entgegen.


Das Rätsel ist wieder pixelig, außerdem ziemlich schwer; das muss ich zugeben. Daher verrate ich schon an dieser Stelle mehr als sonst: Es ist länglich, es ist silbrig und ein Gebrauchsgegenstand, aber in einer designten Form. So, jetzt seid ihr dran.

Sonntag, 18. Mai 2014

Rätsel 168

Guten Tag, allerseits.

Hier kommt Rätsel, wieder eins aus der Pixel-Kategorie.


Man sieht aber trotzdem, was es ist, nämlich was Graues. Ansonsten ist noch zu sagen, dass ich als Vogel wenig damit anfangen kann. In der Disco gewinnt man keinen Blumentopf damit. 

Allen, die mitraten wollen, viel Spaß.

Für den Rest des Tages wünsche ich euch ...


... mal ordentlich abzuhängen.

Sonntag, 11. Mai 2014

Rätsel 167

Moin.

Heute machen wir's mal anders. Hier ist das komplette Lösungsfoto, aber das meiste ist weggepixel.


Als Tipp gebe ich: Es hat Metall, es ist praktisch und man braucht es nicht zum Fußballspielen.

Sonntag, 4. Mai 2014

Rätsel 166

Na?

Was könnte das wohl sein?


Also ich finde die Antwort leicht. Jeder, der eine Ausbildung im höheren Mangement gemacht hat, weiß, dass man das nicht dazu braucht.