Ich möchte ja nicht meckern, aber ist euch schon mal aufgefallen, wie doof Menschen sind?
Es kann natürlich sein, dass jetzt alle Welt in Kopfschütteln ausbricht, weil keiner weiß, was ich meine. In diesem Fall muss ich annehmen, dass meine Menschenfrau besonders hart betroffen ist. Wie sonst ist diese dämliche Aktion zu erklären?
Aber der Reihe nach. Zweimal im Jahr müssen wir zur Vorsorgeuntersuchung zum Tierarzt, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. Dort guckt man uns in den Schnabel, man wiegt uns, pult uns mit dem Wattestäbchen am Hintern herum, packt uns unter das Röntgendings und kramt, wenn wir Pech haben, allerlei Fläschchen hervor, die wir mitnehmen sollen.
Heute war es wieder soweit. Die Sonne tat scheinen und wir hatten gedacht, wir täten auf der Terrasse sitzen und einen Eisbecher löffeln dürfen. Stattdessen wurden wir hinterhältig zusammengepackt. Ehe wir uns versahen, hockten wir im Transportkäfig. Uuuh … das ist kein gutes Zeichen. Sonst dürfen wir ja allein herumfahren. Wir haben Taschengeld und eine Monatskarte für die Straßenbahn. Doch wenn’s zum Tierarzt geht, macht die Mama auf vorbildlich und tut so, als müsste man uns herschleppen wie gewöhnliche kindische Stubengeier. Daher der Käfig.
Zusätzlich wurden wir abgedeckt. Das sei, damit wir nicht randalieren, heißt es, aber in Wahrheit will uns die Mama nur verstecken. Sie hat Angst, dass die Mia ausfallend wird. Sie spuckt doch immer und schreit obszöne Lieder. „Wir lagen vor Madagaskar und hatten ‘nen Dutt im Haar“ ist eins davon. Wenn wir nichts sehen, bin ich selbstverständlich still – ich weiß schließlich, was sich gehört. Die Mia quakt dann nur. Trotzdem gucken die Leute in der Straßenbahn. Manche denken, die Mama hätte ‘n ernstes Lungenproblem. Erst wenn sie merken, dass das Geröchele aus dem Käfig kommt und nicht von der Mama, sind sie zufrieden. Manche wollen dann wissen, was für ein Tier diese Geräusche macht. Meist hebt die Mama den Vorhang ein bisschen an. Die Leute kriegen unsere Beine zu sehen mit unsern sattgrünen Hosen daran und brechen in Grinserei aus. Menschen kann man sooooo leicht glücklich machen. Ein ordentliches Trinkgeld wäre mir lieber.
Heute war also wieder großes Programm dran. Unsere Fahrt (einfach) sah so aus:
• mit dem Bus zur Straßenbahnhaltestelle fahren
• mit der Bahn ein paar Stationen zurücklegen
• umsteigen
• weiter mit einer andern Bahn fahren
• aussteigen
• in schweißiger Hitze übers Gelände latschen
• beim Tierarzt ankommen und Überraschung erleben
Die Mia |
Es war nämlich nur ein einziger Tierarzt in der Praxis und den kann die Mama nicht leiden. Er hat mal gesagt, die Mia hätte keine Lebensqualität mehr, sie würde sich nur noch quälen und wir sollten sie erlösen. Das war vor acht Jahren. Sagt selbst, sieht etwa so ein Vogel aus, der am Ende ist? Gott sei Dank hat die Mama nicht auf ihn gehört. Der Mia geht es nämlich wieder gut. Seitdem machen wir einen Bogen um den Mann. Seine Kollegen dürfen uns dagegen (wenn’s denn sein muss) mal kurz an die Unterwäsche packen – aber nur sie und niemand sonst. Wir finden das zwar trotzdem hobeldoof, aber wir werden ja sowieso nicht gefragt. Leckerli anschließend kriegen wir auch nicht.
Heute hatten wir Pech: Es war kein anderer Kollege da. Also echt, die Mama hätte ja vorher mal durchklingeln und fragen können, nicht wahr? Wozu haben wir ihr das Telefonieren beigebracht? Da gurken wir einmal quer durch die Stadt für nichts und wieder nichts, fahren ohne Arztverrichtung wieder nach Hause und hocken uns in die Voliere, kaputt vor lauter Anstrengung, aber müssen nächste Woche noch mal los, weil ja das Wichtigste fehlt. Das ist doch an Zumutung nicht zu überbieten. Ich hätte gedacht, die Mama wäre schon viel weiter in ihrer sozialen Entwicklung. Da muss ich wohl mit ihr noch ein paar Sachen gründlich üben.
In Fotos sah das Ganze so aus:
Wir an der Straßenbahnhaltestelle.
Auf dem Weg zur Praxis durften wir oben ohne weiterlaufen. Die Sonne schien so schön und wir fanden die Bäume interessant.
Hier sind wir bereits auf dem Rückweg. Die Bäume standen noch näher dran und nebenan knatterte ein Rasenmähertraktor übers Gründeko. Mama fand das frühlingshafte Ambiente so passend. Deshalb mussten wir uns dort hinstellen und knipsen lassen. Auf dem Foto sieht man allerdings nicht viel davon.
Wir warten auf den Bus. Die Mama hat erst den Gobelin probehalber zur Seite geschoben (zu sehen ist die Mia), und dann …
Weil wir dort wohnen, sind wir das letzte Stückchen ohne Vorhang im Bus gefahren. Wir haben vor lauter Dankbarkeit Schrilles ausgestoßen. Die andern Menschen im Bus haben wieder gegrinst, nur die Mama hat verkniffen geschaut.
Die soll sich bloß nicht so anstellen. Die blöde Aktion heute war schließlich ihre Idee, nicht unsere. Dafür gibt’s erst mal heute Abend keinen Nachtisch, und danach sehen wir weiter.
© Max: Papageiengeschichten
Was soll ich da sagen... ZWEIBEINER!! Es ist Hoffnungslos mein schöner.. DIE sind so unfassbar unselbstständig.. *koppschüddel*
AntwortenLöschen*schlabber*
die Smilla
WAS, ihr bekommt beim TA gar keine Leckerlis?????? :-o Ich hoffe, da etwas überlesen zu haben...das wäre ja katastrophalig schlimm...wie die Schusseligkeit unserer Menschen im Allgemeinen natürlich...
AntwortenLöschenLiebes WUUUFF,
CARRY und die LISSA
Du hast ja so Recht, Smilla, meine Süße. Es ist zum Verzweifeln. Aber ich glaube nicht, dass Hopfen und Mais schon verloren sind. Ich überlege, eine Beratungsstelle einzurichten für Tiere, die mit ihren Menschen nicht zurechtkommen. Was meinst du? Damit könnte ich bestimmt tierisch Geld scheffeln. Die Zweibeiner sind nun mal ziemlich beschränkt.
AntwortenLöschenBussi :-*
dein Max
Tach, ihr hübschen Austral-Damen!
AntwortenLöschenIhr habt nix überlesen. Wir Vögel kriegen nie Leckerli beim Tierarzt. Wir nehmen so was nicht, weil wir viel zu aufgeregt sind und die Tierärzte keine Lust haben, all das ausgespuckte Zeug wieder vom Boden zu pulen. :D
Aber natürlich könnte man uns die Käsesahnetorte mit nach Hause geben. Darauf kommen diese Heinis aber nicht. :-L
Viele Grüße
Max
DANKE!
AntwortenLöschenDer erste Morgen an dem ich lachen kann!
L.G. Anja
Das ist schön, Tante Anja. :)
AntwortenLöschenAber du bist ja auch nicht so fehlgeleitet wie meine Menschenfrau. Mit der habe ich noch viel Arbeit.
Lieber Max,
AntwortenLöschenick vasteh deine Menschenfrau wirklich nich. Heidi ruft IMMER vorher bei unserem Tierquäler an, ob er auch vorort ist. Da haste ja noch 'ne Menge Arbeit mit DER!
Also ICH glaube eher, SIE wollte euch unterwegs all den Leuten in Bus und Bahn mal zeigen - Besitzerstolz nennen DIE das wohl?!
Ich hoffe, SIE hat euch für daheim eine tolle Sahneschnitte gekauft!!
Zu solch Blödmann, der der Mia 0 Lebenserwartung voraussagt, die sie nun geringfüging (zum Glück) überschritten hat, würde Heidi auch nie mehr in die Praxis gehen.
Na dann - fröhliche Ostern - danach noch einmal, mit neuen Fotos bitte.
Liebes Wuffi Isi
Das kannste wohl laut bellen, Isi. Mit meiner Menschenfrau habe ich nur Ärger. :((
AntwortenLöschenSie sagt aber, dass es gar nicht so einfach ist, einen guten Geflügeldoktor zu finden. Die Tierärzte, die euch Vierbeinern am Schwanz ziehen, sind dafür nämlich nicht ausgebildet. Deswegen muss man Kompromisse machen. Bei uns haben sie außerdem nicht jeden Tag Sprechstunde. An einem der Tage kann die Mama sowieso nicht, und an den andern Tagen muss halt ziemlich spontan entschieden werden. Sonst hatten wir ja immer Glück, nur diesmal war niemand anderes da.
In der Straßenbahn sind wir immer abgedeckt. Sonst krakelen wir, behauptet die Mama, und sonst kommen dauernd Leute angelatscht, bauen sich im Abstand von einem Zentimeter vor uns auf und machen "kss-kss". Da kriegen wir immer Zustände und die Mama auch. Also nix mit Vorführerstolz - wir werden versteckt!
Im Winter haben wir eine royalblaue Flauschdecke drum herum. Dann sieht der Käfig aus wie so 'n Samtkissen, wo man Orden drauftut. Ich finde das angemessen; es ist schließlich arschkalt, nicht wahr?
Ostern ... ja. Wusstest du, dass die Mia und ich in der Jury sind, wo man alle Jahre den Osterhasen auswählen tut? Allerdings nur für den Großraum Hannover. Der Kandidat muss männlich sein, Junggeselle und ohne Bandscheibenvorfall oder andere orthopädische Hoppelprobleme. Heuer heißt unser Kandidat Horst-Manfred. Ich hätte ja lieber einen Frosch gehabt. Der kann ebenso gut hüpfen, aber brächte mal 'n bisschen Abwechslung in die vermieften Traditionen.
Ich wünsche dir auch schöne Feiertage. Und der Momo und dem Rest der Familie. Vielleicht kriegt ihr ja wieder 'ne schicke Wurst geschenkt. :D
Dein Max
Wow, roaylblaue Flauschdecke, ich würd auf 'nen paar Orden bestehen, die aussen drankommen!
AntwortenLöschenDas mit dem Geflügeldoktor verstehe ich, die sind wirklich nicht überall. Aber Heidi würd auf jeden Fall vorher fragen, als sich solch Reise antun...
Also bring ihr das bei!
Menno, ich hätte mich auch als Osterhase angeboten. In Hannover ha ich einen Onkel, da würd ich einfach seine Adresse angeben - grins!
Krieg ich Horst-Manfred mal zu sehen?
Liebes Wuffi Isi