Sonntag, 7. August 2016

La isla bonita (7. Teil)

Herrliche Aussicht, aber noch immer keine Rettung in Sicht

Jeder, der schon mal auf einer einsamen Insel gestrandet ist, weiß, wie wichtig tägliche Routinen sind, damit man nicht wahnsinnig wird.

Seit unserm ersten Morgen im Ruderboot hatte ich die Sonnenaufgänge als Kalender mit einem Stöckchen in den feuchten Sand geritzt. Nur leider ist irgend so 'n Depp drübergelatscht, so dass bald keiner mehr wusste, wie lange wir hier schon festsaßen. Es waren jedenfalls etliche Tage und Nächte. Wir schliefen noch immer im Boot, allerdings ohne Wache, denn wir hatten ja das Lagerfeuer, das uns feindliche Besucher abhalten sollte. Außerdem hatte die Cora gemeint, dass Robinson Crusoe auch niemanden hatte zum Aufpassen und dass wir es daher mit Vertrauen probieren sollten – es werde schon nichts passieren. Morgens fanden sich manchmal komische Spuren im Sand, und im Dunkeln, wenn ich zum Klo ging, war es, als täte jemand im Gebüsch lauern. Gesehen haben wir aber nie jemanden. Vielleicht waren es Leute, die genauso viel Respekt hatten vor uns wie wir vor ihnen.

Morgendliche Fußspuren. War das 'n Seestern oder was?

Die notwendigen Arbeiten haben wir uns geteilt. Der Luke hat den Nachschub an Feuerholz besorgt. Der Karlsson ist dreimal täglich mit der Korkenbuddel und der Tupperdose zur Quelle marschiert, um Frischwasser zu holen. Meistens hat ihn einer begleitet. Füßewaschen in Süßwasser ist eben doch angenehmer, als wenn einem das Salz vom Meerwasser in den Federn kleben bleibt. Fürs Ernten und Aufhacken der Kokosnüsse waren nach wie vor die Mia, die Cora und ich zuständig. Die Mädels mussten außerdem aufpassen, dass das Feuer nicht ausging. Den Transport der Kokosnüsse zum Lagerplatz haben wiederum der Luke und der Karlsson übernommen (wegen unleugbarer körperlicher Vorzüge), während ich die aufgehackten Schalen entsorgen musste. Ich habe sie einfach in den Grünzug gekippt. Später, als behauptet wurde, es täte hier so merkwürdig nach Komposthaufen miefen und das sei störend beim Liegen unterm Palmwedel, habe ich sie weiter ins Landesinnere getragen.

Bei der Gelegenheit konnte ich mich von der Existenz schillernder Insekten überzeugen. Manche sind geflogen, andere gekrabbelt, freundlich geantwortet auf meine Ansprache hat aber niemand.

Grünzugbewohner: Fehlt nur noch die Sonnenbrille und das Goldkettchen

Nach dem Sonnenuntergang waren dann die Moskitos dran, immer schön ums Lagerfeuer herum. Zum Wahnsinnigwerden. Meistens hat die Cora mit Mias Bikinioberteil in die Versammlung gewedelt, um Linderung zu erreichen, aber das Kroppzeug ist nur kurz auseinandergestoben und gleich wieder in Formation zurückgekehrt. Mückensalbe hatte die Mia natürlich nicht in ihrer Strandtasche dabei. Ich war total zerstochen.
„Hast du Pubertätsakne?“, hat der Luke blöde gegrinst.
Der hatte gut lachen, der mit seinen Fellpuschen an den Füßen. Genau wie der Karlsson. Denen penetrierte so schnell keine Mücke den Woll-Overall, aber wir Amazonen haben nun mal nackte Beine, da ist man rasch zum Festtagsbraten geworden. Später haben wir Moos ins Feuer gelegt, damit es ordentlich qualmte. Das half. Die Mücken waren weg.

Einmal, als wir abends ums Feuer saßen und dabei waren, den Text von „Hoch auf dem gelben Wagen“ einzustudieren, ist doch glatt eine ganze Staffel Fledermäuse über uns hinweggeflogen. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich meine, dass es in der Karibik sehr viele Fledermäuse geben täte und dass sie im Dunkeln durchaus agil wären, das hatte ich im Reiseführer gelesen, doch dass die dann tatsächlich die Stirn hätten, sich bei uns blicken zu lassen und auf uns runterzugucken wie bei der Besichtigung exotischer Touristen beim Strandurlaub, das hat mir die Sprache verschlagen. Auf Näheres möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen; das sind die Idioten nicht wert. Nur das zur Illustration: Kokosnussstückchen und eine leere Tupperdose, abgefeuert im Salventakt, haben nur knapp ihr Ziel verfehlt. Ha! Fast hätte es geklappt, die gesamte Nachhut wäre vom Himmel geholt worden, es fehlten nur Millimeter. Der Karlsson und der Luke haben anerkennend Beifall geklatscht, die Mia hat den Kopf geschüttelt und die Cora hat geschrien:
„Hey, mein Pilzführer! Gib den sofort wieder her!“

Unser Lagerfeuer: warm und heimelig

Anschließend sind wie allesamt im Sand herumgekrochen und haben die Kokosstückchen wieder aufgesammelt. Die brauchten wir ja noch fürs Frühstück. Die Mia hat sie im Meer gespült und in einem gerollten Blatt ins Ruderboot gelegt.

Seht ihr? Davon erfährt man bei Robinson Crusoe natürlich nichts. Bei dem liest sich alles so einfach und gradlinig und locker-flockig wie ein Roman. Der war nur 'n bisschen einsam und hat sich 'ne Hütte gebaut. Aber die wirklichen Probleme – Müll, Mücken, Fledermäuse –, die werden schamhaft verschwiegen. Und dass Hunde schnarchen, das sollte man ruhig auch mal erwähnen.

Luke
Wenn wir fertig waren mit dem Überleben, hatten wir Freizeit. Viel blieb nicht übrig, aber gerade der Müßiggang wollte gut genutzt sein, damit ein Leerlauf nicht zu trüben Gedanken führte. Ihr kennt doch Shackleton? Das war der Leiter der britischen Endurance-Expedition in die Antarktis 1914-1917. Dabei ist ihm das Schiff im Eis stecken geblieben. Er hat es dann geschafft, Hilfe zu holen, so dass die ganze Mannschaft gerettet werden konnte. Das war eine Leistung, von der man  noch heute spricht. Und während der langen Monate, in denen man untätig festgesessen hatte, bevor man sich zu diesem Ausbruch entschloss, hatte Shackleton seine Männer ordentlich in Trab gehalten, weil er wusste, dass Beschäftigung ein prima Mittel gegen den Lagerkoller ist. Sie haben Fußball gespielt auf dem Eis und jeden Geburtstag gefeiert mit einem Pomp und Brimborium wie nicht ganz dicht.

Nun, Geburtstag hatte bei uns gerade keiner, aber ich bin mir sicher, dass unsere wöchentliche Aussprachestunde viel Unheil verhindert hat. Man ist ja angewiesen aufeinander auf so einer Insel, und es ist wichtig, dass man ein offenes Ohr hat für die Sorgen und Nöte seiner Mitreisenden. Daher musste jeder eine besonders intime Begebenheit aus seinem Leben erzählen. So was schafft Vertrauen. Wir saßen ums Lagerfeuer und haben aufmerksam zugehört, was jeder reihum zu beichten hatte.

Selbstverständlich verkneife ich mir an dieser Stelle jede Indiskretion über das Gesagte. Ich bin schließlich keine Labertasche. Ich verrate lediglich die Stichworte meines eigenen Beitrags, denn das darf ich ja. Mein peinlichstes Erlebnis handelte von einem rötlich geringelten Kater aus dem nördlichsten Bundesland, der in einem Ort in Wales namens Conwy ein stattliches Schloss zu einer Ruine gepopelt hat.
„Oh-ha, das wusste ich nicht“, hat der Karlsson gestaunt.
Ja, siehste mal? Dafür sind solche Beichtgespräche da. Ich konnte direkt spüren, wie der Zusammenhalt nach diesen Terminen immer noch ein wenig fester wurde.

Die Cora am Strand

Ansonsten haben die Mia und der Luke gern Tic-Tac-Toe gespielt. Das Spielfeld haben sie in den nassen Sand geritzt. Oft haben wir auch schießen geübt. Mias Bikinihose war die Zwille (klasse elastisches Material), ein Steinchen das Geschoss und geschnitzte Kokoshütchen das Ziel. Die Cora kriegte das am besten hin.
„Muss ich jetzt daaaa hinzielen?“, hat sie immer gerufen.

Sportliche Wettkämpfe waren besonders zwischen den Vierbeinern beliebt. Der Karlsson und der Luke haben gern Kugelstoßen gemacht – mit kleinen Kokosnüssen: Anlauf nehmen, wegstemmen – puff – klatschte das Ding dumpf in den Sand. Wer jetzt aber denkt, dass der Karlsson wegen seiner Größe im Vorteil gewesen wäre, der irrt. Dem Luke kamen seine morgendlichen Fitnessübungen zugute und sicher auch seine langjährige Müsli-Ernährung, die er ja nur hier vor Ort der Not gehorchend aufgegeben hatte. Ich war der Schiedsrichter. Einmal hätten sie mir fast so 'n Geschoss auf die Zehen gedonnert.
„Dann nimm doch deine Quanten weg, du Shackleton“, hat der Karlsson gesagt.

Ich

Außerdem hatten wir für abends ein Unterhaltungsprogramm eingerichtet. Der Austragungsort war wiederum das Lagerfeuer. Jeder musste was zum Besten geben, irgendwas, was er besonders gut konnte oder wusste. Ich zum Beispiel habe über die verschiedenen Ausführungen von Machtboxgaragen referiert und etliche Folgen von „Star Trek“ nacherzählt. Der Luke hat uns über probiotische Ernährung aufgeklärt und fachliche Kniffe zur Ausübung des Kammerjägerberufes verraten. Vom Karlsson haben wir erfahren, wie es sich anhört, wenn Miles Davis auf der Trompete bläst (inklusive akustischer Proben), und dass leicht abgelaufene Mortadella-Scheiben keineswegs gesundheitliche Schäden verursachen müssen, auch dann nicht, wenn die Scheiben schon einen leicht schmierigen Belag aufweisen.

Die Mia
Andere Darbietungen dagegen sind nicht so gut angekommen, unser Rülpswettbewerb zum Beispiel.
„Ihr seid Idioten, Jungs“, hat die Mia gemeckert.
Sie selbst war allerdings ebenfalls ausgebremst worden. Sie hatte nämlich eine Modenschau veranstaltet. Wie auf dem Laufsteg war sie ums Lagerfeuer gedackelt mit ihren kurzen Beinchen und hatte neckisch wippend ihren Bikini vorgeführt – und Coras Badeanzug gleich mit. Als sie uns am nächsten Abend den gleichen Ablauf noch mal präsentieren wollte, haben wir uns beschwert.
„Püh, das ist doch die gleiche Kollektion“, hat der Luke gesagt.
„Ja, ausziehn! Ausziehn! Ausziehn!“, ist der Karlsson ihm zur Hilfe gekommen.
Aber da war die Mia beleidigt. Sie wäre nicht „so eine“, die sich nackig machen täte, hat sie gejammert. Das hätte sie nicht nötig. Wir wären Ferkel, und sie würde jetzt den Bikini ausziehen und nie wieder was mit Mode für uns machen.
„Auch nicht Table Dance?“, habe ich gefragt.
Dafür ist mir 'n Stück Kokosnuss an den Kopf geknallt. Dabei waren diese Programme ja gerade dazu gedacht, um Aggressionen gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Bei der Cora lag der Fall anders. Ihre Ausführungen waren von hohem Niveau, gut strukturiert und sehr professionell vorgetragen. Lediglich der Inhalt wurde nicht von jedem positiv aufgenommen. Insbesondere der Karlsson hatte gegen nervliche Erschütterungen zu kämpfen. Immer wieder versagte ihm die Stimme, traten ihm Tränen in die Augen, gerieten seine Locken ins Zittern. Um Schlimmeres zu verhindern, haben wir Coras Vortrag schließlich abgebrochen. Es ist eben nicht jedem gegeben, bei täglicher Kokosnuss-Ernährung wertfrei einem Referat über Kochrezepte zu Cordon Bleu, Grillrippchen mit Zwiebelringen oder Osso buco mit Frühkartoffelchen zu lauschen. Hier drohten sich Szenen abzuspielen wie bei Asterix und Obelix, als sie Majestix zu seinem Kuraufenthalt begleiteten. Dort gab es sogar eine Schlägerei im Speisesaal, als die beiden Wildschwein serviert bekamen, während die Diätpatienten vor ihren Gemüsetellern hockten, bis ihnen die Nerven durchgingen und sie revoltierten. So was wollten wir auf keinen Fall riskieren. Uns allen hing das ewige Kokosnusszeugs natürlich auch schon längst zum Hals raus, aber die Mädels und ich sind sowieso Vegetarier (meistens wenigstens) und der Luke war auch daran gewöhnt, nur der Karlsson musste derart tiefgreifende Entbehrungen erleiden, dass niemand die Verantwortung für seine psychische Gesundheit übernehmen wollte. 

„Gut, dann zeige ich euch eben stattdessen, wie das geht mit dem Wünschelrutenlaufen“, hat die Cora gesagt.
Au ja. Allerdings haben wir gewartet bis zum nächsten Morgen, weil wir nicht im Dunkeln so weit in den Grünzug hineingehen wollten. Jeder kriegte nacheinander die kleine Astgabel, die bei der Cora so guten Erfolg gezeigt hatte, in den Schnabel beziehungsweise in die Schnauze gesteckt, und schon ging's los in der Schlangenformation ins Gebüsch mit dem Protagonisten vorweg und wir andern hinterher. Nur einer hatte jeweils vorher mit der Machete (Lukes Krallen) den Weg vorbereitet. Unterwegs wurde gewechselt. Doch bei keinem von uns hat die Rute ausgeschlagen, nicht bei einem einzigen. Sogar dann nicht, als der Luke mit dem Ding genau vor unserm Süßwasserbächlein stand. Das gab zu denken.
„Cora, hast du vielleicht Wasser in den Beinen?“, hat der Karlsson gefragt. „Dass es das ist, was bei dir anschlägt …?“
Ooouuuh, wenn Blicke töten könnten.


„Macht doch euren Scheiß allein“, hat die Cora gekeift. „Ich war fünf Doppelstunden in der Volkshochschule. Und ich hab 'n „Sehr gut“ gekriegt.“
Dann flog der Kopf herum und die Cora ist schnaubend abgedampft. Auf dem Rückweg hat sie die Zubereitung von Spanferkel mit Kroketten und Rotkohl durch den Urwald gebrüllt, konsequent mit allen Zutaten und Arbeitsschritten. Ich war froh, als wir ohne Kampfversehrte unsern Lagerplatz erreichten. Ich hatte mit Invaliden gerechnet.

Bei einer dieser Abendprogramme war auch die Sprache darauf gekommen, dass wir Amazonen doch Flügel hätten, und wären wir nicht ohnehin hier in der Nähe beheimatet? Wie wär's? Könnten wir nicht Hilfe holen, anstatt hier nur dekorativ herumzusitzen? Nun, ohne Anhaltspunkt am Horizont, einfach so ins Blaue hineinzufliegen, das kam schon mal gar nicht in Frage. Wir waren schließlich nicht lebensmüde. Und was unsere Herkunft betrifft, so stammen die Mia und ich in der Tat aus der Gegend, aus Costa Rica. Das ist allerdings noch weiter südlich. Wir pflegen keine verwandtschaftlichen Beziehungen, deshalb haben wir auch niemanden, den wir hier ansprechen könnten. Coras Vorfahren stammen aus Venezuela. Das ist noch weiter weg. Also mal die Füße stillgehalten, ja? Nur weil wir grün sind und aus Lateinamerika kommen, heißt das noch lange nicht, dass wir Aufklärungsflieger sind. Wir sind Zivilluftfahrt und gewöhnliche Touristen, nicht mehr und nicht weniger. Dass das mal klar ist.

Die Sache mit dem Essen, da hatte Karlsson allerdings recht, da musste dringend etwas geschehen. Mir war so, als hätte er deutlich abgenommen. Seine Locken waren auch nicht mehr so niedlich gekrullt wie früher. Der Mann baute ab. Kokosnüsse sind auf die Dauer nichts für Terrier. Fleisch musste auf den Tisch. Dringend. 

Karlsson: ausgezehrt auf dem Ruhelager im Ruderboot

Doch wie sollten wir das hinkriegen bei dem unklaren Warenangebot und bei dem Heimvorteil der Beuteseite? Nach längerem Hin und Her haben wir uns daher entschlossen, es mit dem Fischfang zu versuchen. Das Meer war voller Fische, man brauchte sie nur herauszuholen. Für diese Aufgabe wäre der Luke als Kater natürlich die ideale Besetzung gewesen, doch leider können Katzen nicht schwimmen. Amazonen können das auch nicht, also blieb nur der Karlsson übrig.
„Aber da sind doch Haie drin!“, hat er gemeckert.
Na und? Das Rettungsboot damals hatte er doch auch unfallfrei an Land geschoben, trotz ungewissen Haiaufkommens.
„Du musst eben nicht so mit dem Schwanz quirlen beim Schwimmen.“
Das hatte ich ihm damals schon geraten, und es hatte ja auch funktioniert.

Der Karlsson kriegte Mias Kosmetiktäschchen umgehängt als Einkaufsbeutel. Ihre Nagelfeile haben wir ihm als Dolch an die rechte Pfote gebunden mit einem Gummiband aus Coras Erste-Hilfe-Set. Außerdem habe ich ihm noch meine Digicam mitgegeben. Die ist wasserfest. Damit sollte er Bilder machen, damit wir zu sehen kriegten, wie es dort unten aussieht. Mit einem beherzten „Glück auf!“ haben wir ihn verabschiedet. Wir konnten sehen, wie der Karlsson langsam in die Fluten stieg. Er hat sich nicht umgschaut. Schließlich war nur noch kurz sein Hintern zu sehen, dann war er weg. Wir haben uns in den nassen Sand gesetzt und gewartet.

„Wenn das mal gut geht“, hat die Mia geseufzt.
„Ach was, der weiß sich schon zu helfen. Notfalls macht er einen auf Kung Fu“, habe ich gesagt.
Wir waren kurz vorm Sonnenstich, als plötzlich 'n nasser Yeti aus den Fluten gestiegen kam. Wir haben die Hälse gereckt. Aber es war nur der Karlsson, der wieder zurück war. Alles war noch dran, Schwanz heil, Frisur okay. Das gab vielleicht 'n Hallo. Die Mia ist ihm um den Hals gefallen.

Bei der Nachbereitung der Expedition kamen allerdings die Schwachpunkte zum Vorschein. Der Karlsson hatte keinen einzigen Fisch gefangen.
„Macht ihr das mal, wenn die Biester dauernd wegglitschen!“
Die Fotos, die er geschossen hatte, waren allerdings nett anschauen:


Sehr schön


Eine Anemone, nicht?


Noch so 'n Grünzeug


Huch!


*gähn*


„Vielleicht ist das Atlantis?“, hat die Mia gehaucht.

Blödsinn. Atlantis. Wenn ich das schon höre. Das ist Bimini. Dort gibt es Steinformationen auf dem Meeresgrund, die so aussehen wie alte versunkene Straßen, aber das hat die Wissenschaft längst geklärt, dass dort nichts versunken ist, sondern dass diese Formationen natürlich entstanden sind.
„Aber ist Bimini nicht viel weiter nördlich?“, hat der Luke dazwischengequatscht. „Sogar noch vor den Bahamas? In Richtung Florida?“
„Ja, genau, das ist doch ganz woanders“, hat sich nun auch die Cora eingemischt.
Dilettanten. Wie wussten die denn, wo wir hier waren? Der Karlsson hatte jedenfalls keinen Fisch mitgebracht, und einen Hinweis zur geografischen Orientierung ergaben seine Bilder leider auch nicht. Also warum weiter diskutieren? Wir sind zurück zum Lagerplatz gegangen.

„Ich kann diese fiesen Kokosnüsse nicht mehr sehen“, hat der Karlsson gebebt.
„Nu wart erst mal ab“, hat die Mia getröstet.
„Ja, du hast 'nen echt tollen Job gemacht“, musste die Cora noch hinterhersülzen.

Mir war nicht klar, woher die Mädels ihren Optimismus nahmen. Ich fand nicht, dass wir einen Schritt weitergekommen waren. Wir hatten nichts Neues zu futtern und wussten immer noch nicht, wohin es uns verschlagen hatte. Aber davon wird noch in der nächsten Folge genug zu berichten sein.

Fortsetzung folgt.

Fotos: Cora: © G.H.
          Luke: © Club der glücklichen Vierbeiner
          Karlsson: © Terrierhausen

         Abendlicher Strand, Fußspuren, Fliege, Feuer, Strand, Fischschwam, Anemone, Anemone 2, Seekuh, Fische: Pixabay

© Max: Papageiengeschichten 

8 Kommentare :

  1. Lieber Freund Max - gut, dass hier keine Menschen mitlesen. Die Angelegenheit war ja ein wenig heikel. Ich hatte das Immobilienleasing für „Miracle of Pansen“ über einen Briefkasten in Panama abgewickelt, was dann leider aufgeflogen ist, blöd. Den Zahlungsstrom habe ich über London umgelenkt, von England will ja niemand mehr etwas wissen, lach. Aber ein Ermittler für Geldwäscheangelegenheiten aus Florida wollte nicht lockerlassen und war hinter mir her. Einmal kam ein Flugzeug an unserer Schiffbrüchigeninsel vorbei. Vorsichtshalber habe ich aber NICHT mit dem Feuermachspiegel geblinkt. Die wollten uns nicht retten, sondern mich schnappen. Später habe ich dann die Ludmilla angerufen. Die hat die Tamara angerufen. Die hat ihren Mann angerufen. Der hat den … angerufen. Einige Zeit später stand dann im „The Nassau Guardian“, dass ein Ermittler in Florida einen unerklärlichen Badeunfall hatte. Zufrieden kann ich nun sagen: Unsere Reisekasse ist jetzt sauber. Beste Grüße vom Karlsson

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    1. Also weißt du, mein Freund, dir hat das ewige Kokosnussfutter doch mehr zugesetzt, als ich dachte. Du leidest unter Verfolgungswahn, und der Umgang, den du pflegst - Tamara ... Ludmilla - ist auch nicht das, was deine liebende, bürgerliche Familie sich für dich vorgestellt hat.

      Außerdem hättest du ruhig Zeichen geben können, als das Flugzeug vorbeigeflogen kam. Das war, als wir mit der Cora beim Wünschelrutenseminar waren, nicht? Erst mich anmachen, dass ich nichts von dem leckeren Faultier erzählt hatte, das du futtern wolltest, und dann den Schwanz einkneifen und uns allesamt auf der blöden Insel versauern lassen, und nur, weil du dir einbildest, alle Welt täte dich suchen. Na, vielen Dank, du Möchtegern-James-Bond. Dann haben wir also dir zu verdanken, was danach noch kam.

      Von deinem sauberen Geld nehme ich nichts. Da mache ich nicht mit. Aber danke, dass du mich einlädst. Du bist halt doch 'ne großzügige Seele. Einladungen lehne ich grundsätzlich nicht ab. Ich möchte deine Gefühle nicht verletzen.

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  2. Chapeau, lieber Freund Max! Wie du die Kurve zwischen Moneten und Moral genommen hast, ohne die Leitplanke zu berühren, große Klasse. Wie schrieb schon Bert Brecht "Erst kommt das Reisen, dann kommt die Moral." - oder so ähnlich. Beste Grüße vom Karlsson

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    1. Wer war noch mal Brecht? Aber das mit dem Reisen stimmt. Lass uns erst mal von dieser blöden Insel runterkommen (im Bericht, meine ich), und dann sehen wir weiter. Die Welt ist groß, da müssen wir überall noch hin. Leck deinem Papa schon mal die Ohren aus, wir brauchen noch seine Kreditkarte. Bei der Putze ist Ebbe (und beim Pit und bei der Cora auch), und dein „Miracle of Pansen“-Geschäft – mal ehrlich -, das ist auf die Dauer ziemlich schwach auf der Brust. Alle Achtung vor deinem Geschäftssinn, doch unterm Strich zählen – pekuniär gesehen – stabile freundschaftliche Beziehungen und erpressbare Halter, die wir mit einem schlechten Gewissen gut im Griff halten. In diesem Sinne, auf geht’s!

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  3. So, es wundert mich, dass der Karlsson sich nicht ein bisschen mehr an den Luke gehalten hat, der hat sich nämlich nicht die ganze Zeit nur von Kokosnüssen ernährt. Was so ein echter Jäger ist, der hat das nämlich nicht nötig. Nur ein Sesselpupser jammert rum und sagt ihm wird schlecht weil er schon so lange auf Fleisch verzichtet hat....nicht mal in der Lage einen ordentlichen Fisch zu fangen...pff.

    Pit

    P.S. Mir ging es übrigens in dieser Zeit hervorragend

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    1. Na klar, du Mettwurst. Kein Wunder, dass es dir gut ging. Du musstest ja auch nicht überleben so wie wir. Der Luke hat Gras gefuttert neben den Kokosnüssen. Wenn du das als großen Jagderfolg feiern willst, bitte. Außerdem hat der Karlsson nicht gejammert, ihm sind von ganz allein die Backen eingefallen und der Magen ist ihm zusammengeschrumpft wie ein Akkordeon, das ausatmet. Dazu geäußert mit Sprache hat er sich zu keinem Zeitpunkt. Nun tu hier mal keinen verunglimpfen, ja?

      Ich verrate es nicht gern vorher, aber diesmal mache ich eine Ausnahme: An unsern Fisch sind wir doch noch gekommen. So!

      Und nu leg dich wieder hin hin, du Schnarchnase. Ich werde berichten.

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  4. Naja, mit der Selbstversorgung hat es ja bei dem Karlsson nicht so gut geklappt und der Luke und Gras fressen, dass ich nicht lache. Aber glaube was Du willst.

    Pit

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    1. Ich war schließlich dabei, während du dir auf dem Schiff hast Mettwurst-Ohrdöwres servieren lassen. Also rede nicht, du Unwissender.

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