Mittwoch, 14. Dezember 2016

I'm so sorry

Jawoll. Ich schäme mich vor Scham. Vor langen Wochen hatte ich versprochen, euch meinen Reisebericht aus New York zu liefern - damit ihr im Bilde seid, was wir alles erlebt haben und wie aufregend diese Stadt ist. Natürlich hatte ich mich sofort hingesetzt und zu schreiben begonnen, auch die Fotos sind entwickelt und hübsch zurecht gemacht. Ankündigungen muss man schließlich einhalten.



Doch dann passierte das Unfassbare: Die Putze hat mich vom PC gejagt und das gilt noch heute. Sie wird bald woanders unsere Körner und unser Taschengeld verdienen gehen und das macht sie derart konfus und ungeschmeidig, dass alles durcheinander gerät. 

Ich kann euch sagen, furchtbar, wie kurz vor der Evakuierung geht es hier zu. Abends sitzt sie vor der Lampe und näht Namensschildchen in all ihre Taschen, Jacken und Schals. Tagsüber werden Bohnen und Marmeladen eingekocht und Waggonladungen von Sauerkraut angesetzt. Sonst käme sie später nicht mehr dazu, heißt es. Und da demnächst auch keine Zeit mehr bliebe zum Großreinemachen, müssen wir alle mit anpacken und das Sofa wegrücken, den Kleiderschrank feucht auswischen und die Fenster putzen. 

Meine Aufgabe ist es, mit einer Pudelmütze über dem Kopf hinter die Heizkörper zu gucken und dabei die Wollmäuse aufzulesen. Die bleiben am Bommel hängen. Die Mia muss die Gewürzdöschen putzen und neu etikettieren, nur der Roosevelt und der Otis brauchen nichts zu tun, weil sie zu klein und zu blöd sind. Vorsichtshalber habe ich sie trotzdem in der Nachttischschublade eingesperrt, damit sie nicht im Weg rumhängen. 

Ich nehme an, es geht auf die Undankbarkeit dieser beiden Matschfalter zurück, dass kurz darauf das Passwort für meinen PC-Account gehackt war. Nun kam ich nach Feierabend gar nicht mehr an meine Seiten. Ich meine, die Zeit war sowieso schon knapp genug durch die viele Schufterei im Haushalt, und die Putze hat mich nie zwischendurch abhauen lassen, auch nicht um meiner Reportagepflicht euch gegenüber willen, deshalb war es doppelt ärgerlich, dass die beiden Gummifliegen mich obendrein so schöde von jeglicher schriftstellerischen Aktivität abgeschnitten haben. Glaubt mir, ich habe die Flügel gerungen, gefleht und wüste Beschimpfungen ausgestoßen - nichts. Kein Erbarmen. Der PC blieb unerreichbar. Immer wenn ich mich neu angemeldet hatte, war am nächsten Morgen mein Passwort wieder weg - leider auch, nachdem ich den Roosevelt und den Otis drei volle Tage und Nächte im Nachtschrank eingesperrt hatte. Gegen solche diabolischen Energien komme ich nicht an. Dafür ist meine Kraft zu gering.


Na, jedenfalls wisst ihr jetzt, warum der Reisebericht noch immer nicht fertig ist. Ich hoffe auf euer Verständnis und auf eure Geduld. Es ist nun mal nicht einfach, mit 'ner aufgescheuchten Else, zwei dämlichen Fledermäusen und 'ner albernen Disco-Henne den Wohnraum zu teilen. Das bringt selbst den stärkten Grizzly an seine Grenzen. Hach, und dann naht auch noch Weihnachten! Das Fest der Liebe, des Friedens und der vielen freien Zeit. Dass ich nicht lache. Freie Zeit ist hier gar nicht. Alles nur Augenwischerei.

Also dann. Jetzt wisst ihr Bescheid. Irgendwann werde ich sicher die Oberhohheit über unsern PC zurückerobert haben. Dann werde ich auch den Reisebricht einstellen können. Ich habe ihn nicht vergessen, ich bin nur ganz, ganz dolle verhindert. 

Fotos: Cora: © G.H.
          Pit: © Club der glücklichen Vierbeiner
          Karlsson: © Terrierhausen
          Stadtbild: Pixabay

© Max: Papageiengeschichten

12 Kommentare :

  1. Oh ist das grausam...wie hinterlistig du gehindert wirst, am PC zu werkeln.
    Und dann diese Arbeiten...neeee das ist gemein.
    Ich hoffe dir fallen geeignete Gegenmaßnahmen ein...
    Mitfühlende Grüße
    Tibi

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    1. Nicht wahr? Du verstehst mich. Die Welt ist schlecht und ich füge mich ihr. Ich allein komme ja doch nicht dagegen an.

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  2. mein armer, armer vogelfreund...mein mitgefühl sei dir gewiss! :(

    liebe grüße und ein voll tolles we,

    luana

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    1. Ja, ich bin arm dran. *schluchz* Das hast du ganz richtig erkannt. Danke für dein Mitgefühl. Du bringst Sonne in mein Herz.

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  3. Mensch Max, ich hätte nie gedacht, dass Du Dir das gefallen lassen würdest, naja vielleicht wirst Du alt.
    Aber wenn Du soviel im Haushalt hilfst, dann wird das Weihnachtsgeschenk bestimmt wirklich richtig fett. Unter einer Matchboxgarage geht jawohl garnichts.
    Ich freue mich schon auf die neuen Berichte, kann aber auch die Putze verstehen, das sie alles im Griff haben will bevor es los geht mit dem neuen Arbeitgeber, schließlich weiß man ja nicht wie der tickt.
    Halt die Ohren steif altes Haus,
    Pit

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    1. Was heißt hier, ich werde alt? Du spinnst wohl! Wenn die Putze zur Attacke bläst, steht hier alles stramm. Wir haben es nicht so gut wie du, wo man auf dem Tisch liegen und sich sonnen darf. Wir haben Aufgaben! Verpflichtung! Verantwortung! Und bezahlt wird gar nichts dafür - so! Von Matchboxgaragen haben meine Hausweiber so viel Ahnung wie 'n Regenwurm vom Kasatschok. Von dieser Seite ist nichts zu erwarten. Aber ich HABE wenigstens noch Träume. Was wünscht du dir denn zu Weihnachten? Lass mich raten - einen Mettwurststrauch fürs Küchenfenster? Ja, das hatte ich mir schon gedacht. Alter Mampfbeutel, du.

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    2. Ich muss ja zugeben, dass ich mir eigentlich nichts wünsche, denn eigentlich habe ich alles was ich brauche. Habe ich Dir eigentlich schon erzählt das ich in die Firma von Luke mit eingestiegen bin? Nee, eigentlich bin ich wunschlos glücklich, aber den leckeren Thunfisch zu Weihnachten habe ich mir trotzdem schmecken lassen.

      Pit

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    3. So? Als was bist du denn Mitarbeiter in Lukes Firma? Das Jagen wird es ja wohl nicht sein. Also wirst du sicher jetzt ganz offiziell auf dem Küchentisch liegen und beim Schlafen neue Konzepte ersinnen, stimmt's? Marketingstrategien oder neue Techniken für den Einsatz in Stall und Keller oder irgendwie so was. Oh, da wird sich der Luke aber freuen. Und kriegst du auch Geld dafür, oder machst du das umsonst, so von Familienmitglied zu Familienmitglied? Klär mich doch mal auf. Ich bin so was von gespannt.

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    4. Boah, so ein Stress, seitdem ich neuerdings Geschäftsführer in Luke's Firma bin, komme ich zu überhaupt nichts mehr...die Mama soll uns jetzt den Jahresabschluss fertig machen, schließlich bin ich am Gewinn beteiligt, aber irgendwie ist die im Moment nicht so engagiert. Und umsonst arbeite ich hier ganz bestimmt nicht, umsonst ist nicht mal der Tod, schließlich muss doch einer dafür sorgen, dass wir auf unseren Reisen im Luxus leben können...oder habe ich ettwa nicht immer einen Picknickkorb dabei.

      Pit

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    5. Als Geschäftsführer hat man Stress. Ja, nee, ist klar. Gewinnbeteiligung leuchtet mir ja noch ein, aber was genau machst du denn nun in Lukes Business? Nu mal Butter bei die Fische, erklär mir mal ganz genau, jede Tätigkeit; ich kann mir nichts darunter vorstellen.

      Und noch was: Picknickkorb stimmt. Aber deine ewige Mettwurst und dein Eiersalat haben nichts, aber auch gar nichts mit Luxus zu tun. Pack doch mal Schillerlocken ein oder Whiskypralinen oder Trüffel-Lasagne. Das hätte wenigstens mal Stil, du Landei. Kernseife haben wir selbst.

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  4. So ist das - die Blöden brauchen nicht arbeiten, uns dagegen kann man überall einsetzen ...

    Halt die Flügel steif, mein Guter - deine Bente

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    1. Weißt du was, Bente? Manchmal wünsche ich mir direkt, ich wäre blöd, damit ich's einfacher hätte im Leben. Aber dann guckt mich die Mia so komisch an, dann rollt sie mit den Augen und seufzt: "Selig sind die im Nebel, denn sie merken nichts."

      Kennt jemand die genaue Textstelle? Ich würde die gern mal nachlesen.

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