Freitag, 18. März 2011

Dreck - Mensch - Wohlbefinden

Wie ihr wisst, leben wir mit einer Menschenfrau zusammen. Menschenfrauen sind anders als wir. Sie lieben aufräumen und putzen. Das muss man wissen, um sie bei Laune zu halten. So etwas wie das hier ...


... macht sie glücklich. Sie haben dann zu tun, der Mülleimer klappert, der Wischlappen singt, die Augen leuchten und die Bäckchen glühen. Für die seelische Gesundheit unserer Mama tun die Mia und ich alles. Für das obige Werk hatten wir extra unsern Mittagsschlaf abgebrochen und waren heimlich in die Küche geflogen. Immer wieder denken wir uns Neues aus, damit keine Langeweile aufkommt. Aber es ist schwer, die Qualität des Unterhaltungsprogramms aufrechtzuerhalten. Oft sehen wir die Mama einen Flunsch ziehen. Manchmal kriegt sie sogar winzige Knippelaugen und Gestammel kommt aus ihr herausgefaucht. Dann wissen wir, dass wir das nächste Mal 'ne Schaufel drauflegen müssen; das Maximale an Putzgenuss hatten wir wohl noch nicht geschafft. 

Heute haben wir ein neues Event gestartet. Die Mama war nämlich nicht gut drauf, summte nur leise vor sich hin und tat Schnapspralinen futtern. Ist doch klar, dass wir da einspringen; auf uns ist Verlass. Erst hat die Mia Perlen vom Lederspielzeug genagt. Die klackern so schön im Staubsauger.

Die Mia schuftet

Außerdem macht es der Mama Freude, wenn sie sich auf den Bauch legt und mit dem Lineal unter den Kommoden und Schränken herumfuchtelt wegen einfangen der weggerollten Perlchen. Als die Mia dann schwächelte, habe ich übernommen. Die abgefetzten Lederstückchen sind nur so durch die Gegend geflogen. Zum Aufsaugen sind sie zu groß, also darf sich die Mama danach bücken. Ihr gibt das Elastik in den Gelenken und Training beim Achtgeben. Beides zusammen massiert das Wohlbehagen.

Ich + ich + ich + ich

Während ich noch mit dem Perlengedöns beschäftigt war, ist die Mia auf die Schaukel geklettert und hat schon mal angefangen, die Pappringe zu zerschreddern. Man muss sich gut festhalten auf dem wackeligen Stock. Dazu dann möglichst krumme und große Stücken abreißen, damit auch sie nicht in den Staubsauger passen. Sich bücken und auf dem Boden kriechen mag doch die Mama so gern! Die Mia hat sich wirklich klasse angestrengt. Ich habe das überprüft durch regelmäßiges Kontrollgucken.

Links, das bin ich. Rechts, das ist die Mia


Leider aber sind wir nicht fertig geworden, weil plötzlich die Tür aufging und die Mama reinkam. Da war natürlich die Überraschung hin. Genug Pappbrösel hatten wir so schnell nicht geschafft; dafür war die Zeit zu kurz. Seht selbst, ein anständiger Dreckhaufen sieht anders aus.



Am Aufreißen der Augen konnte ich sehen, dass die Mama ebenfalls kein Glück fühlen tat. Ihr Mund wurde ganz schmal. Bestimmt hat sie sich die Enttäuschung weggebissen, damit wir's nicht merken sollten. Trotzdem hat sie gleich den Handkehrer geholt und die Pappschnippel aufgefegt. Kein Wort ist über ihre Lippen gekommen; sie kann prima Schauspiel vorführen. Das liebe ich so an ihr: Sie macht Verschleierungstheater, nur damit wir denken sollen, unsere Aktion wäre ein voller Erfolg geworden. Dennoch war ich natürlich unzufrieden. Es hätte so schön werden können! Stattdessen mussten wir nun auf der Schaukel hocken und der Mama in den Nacken starren, wie sie da unter uns auf allen Vieren mit dem Kehrer hantieren tat. Aber auch da: keine Klage über die geplatzte Überraschung. Als alles wieder sauber war, hat sie uns sogar noch fotografiert. Die Sonne hat so doof geschienen. Deshalb ist die Tapete so kitschig blau geworden.


Die Mia und ich haben versucht, mit freundlicher Lächelei der Mama doch noch ein wenig Heiterkeit zu retten. Keine Ahnung, ob uns das gelungen ist. Sie hat nicht mehr mit uns geredet. Jetzt hockt sie in der Küche und liest Zeitung. Ich glaube, es ist die Seite mit den Kleinanzeigen, "Verkaufe ..." und so. Vielleicht sollten wir das nächste Mal was Matschiges nehmen? Unsere Bananenscheiben im Wassernapf einweichen und dann an die Wand klatschen? Das bringt sicher viel mehr Putzvergnügen als ein paar läppische Pappschnipsel. Ich werde das gleich mal mit der Mia bereden.

© Max: Papageiengeschichten

2 Kommentare :

  1. Hey Max.

    Ihr macht ja tolle Sachen *wedelwedel* Meine Tippse putzt auch so gern...
    Ich krieg manchmal `nen Karton voller knülle Zeitung mit Leckerchen drinnen hingestellt. da leg ich dann auch los und zerfetze die Zeitung und verteile die im ganzen Zimmer. Oh, was freut SIE sich dann immer über mein Werk.
    Ich finds ja irgendwie seltsam, aber wenn der zweibeiner dann glücklich ist, dann macht der domestizierte Vierbeiner das ja sehr gern ;-)

    Liebes *wau*
    die Smilla

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  2. Genau, Smilla, als fürsorglicher Mitbewohner tut man alles, damit der Mensch sich wohlfühlt. Besonders aufmerksame Kumpels von mir nagen Leder-Pumps an oder vermälern klobige Türrahmen. Das ist aber nicht mein Ding, weil man davon am Schnabel 'n pelziges Gefühl kriegt. Habt ihr Federkissen? Vielleicht kannst du ja in dieser Richtung wohltätig werden.

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