Dienstag, 26. April 2011

Time to tatsch

Nun war es soweit: Weil wir vorige Woche einmal komplett sinnlos im Kreis herumgetragen worden waren, musste heute der Besuch beim Geflügeldoktor nachgeholt werden. Tja ... Die Frau Doktor war total nett, aber ich fand sie trotzdem hobeldoof. Was hat die mich am Hals zu packen? Was geht sie mein Bauch an? Und die Fotos, die sie von meinem Innern gemacht hat unter diesem komischen Mikroskop, die will ich nicht irgendwo im Netz wiederfinden auf irgendeiner Schmuddelseite, egal wie sexy mein Body auch getroffen sein mag. Da werde ich fuchsig, wenn ich das merke. Ich bin schließlich kein Sexobjekt für unerfüllte Putenwünsche oder fehlgeleitete Reihergreise.

Auf die Mama bin ich auch stinkig. Sie hätte ja mal vorher sagen können, dass wir heute zur Schlachtbank sollten, dann wäre ich nämlich gar nicht erst rausgekommen aus der Voliere und sie hätte ewig nach mir grabschen können. So aber hat sie voller Hinterhalt alle Türen der Voli zugesperrt und die Zimmertür gleich dazu, so dass ich mich nicht verstecken konnte, und abhauen war auch sinnlos, jedenfalls irgendwann, zumal immer im Kreis zu fliegen auf die Dauer keine wirkliche Entfernung bringt. Also tat sie am Ende in Triumphgegrinse ausbrechen und ich hockte im Transportkäfig. Die Mia lässt sich immer freiwillig einkerkern: steigt auf die Hand und klettert selbst bis auf den Boden runter. Schön blöd.

Die ganze Aktion heute war absolut langweilig. Deswegen gibt es passend dazu absolut langweilige Fotos. Geschieht euch recht. Guckt ihr hier:


Wir stehen noch in der Küche. Die Mama geht mir mit ihrem ewigen „Feiiiiin!“-Geflöte auf die Nerven. Menschen glauben immer, sie müssten uns mit Lob umsülzen. Dabei benehmen sie sich wie nicht ganz dicht.


Wir von oben. Die Kleckse auf dem Zewa sind Vogelgold. 



Nee, watt schön: Landschaft. 



Oh, Abwechslung: wir mal von oben.  

Wir stehen gerade im Flur in der Praxis und gucken nach draußen auf die Straße. Andere Vögel haben wir nicht zu sehen gekriegt; die waren nebenan im Wartezimmer. Aber andere Grüne waren sowieso nicht da, nur kleines Gehutsch, Nymphies und so. Das interessiert allenfalls die Mia, mich aber nicht.

Schon bald wurden wir hereingerufen. Ich kannte die neue Geflügelfrau noch gar nicht. Sie hat sich uns nicht vorgestellt, ist aber ganz nah mit dem Gesicht an die Stäbe herangekommen und hat uns ohne jegliche Scham abgesucht. Unglaublich, was sich manche Menschen erlauben. Dann ging’s los, kennen wir schon: Die Mama klappt den Deckel auf, packt die Mia am Hals, zieht sie heraus und übergibt sie der Frau Weißkittel. Das arme Hascherl, sieht aus wie ‘n Huhn von der Witwe Bolte: oben sprachlos, in der Mitte lang und unten baumelig. Die weiße Frau verschwindet mit der Mia im Nebenraum. Wenn sie zurückkommt, wird getauscht und ich bin dran.

Diese Geflügelleute haben einen Griff drauf, das ist nicht zu glauben. Die drücken einem den Daumen so fies unters Kinn, dass ich den Kopf nicht mehr bewegen kann. Ich meine, nicht dass ich das gewollt hätte, zum Beispiel wegen schnell zuhacken ins weiche Fleisch aus Protest oder nur mal so zum Ausprobieren, aber man möchte sich doch ganz gern in der Gegend umschauen, wenn man schon mal eine Führung durch die hinteren Praxisräume geboten kriegt, nicht wahr? Obendrein nutzen sie meine Wehrlosigkeit, um mit einem Gerät, das Zahnarztgeräusche macht, an meinem Schnabel herumzupolieren. Da täte was überstehen von ‘ner alten Schicht, wird behauptet. Anschließend pinseln sie Öl auf die Poren. Das riecht wie Pfefferminzbonbon.

Zum Schluss musste ich noch, genau wie die Mia, unter den Knipsapparat. Die Menschen ziehen sich dafür extra was Schickes an: schwere grüne Schürzen und Handschuhe, mit denen sie mich festhalten. Die fertigen Fotos zeigen mich nackt und ziemlich durchsichtig, sind aber nur in Schwarzweiß.

Wir hockten unterdessen wieder im Käfig. Die Mama hat noch ein bisschen mit der Frau Ärztin gequatscht. Dass sich Cappuccino-Tanten nie losreißen können. Was machen die so lange? Kochrezepte austauschen? Wenigstens gab’s diesmal keine Fläschchen für Zuhause. Das ist ein gutes Zeichen, denn das heißt, dass wir ein halbes Jahr Ruhe haben: keine Mama, die uns jeden Morgen einfängt, uns an der Gurgel packt, uns auf die Küchenablage stellt, uns den Kopf nach hinten biegt, eine Spritze in den Schnabel steckt und uns irgendwelches seifiges Zeugs in den Rachen spritzt. Denkt mal an! Das müssen wir sogar noch runterschlucken; sie hält uns nämlich den Schnabel zu. Manchmal allerdings bin ich am längeren Ende. Dann muss ich niesen. Dabei gucke ich die Mama an und – ach herrje! – das ganze klebrige Zeug landet auf ihrer Brille.

Wie gesagt, das alles müssen wir diesmal nicht machen. Ich bin nicht böse darum.



Auf dem Rückweg. Der frisch gehobelte Schnabel. Der Rest, das bin ich.



Die Mia.


Wir warten auf die Straßenbahn. 




Hier sind wir vorige Woche auch schon mal geknipst worden. Das ist die Bushaltestelle. Man achte auf meine elegante Beinhaltung. 


 Zu Hause: nix wie raus.

Den Nachmittag haben wir geschlafen. Wir hatten gerade totale Lust darauf. Nicht dass jetzt jemand denkt, uns hätte alles zu sehr mitgenommen. Ach, woher denn! Das stecken wir elegant mit einem Porunzeln weg.

© Max: Papageiengeschichten

11 Kommentare :

  1. Hi Max,
    ich bin sprachlos und geschockt! DAS müßt ihr alle 6 Monate mit euch machen lassen? Ich würde streiken!
    Ich werde wenigstens würdig vom Tierarzt behandelt, aber was DIE mit euch machen...tssszz
    Soll ich den Tieranwalt einschalten?
    Mitfühlendes und bedauerndes Wuffi Isi

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  2. Hi Max
    Ich finde das auch eine bodenlose Frechheit! Das ist ja schon die reinste Folter...und das auch noch zwei mal im Jahr!
    Man hat ja das Gefühl ihr lebt in Alcatraz!

    Soll ich euch beim Ausbruch helfen kommen?
    Wie machen wir das?
    Ich denke, wenn ihr die Gitterstäbe anknabbert, wird es auffallen. Was haltet ihr von einem unterirdischen Tunnel?
    Ich bin sehr gut im buddeln!

    Ganz liebe mitfühlende Grüsse, sendet dir die Diva

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  3. Hallo Mädels,

    endlich mal jemand, der unser hartes Schicksal bemerkt. *schluchz*

    Aber wir haben was, was andere nicht haben: einen feinmotorisch geschmeidigen Schnabel. Die Leute haben Respekt davor. :D

    Anwalt wäre gut, Isi. Der soll mal gucken wegen Schmerzensgeld. Ich habe nämlich seit gestern Verdauungsproblem wegen ungebührlicher Aufregung. Ich dachte an 150 Euro.

    Tunnel, Diva, wäre auch gut. Ich bin davon überzeugt, dass du ihn 1 A buddeln tätest, dazu noch oberschnell und breiter, als wir ihn brauchten. Andererseits wollen wir gar nicht flüchten, weil es sich hier ganz passabel leben lässt. Wir haben Taschengeld, ein eigenes Zimmer, Kost und Loschie und geregelte Zeiten, wo wir an den PC dürfen. Dafür nehmen wir zweimal im Jahr die Geflügeltante in Kauf. Schönen Dank für dein Angebot. Vielleicht brauch ich ja mal jemanden, der verunglückte Regenwürmer hier im Park um die Ecke befreit. Dann komme ich gern auf dein Angebot zurück.

    Euer Max

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  4. Hi Max,
    dass du daheim nicht weg willst, das verstehe ich, aber Schmerzensgeld auszuhandeln ist eine gute Sache. Ich spreche DOCH mal mit dem Tieranwalt, vielleicht ist der Tierarzt gut versichert!
    Ansonsten wünsche ich dir erstmal gute Besserung!
    Liebes Wuffi Isi

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  5. Hi Max,

    auch Verdauungsprobleme? Lass uns gemeinsam ein (geschabtes) Äpfelchen knabbern...und vielleicht bringe ich ein Stückchen Kuchen mit. Wenn Frauchen jemals wieder einen backen sollte. *g*

    Hört sich wirklich kompliziert (und anstrengend) an euer Arztbesuch. - Wir werden oft per Telefon behandelt. Oder zwischen Vorspeise und Nachtisch. Sehr praktisch. Und spannend. Man weiß z. B. nie, wann und ob der Gast (die Frau Doktor) zusticht (impft)...

    Liebes WUUUUFF,
    CARRY und die LISSA

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  6. Impfung zwischen Gulasch und Vanillepudding? :-o Ui, das nenn ich hinterhältig. Gott sei Dank klappt das bei uns nicht, weil uns Fremde daheim nicht einfangen können. Ich an eurer Stelle würde eure Frau Besuchsdoktor nicht mehr mit dem Schwanz angucken.

    Den Kuchen nehm ich gern mit dir, Lissa. Sag vorher Bescheid, dann besorg ich Servietten mit englischen Jagdmotiven und Partyschirmchen für die Sahne.

    Eine Expertin in Kuchendiebstahl hatte ich noch nie zu Besuch. Ich liebe aufregende Frauen. :D

    Dein Max

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  7. Du Max, früher habe ich gerner, Frauen hinter Gittern angeschaut. Das hat mich jetzt bei eurem Anblick dran erinnert. Auf dem ersten Foto guckst du entgegen deiner Aussage, aber doch ganz schön böse. Na gut, vielleicht ist es auch die nackte Angst.
    Was habt ihr ausgefressen? Was heißt ihr, wohl eher nur du...;))
    Dass du und die Mia pumperlgesund seid, das freut mich ehrlich.

    Dein Grunzer

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  8. Wir hatten nix ausgefressen, Grunzer. Die Gitterverkleidung um uns herum war nur für die Mama, damit sie nicht angemeckert wird, dass sie uns allein Straßenbahn fahren und ins Kino gehen lässt. Du weißt doch, dass viele Vogelhalter das nicht machen. Sie trauen uns nichts zu, aber denken, uns im Haus festhalten zu müssen täte beklatschenswert sein. Dazu machen sie Kopfschütteln und Vorwürfe den wenigen Menschen, die aufgeklärter sind als sie selbst. Darauf hatte die Mama keinen Bock. Wir müssen immer artig im Käfig zum Geflügelarzt - daran ist nichts tauglich für Sensationsaguckerei!

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  9. Nix weiter ausgefressen als den Napf? Das kann ich kaum glauben Max. Aber wenn du's sagst, wird's schon stimmen. Schwindelst deinen Freund wohl nicht an.
    Bist du immer noch stinkig auf die Mama, weil sie dich zum Geflügelarzt Ausflug einfangen musste?

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  10. Ich bin immer stinkig auf Mama. Die duscht mich dauernd. x(

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  11. Was bist du für ein komischer Amazonerich Max?:-o
    Wir alle lieben das Duschen und wären niemals stinkig auf unsere Mamas.
    Aaaaaaaaah, jetzt weiß ich warum du dich an Hundemädels ran machst. Man weiß ja, dass Hunde gewisse Gerüche lieben, auch wenn sie noch so übel sind. =))

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