Sonntag, 13. Januar 2013

Mein Amazonen-Alphabet:
H wie hopp!

Eigentlich geht es hier um Konditionierung, aber das müsste dann im Alphabet weiter hinten unter K kommen, doch das geht nicht, weil ich dafür schon das Thema Kirchlikörabstinenzallergie reserviert habe.

Deswegen also die Überschrift „Hopp!“ Sie ist auch gar nicht so falsch, weil ich euch genauer gesagt etwas über verbale Konditionierung erzählen will. Dazu werden uns Befehle entgegengeschrien, und die haben nun mal meistens ein Ausrufezeichen am Ende.

Ich glotze nicht, ich studier nur Geknipse

Unter Konditionierung versteht man das Einüben bestimmter Abläufe, damit wir sie irgendwann automatisch abspulen, sobald wir das dazugehörige Signal vernehmen. Manche Halter machen das mit Clickern. Erst sagen sie ein bestimmtes Wort, und wenn wir das dann richtig mit der gewünschten Handlung verbunden haben, ertönt das Klickgeräusch als Zeichen, dass die Veranstaltung beendet ist. Ach ja, ein Leckerli gibt’s auch noch zur Belohnung.

Mit uns funktioniert das nicht. Ich lass mich nämlich grundsätzlich nicht bestechen, da kann man noch so dolle mit Keksis oder Nudelchen vor mir herumwedeln. Die Mia ist da zwar weniger prinzipientreu, die gierige Nuss, aber wir Amazonen gelten allgemein als äußerst stur: Wir machen nur das, was wir selbst wollen. Uns kann man nicht dressieren. Dafür sind wir viel zu unzuverlässig. Clickern ist mehr was für Graupapageien, Aras oder Kakadus, zumindest wenn Kunststückchen damit verbunden sein sollen.

Trotzdem funktioniert Konditionierung auch bei uns – sofern wir freiwillig mitmachen. Manchmal ist es nämlich besser, sich mal schnell den Wünschen unserer Menschen zu beugen, damit man danach seine Ruhe hat. Voraussetzung für die erfolgreiche Konditionierung ist Konsequenz. Man muss uns schon sehr deutlich und vor allem immer gleichbleibend verlässlich mitteilen, was man von uns will.  Sonst wissen wir nicht, was wir tun sollen, und können dann auch nicht einordnen, warum wir was falsch gemacht haben. Als Belohnung kriegen wir ein liebevoll dahingeleiertes „Feeeein!“ zu hören, meistens auch einen Kuss auf den Schnabel geschmatzt. Das ist unsere Entsprechung zum Klickgeräusch beim Clickern.

Wir beherrschen einige solcher Befehle. Manche funktionieren mit Gesten, andere mit Worten. Über eine dieser Verabredungen freut sich die Putze ganz besonders. Sie ist halt romantisch wie alle Weiber, was soll man da machen? Weil küssen bei uns nämlich nicht nur der Belohnung dient, sondern auch der Begrüßung und dem Zusammenhalt im Schwarm, sagt sie zwischendurch immer mal wieder „Kuss!“ zu einem von uns. Wir beugen uns dann gaaaaz weit vom Ast runter und tippen unsern Schnabel an ihre Lippen. Meist quieken wir noch ein freundliches „Äh“ dazu. Die Putze ist dann immer total entzückt und verlangt: „Noch mal.“ Also knicken wir ein zweites Mal unsere Wirbelsäule zum Klappmesser, machen einen langen Hals und drücken ihr wieder einen Kuss auf. Nach dem dritten Durchgang ist es dann aber auch genug.

Dieses Spielchen beherrschen wir beide gleich gut. Ich hatte es mir damals von der Mia abgeschaut, weil sie ja älter ist als ich und schon länger bei der Putze wohnt. Ich küsse eigentlich ganz gern.

Ein anderer Befehl lautet: „Geht rein!“ Das bedeutet, wir sollen in die Voliere klettern. Hier braucht die Mia oft eine Extraeinladung, während ich mich schon gleich vom Acker mache, sobald ich sehe, dass die Putze mit ihren Klamotten in der Hand aus dem Badezimmer kommt, denn das bedeutet, dass sie bald weggeht und uns sowieso einsperrt. Ich begebe mich lieber selbst in die Voliere, statt mich blöde reinheben zu lassen. Das ist immer so entwürdigend. 

 Die Mia auf ihrer Schaukel,
ich auf meiner Schaukel,
wir in der Küche,
wir auf dem Kleiderschrank

Ach, und was ist nun mit dem „Hopp!“? Oh, das ist auch ein sehr praktischer Befehl, findet die Putze. Damit ist gemeint, dass wir das Zimmer wechseln sollen. Wohin, ergibt sich aus der Situation. „Hopp!“ in der Küche zugerufen heißt nach Hause fliegen, also in den Raum, wo unsere Voliere steht. Mit „Hopp!“ angeredet, während wir bereits auf der Voliere hocken, bedeutet, einmal eine enge Kurve nehmen und nebenan im Schlafzimmer auf dem Kleiderschrank landen (dort werden wir zwischengelagert, wenn die Putze wischt und staubsaugt). Ja, und abends im Dunkeln, wenn die Familie vorm PC sitzt und irgendwann die Bettzeit eingeläutet wird, wissen wir, dass wir uns nach dem „Hopp!“ wiederum in die Voliere zu begeben haben. Ich starte dann meistens von der Schaukel (Kaltstart, von Null auf Hundert). Die Mia muss erst einen Bogen um den Kletterbaum fliegen, direkt an der Birne der Putze vorbei, einmal durchs Zimmer, den Flur entlang. Ihre Schaukel hängt nämlich strategisch etwas ungünstig.

Aber ganz allgemein gesprochen sind wir recht zufrieden mit der Kommandosituation. Die Putze ist erst im Rang eines Rekruten. Die übt noch das Brüllen. Ihr wisst schon, Weibergesäusel. Da kann man getrost aus Versehen mal was überhört haben. Außerdem kann ich das auch, das Befehlen. „Kuss!“ ist mein Lieblingskommando. Das schleuder ich der Putze manchmal entgegen, ehe sie selbst ausholen kann. So, ha ha. Dann guckt die vielleicht blöd. Der Sieg ist meiner.

© Max: Papageiengeschichten

12 Kommentare :

  1. "Kuss" - das gefällt mir, ich bring das Wort aber nicht raus.

    Der Nymphensittich den mein Frauchen - ganz früher - mal hatte, der hätte es vielleicht gekonnt, aber der hatte auch viel Spaß auf Türen zu sitzen und diese mit einer schönen Wellenkante zu verschönern - das macht ihr da oben bestimmt nicht - ihr scheint mir doch ganz gut erzogen zu sein - meistens - Liebe Grüße - Bente



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    1. Du, Bente, selbstverständlich machen wir das nicht, das Verzieren bereits verarbeiteten Holzes. Auch nicht am Küchenschrank. Ach, woher denn? Sind wir etwa ungezogen? Oder unkultiviert? Ha ha ha.

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  2. Lieber Max,
    vielen herzlichen Dank für einen weiteren Einblick in Euer Leben.
    Also, vom "Clickern" halte ich persönlich gar nichts, aber viele Hundebesitzer schwören drauf.
    Unser Wort ist "Feini", wenn der Beagle auf ein Kommando richtig reagiert hat und bekommt ein Leckerchen.
    Kuss geben klappt auch auf Kommando und "Korb" hat er auch verinnerlicht und geht in seinen Korb.
    Konsequenz ist ein wichtiger Punkt......wer hat den längeren Atem, "er" oder "wir", bisher sind wir es.
    Die anderen Komandos beherscht Tayler ebenfalls, sonst wäre kein Freilauf möglich.
    Manchmal "überhört" er mein "Hier" dann wird ein "SOFORT" hinter die Aufforderung gesetzt. Spätestens dann kommt der Hund, den die Konsequenz wäre dann angeleint ein paar Übungen zu absolvieren.
    Viele herzliche Grüße,
    Mona

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    1. Ui, der Tayler ist ein Profi. Wenn man den Sinn von "Sofort" als Aussicht auf hobeldoofe Übungen bei Nichtbefolgung versteht, dann ist man fit, um die Konditionierung generell zu begreifen. Einer Weinbergschnecke kann man schließlich so oft man will "Fass!" zurufen, sie wird es einfach nicht machen. D:)

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  3. So'n Sch...
    Jetzt habe ich auf die falsche Taste gedrückt und mein ganzer Text ist weg. Mistmistmist. Naja, eher ist es die neue Maus, die hat da so ein Rädchen ... Ach, verflixt.
    Nun im Kurzformat: ich bin jetzt frustriert, ich hab sooooooo viel geschrieben und jetzt weiß ich nicht mehr was. Brummelknurrböseguck. Blöde Technik.

    Also erstmal Hut ab vor dir, ich weiß ja, dass du der Herr im Hause bist und dir nichts vormachen läßt.

    Clickern machen wir bei uns auch nicht. Das war vor Jahren, als ich klein war, total verpönt.
    Aber ich bin nun fast 12 Jahre alt, auch ohne das Klickklack :-)))

    Lieber mach ich freiwillig mit, weil am Ende doch immer ganz viele Leckerlis "winken".

    Ich drück dich ganz feste, Kumpel.
    dein Angus

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    1. Danke, Kumpel Angus. Uff, du kannst mich wieder loslassen. Und ja, ich bin der Herr im Haus. :-)

      Clickern ist unter Vogelhaltern auch ganz unterschiedlich angesehen. Ich glaube, das Thema polarisiert. Die einen sind begeistert, die andern strikt dagegen. Aber wenn man nicht konsequent ist, nutzt das Klickklick auch nichts, also muss man so oder so der Typ sein, der sich durchsetzen will und sich auch durchsetzen kann. Sonst konditioniert man womöglich Unerwünschtes.

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  4. Ah, jetzt weiß's ich's wieder:
    Kuss kann ich auch, aber es wird nicht allzusehr geliebt, weil dann die ganze Visage der Zweibeiner nass ist *hehehe*. Frauchen rubbelt dann immer wie verrückt die entsprechenden Stellen ab.

    Nochmals Grüßle

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  5. Ja, ich weiß wohl, dass ihr Hundis totas klasse küssen könnt, sogar auf Zuruf, aber ich kann "Kuss!" sagen - in Menschensprache. Gut, ne?

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  6. Nicht erschrecken, ich bin's nur! Kann endlich wieder Seiten laden, ohne dabei wahnsinnig zu werden! :)
    Schon klar, dass du nur tust, was du willst! Das finde ich super und mache das auch nur allzu gern so! Wenn ich was tue dann nur aus Mitleid (never!) oder Eigennutz. Die Tippse sagt, sowas nennt man "win-win-Situation". Bei uns gibt's aber meistens nur einen Gewinner.
    Aber was hast du denn vor einigen Tagen wieder angestellt?? Und sag' bloß nicht, dass das ein anderer "Grüner" war:
    https://lh3.googleusercontent.com/--DOOEAn2dcM/UPfIrwCoQvI/AAAAAAAABW8/3dPTrvPF5HQ/h120/DSC08032%25231.jpg
    Okay, ich werde dich nicht verpfeifen!
    LG, Enya

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  7. Oh, Enya. Das Bild ist ja so klein. Da sieht man mich ja gar nicht gut drauf.

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  8. Ich bin ja echt überrascht was ihr so alles könnt! Ich kann auch kommandieren, ich mach das aber stumm , nur mit Blicken, mein Herrchen versteht das immer und reagiert sofort, meinem Frauchen muss ich das noch beibringen! :) L.G. Diva

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  9. Ja, Diva, ich weiß, Weiber sind immer ein bisschen begriffsstutzig.

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