Sonntag, 27. März 2011

Post aus Ticataca-Balla-Land

Gestern lag eine Ansichtskarte im Briefkasten. Sie steckte zwischen ‘nem Werbeprospekt mit räkelnden Putenschnitzeln drauf und Mias Monatsabo von „Fell – Federn – Schwarte. Der heiße Flirttreff“. Die Karte tat grell leuchten. Erst dachte ich, der Coco hätte geschrieben von dort, wo er jetzt lebt, wegen zeigen von schönem Fensterblick, damit wir uns keine Sorgen machen, aber dann habe ich gesehen, dass die Karte an die Mia adressiert war. Weil die Mia aber so unkommunistisch ist, wenn’s um Privates geht, nehme ich an, würde sie uns nie und nimmer daran teilhaben lassen. Deswegen übernehme ich das für sie. Ich verrate euch, was auf der Karte steht und von wem sie ist.

Ihr kennt doch noch diesen weißen Mützenheini aus Australien? Er war über Weihnachten bei uns zu Besuch. Offiziell tat das unter Schüleraustausch laufen, in Wahrheit hat er sich nur die Wampe vollgefuttert. Die leere Tüte mit den Erdnusswürmern wehte jedenfalls aufm Balkon zwischen den Winterstrünken im Blumenkasten. Das haben die beknackten Dachtauben als Aufforderung missverstanden und ihren eigenen Müll gleich hinterhergeschmissen. Der ganze Balkon lag voll mit Kaugummipapier, leeren Caprisonne-Tüten, Coffee-to-go-Bechern und Dönerpapier. Und wer musste alles zusammenkehren? Ich! Anschließend hat mich die Mama sogar noch abgebraust, weil ich Knofigeruch unter den Füßen hatte und Ketchup am Bauch. Den bekloppten Sidney deswegen aus dem Klofenster schubsen durfte ich aber nicht, weil die Mama meinte, zu Besuch täte man immer nett sein müssen, besonders wenn er aus einer andern Kultur käme und vielleicht nicht immer wüsste, wie man es bei uns handhabt.

Allerdings. Der Sidney ist anders. Besonders am Kulturellen. In seinem Kulturbeutel hatte er Deo-Spray „Oschn Wju“ und ‘n Foto von ‘nem Emu. Vermutlich seine Oma. Wo wir hier surfen täten, hat er wissen wollen, und ob ich schon mal von ‘nem Hai in die Hacke gebissen worden wäre.
„Aufm Ententeich“, habe ich beantwortetet und: „Nein, ich war schneller.“

Und dann wie er schlafen tat. Das müsst ihr euch angucken. Zum Abkacken. Die Voli ist unsere, das fahle Houdini-Gebammel mit gelbem Nackengewedele, das ist der Sidney.



Kann man so einen ernst nehmen? Auf meinen Matchboxautos ist er ausgerutscht und mit dem Schwanz hat er mein Biene-Maja-Puzzle durcheinander gerührt. Ich war froh, dass er endlich weg war. Soll er daheim Beutelhoppler zählen oder mit unreifen Kiwis nach Pelikanen schmeißen oder was man halt so tut, wenn man ausm Busch kommt. Was schert’s mich?

Aber dann plötzlich war diese Karte da. Von vorn sieht sie so aus:


B. Cortes/Visipix.com

Hinten drauf steht:

Liebe Mia,
 
ich möchte mich noch einmal für die wundervolle Zeit bei euch bedanken. Es war so schön! Inzwischen bin ich wieder in der Schule. Wir haben bald Osterferien. Möchtest du mich nicht besuchen kommen? Die Landschaft vorne auf der Karte gehört uns. Mein Papa besitzt eine Ferienanlage, eine Fluggesellschaft und mehrere Boutiquen. Du könntest natürlich alles kostenlos nutzen. Bitte grüß deine liebe Mama herzlich von mir und den Roosevelt und den Otis. Ich hoffe, die dicke grüne Töffelbirne ist inzwischen gut in ihre Anstalt zurückgekehrt.
 
Dein Sidney.

Was sagt man dazu? Mich tut er mit keinem Wort erwähnen. Ich finde so ein Verhalten ohne Verzeihung. Unhöflich und ohne Dank. Ich glaube, die Mia findet Australien genauso doof wie ich. Strand auch. Für lau ebenfalls. Und Boutiquen erst recht. Deshalb liegt die Karte jetzt in Mamas Fotobuch „Planierraupen und historische U-Boote“. Weil die Mia ja so gern darin liest, wird sie die Karte bestimmt bald finden.  

© Max: Papageiengeschichten

2 Kommentare :

  1. Also Max, ich bin empört über dein Verhalten. Der Sidney ist doch ein ganz netter! Und ich weiß, dass die Mia Australien ganz toll findet. Ich gebe dir 1 Stunde, dann hast du der Mia die Karte gegeben. Wenn nicht, rufe ich deine Mama und die Mia an, dann gibt´s Wäscheleine bis zum abwinken.
    Du bist ein Neidhammel!

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  2. Ach, papperlapapp. Du hast noch 25 Minuten, dann darfst du petzen, Cora.

    Die Mia darf gar nicht nach Australien. Sie darf nirgends hin ohne mich. Ich fahr aber nicht mit. Außerdem sollen wir die Matschfalter zu Ostern in den Harz begleiten. Die Schwester vom Roosevelt wohnt doch da. In einer Ökogurken-Kommune.

    Also mach nicht so viel Wirbel, Putchen. (:|

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