Donnerstag, 28. April 2016

La isla bonita (1. Teil)

Tja, das wurde jetzt schwierig. Eigentlich hatte ich nicht vor, so schnell wieder zu verreisen, doch was kann man ausrichten, wenn man überrumpelt wird?

Diesmal war es die Cora, die dringend Mitreisende brauchte. Eines Tages rief sie die Mia an und meinte ganz aufgeregt – „Stell dir das mal vor!“–, sie hätte eine Reise geschenkt bekommen. Jawohl, ganz unvermittelt, und zwar von ihrer Mama. Die würde was springen lassen, weil die Cora doch immer so bescheiden sei, nur immer artig gesunde Heilfast-Seminare und anstrengende Aquarellkurse besuche und so gar keine Anstalten mache, auch mal ein wenig an sich zu denken. Deshalb (und weil ja noch Geld übrig wäre von Paules heimlichem Gewinn aus Las Vegas) hatte Tante Gisela ihr eine Kreuzfahrt spendiert.

Aber nicht mit so einem Touristen-Dampfer, wo Swimmingpool und Bowlingbahn mitgeführt werden …


… sondern mit so einem windbetriebenen Ökoschiff, das man noch von früher kennt. Auf dem werden heutzutage individuelle Verwöhnferien für kleine, exklusive Passagiergruppen angeboten.



In unserm Fall hieß der Schoner „Princess Graziella“.

Ich sah die Cora direkt vor mir, wie sie demütig die Augen niederschlug und feengleich ein „Aber Mama, das ist doch nicht nötig“ hauchen tat, während im Innern das „Yeah!“ dröhnte und sie es nicht abwarten konnte, der Mia davon zu erzählen. 

Nun, gegen erzählen allein hätte ich ja nichts gehabt, doch die Mia sollte mitfahren. Denn weil es beziehungswillige Männer bei der Cora nicht lange aushalten, das Putchen aber Gesellschaft haben wollte, sollte nun ihre beste Freundin Mia den Part übernehmen. Die wiederum war am Kreischen und Schreien. Ich hörte immer nur „Toll!“, „Schick!“ und „Dann gehen wir einkaufen!“ Zuerst hatte ich mir nichts dabei gedacht, weil so was öfter vorkommt, doch als sie 'ne Stunde später in meinen Matchbox-Fuhrpark gelatscht kam und sagte: „Wir stechen in See. Pack deinen Koffer“, habe ich erst begriffen, dass es auch mich was anging.

Das kam überhaupt nicht in Frage. Wie komme ich dazu, mit den beiden Weibern zur See zu fahren? Und dann noch auf so 'nem Holzkahn. Womöglich jeden Tag das Deck schrubben oder dem Smutje beim Kartoffelschälen helfen. Nee, meinte die Mia, das sei ein hochmodernes Schiff mit allen Schikanen, mit allem Luxus, wir brauchten uns nur in den Liegestuhl zu legen und die Sonne zu genießen. Pah, das war ja genauso blöd. Warum sollte ich mir die Federn verkokeln, wenn ich es zu Hause schön schattig und bequem haben konnte?

Um es zusammenzufassen: Es folgten zähe Verhandlungen zu dritt, in denen mit allen Waffen gekämpft wurde. Die Mia plärrte: „Du bist so gemein! Nie darf ich allein weg! Immer muss ich dich mitschleppen, du blöder Eierkopp!“, und die Cora war am Drohen: „Wenn du uns jetzt den Spaß versaust, du aufgeblasener Gockel, du, dann sollst du mal sehen, dann gebe ich 'ne Anzeige auf mit deiner Adresse und dem Text „Hier finden Fledermäuse jeder Nationalität kostenlose Unterkunft und Betreuung“ und dann wirst du schon sehen, was du davon hast.“ 

Oh, Mann, das war glatte Erpressung. Die Verhandlungen gingen in die nächste Runde. Schließlich, nach fünf Tagen, konnte eine Einigung erzielt werden. Ich würde mitkommen, aber nur gegen drei Stangen Maoam (Apfelsinengeschmack), je zwei Tüten Salos und Kirschlutscher, einen Unimog von Matchbox, eine neue Handyhülle mit Tigerdruck, einen neuen Stempelkasten und das Wichtigste: einen männlichen Mitreisenden zu meiner Unterstützung und Entlastung.

Die Cora als Geldgeberin war für den Pit. Mit dem hatte sie in einer anderen maritimen Situation mal Irish Coffee getrunken. Offenbar qualifizierte ihn das für weitere Seereisen. Mir war das recht.
„Okay“, hat er nur gesagt am Telefon und ungerührt weiter an seiner Biskuitrolle gekaut. 

Damit hatten wir jetzt aber ein anderes Problem: Das Ticket galt nämlich nur für eine Person, d.h. für die Cora, die Mia und mich beim Umrechnungskurs 1 Mensch = 3 Tiere (bis zur Größe unterhalb von Border Collie). Mit dem Pit hatten wir also jetzt einen Überhang, ein zweites Ticket müsste gekauft werden – doch von wem? Die Cora fiel aus; es wäre ungehörig gewesen, die Tante Gisela darum zu bitten. Die Mia und ich hatten auch keine ausreichenden Ersparnisse, ebenso wenig Zugang zu einer Kreditkarte (die Putze ist da sehr pingelig geworden). Blieb also nur noch der Pit.

Am nächsten Tag rief überraschend der Luke an. Ich hatte mich direkt verjagt, so selten wie man den ans Ohr bekommt. Er ist aber auch ein ganz Fleißiger, unser grauer Hofsheriff vom W.-Clan, der Großverdiener im Haus, jede Nacht unterwegs, immer für Recht und Ordnung zu sorgen und dabei die Kohle zusammenraffen, dass es nur so raschelt und klimpert. Dem Pit übrigens macht es sehr zu schaffen, dass er gegen den Luke so abstinkt wie ein rechtes Weichei, so ganz ohne eigenes Einkommen oder wenigstens diesbezügliche Ambitionen, dabei hatte ich ihm schon tausendmal gesagt, dass das kein Wunder sei, wenn er nur immer auf dem Poofkissen liegen oder futtern täte, denn von nichts kommt schließlich nichts. Er solle sich mal ein Beispiel an seinem Kumpel Luke nehmen.


Doch davon will er nichts wissen, der Ringelplüsch, und der Luke ist immer so beschäftigt, dass man ihn gern mal übersieht. Gerade deshalb war ich ja so erschrocken, als ich ihn plötzlich an der Strippe hatte.
„Hallo, Max“, hat er gesagt.
Dann hat er erzählt, wie der Pit ihm die Kreditkarte klauen wollte – wieder mal. Diesmal aber hätte er mit seiner gierigen Wurstpfote in die Mausefalle gegriffen beim Herumgewühle in der Schublade. Selbst schuld, denn er, der Luke, sei es leid, seine mühsam verdienten Kröten dafür hergeben zu müssen, dass der Pit es sich gut gehen lässt und obendrein alle Welt aushalten täte von seinem Geld. 

Pits Protestschrei hätte man bis runter zum Bäcker gehört. Ein Hubschrauber sei angefordert und das Klinikum Eppendorf geräumt worden, damit der Sterbenskranke gerettet werden konnte. Inzwischen sei er wieder zu Hause. Um sein Krankenlager auf dem Poofkissen stapelten sich ganze Pizzaberge und Unmengen von Chipstüten; Tante Susanne hätte sich extra Urlaub genommen, um den Pit zu versorgen, die Amy täte ihm Luft zuwedeln, und alle übrigen Bewohner wären mit der strikten Anweisung versehen worden, keinerlei Krach oder Störung zu verursachen, um die Genesung nicht zu gefährden. Die Pfote selbst sehe übrigens gut aus, kein bisschen platt oder sonst wie briefmarkenartig, und bis zum Reisebeginn sei auch die Leidensmiene bestimmt wieder aus Pits Gesicht verschwunden.

Weswegen er aber eigentlich anrufe: Er, der Luke, hätte es sich überlegt. Er käme auch mit. Wenn er's recht bedenke – er sei total urlaubsreif. Mal ordentlich ausspannen, Energie tanken, die Seele baumeln lassen. Den Betrieb mache er so lange zu oder engagiere den Tom als Urlaubsvertretung. Eine Kreuzfahrt täte ihm sicher gut, so was kenne er schließlich noch nicht, und wenn er sowieso das zweite Ticket zahlen soll, dann wäre es ja nur recht und billig, wenn er mitfahre, nicht?

Die Cora war einverstanden. Mir war das egal. Hauptsache kein weiteres Weib an Bord.

Na, wenn das jetzt geklärt war, konnten wir uns ja alle wieder beruhigen und zur Tagesordnung zurückkehren. Ich war gerade dabei, den Unimog zu bestellen, da klingelte es schon wieder. Okay, bevor es Beschwerden gibt: Ich weiß natürlich sehr wohl, dass ein Terrier nie bettelt, das wäre unter seiner Würde. Das weiß ich von Bente, die sagt mir das schon seit Jahren. Deshalb muss ich mich verhört haben, als der Karlsson „Biddööööö!“ jammern tat. Sicher war das nur eine Umschreibung für was anderes.

Jedenfalls war der Karlsson am Apparat und faselte was von drittem Platz, der ja noch frei wäre – und bereits im Preis inbegriffen. Wer hatte den denn heiß gemacht? 

Ich habe ihm erklärt, dass es auf dem Schiff keinen Rasen und keine Büsche gebe, überhaupt kein Grün, worin er sich wälzen könne. Das wäre Wurscht, hat er gemeint, Wasser und Kahn wären okay. Ja, aber es täte dort schaukeln wie blöd, habe ich noch gesagt. Auch das prallte als Argument  ab. Und wie stünde es mit seinem Appetit auf Schiffszwieback tagaus, tagein und mit seinen Fähigkeiten, an den Masten herumzuklettern und die Segel festzuzurren?

Hö, da tat er schlucken, der Karlsson. Er ist doch nicht schwindelfrei. Ich habe geduldig gewartet, bis er sich wieder im Griff hatte.
„Krieg ich hin“, hat er gemeint.
Gut, dann musste ich eben den Joker auf den Tisch knallen:
„Du weißt aber schon, dass diesmal ZWEI Kater mitfahren, nicht wahr?“, habe ich klargestellt. „Der Pit kommt mit und auch der Luke. Beide sind Kater. Aber das wird dich bestimmt nicht stören, dich als geselligen, toleranten Terrier von Welt.“

Ha ha ha, da wurde die Pause plötzlich um einiges länger. Man konnte förmlich spüren, wie ihm die Locken abstanden wie die Spieße vom Käseigel. Es hätte mich aber gewundert, wenn er auf eine weitere Beschwichtigung verzichtet hätte.
„Oooooch“, hat er gesäuselt mit belegter Stimme. „Das stört mich nicht. Die können ja nix dafür. Es kann ja nicht jeder 'n Terrier sein.“
Hat man da Worte?

Die Cora zumindest hielt ein herzliches Ja bereit als Bestätigung für den sechsten Reiseplatz, und der Luke als Eigentümer des zweiten Dreiertickets konnte gar nicht verstehen, weswegen man um einen Hund überhaupt Wirbel machen sollte. Im W.-Clan muss jeder zusehen, dass er mit allen klarkommt, die vorhanden sind, egal wie viele Beine die haben oder mit welcher Haut die Knochen bespannt sind. Mir war nur wichtig, dass der Karlsson und der Luke keine Weiber waren. Der Rest würde sich ergeben.

Leider war damit noch immer keine Ruhe eingekehrt. Ich meine nicht die Mia und die Cora, die dauernd den Computer blockierten, um die Reisegarderobe zu diskutierten, sondern den Karlsson, dem noch in letzter Minute häusliche Autorität den Spaß zu verhageln drohte. Sein Papa nämlich wollte ihn nicht gehen lassen. Dem lag die Kreditkarte schwer im Magen, die der Karlsson verschlampt hatte, und dass da was nicht stimmen konnte mit dem Seminar in der Schweiz und irgendwas mit Paris, trug auch nicht gerade zur Stimmung bei. Kurzum: Der Karlsson war ratlos.
„Kannst du mir nicht helfen, Max?“, hat er gefragt.

Aha, ohne mich geht’s wohl nicht, was? Aber zu Hause von Chauvi labern und dass ich unterwegs nichts im Griff hätte. Aber bitte, was tut man nicht alles für seinen Freund? Ich habe dem Karlsson-Papa eine Mail geschrieben, diese hier:

Lieber Papa von Karlsson,

ich kann dich total verstehen. Ich an deiner Stelle wäre auch bitter enttäuscht, wenn ich erfahren täte, dass der Karlsson mir die Kreditkarte gemopst hätte. Ich kann mir auch gar nicht erklären, was in den Karlsson gefahren ist, dass er so was macht. Ich dachte immer, er wäre ein lieber Junge.

Aus diesem Grund ist es nur recht und billig, wenn er jetzt daheim bleiben soll. Väter haben schließlich immer Recht. Trotzdem wirst du uns sicher gestatten, dass wir sehr traurig wären, wenn wir ohne den Karlsson auf Kreuzfahrt gehen müssten. Wir haben deshalb mit unseren Herrchen und Frauchen geredet. Alle haben zugesagt, dass sie Geld spenden wollen, um den Kabinenplatz für den Karlsson zu finanzieren, damit du das nicht tun musst. Es macht ihnen nichts aus, einen Sozialfall zu betreuen, schließlich muss man für die Bedürftigen und Benachteiligten sorgen, damit unsere Welt lebenswert bleibt.

Und das ist nun die gute Nachricht: Du brauchst nichts zu bezahlen und der Karlsson kann trotzdem mitfahren. Für dich ist alles kostenlos. Bitte gib deinem Herzen einen Stoß.

In zuversichtlicher Erwartung
dein Max

P.S. Unsere Eltern geben uns Taschengeld mit, so 100 bis 200 Euro pro Tag. Unsere Eltern haben uns sehr lieb. Sie wollen, dass es uns gut geht. Wir sind sehr glücklich, dass wir so tolle Eltern haben.

So. Jetzt hieß es nur noch abzuwarten. Ich habe mir das Handy der Bequemlichkeit halber neben die Puddingschale gelegt. Und tatsächlich, keine zehn Minuten später klingelte es. Der Karlsson war dran.
„Wahrschau!“, hat er geschrien. „Ich hab sie wieder, die Kreditkarte! Danke, Max, du hast was gut bei mir.“ 

Na also, geht doch. Dagegen waren das Gemecker und das Gejammer von den Zuschauerrängen nur noch Kinderkram. Der Jack hat geheult, warum er denn nicht mit dürfe, er wäre doch sonst immer dabei. Erstens stimmt das nicht und zweitens fliegen wir mit dem Flugzeug, und deshalb hatte keiner Lust, ihm die Kotztüten zu halten.
„Du lügst!“, hat er mich angeblafft. „Ihr fahrt mit dem Schiff und da ist es nicht hoch, da brauch ich keine Kotztüten.“
„Aber wir müssen erst zum Schiff hinfliegen“, habe ich geantwortet. „Gib Ruhe, wir nehmen dich nicht mit."


Die Amy – natürlich – hat's auch wieder versucht. Hätte ich mir ja denken können. Sie wollte auch mitkommen. Irgendwann habe ich die Mail-Box angeschaltet, weil mir die Ohren klingelten. Wer die mal heiratet, der tut mir jetzt schon leid.
„Nein, Amy, Border Collies sind zu groß. Die sind nicht im Ticket enthalten. Die brauchen einen Doppelplatz. Den haben wir nicht.“

Die Polly schließlich hat mich zwar nicht angerufen, aber mir ist trotzdem zu Ohren gekommen, dass sie ziemlich angefressen war. Immer fahre der Karlsson weg, hieß es, nur sie müsse daheim bleiben. Wieso eigentlich? Sie wäre als Mädchen ja auch nicht dazu geboren, nur Schafe und Kühe anzugucken, sondern hätte sich ein bisschen mehr vorgestellt für ihr Leben. Andererseits: Mit jedem würde sie nun auch nicht verreisen wollen, schon gar nicht mit albernen Chauvis und Kerlen, die so täten, als hätten sie alles im Griff, dabei aber nichts auf die Reihe kriegen.

Seht ihr? Ich weiß schon, warum ich den Östrogengehalt auf Reisen auf den möglichst niedrigsten Stand reduziere. Man altert sonst so schnell.

Na, jedenfalls hatten wir irgendwann alles Notwendige geklärt (Gott sei's gepriesen und gepfiffen). Es konnte losgehen mit der Reise. Davon berichte ich euch das nächste Mal. Nur eins noch: Ihr wollt sicher wissen, wohin es überhaupt gehen soll. Bitte schön, ihr könnt es selbst herausfinden. Hier sind die Koordinaten. Viel Spaß beim Suchen.


Fortsetzung folgt.

Fotos: Cora: © G.H.
          Pit, Luke, Amy und Jack: © Club der glücklichen Vierbeiner
          Karlsson und Polly: © Terrierhausen 
          Segelschiff, Katzencartoon, Hubschauber: Pixabay
          Kreuzfahrtschiff: Morguefile 

© Max: Papageiengeschichten 

8 Kommentare :

  1. Puh, das war echt knapp mit der Kreditkarte vom Papa! Bei den 200 Euro Taschengeld täglich ist er sehr blass geworden und musste ziemlich schlucken. Er hat dann gemeint, dass sein eigener Segeltörn, den er demnächst geplant hat, nun wohl etwas kürzer ausfallen wird und das Frauchen darf jetzt nicht mehr bei Feinkost Schleckerheim einkaufen, sondern muss öfter zu Proll und Preiswert am Bahnhof gehen. Aber immerhin ist noch genug Geld übrig gewesen, um Polly ins Mädchenpensionat Deichidylle zu schicken. Damit sie auch mal was Feines erlebt, meinte das Frauchen. Es war dann natürlich so, dass das Pensionat etwas mit der Polly erlebt hat, sein blaues Wunder nämlich. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Ahoi, euer Karlsson

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  2. Warum hat die Polly nicht gleich die Amy mitgenommen? Das hätte doch dann endlich mal gepasst. Und die beiden Weiber hätten sich locker um Jack kümmern können.
    Mensch Max, bitte plane doch das nächste Mal im voraus, dann bleibt uns eine Menge Gesabbel erspart.
    Pit

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  3. Ach, die Polly war im Mädchenpensionat? Das wusste ich ja gar nicht. Erzähl doch mal, Karlsson, das interessiert mich sehr.

    „Deichidylle“, dann war das sicher nicht in den Alpen.

    Pit hat Recht. Ihr hättet wirklich die Amy mitnehmen können. Die braucht dringend therapeutisch geschulte Ansprache, damit sie endlich Ruhe gibt. Immer nur die Mail-Box laufen zu lassen ist ja keine Lösung, und so ein Fräulein Rottenmeier hat schon so manch verdrehte Mädchenseele wieder auf Vordermann gebracht.

    Das mit den 200 Euro Taschengeld täglich und der Kreditkarte war leider nötig, Karlsson. Das habe ich dir schon mehrmals erklärt. Auf so 'ner Pauschalreise sind zwar die Mahlzeiten inklusive, nicht aber die Barrrechnungen, und nebenbei braucht man ja auch noch was für 'n Eis oder Eintrittsgeld auf den Aussichtsturm. Du weißt doch: Die Mia und ich waren überhaupt nicht flüssig, der Pit auch nicht, die Cora nur so halb, und da musste halt eine zweite Geldquelle her, damit nicht alles an dem Luke hängen bliebe. Ist doch total logisch. Und wo ist das Problem? Es hat doch prima geklappt.

    Pit, das Gesabbel kam aus deinem Stall, gute Planung hin oder her. Du musst die Amy und den Lütten mal ordentlich einstellen, am besten gleich eichen, damit sie wissen, was geht und was nicht, und nicht jedes Mal wieder von vorn damit anfangen.

    Übrigens: Hat schon einer von euren Leuten rausgefunden, wohin wir gereist sind? Oder warten sie darauf, dass wir es ihnen vorsagen?

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    1. Pfff, ihr wart auf den Bananas, das ist doch babyeierleicht rauszufinden. Und zwar während ich mich in diesem blöden Pensionat mit lauter Labradors und Golden Retrievern rumärgern musste. Ich bin echt ganz schön angefressen. Jeden Morgen sollten wir da beim Wau Chi unsere innere Mitte finden, während nebenan auf der Weide Yoga für Kühe stattgefunden hat. Schon am zweiten Morgen habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin rüber, um die Rinder in die Hacken zu zwicken, damit sie mal ordentlich in Gang kommen. War aber auch nicht richtig. Zur Strafe wurde ich in den Handarbeitskurs versetzt und sollte mein Halsband mit niedlichen Entchen im Kreuzstich verzieren. Ich dachte, es hackt! Also wollte ich mit dem Dorfköter vom Nachbarhof (einem gestandenen Terrier-Pinscher-Dackel mit Vorstrafenregister statt Stammbaum und wunderschönen brauen Augen) durchbrennen, um den Geflügelhof in Klein Toftlundholz aufzumischen. Ein bisschen Spaß muss ja wohl erlaubt sein. Einer der Retriever hat mich aber verpfiffen (ich glaube, es war ein Border Collie Mix) und ich wurde bereits im Gemüsebeet aufgegriffen, wo ich gelandet war, als ich mich mit dem Kreuzstichgarn aus meinem Zimmer (eigentlich: Kammer) im ersten Stock abgeseilt hatte. Dann musste ich Gartenarbeit machen. Okay, umgraben macht mir nix aus. Aber ständig saß so ein goldiges Retrievermädel dabei und hat aufgepasst, dass ich mich nicht unterm Zaun durchgrabe. Olle Petze! Dabei war Rambo (so hieß ER) inzwischen einer weißen Zwergspitzdame verfallen und einer, der sich mit so einem Wattebausch abgibt, ist es doch eh nicht wert, oder?
      Nichtsdestotrotz, es war alles für'n Eimer und völlig vergeudete Zeit.
      Dabei bin ich in meinem Herzen doch eine waschechte Piratenbraut. Hättet ihr mich mal mitgenommen.
      Empört, genervt, enttäuscht,
      Polly

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    2. Nun ja, es hätte ja sein können, dass jemand denkt, wir würden nach Borkum fahren zum Segeln. Es hat ja nicht jeder so einen guten Orientierungssinn wie du, Polly.

      Deine Erlebnisse im Haus Deichidylle – oha. Dass ihr modernen Weibsen aber auch immer so undamenhaft sein müsst. Also, ich finde, Entchenstickerei auf dem Halsband sehr süß und weiße Zwergspitze finde ich auch ungemein sexy, da kann ich den Rambo voll und ganz verstehen. Ich mag es, wenn Frauen sich ein wenig schön machen für uns Männer. Man muss ja nicht gleich übertreiben wie die Mia und zur Tussi mutieren, aber so ein bisschen rausputzen und devot auftreten, das ist schon sehr schön.

      Den Geflügelhof aufmischen, ist es das, was ihr unter Emanzipation versteht? Im Nachhinein bin ich ganz froh, dass du die Amy nicht mitgenommen hast. Die wäre ja jetzt noch verdrehter, als sie ohnehin schon ist. Obwohl: Beim petzenden Retriver-Mädchen hätte sie sich bestimmt wohl gefühlt. Ich weiß nicht, wie ich darauf komme, aber ich habe das so im Gefühl.

      Und? Wohin geht’s das nächste Mal? Ich hoffe doch sehr, dass du uns wieder davon berichten wirst. Ich nehme interessierten Anteil an deinen Aktivitäten.

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    3. ... mit dem Stickgarn abseilen, das ist cool, danke für den Tipp, hatte bisher gedacht es seie irgendwie zu dünne ... die Bente

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  4. Wie raffiniert ist das denn wieder eingefädelt worden - hier kann sogar noch ein Terrierweib was lernen. Das hier: "Unsere Eltern geben uns Taschengeld mit, so 100 bis 200 Euro pro Tag. Unsere Eltern haben uns sehr lieb. Sie wollen, dass es uns gut geht. Wir sind sehr glücklich, dass wir so tolle Eltern haben."
    Habe ich mir gleich mal abgespeichert, das kann ich bestimmt noch mal brauchen :-)

    Und - liebes Mäxchen - devot werde ich in diesem Leben nicht mehr - bin trotzdem eine Lady und eine Lady kann sehr gut Backpfeifen verteilen - also, nicht vergessen für die Zukunft.

    Die Bente - nicht bettelnd, nicht devot, blitzschnell !

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    1. Nun ja, gegen knauserige, moralisierende Halter, die was von Pädagogik faseln und ihre Kreditarten verstecken, als gehörten wir nicht zur Familie, muss man manchmal ein wenig korrogierend auftreten, sonst kommt man nie zum Zug. Probier es ruhig mal aus, Bente. Bei der Putze hat es schon oft geholfen. Ich wünsche auch dir schöne, denkwürdige Erfolge.

      Devote Mädchen finde ich trotzdem sexy. So. Bescheiden müssen sie sein und vor allem die Klappe halten. Habe ich alles nicht hier z Hause.

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