Freitag, 28. Oktober 2016

Der Spruch des Tages (152)


© Max: Papageiengeschichten (Bild)

Montag, 24. Oktober 2016

Der Spruch des Tages (151)


© Max: Papageiengeschichten (Bild)

Freitag, 21. Oktober 2016

Der Spruch des Tages (150)


© Max: Papageiengeschichten (Bild)

Montag, 17. Oktober 2016

Der Spruch des Tages (149)


© Max: Papageiengeschichten (Bild)

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Der Spruch des Tages (148)


© Max: Papageiengeschichten (Bild)

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Der Spruch des Tages (147)


© Max: Papageiengeschichten (Bild)

Montag, 10. Oktober 2016

Der Spruch des Tages (146)


© Max: Papageiengeschichten (Bild)

Freitag, 7. Oktober 2016

Der Spruch des Tages (145)


© Max: Papageiengeschichten (Bild)

Samstag, 1. Oktober 2016

Guckt mal, was ich gemacht habe



Falls man's nicht genau erkennt: Es ist ein Verband. Er befindet sich auf dem Unterarm der Putze.

Nun bin ich ja nicht der Typ, der mit seinen Heldentaten protzt. Außerdem bin ich der Meinung, dass gewisse private und geradezu intime Angelegenheiten nicht in die Öffentlichkeit gehören, schon gar nicht mit Fotos und Namensnennung. Hier sollte man Diskretion walten lassen, schließlich bleibt heutzutage mit den modernen Staubsaugern unter jedem Teppich noch genug Platz übrig, um das eine oder andere drunterzukehren. 


Leider aber lebe ich mit der Putze zusammen und die hat andere Vorstellungen. Um es genau zu sagen: Sie hat mich gezwungen, hier einen detaillierten Tatsachenbericht einzustellen. Er soll als Warnung dienen für all jene Besucher, die vielleicht durch Zufall oder mit Absicht hier vorbeikommen und denken, wir Amazonen seien Kuscheltiere.

Eins vorneweg: Wir sind tolle, faszinierende Wesen, und wer sich für ein Leben mit uns entscheidet, der wird reich belohnt werden – sofern er weiß, worauf er sich einlässt.

Aber leider gibt es noch immer viele Stereotypen und Vorurteile, was uns und unsere Haltung betrifft. Um zu verstehen, was letztens bei uns zu Hause geschehen ist und worauf ich hinaus will, halte ich es für nützlich, ein paar grundsätzliche Dinge vorauszuschicken:

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1. Wir leben NICHT in einem runden Käfig (die Optik macht uns ballaballa).

2. Unser Käfig steht NICHT frei im Raum (wir sind Fluchttiere und wollen uns nicht rund um die Uhr nach allen Seiten verteidigen müssen).

3. Wir leben NICHT in einem Käfig, der ungleich größer ist als wir selbst (oder wohnt einer von euch im Gästeklo?).

4. Wir sind Schwarmtiere und brauchen Artgenossen – mindestens einen Partner oder einen guten Freund.

5. Wir haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten – wir mögen nicht automatisch jede andere Amazone oder jeden Menschen; das kann schon mal ein Familienmitglied zum Feind degradieren, obwohl er nichts Schlimmes getan hat.

6. Aber all jene Menschen, die wir mögen und mit denen wir zusammenleben, gehören zu unserm Schwarm und wir sind gern mit ihnen zusammen.

7. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir alles mit ihnen teilen – manche von uns lassen sich gern streicheln oder steigen auf die Hand, andere wollen das nicht.

8. Auch wenn wir meist friedlich und freundlich sind, bleiben unsere Instinkte erhalten.

9. Zur Balz- und Brutzeit, wenn unsere Hormone das Regiment übernehmen, können wir meist nicht mehr klar denken, sondern machen das, was die Natur von uns verlangt – es ist gut möglich, dass wir dann unsere Menschen als Störenfriede betrachten und angreifen.

10. Zur Aufgabe eines Amazonenhahnes gehört es in diesen Zeiten z.B., seine Frau (und später seine Brut) zu verteidigen – wer einen Vergleich möchte, der erinnere sich bitte an wild gewordene männliche Schwäne auf dem Teich; auch sie tun nichts anderes, als ihre Familie zu schützen.

11. Auch wenn die heiße Phase der Hormonproduktion abgeklungen ist und wir wieder friedlich sind, haben wir Amazonenhähne oft ein ganzjähriges Interesse, die Familienhirarchie zu korrigieren – denn bei der Wohnungshaltung sollte der Mensch das Oberhaupt sein, doch wir Hähne sind nun mal Männer und daher der Meinung, dass der Posten des Schwarmchefs nur uns gebührt.

12. Deshalb ist mit gewissen Testattacken immer zu rechnen, wenn sie auch meist harmloser Natur sind – richtig zugebissen wurde bei uns bisher nie, allenfalls gekniffen, leicht gehackt, mit den Füßen voran der Putze ins Gesicht gesprungen oder mit viel Tamtam Eindruck geschunden; trotzdem bleibt es eine unerlaubte Grenzüberschreitung eines Untertans und muss geahndet werden.

13. Handaufzuchten sind Vögel, die nicht von ihren Eltern aufgezogen wurden, sondern vom Züchter – dazu nimmt er die Küken aus dem Nest, füttert sie mit der Spritze und prägt sie so auf den Menschen.

14. Wir halten Handaufzuchten, sofern sie ohne Not vorgenommen werden, für eine Vergewaltigung – zwar sind solche Jungvögel in der Regel süß und schmusig und somit attraktiv für potentielle Käufer, doch wenn sich mit der Geschlechtsreife die Instinkte durchsetzen, hat der Vogel keine artgerechten Verhaltensweisen gelernt, die er anwenden könnte, um Situationen angemessen zu händeln.

15. Handaufzuchten haben meist keine natürliche Hemmschwelle vor Menschen und von daher kaum Skrupel zuzubeißen, wo andere Artgenossen (wie die Mia) lieber noch mal eine Runde fliegen und allenfalls eine Scheinattacke starten.

16. Ich, der Max, ich bin eine Handaufzucht. 

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So, das war eine lange Vorrede. Jetzt kommen wir zu den Ereignissen.

Vor einem Monat etwa habe ich die Putze angegriffen. Ich saß auf meiner Schaukel, sie am Computer und schrieb da was. Als sie sich runterbeugte, bin ich gestartet – geradewegs auf ihren Nacken zu. Ich weiß nicht mehr, ob ich da reinbeißen oder mich nur mal umschauen wollte, jedenfalls hat die Putze in einer instinktiven Abwehrreaktion den Arm hochgerissen. Das fand wiederum ich nicht so toll und plötzlich saß ich zusammen mit dem Arm auf der Tischplatte und hatte meinen Schnabel tief ins Fleisch gehauen. Ich meine richtig tief. Böse tief. So tief, dass wir Amazonen nicht loslassen, wenn wir schon mal so weit vorgedrungen sind. Die Putze hat mich am Hals gepackt und geschrien: „Lass los!“ Die Zange saß allerdings ordentlich fest.

Gleich darauf wurde ich eingekerkert. Die Putze war fassungslos. Das wäre das erste Mal, dass ich ohne erkennbaren Grund angegriffen hätte, hat sie gemeint. Und noch nie wäre sie so zugerichtet worden. Das wäre fies gewesen und vor allem absolut unnötig. Es gäbe nichts zu verteidigen und einfach wegzufliegen, ohne zuzubeißen, wäre auch eine Option gewesen.
Dann wurde der Medizinschrank durchsucht. Eine Binde fand ihren Weg auf den Arm, um das Blut zu stoppen. Es war aber nicht die von oben auf dem Foto, sondern eine andere.

Ich finde, wenn man es freundlich ausdrücken will, kann man mein Werk durchaus als „Skin art“ bezeichnen, denn sooooo übel sieht das doch nicht aus, was ich da gemacht habe, oder?


Okay, es war alles geschwollen und heilte auch nicht so spektakulär kreativ, wie es zum Zeitpunkt der Herstellung ausschaute. Es dauerte Wochen, bis sich eine gewisse Glätte einstellte, und (hö hö) es werden mit Sicherheit Narben zurückbleiben.

So weit, so gut. Bis hierhin kann jeder. Jetzt aber kommt's.

Nach etwa vier Wochen war alles ganz gut abgeheilt – bis auf eine komische Quaddel an der Stelle, wo einst mein Oberschnabel gesessen hatte. Diese Quaddel hatte sich sozusagen als nachträgliche Gabe eingestellt, war plötzlich entstanden und einfach da. Sie tat nicht weh, nichts puckerte darin, sie sah nur total bescheuert aus (nein, ich zeig sie euch hier nicht!), doch weil die Putze in solchen Dingen eher pragmatisch ist als eitel, hat sie sich nicht weiter drum gekümmert.

Neulich nun sagte jemand zu ihr, das mache aber einen ziemlich unheimlichen Eindruck, das könne doch so nicht richtig sein, ob sie nicht mal einen Arzt fragen wolle? Also ist die Putze, als sie am Nachmittag auf dem Weg zum Einkaufen an der Praxis ihres Hausarztes vorbeikam, schnell  nach oben gelaufen, um sich einen Termin geben zu lassen. Och, das wäre nicht nötig, hat man ihr dort gesagt, sie könne gleich dableiben und im Wartezimmer Platz nehmen. Gut.

Dann kam die Ärztin. Sie sprach von einem Abszess. Der sitze allerdings so tief unten, dass sie ihm mit den Mitteln, die sie dort als Internisten zur Verfügung hätten, nicht beikommen könnten. Die Putze wurde an die Chirurgie überwiesen. Dort am Telefon meinte man, ja ja, die Patientin könne gleich vorbeikommen. Also ist die Putze in den Bus gestiegen und direkt von der einen Praxis zur andern gefahren.

Wie gesagt, sie hatte eigentlich nur Tomaten einholen wollen – aber eine halbe Stunde später lag sie  auf der Pritsche und wurde zur OP fertig gemacht.

Wirklich wahr, es war eine richtige Operation, zwar ambulant, aber mit allem Drumherum, was dazugehört: desinfizieren ohne Ende, Mundschutz, Haarhaube, örtliche Betäubung.

Und was war das Ergebnis? Es wurde ein Stück Schnabel in der Wunde gefunden. Das Schnabelstück stammte von mir.

Doch es war nicht, wie man denken könnte, die Spitze meines Zinkens abgebrochen (das hätte die Putze bemerkt, wenn dort was gefehlt hätte), sondern es war von der Seite ein Stück abgeblättert, und weil Schnäbel immer aus mehreren Schichten bestehen, ist ihr das nicht weiter aufgefallen. 


Man sieht daran, mit welcher Wucht und Tiefe ich damals zugebissen hatte – so heftig und tief, dass dabei was vom Schnabel abgesprungen und im Arm steckengeblieben ist.

Seitdem musste die Putze jeden Tag zum Chirurgen zum Verbandswechsel (von Tetanus war obendrein die Rede). Inzwischen darf sie das allein zu Hause machen, und es sind auch nur noch diese dicken Pflaster wie oben auf dem Bild, mit denen sie sich weiterhin den Unterarm dekorieren darf. Ich für meine Person bin wieder friedlich und gucke mir alles gemütlich aus der Ferne an.

Wozu dieses ganze Brimborium? Es war nur ein bisschen beißen, es war nur ein bisschen Schnabel.

Okay, ich streiche die beiden letzten Sätze. Ich will es nicht mit der Putze verderben. Schließlich hat sie mich wieder rausgelassen aus dem Kerker, und dafür muss man dankbar sein. 

© Max: Papageiengeschichten