Dienstag, 30. August 2016

La isla bonita (10. Teil)

Unser Leben hatte erheblich an Komfort gewonnen, seit wir wieder die „Princess Graziella“  betreten hatten. Die Mia und die Cora sind gleich am Bordkiosk einkaufen gegangen, um den Verlust an Sonnenmilch, Nachtcreme, Nagellack und Pickelstift auszugleichen. Die Bordfunkerin/Zweite Servierkraft unterhielt dort einen kleinen Stand, der auf Anfrage besucht werden konnte. Mit allerlei Tüten kamen sie zurück.
„Na, hatten sie dort auch Pilzführer?“, habe ich mich erkundigt.
An Bikinis und Badeanzügen zum Sonnenbaden waren die Damen durch Zweit- und Drittgarnituren ja Gott sei Dank noch gut versorgt.

Mia
Außerdem wurden Termine bei der Kosmetikerin vereinbart, denn die Schnäbel, die durch das ständige Gehacke in die Kokosnüsse doch recht gelitten hatten, bedurften professioneller Behandlung. Leichte Deformierungen waren zu beklagen.
„Hach, man kann sich ja gar mehr nicht unter die Leute trauen“, hat die Mia geschnattert.
Später lag sie mit der Cora auf der Behandlungspritsche, einen nassen Lappen überm Gesicht, so dass nur der Schnabel rausguckte, während die Pflegetante ihr mit der Feile an der Gurke herumhobelte, bis die Spitze wieder korrekt mittig nach Süden zeigte. Die Cora kriegte zusätzlich eine Kurpackung für strapazierte, stumpfe Federn. Wie 'ne Teigrolle im Küchentuch lag sie festgewickelt auf 'nem Alutablett und starrte an die Decke. Durchs Schlüsselloch habe ich alles beobachten können.

Unterdessen hatte sich der Karlsson für das Gemeinwohl verdient gemacht. Er hatte sich um die Verpflegung gekümmert. Lange war er in der Küche gewesen, um mit dem Chefkoch die Menüs der restlichen Tage zu besprechen. Da wir die einzigen Gäste waren, stand unsern Wünschen nichts im Wege. Seitdem gab es morgens ein englisches Frühstück mit reichlich gebratenem Speck, Eiern und Toastbrot – „Die Bohnen können Sie weglassen“ – oder alternativ Baguettes mit Salami oder kalten, halb aufgeschnitten Frikadellen vom Vortag, schön mit Majo und Ketchup bestrichen. Mittags und abends wurden Fleischgerichte serviert, manchmal auch Wurst. Fisch hatte sich der Karlsson verbeten, ebenso allzu viel Grünzeug und jegliche Zubereitung mit Kokosflocken oder -milch.

Unsere Aufbaukost: schmackhaft und abwechslungsreich

Der Pit war irritiert. Zwar tat er immer schön mitmampfen bei der attraktiven Speisefolge und meist saß er wie gehabt als Erster am Essenstisch, doch man sah ihm an, dass ihm etwas nicht geheuer war. Immer wieder schaute er heimlich in die Runde, als hätte er noch nie Kreuzfahrtgäste beim Dinieren  gesehen.
„Ist was?“, hat die Mia gefragt und sich sie Krallen abgeleckt.
Ihr tropften Fettperlen ins Dekolletee. 

Pit
Besonders der Karlsson schien suspekt. Und damit war sicherlich nicht gemeint, dass er neuerdings selbstbewusst Nachschlag forderte, statt wie früher höflich zu warten, bis man ihm etwas zuteilte.
„Das habe ich so gelernt“, hatte er früher gesagt, jetzt dröhnte sein „Mademoiselle?!“ durch den Salon, noch bevor der letzte Fleischhappen den Weg von der Servierplatte auf seinen Teller gefunden hatte.

Gleich am zweiten Tag hat mich der Pit beiseite genommen.
„Du, Max?“, hat er geflüstert. „Sag mal … der Karlsson, war der gestern nicht irgendwie dicker?“
„Dicker?“, habe ich zurückgefragt.
„Ja, dicker. Ich weiß, das klingt blöd, aber er kommt mir so eingefallen vor im Gesicht und so schmal um die Hüften. Dabei sehen seine Beine irgendwie … muskulöser aus.“
„Nee“, habe ich gesagt, „das kann nicht sein, das kommt dir nur so vor. Und von was sollten seine Beine denn Muskeln gekriegt haben? Das sind nur seine Locken. Der muss zum Frisör.“
„Es sieht aber so aus. Als hätte er Sport gemacht.“
„Sport? Was fürn Sport?“
„Na, Kickboxen zum Beispiel. Oder Hanteln stemmen. Oder Schwimmen. Marathon.“
„Ach, Quatsch“, habe ich ihn beruhigt. „Du hast Delirium von der vielen Sonne und dem Geschaukele vom Schiff. Am Karlsson ist nichts anders. Der ist so wie immer. Und mein Schnabel ist auch nicht gesplittert. Der ist auch so wie immer.“

Luke
Später ist er zum Luke gelaufen. Dort hat er sich die nächste Irritation geholt. Der Luke lag ausgestreckt auf einem Kissen unter dem Sonnenschirm, neben sich einen dänischen Krimi, Sonnenbrille, Orangensaft und Salzstangen, und hat nicht mal das Handtuch vom Gesicht genommen, sondern lediglich ein lapidares „Carpe diem!“ hervorgebrummt. Das war bemerkenswert, denn mit dem Müsli und Salat futternden, Vitaminpülverchen schluckenden Öko-Kater vom Reisebeginn hatte das nur noch wenig zu tun. Bei den Wurst- und Fleischgaben zu den Mahlzeiten griff er nun ebenso beherzt zu wie alle andern (sogar zum Frühstück), und das Fitnessprogramm im Gymnastikraum hatte er gänzlich eingestellt zugunsten einer konsequenten Liegetherapie, bei der es darauf ankam, sich möglichst wenig zu bewegen.

„Geht's dir gut?“, hat der Pit gefragt.
Er stand vorm Luke wie das Rotkäppchen vorm Wolf in Großmutters Bett.
„Bestens“, hat die Antwort gelautet. „Pit, mein Lieber, da du gerade da bist, könntest du mir bitte mal das Handtuch gerade ziehen? Es wirft Falten und darauf liegt es sich so unbequem."

Den Mädels ist der Pit mit Inselausflügen gekommen. Man werde bestimmt bald wieder irgendwo halten und da könne man doch gemeinsam einen schönen Tag am Strand verbringen, so mit baden, aufs Meer gucken, Sandburgen bauen und so. Na, wie wär's?
„Näää! Keine Lust!“
Die Mia und die Cora hockten am Swimmingpool (der noch von der Ludmilla und der Tamara übrig war), natürlich schön im Schatten, mit einem Maracuja-Cranberry-Milchshake in Reichweite und einem Flügel halb im Wasser. Das wurde als erfrischend empfunden – solange es sich nicht um Salzwasser handelte.

„Die sind alle verrückt geworden“, hat der Pit sich beklagt.
„Du auch, Max“, hat er hinzugefügt, als ich ihm nicht antworten wollte.
Ich lag mit dem Karlsson unterm dritten Sonnenschirm. Wir hatten fest geschlafen. Dabei wird man nicht gern gestört.

Nachmittags haben wir uns stets eine kleine Erfrischung kommen lassen, 'n bisschen was Süßes oder Obst, denn Vitamine sind ja wichtig.

Von den Trauben mochte ich die Kerne am liebsten

Am Abend nach dem Dinner wurde an Deck noch ein wenig beisammengesessen. Beim Schein des Windlichts haben wir Karten gespielt, Halma oder Domino, so wie wir es früher schon gemacht hatten. Oder wir haben einfach nur den frischen Wind genossen und die Gewissheit, dass man nicht mehr dauernd auf den Horizont starren musste, um nichts zu verpassen. Das Schiff hat weiter seinen Kurs um die Inseln und Atolle genommen, genau wie im Programm vorgesehen, allerdings inzwischen ohne Landgänge, denn die hatten wir abbestellt.
„Ihr seid echt nicht mehr zu retten“, hat der Pit gemeint.

Die reizende Landschaft hat niemand beachtet

Im gleichen Maße, wie wir an einer wellnessbetonten Freizeitgestaltung interessiert waren – und das auch gnadenlos durchzogen –, fing der Pit leider an, sich zu langweilen. Zunächst hatte das niemand beachtet, doch als er überall herumzufummeln begann auf der Suche nach Sinn und Ziel, kriegte ich rote Ampeln ins Gehirn. Oft war er unten beim Personal, hockte in der Küche, ließ sich den Maschinenraum erklären, half beim Erstellen der Magazinlisten und tüterte sogar an den Tauen herum.
„Ich lerne jetzt Seemannsknoten“, hat er beim Mittagessen verkündet.
Wenig später konnte er auf dem Vorderdeck besichtigt werden, wie er die Reklamefähnchen einer einheimischen Margarinefirma in den Vorderpfoten hielt und damit herumfuchtelte in Richtung Meer.
„Soll das das Fahnenalphabet sein?“, hat sich der Luke gewundert.
Die Cora hatte Bedenken:
„Hoffentlich kommt kein Schiff vorbei. Wer weiß, was er denen da zuwedelt: „Guten Tag, Sie Arschgesicht“ oder „Hilfe! Wir brauchen 50 Tonnen Backpflaumen“ oder irgend so was Beklopptes.“

Der Pit: Nanu, es bimmelt ja, wenn man den Klöppel bewegt

Mir bereiteten die unbeaufsichtigten Erkundungsgänge am meisten Sorge. Nicht dass wir plötzlich rückwärts segeln täten oder womöglich kenterten und in die Rettungsboote müssten. Darauf hatte ich jetzt am wenigstens Bock.
„Du hast ja keine Ahnung“, habe ich dem Karlsson geantwortet, als er mich beschwichtigen wollte. „Der hat schon mal 'n ganzes Schloss in Schutt und Asche gepopelt. Der kennt da nix.“
Daraufhin hat der Karlsson geseufzt, hat „Lass mich mal machen“ gesagt und ist unter Deck verschwunden. 

Karlsson
Am Nachmittag haben wir irgendwo angelegt. Jemand von der Mannschaft ist zu uns an den Sonnenschirm gekommen.
„Ihre Bestellung ist da, Mister Karlsson“, hat es geheißen.
Bestellung? Was für 'ne Bestellung?
„Ich habe mir erlaubt, uns 'n bisschen Spaß kommen lassen“, hat der Karlsson gesagt. „Extra aus Nassau. Damit wir mal auf andere Gedanken kommen – und nur für uns Jungs!“

Jo, und dann lag da 'n Boot am Anleger, aber nicht so eins für Handbetrieb (das wäre ja noch schöner gewesen), sondern ein sogenanntes Speedboat, eins für Wassersport, für Angeberei und Adrenalin.
„Na, ist das nichts?“, hat der Karlsson geprotzt.
Der Luke hat aber nur neutral geguckt, ich habe auch nichts gesagt, lediglich der Pit war aus dem Häuschen.
„Das ist ja der Hammer!“, hat er gerufen.

Ein gewisser William von den Bahamas hat am Lenkrad gestanden. Der war gleich mitgemietet. Er sollte uns ein paar Runden durch die Bucht fahren. Wir sind ins Boot gesprungen. Gut, warum also nicht ein bisschen durch die Landschaft schippern? Wenn's dem Pit Freude machen täte und solange wir nicht selbst für Bewegung sorgen müssten – meinetwegen.

Kein Ort für Spaghettisoße und offene Weine

Die andern drei haben auf dem Boden hinter unserm Chauffeur Platz genommen, ich saß auf dem Armaturenbrett neben dem Lenkrad.
„Alles klar?“, hat der William gefragt. „Bitte festhalten, wir geben Gas.“
Danach weiß ich nur noch, dass eine riesige Pranke von vorn auf mich zukam. Ich bin rückwärts geflogen, fast raketenartig abgezischt. Zum Ausbreiten der Flügel hatte ich keine Zeit gehabt. Das ging eine ganze Weile so. Als ich mich wieder orientieren konnte, war das Boot weg und unter mir nur Wasser. 

Ich
Ich meine, ich als Vogel bin fliegen gewohnt und man hat ja auch seine Kenntnisse und Fähigkeiten, aber das hier – nee! Man setzt einen doch nicht einfach auf dem offenen Meer aus. Das ist ja unerhört.

Gott sei Dank ist mir noch rechtzeitig eingefallen, mit den Flügeln zu schlagen, sonst wäre ich glatt abgestürzt. Später ist das Boot dann zurückgekommen. Es fuhr jetzt bedeutend langsamer. Ich konnte unfallfrei wieder zusteigen. Allerdings habe ich mich gewundert, wo die anderen waren. Der William hat nur wortlos mit seinem Daumen über die Schulter gezeigt. Und tatsächlich, dort waren die drei, zur Mauer aufgeschichtet, flach an die Rückwand geklatscht. Man musste schon genau hinschauen, um zu bemerken, dass es sich um einen Hund und zwei Kater handelte. Bewegt haben sie sich nicht, gesagt auch nichts. Leicht hätte man sie mit einem Stapel achtlos abgelegter Bettvorleger verwechseln können.

„Na, Jungs? Wie war's?“, hat die Mia gefragt, als wir wieder an Bord kamen.
„Männlich-schnell, was?“, hat die Cora gekichert.
Seitdem hatte der Luke Ohrenschmerzen, dem Pit drückte 'n Pfeifton aufs Trommelfell, mir fehlten sieben Schwanz- sowie sechs Schwungfedern, und der Karlsson hatte Rücken, weil er den Aufprall vom Pit und vom Luke abgekriegt hatte, kurz nachdem er selbst gegen die Rückwand gedonnert war. Irgendwie hatte ich die Schnauze voll vom Wassersport. Und vom Segeln. Und vom Meer. Und vom Sonnenschein und all dem lieblichen Feriengedöns, das einem nach einer gewissen Zeit gehörig auf den Zeiger gehen kann.
„Ich würde jetzt gern bei uns zu Haus an der Terrassentür liegen und nach draußen gucken, wie der Sturm die Apfelbäume schüttelt“, hat der Karlsson gesagt.
„Ja, ich müsste auch mal nach dem Rechten sehen“, fand der Luke. „Hoffentlich läuft alles gut mit dem Geschäft.“
Der Mia hatten sich inzwischen sogar unakzeptable Hindernisse in den Weg gestellt:
„Die haben hier nur Enthaarungscreme, von der ich Pickel kriege.“

An Nassau und den Bahamas sind wir auf dem Rückweg nur vorbeigefahren. Es ging direkt nach Miami. Dort war unsere Schiffsreise zu Ende.

Miami

Wir haben uns einzeln per Handschlag von der Mannschaft verabschiedet.
„Du musst denen 'n Trinkgeld geben“, habe ich der Cora zugeflüstert.
„Wieso ich?“ hat sie gemeckert.
„Weil das deine Reise war. Schon vergessen?“

Vom Schiffsanleger sind wir mit dem Taxi direkt zum Flughafen gefahren. Wir mussten noch ein wenig warten, bis unser Flug ging, aber vom Terminal aufs Rollfeld zu gucken war ja auch mal ganz schön. Dort schaukelte es wenigstens nicht.

Hübsch, in Miami die Fahrt zum Flieger, aber jetzt dort liegen? Nee!

Die Cora hat der Tante Gisela im Duty Free eine Flasche Parfüm gekauft („It's never too late“ von Isolde Beutelmann.)
„Das ist besser als Pralinen und mit irgendwas muss ich mich ja bei ihr bedanken.“
Das stimmt. Die Kreuzfahrt zu spendieren ist sehr nobel gewesen. Dass dann einiges – sagen wir mal – unteroptimal gelaufen ist, dafür konnte sie nichts. Wir hatten jedenfalls Geld gespart. Wer weiß, wofür wir das noch brauchen täten.
„Jetzt bin ich aber pleite“, hat die Cora geseufzt.

Cora
Vom Rückflug gibt es nichts Interessantes zu berichten. Im Bordkino lief der „Fluch der Karibik“ und zu essen gab es Scholle mit Feldsalat und Kokoskuchen zum Nachtisch. In Frankfurt haben wir uns von der Cora verabschiedet. Sie ist mit dem Zug nach Duisburg weitergefahren.
„Tschüs dann, war super“, haben wir ihr nachgerufen.
„Ja, bis zum nächsten Mal. Bleibt frisch und sauber.“
In Hannover sind die Mia und ich ausgestiegen, der Luke, der Pit und der Karlsson sind bis Hamburg weitergefahren.

Soviel ich weiß, hat sich niemand unserer Menschen beschwert, dass er uns in einer Form zurückbekommen hätte, die ihnen nicht gefallen täte. Im Gegenteil, wir sähen so wunderbar erholt aus, hat es überall geheißen („Der Pit, so 'nen entspannten Zug um die Nase“). 

Und der Karlsson, na, der hätte wohl ordentlich zugelegt an den Hüften, was? Tja, es war wie mit Majestix bei Asterix und Obelix: Der hatte auf dem Rückweg von seiner Kur dieselben gastronomischen Stationen besucht wie auf dem Hinweg. Das hatte sehr zur Genesung beigetragen. Und Muskeln bilden sich auch schnell wieder zurück, wenn man sie nicht trainiert.

Ende.

Fotos: Cora: © G.H.
          Pit und Luke: © Club der glücklichen Vierbeiner
          Karlsson: © Terrierhausen

          Landschaft, Schiff mit Glocke, Speedboat,  Miami 1, Miami 2, Taue: Pixabay
          Bratwurst, Bockwurst, Kotelett 1, Kotelett 2, Hackbällchen, Grillfleisch, Braten, Fleischteller: Pixabay
          Früchte, Törtchen 1, Törtchen 2, Törtchen mit Obst: Pixabay

© Max: Papageiengeschichten 

14 Kommentare :

  1. Das ist ja irritierend wie Schrödingers Katze. In der einen Wirklichkeit bin ich während der Reise etwas dicker geworden. In der anderen Wirklichkeit dolle durchtrainiert vom vielen Schwimmen. Und keiner kennt die wahre Wahrheit.
    Aber jetzt genieße ich den Blick auf meine Obstbäume. Äpfel mag ich nicht so. Aber wenn Pflaumen reif sind und runterfallen, nehme ich mal eine. Grüße vom Karlsson

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    1. Du hast Sorgen, Freund. Es reicht doch, wenn sich die Philosophen den Kopf zerbrechen (und der Pit ... hihihi). Wahrheit. Was ist schon Wahrheit? Ein Wort mit W und (zwei ... vier ... sechs ...) acht Buchstaben. Wir hatten eine prima Zeit zusammen, das zählt. Der Rest ist ... pfff.*

      Ich guck jetzt auch umso lieber auf die Bäume, seit wir wieder da sind. Ich finde, das entspannt enorm, sobald kein Meeresrauschen und Wellengeschwappe dabei ist. Ansonsten können wir tauschen. Ich mag lieber Äpfel als Pflaumen. Die Putze versucht uns übrigens dauernd Kohlrabi unterzujubeln, aber - ha! - Südfrüchte kommen mir nicht mehr in den Napf.

      *Was meinst du, Karlsson? Was machen die Piraten gerade mit Mias Nagellack? Hoffentlich saufen sie den nicht. Der riecht ja so dolle nach Schnaps, und wenn man sich nicht damit auskennt ...?

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  2. Tja Max, hier lesen ja keine Menschen mit und schon gar keine Kinder. Also die Kosmetika von der Mia wurden natürlich unter großem Gegröle bei den Huren im nächsten Hafen verteilt. Und in dem Schminktäschchen mit den Samtbommeln werden jetzt abgeschlagene getrocknete Ohren von Hafenmeistern gesammelt, die nicht kooperiert haben. Nur so kann es sein.
    Mein Papa hat mir neulich von untoten Seeleuten erzählt, die er in der Oper gesehen hat, schauderhaft. Vielleicht waren wir mit Piraten gar nicht schlecht bedient, so im Vergleich . . . .
    Nachdenkliche Grüße vom Karlsson

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    1. Also das mit den maritimen Damen habe ich bei der Putze erfragt (mit falschen Namen natürlich, ist doch logisch). Sie hat gesagt, dass so ein Wort wie „Hafenpuff“ nicht in den Wortschatz eines Amazonenjungen gehört. Gut, dass sie nicht weiß, dass ich noch viel mehr Wörter mit Hafen kenne: Hafenmauer, Hafenlotze, Hafenbecken, Hafenrundfahrt.

      Der Mia habe ich nicht gesagt, dass in ihrem Bommel-Täschchen jetzt getrocknete Meisterohren lagern. Das braucht sie nicht zu wissen, sonst jault sie mir den ganzen Tag in die Matchbox-Geschäfte. Vielleicht sagt sie aber auch gar nichts, denn wir haben ja keine Ohrmuscheln, und was einem selbst nicht abhanden kommen kann, ist manchen egal.

      Viel mehr geschockt bin ich über das, was du von deinem Papa erzählst. Da geht man in die Oper, will sich schön den „Rosenkavalier“ anschauen oder das da, wovon es auch ein Parfüm gibt, und dann wird man von untoten Seeleuten belästigt. Da fehlen einem ja die Worte. Dass die sich da einfach so einnisten konnten? Geht da nicht mal 'n Hausmeister durch den Keller und guckt nach dem Rechten? Ich hoffe doch sehr, dass dein Papa das Eintrittsgeld wiedergekriegt hat. Vielleicht würde man sogar Schmerzensgeld kriegen, aber den Tarif für Untote kenne ich gerade nicht. Ist er denn sehr entgleist, dein Papa?

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    2. Entgleist, mein Papa? Nee, der mag das. Vor dem Kulturgenuss erkundet er, ob das Dargebotene auch düster genug ist, grau, mit Tod, Zerrissenheit, Hass, Zweifeln und Rache.
      Das, wovon es auch ein Parfüm gibt“ – tolle Umschreibung – findet er z.B. großartig. Neben wunderbarer Musik und Liebe gibt es da: Krieg, Gefangene, Eifersucht, Verfolgung, Folter, Selbstmorde, Nötigung, Mord, Verrat und Tod. Grüße vom Karlsson

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    3. Nun ja, ich guck auch ganz gern Krimis und liebe Wimmelbilder, wo alles dabei ist und man prima bei einem Durchgang auf seine Kosten kommt. Nur singen tut dabei keiner. Verfolgung und Gefangenschaft kenne ich von zu Hause. Auch alles ohne Musik. Vielleicht muss ich mich doch mal näher mit Opern befassen, um den speziellen Zauber zu verstehen. Ich freue mich jedenfalls, dass es deinem Papa gut geht.

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  3. Lotse, du Hafenanfänger.

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    1. Ich komm aus dem Binnenland. Wir sind froh, dass unser Alphabet bis z reicht.

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  4. Also ich muss sagen, dass war schon eine coole Fahrt mit Euch, aber nun muss ich mich erstmal wieder um mein Geschäft kümmern, ich bin dabei zu expandieren, muss mich nur noch um ordentliches Personal kümmern. Der Pit ist ein bisschen beleidigt und der Jack auch...Pit meinte es wäre ultra langweilig gewesen und Jack meinte er hätte den Piraten den Garaus gemacht, ich lasse sie beide sabbeln und zieh mein Ding durch....bis irgendwann mal wieder, war nett mit Euch.

    Luke

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    1. Soso, ultralangweilig ... das merke ich mir. Da ist die holsteinische Knackwurst also nicht auf ihre Kosten gekommen. Und für Kinder sind Piraten schon mal gar nichts. Sag das dem Jack.

      Die Mia meint, ihr wäre das Grün ausgeblichen von der vielen Sonne, und vom Salzwasser hätte sie Schuppen. Jetzt warte ich nur noch, dass die Cora sich beklagt, dass ihr der Latino-Lover entgangen ist. Jede alte Henne hat ein Anrecht, südlich des Äquators einen Chosé oder einen Chuan abzukriegen, wenigstens für die Dauer der Reise.

      Ihr seid echt alle undankbar, wisst ihr das? Das nächste Mal können wir ja in die Jugendherberge fahren. In die Lüneburger Heide. Vielleicht findet ihr es dort aufregender. Boah, ey, mir schwillt gerade der Kamm.

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  5. Nein, ich wollte keinen Latino-Lover. Ich hätte bei unserem Wahnsinns-Abenteuer gar keine Zeit für so einen gehabt.
    Das war eine der aufregendsten Reisen, die ich mit euch gemacht habe. Falls jemals noch so ein Abenteuer in Planung ist, ich bin dabei!
    Ich darf jetzt für eine Woche nicht an den Peh Zeh. Meine federlosen Eltern fahren nach Westkapelle an die holländische See. Auf uns passt ein Nachbar auf, boah wird das langweilig. Also, bis demnächst mal.

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    1. Was heißt hier, solche Abenteuer planen? So was kann man sich doch nicht vornehmen, so was passiert. Nee, wirklich, als wäre ich Schuld daran, als hätte ich mir alles ausgedacht, um euch absichtlich in Gefahr zu stürzen. Langsam müsstest du mich besser kennen, Cora. Ich bin sehr enttäuscht von dir.

      Wenn euer Personal in die Sommerfrische fährt und eure Nachbar nicht die gewohnten Unterhaltung bieten kann, dann müsst ich euch den Spaß eben selbst machen. Man kann hübsche Ergebnisse erzielen, indem man z.B.
      1. den Nachbarn jedes mal anschreit, dass ihm die Ohren abfliegen, sobald er zur Tür reinkommt.
      2. die Fressnäpfe abmontiert und ihm vor die Füße schmeißt.
      3. das Obst an die Tapete donnert oder auf den Teppich. Oder indem man
      4. apathisch auf der Stange sitzt und trübsinnig guckt (und nicht einknicken, wenn er zum Telefon greift, um eure Mama und euren Papa am Urlaubsort anzurufen).

      Also macht das Beste daraus. Ihr seid Amazonen, ihr seid kreativ!

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  6. Tante Cora, Du sorgst aber dafür das ich die nächste Reise wieder mit machen kann, oder?
    Hättet ihr mich mitgenommen hätten die Piraten Euch niemals gefangen genommen, im Gegenteil, wir hätten das Schiff geentert und Max, ich bin kein Kind mehr, ich bin schon 2,5.

    Jack

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    1. Mein lieber Junge, die Tante Cora wird dir wieder mit dem angespuckten Taschentuch die Ohren ausputzen. Willst du das? Na also. Gib Ruhe, du Piratenschreck. 2 1/2 ist Kind, das ist überall so, auch in Schleswig-Holstein. Basta.

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