Donnerstag, 24. März 2016

Die drei Ks: Karlsson, Kunst, Kultur (3. Teil)

Für den  nächsten Programmpunkt mussten wir zurück nach Paris. Jetzt war der Eiffelturm dran.
„Auf dem war ich schon, aber in Las Vegas“, hat der Jack gesagt.
Na, der richtige ist natürlich um einiges höher. Wie hoch noch mal?
„Die dritte Plattform liegt auf 276 Metern“, hat der Pit gesagt.
Ach, dieser Angeber. Das hatte er wohl im Touristenprospekt gelesen. Aber sicher wusste er nicht, dass der Eiffelturm alle paar Jahre komplett neu angestrichen werden muss.
„Doch, etwa alle sieben Jahre und die Malerarbeiten dauern ein Jahr.“
Boah, wie ich das hasse, wenn jemand so klug daherredet.

Wir sind mit der S-Bahn gefahren und dann mit der Metro. Unterm Eiffelturm war ordentlich was los. Wollten die alle dort rauf? Da konnten wir ja ewig an der Kasse stehen.
„Geht ihr man gucken“, hat der Karlsson gesagt. „Ich bleibe so lange hier unten.“
Nanu? Der Weltumsegler warf das Handtuch?

Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich betonen, dass ich NICHT gesagt habe: „Dem wird schlecht." Und „Ach, der ist bloß feige“ habe ich noch viel weniger gerufen. Solche Sätze sind nie gefallen. Auch hat der Lütte nicht enttäuscht geschaut und selbstverständlich nicht gefragt, ob es okay sei, wenn Hundemänner gar nicht erst versuchten, ihren Widerwillen zu überwinden, sondern einfach unten sitzen blieben. Das Wort „Memme“ ist mir nie über den Schnabel gekommen und im Gegenzug das unschöne Urteil „kotzgrüner Vollgockel“ habe ich mir keineswegs anhören müssen. Stattdessen haben alle viel Verständnis geäußert, dass ein Terrier gern die Bodenhaftung behält und dass es daher absolut in Ordnung sei, wenn der Karlsson sich so lange an der Imbissbude stärkte, während wir die Aussicht genössen.

So sieht der Eiffelturm aus, wenn man an ihm hochguckt

An der Kasse haben wir uns gar nicht erst angestellt. Es ging auch so – durch beherztes Reindrängeln in den Aufzug. Die Mädels und ich haben uns an die Haltestangen gehängt, um nicht unter die Räder zu kommen. Währenddessen standen der Pit und der Jack mit eingezogenem Schwanz hinter Touristenbeinen und -rucksäcken. Puh, war das ein Gequetsche und Geschiebe. Fast hätte man denken können, dass der Karlsson doch den besseren Part erwischt hätte.

Von der ersten Plattform hat man gut sehen können, wie viele Menschen unten noch auf Einlass warteten. Hö hö, schön blöd. Seht ihr irgendwo den Karlsson? Bestimmt war er schon längst am Mampfen. Dort am oberen Rand stehen doch Buden. Sicher hatten die Hot Dogs oder wenigstens Crêpes. Das sind französische Pfannkuchen.


Die warten alle, dass sie zum Eiffelturm rauffahren dürfen

Ganz oben auf der obersten Plattform tat es mächtig ziehen, aber der Ausblick war grandios. Paris ist von oben ziemlich weiß. Und für eine so große Stadt sieht man erstaunlich wenig Hochhäuser, jedenfalls im Stadtzentrum.
„Da unten irgendwo ist Chanel“, hat die Mia geseufzt.


Pit und ich und die schöne Aussicht

Und das da, dieses großzügige Ensemble mit dem vielen Grün heißt Trocadéro. Das ist auch noch übrig von der Weltausstellung, genau wie der Eiffelturm:

Trocadéro

Hoffentlich würde der Karlsson dort nicht hinwollen, womöglich zum Rumfläzen im Gras oder zum Buddeln. Davon hatten wir heute wahrlich schon genug Ärger. Und dann ist der Lütte auch noch mit seiner dämlichen Taucherbrille zwischen die Stäbe des Geländers geraten. Wir haben gezogen und gedrückt, nichts zu machen, der Schädel saß fest. Die Taucherbrille wollte er partout nicht hergeben, die hätte ja sonst kaputtgehen können.

„Na, dann bleib man schön hier“, habe ich gesagt. „Wir kommen morgen Abend und bringen dir 'n Käsebrot. Tschüs, schlaf gut.“
Im Fahrstuhl nach unten hat 'ne Frau gefragt, warum das arme Hundchen so weinen täte.
„Er muss jetzt ohne Taucherbrille zurechtkommen“, hat die Cora gesagt.
Ich glaube, darüber wird die Frau noch in Jahren nachdenken. Oder sie schreibt es gleich auf die Postkarte.

Apropos. Unten bei einem der zahllosen fliegenden Händler, die einem alles Mögliche anzudrehen versuchen, hat der Lütte eine Ansichtskarte gekauft. Die Mia hat ihm geholfen beim Schreiben. Ich fand, dass sie sehr gut gelungen war:


Dann kam der Karlsson zurück. Ihm hingen Brötchenkrümel in den Wadenlocken.
„Na, wie war's?“, hat er gefragt. Er war bester Laune. Kein Wunder, er war ja auch genügend angesättigt.
„Ins Restaurant gehen wir erst nach dem nächsten Programmpunkt“, hat er angeordnet.
Na schön, wohin also jetzt?
„Zur Champs-Élysée und zum Triumphbogen.“
Habt ihr's gemerkt? Der Karlsson kann perfekt diese komischen französischen Strichelchen über die Buchstaben verteilen. Das musste man ihm lassen, das ist gar nicht so einfach. Überzeugt euch selbst:


Als wir aus dem Metro-Aufgang herauskamen, haben sich die Mia und die Cora angesehen.
„Seid uns nicht böse, Jungs“, haben sie geperlt. „Aber wir gehen jetzt mal Schaufenster gucken. Ihr könnt doch sicher ein paar Minütchen auf uns verzichten.“
Und schon waren sie weg. Wir haben ihnen nachgeschaut, wie sie erst über den Bürgersteig und dann quer über die Straße geflogen sind. Die Straße ist über 70 Meter breit. Das ist viel für eine Flaniermeile.

Champs-Élysées

„Okay, die Weiber sind wir erst mal los“, habe ich gesagt. „Genießen wir den Zustand, Männer. Wenn jemand Blähungen hat, jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“
Ich bin überzeugt, dass der natürliche und von weiblicher Intervention freie Umgang mit uns ganzen Kerlen helfen wird, dem Jack den richtigen Weg in die männliche Geschlechterrolle zu weisen. Wenn er's später anders sehen sollte, kann er ja immer noch Handarbeitslehrer werden.

Wir sind den Triumphbogen besichtigen gegangen.

Der Arc de Triomphe: bei Nacht noch mal so schön

Er steht auf einer Insel und drumherum fahren viele Autos. Ab und zu jagt eine Vespa ums Rondell – näät-näät! Es gibt aber eine Unterführung, damit man gefahrlos hinkommt. Ich fand das klug, denn es würde ja keinen guten Eindruck machen, wenn an dieser berühmten Stelle dauernd Touristen plattgefahren würden. Das wäre schlecht für den Fremdenverkehr.

Im Triumphbogen innen drinnen, also auf den Innenseiten der Säulen, kann man allerhand Interessantes besichtigen, zum Beispiel sehr schöne Muster und einen Mäanderfries.
„Mach mal 'n Bild davon, Max“, hat der Karlsson gesagt.
Er steht auf so was. Vielleicht brauchte er aber auch nur ein paar hübsche Anregungen für den nächsten Tapetenkauf. Ich hatte ohnehin den Eindruck, dass in Terrierhausen nach diesem Kurztrip anspruchsvolle Zeiten anbrechen täten.

Der Arc de Triomphe von innen

Ach ja, falls es jemand noch nicht wissen sollte: Den Triumphbogen hatte Napoleon in Auftrag gegeben – natürlich zur Selbstbeweihräucherung. Als er 1836 fertiggestellt war, lebte Napoleon allerdings schon nicht mehr. Unten drunter befindet sich das Grabmal des unbekannten Soldaten für die gefallenen Franzosen im Ersten Weltkrieg.
„Ja, wissen wir alles“, hat der Ringelplüsch gemeckert.
Blödmann. Was ließ er mich dann so lange reden?

Leider waren die Mädels nicht pünktlich zurück an unserm Treffpunkt. Wir mussten warten. Wir haben uns die Zeit vertrieben mit dem Zählen von Franzosen. Da war ich echt mal gespannt, wie sich das Zahlenverhältnis zu den Touristen ausnehmen würde, denn schließlich befanden wir uns an einer der prominentesten Pariser Sehenswürdigkeiten.
„Wie sehen Franzosen denn aus?“, hat der Lütte gefragt.
„Sie haben einen schwarzen Schnauzbart, tragen ein geringeltes T-Shirt unter der dunkelblauen Jacke und eine Baskenmütze auf dem Kopf. Unterm Arm tragen sie eine Baguettestange. Dazu schieben sie ein Fahrrad. Ihr rechter Zeigefinger ist weiß vom vielen Eintunken in den Frischkäsekessel. Dazu sagen sie: „Excellente!““

Ich fand es echt doof, dass der Pit und der Karlsson nicht mitgemacht haben. Augenrollen ist schließlich keine anspruchsvolle Alternative. Kein Wunder, dass wir keinen einzigen Franzosen zählen konnten.

Die Mia und die Cora waren puppenlustig, als wir endlich ins Restaurant gehen durften. Sie taten nach explodierter Parfümerie riechen.
„Dort würde ich mich gern mal über Nacht einschließen lassen“, hat die Mia geschwärmt.

Wir haben eine Fleischplatte bestellt. Reichlich Gemüse war auch dabei, oder ist Petersilie etwa kein Gemüse?

Zum Nachtisch hat der Karlsson sogar noch einen angezündeten Pudding spendiert. Das war echt nobel. Wir waren pappsatt. Die abgenagten Knochen sind in die Papierservietten gewandert.
„Für heute Nacht zum Knabbern im Bett“, hat der Karlsson gemeint.
O-ho! Er tat wirklich schnell lernen.

Fortsetzung folgt.

Fotos: Cora © G.H.
          Pit und Jack © Club der glücklichen Vierbeiner
          Karlsson: Terrierhausen

          Menschenschlange Eiffelturm von unten, Triumphbogen, Trocadèro, Champs-Èlysèe, Fleisch, Aussicht: Pixabay
          Arc de Triomphe innen, Straßenschild: Morguefile

© Max: Papageiengeschichten 

15 Kommentare :

  1. Tja, eine schöne Aussicht macht nun mal nicht satt. Und eine ausreichende Verpflegung ist das A und O einer jeden Reise. Wenn der Blutzuckerspiegel erst mal sinkt, ist man nämlich für die ganze schöne Kultur überhaupt nicht mehr aufnahmefähig. Darum reicht es völlig aus, den Eiffelturm von unten anzugucken und sich dabei eine Baguettestange (schön mit französischem Käse belegt) hinter die Kiemen zu schieben. Hättet ihr den Jack auch mal lieber bei mir unten gelassen, dann hätte er ganz en passant (wie wir Frankophilen zu sagen pflegen) noch lernen können, wie man zufällig vorbei kommende französische Rüden anpöbelt - und zwar trotz Baguette quer im Maul. Éh rigolo, tu veux la bagarre? Tire-toi! Solche exzellenten landessprachlichen Kenntnisse gewinnt man nur im Dialog mit den Einheimischen.
    Das wäre allemal pädagogisch wertvoller gewesen als mit der Taucherbrille im Geländer stecken zu bleiben.
    Das kommt davon, wenn ein Papagei einen Terrier erzieht.
    Euer Karlsson
    P.S. Das Wort, das ich nie gesagt habe, hieß übrigens popelgrün, nicht kotzgrün. Das aber nur am Rande.

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    1. Ich gebe Dir vollkommen Recht lieber Karlsson,
      ich sollte öfter bei Dir oder mit Dir Urlaub machen. Seit ich wieder hier bin, sitze ich immer auf der Fensterbank im Wohnzimmer, da habe ich den besten Ausblick, und bellen jeden an, der bei uns vorbei kommt.Ich habe wirklich viel von Dir gelernt.
      Jack

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    2. Absinkender Blutzuckerspiegel ... ja, nee. is klar.

      Es freut mich aber zu erfahren, was du so lange gemacht hattest, während wir auf dem Eiffelturm waren. Dann haben die beiden Köter mit den lückenhaften Zahnreihen und dem filzigen Pelz womöglich dich gemeint, als sie vom "niedlichen Zuckerpudel allemand" sprachen, als wir unten am Ausgang auf dich gewartet hatten und sie vorbeikamen. Du musst ja einen enormen Eindruck auf sie gemacht haben. Sie haben geschnalzt und gesabbert, wenn ich mich recht erinnere. Und ehrlich - ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass du pöbelst. Mangelnde Teamfähigkeit, okay, das sagt man Terriern ja nach, aber pöbeln? Niemals. So was hat dir deine Mama sicher nicht beigebracht, abends, immer wenn sie dir aus dem Kleinen Prinzen vorliest vorliest.

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  2. Pit ist so schlau, weil er immer Quizduell spielt, daher weiß er auch, wie oft der Eifelturm gestrichen wird und wie lange das dauert. Solltest Du auch mal machen, Du Eierkopf.

    Jack

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    1. Quizduell? Was ist das? Mit dem Tortenheber vor jemandem herumfuchteln und dabei die sieben Kontinente aufsagen?

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    2. Quizduell unterstützt die allgemeine Bildung...und die hat Pit, sonst wäre er jawohl nicht der Rudelchef.

      Jack

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    3. Seit wann hat Bildung mit einem Chefposten zu tun? Guck dich doch mal um: Vitamin B, Imponiergehabe, Dreistigkeit, Überschätzung. Okay, das betrifft jetzt nicht direkt den Pit, aber wann und wo bildet der sich denn? Per Kopfhörer beim Schnarchen auf dem Poofkissen?

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  3. Quizduell hin, Quizduell her. Es ist ja gut, dass ich immer meinen Proviant dabei habe. Das Essen abends war sehr, sehr lecker, aber es war auch eine lange, lange Zeit bis es endlich kam. Da bin ich anderes gewöhnt.

    Pit

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  4. Jawohl. Da hast du ganz recht, Pit. Das Essen hat an diesem Tag ziemlich lange auf sich warten lassen. Der Proviantbeutel war weg und der Reiseleiter hat unterwegs einen privaten Imbiss genommen. Das hätte man beser organisieren können.

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    1. Und ganz ehrlich Max, dass sind wir nun wirklich nicht gewohnt. Das ist sehr verbesserungswürdig.

      Pit

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    2. Allerdings. Wartend Bauch hat Hunger auch.

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  5. ich hatte noch gar nicht verbellt dass das ein wautoller bericht ist, war super schön zu lesen :)

    ich wünsche euch ein wautolles osterfest meine lieben und schöne grüße an das frauchen (nennt man vogelhalter auch frauchen oder herrchen?)

    glg, luana und heike

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    1. Danke schön. Freut mich, dass es euch gefällt.

      Die Leute, die meinen, die Autorität über uns Amazonen zu haben, nennt man Halter: Amazonenhalter und Amazonenhalterin. Mama und Papa geht auch. Oder Putze halt.

      Danke für die Ostergrüße. Ich werde sie weitergeben - und gleiches zurück.

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  6. Als Terrier ist mir die Bodenhaftung wurscht, aber die Wurscht nicht - und deshalb wäre ich mit dem Karlsson an die Imbissbude gegangen und hätte geholfen, die Kreditkarte etwas mehr zu plündern :-)

    Und überhaupt - ich dachte, das Federgetier seie da einfach raufgeflogen - nicht ?

    Die schöne Aussicht mit Pit und Max ist superschön - ich mache mir mal einen Abzug davon - danke.

    Eure Postkarte - genial - gut, dass ihr das mit dem Postweg über Paris rausgefunden habt :-)

    Das der Karlsson gut ausländisch kann, das habe ich auch schon gemerkt - ich glaube "er kommt aus gutem Hause" und stolpert deshalb auch nicht über dieses Tüddelüt über den Buchstaben.

    Aus gutem Hause könnte auch der Max sein, denn:
    „Okay, die Weiber sind wir erst mal los“, habe ich gesagt. „Genießen wir den Zustand, Männer. Wenn jemand Blähungen hat, jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“
    ... das ist auch sehr rücksichtsvoll !

    Die Fleischplatte hat mich zum Sabbern gebracht ....

    Liebe Grüße - die Bente

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    1. Du bist eine aufmerksame Leserin, Bente, wirklich. Du siehst so viel und du verstehst sofort, was wirklich wichtig ist, z.B. dass die Fleischplatte großartig war. Und ja, der Karlsson kann gut französische Akzente, mit und ohne Buchstaben. Da kann man nur staunen, wie er das hinkriegt. Fehlerfrei, sogar wenn er getrunken hat.

      Auch das mit dem Zitat, das war genauso gemeint, so wie du es wiedergibst. Wir Männer nehmen uns natürlich immer zusammen, wenn Frauen dabei sind. Das ist doch selbstverständlich, wir haben schließlich Kinderstube (außerdem geht uns das Gemecker auf den Zeiger). Dazu gehört übrigens auch, dass wir Vögel unsere flugunfähigen Freunde zu Fuß oder im Fahrzeug begleiten, wenn Entfernungen horizonaler oder vertikaler Art zu überwinden sind. Wir fliegen nicht vor und lassen die Vierbeiner hinterherlaufen. Deshalb kam das auch beim Eiffelturm nicht in Frage.

      Wir waren noch ganz woanders oben drauf, das kann ich ja schon mal verraten. Morgen geht's weiter mit dem nächsten Teil. Ich hoffe, du bist wieder mit dabei.

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