Sonntag, 21. April 2013

Pit, Paule, Cora:
Hat man Freunde, hat man Sorgen

Erinnert ihr euch an Pit? An meinen treuen Freund, den cornedbeef-farbenen Ringelplüsch aus dem holsteinischen Plattlandparadies?



Natürlich erinnert ihr euch an ihn. Hier ist ein Archivfoto. Aber wisst ihr auch, was aus seiner Schnalle geworden ist, der Edeltraud aus Davos, die eigentlich hinten mit t geschrieben wird? Ich helfe euch auf die Sprünge mit einem Bild aus glücklichen Tagen. Sind sie nicht süß?

Damals hatte die Edeltraud den Pit zu Hause besucht zwecks Knüpfung seelischer und erotischer Verbindung. Beides ist gründlich ins Fell gegangen, weil der Pit nur dauernd auf dem Küchentisch gelegen hat zum Dösen und Schlafen, statt seinem Hasi die Sehens- würdigkeiten von Stall und Tenne zu zeigen. Sein rotes Poofkissen ist an diesem Wochenende auch ordentlich von innen beatmet worden, und morgens ist er sowieso nicht in die Puschen gekommen. Am Ende war die Edeltraud heilfroh, als es zurück in die Alpen ging. Dort wären die Männer nicht solche Schnarchlappen, hatte sie am Telefon gesagt. Obwohl: Seine Leute wären ja supernett gewesen und auch die Landschaft von lieblichem, übersichtlichen Reiz; das täte ihr schon gefallen. Aber was soll's, Schwamm drüber, abhaken, nie wieder dran denken.

Nie wieder dran denken? Oh-oh, das geht wohl schlecht, wenn man plötzlich drei geringelte Hasenkinder im Stroh liegen hat. Der Pit, dieser geizige Fiesling, hat aber nicht mal 'nen Strauß Tulpen mit dem Blumen-Hermes schicken lassen zur Wochenbett-Gratulation, und als die Edeltraud Geld haben wollte für die Alimente, tat er behaupten, er wäre nicht der Vater, er könne nicht der Vater sein, weil er kas... äh … keine Erbschaft mehr im Beutel hätte. Ist das zu glauben?

Ich war schwer enttäuscht. Keine Moral, keine Verantwortung. Was blieb mir übrig, als an seiner Statt der jungen Mutter unter die Hoppel zu greifen? Matchbox-Garage hin, Matchbox-Garage her, mein ganzes Taschengeld habe ich ihr geschickt. Ist ja nicht so einfach als alleinerziehende Mutter in Davos, nicht wahr? Aber tapfer war sie, so tapfer. Die Kinder sind nun erwachsen. Das Mädchen macht eine Ausbildung zur Juristin (Schwerpunkt Vaterschaftsklagen, deutsches Recht), der Älteste ist ein begnadeter Tüftler mit einem guten Gespür fürs Kaufmännische. Er experimentiert gerade an einem roten Polster, das man je nach Bedarf als Schlafstätte benutzen kann, als Schlauchboot oder als Bollerwagen. Die Edeltraud kann stolz sein auf ihre Kinder.

Nur der Mittlere macht Sorgen. Er räkelt sich den ganzen Tag auf den Küchenmöbeln herum, spielt den Chef, lässt sich bedienen, zeigt keinerlei Anstalten zum geregelten Broterwerb. Pietje heißt er. Findet ihr nicht auch, dass er einem irgendwie bekannt vorkommt? Ich meine, die Nase … das Fell ... 


In der Flasche übrigens war mal Sekt. Den haut er sich literweise hinter die Löffel, sofern er ihn zu fassen kriegt. Als ich den Pit neulich anrief wegen Klärung verschiedener Leviten in dieser Angelegenheit, hat er nur gesagt, ich soll ihm mal schnell 'ne Pizza bestellen, wenn ich schon mal dran wäre. Dann hat er aufgelegt.

Nun hatte ich ja gehofft, dass es wenigstens im Hause Duisburg besser bestellt wäre. Aber nein, dort herrscht ebenfalls Sodom und Gomolka. Angefangen beim Paule. Von dem hatte man ja auch schon lange nichts mehr gehört. Die letzte Nachricht war, dass er mit seiner ostfriesischen Frisuren-Chantal eine lange Bäderreise gemacht hatte. Von Verlobung war bereits die Rede gewesen. Aber dann … Harvey Kardoupoulous, dieser griechische Wurstklops mit Yachthafen. Hatte dem Paule doch glatt die Schnecke ausgespannt. Aus der Traum. Die Chantal ist gleich mit ihm weitergezogen.

Erst hatte alles noch gedacht, es täte vorübergehen, das trübsinnige Rumgesitze auf der Voliere und das Abgenudele alter Liebesschnulzen. Ihr wisst schon: „Wir glaubten beide an die große Liebäää-äää-äää.“ Dann aber kam überraschend ein dickes Paket aus Kreta. Darin war ein Wurstsortiment mit einem Brief: „Verzeih mir, ich musste meinem Herzen folgen, deine Chantal.“ Sollte wohl ein Versöhnungsgeschenk sein, die Dosensülze oder was? Jedenfalls hat der Paule seitdem auf der Stange gesessen mit einem Kringel Fleischwurst um den Hals, hat nichts mehr gesagt, nichts mehr geantwortet, sondern nur still vor sich hin gelallt und ab und zu nach Knoblauch aufgestoßen. 

Die Tante Gisela war fertig mit den Nerven. Manche Familien trifft es aber auch hart. Gut, dass sie noch die treue Zahlungsmoral in die Reputation werfen konnte, als es um die Beschaffung schneller Hilfe ging. „Ja“, hatten die in dem privaten Knallbirnenheim gesagt, dort wo der Paule schon mal wegen seiner Dusch- und Badesucht eingesessen hatte. „Das kennen wir. Das ist ein tiefes Abgleiten in abnorme Futter-Phantasien, ausgelöst durch ein Trauma. Schicken Sie ihn ruhig her, liebe Frau Gisela.“

Also alles wieder von vorn: Schlafanzug einpacken, Zahnbürste, Playboy, den Paule in die Eifel bringen, Koffer auspacken, tschüs sagen, zurückfahren. Seitdem ist der Paule dort, abzüglich einiger Unterbrechungen zu Ostern und anderen Familienfeiern. Er macht eine Psychotherapie. Und therapeutisches Tanzen. Das Formen italienischer Cabanossi macht ihm am meisten Spaß. Erste Erfolge sind auch schon zu verzeichnen: Sein Hass auf die Chantal ist völlig verschwunden. Er schmiedet sogar schon wieder Zukunftspläne. Hähnchenbrater möchte er werden, wenn er rauskommt.

Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, ist da noch die Cora. Früher immer so brav und piefig gewesen, jetzt aufsässig und eigenwillig geworden, seit der Grunzer sie umschwänzelt. Ihr wisst doch noch, wie sie mit der fränkischen Sülzgurke auf die Malediven abgehauen war, ohne was zu sagen? Und die in Duisburg hatten sie überall gesucht mit Handzetteln, Geplärre vor den Regionalkameras usw.? Dabei waren die beiden gar nicht auf den echten Malediven gewesen, wie ich inzwischen weiß, sondern nur in einem Freizeitpark gleichen Namens. Dort waren die Palmen aus der Baumschule gekommen und das smaragdgrüne Wasser von reflektierenden Mosaiksteinchen aus dem Fliesengroßhandel. Aber immerhin: Abgehauen ist abgehauen, nicht wahr?

Der Auserwählte, der Grunzer
Da war was los, als die Cora wieder angelatscht kam, selig grinsend, als täte nichts gewesen sein. Die Tante Gisela hat ihr vor lauter Erleichterung das nasse Taschentuch um die Ohren gehauen. Am nächsten Morgen allerdings war dann Zahltag. Den Grunzer dürfe sie ein halbes Jahr nicht mehr sehen,  hat es geheißen, außerdem müsse die Cora was Karitatives machen zur Strafe, Entenomas die Brotkanten klein hacken oder Amselkindern was vorlesen, damit sie lerne, was Verantwortung heißt.

Ui, dabei hatte sich die Cora doch schon so auf den Kochkurs gefreut, den sie belegen wollte für die Häppchenfütterung an ihren Grunzi-Dunzi beim nächsten Rendezvous. Gorgonzolabrot an Rhabarber-Dip. Oder mal Sellerie gedünstet, statt immer nur alles roh zu mümmeln. Wenigstens war die Tante Gisela entzückt, als sie hörte, für was sich die Cora entschieden hatte: für einen Erste-Hilfe-Kurs an der Volkshochschule. Sogar eine Uniform kriegte sie spendiert mit einem Utensilien-Köfferchen in Rot. Leider hat sich die dumme Pute dann verquatscht und beim Abendessen gesagt, so ein Kurs wäre sehr nützlich, wenn man mit einem schon etwas reiferen Hahn zusammen wäre (so wie dem Grunzer), von dem man ja nie wissen könne, wie er auf erotische Ansprache reagiert. Wenn er's dann mit den Kranzgefäßen kriege, könne sie ihm schnell einen Druckverband um die Füße wickeln. Das sei doch super, oder etwa nicht?

Oh, da war der Tante Gisela aber die Gabel in den Quark gerauscht. Geschrien hat sie, ob es nicht genug wäre, dass der Paule ihr die letzten Nerven raubt. In die Voliere soll sie gehen und dort drinbleiben bis Weihnachten, aber sofort! Das wiederum hat der Cora die Tränendrüsen erschüttert. Geflennt hat sie und zurückgeschrien, dass sie dann eben als Au-Pair nach Kalkutta gehen täte, wenn sie hier unerwünscht sei (das kannte sie wohl noch von der Mia).

Was soll ich sagen? Am Ende war die Cora krank. Sie hat jeden Tag Traubenzuckerlösung mit Kirschlikör eingeträufelt bekommen. Sie kriegte den Laptop an die Krankenstange geschoben und durfte mit dem Handy den Ökogurkensepp in Franken anrufen. Komisch, bei der Mia hatte es damals nicht funktioniert, als sie den Fondue-Knödel im Bauch hatte und einen auf schwanger machen tat. Den Coco hatte sie trotzdem nicht heiraten dürfen. Aber vielleicht ist man bei der Cora generell etwas großzügiger, weil sie doch schon so alt ist und wahrscheinlich nie mehr einen anderen Deppen findet wird. Da muss man sich tolerant zeigen mit dem Grunzer.

Fotos Paule, Cora und Huhn: © G. H. 
Foto Grunzer: © U. W.
Foto Pit: Club der glücklichen Vierbeiner
Katzencartoon: ©  hier
Kaninchen: © Morguefile 1, 2, 3

© Max: Papageiengeschichten

15 Kommentare :

  1. :-)))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))
    Mehr kann ich im Moment nicht antworten. Ich liege vor Lachen auf dem Boden. Japsjaps. Da ist doch echt was los in der Federvieh-Welt.

    Angus

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    1. Ich sag's dir - ein Irrenhaus. Ich weiß gar nicht, warum ich mich immer wieder zum Beichtvater hergebe; gedankt wird's einem sowieso nicht.

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  2. So herzallerliebste Gemeinheiten sind am Allerschönsten hier zu lesen. dpa wird sich die Finger nach euren Reportage-Fotos lecken, aber diese kaum bezahlen können - und - die Filmrechte - ach egal - ich habe ihn schon im Kopf, den Film ...

    Schöne Träume - auf der Stange, oder sonst wo :-)

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  3. Oh ja, ich seh den Film auch schon vor mir. Ein herzensguter Typ, der nie nein sagen kann, wird unter dem Druck seiner fordernden, dusseligen Umwelt erst ausgebrannt, dann gespalten und schließlich psychopathisch. Am Ende lebt er unglücklich und verwahrlost in einer Gruppe großstädtischer Tauben-Outlaws. Sein verzweifeltes Bemühen, die Fehlgeleiteten aufs rechte Gleis zu bringen, scheitert - und mit ihm der einsame Held. Man findet ihn röchelnd neben einer Konsum-Tüte auf dem nassen Asphalt. Danach geht die Kamera so langsam in die Ferne und zeigt die fahle, untergehende Sonne.

    Gut, nicht? Als Schauspieler könnte ich mir einen gelb-blauen Ara vorstellen. Oder Götz George.

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  4. Hallo Max,

    1. die Kinder sind nun wirklich nicht von mir, null Ähnlichkeit. Und die Edeltraut war ja leider auch anderen nicht immer abgeneigt.
    2. Natürlich hätte ich die Edeltraut auch unterstützt ( aus alter Freundschaft) wenn ich denn den Luke hätte verkaufen können. Aber die Mama passt mir Argusaugen auf, dass der Luke nicht das Haus verläßt.
    3. um die Edeltraut muss man sich keine Sorgen machen, das ist ne echte Emanze, die kommt zurecht und mit dre Kindern kann sie schon vom Kindergeld im Luxus leben.
    Dein Pit.

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    1. Lieber Pit,

      warum wundert mich das jetzt nicht, dass du alles von dir weist? Du bist und bleibst ein alter Feigling. Klar sieht der Pietje aus wie du, und dass man in Davos vom Kindergeld leben kann, hat dir wohl jemand am hochgeklappten Fußsteig in St. Agraria an der Schlei erzählt.

      Aber am meisten erschüttert mich deine Behauptung, die Edeltraud täte es mit jedem haben. Das stimmt nicht! Als ich ihr vorschlug, mal mit mir auszugehen, hat sie nur gesagt: "Nee, du, lass man ..." Wenn das kein Beweis ist, weiß ich auch nicht.

      Also rück die Kohle raus. Kümmer dich um deine Familie.

      Dein Max

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  5. Ich bin n i c h t alt! Mit meinen 20 Jahren bin ich noch sehr knackig und wenn es genug gut aussehende Amazonenmänner gäbe, könnte ich jeden um die Kralle wickeln.

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  6. Ach so, na manchmal ist es besser zu schweigen, als einen Freund zu verletzen, obwohl man soooo viel zu sagen hätte.....
    kicher, die Edeltraud und Du? Grins, hättest Du Dir das unter Ihren Schlappohren gemütlich gemacht....?
    Pit

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  7. So? Worüber musst du denn schweigen, damit die Öffentlichkeit nicht verletzt wird, wenn du über mich reden tätest? Und das mit der Edeltraud und mir geht dich gar nichts an. Ich nenn sie jedenfalls nicht "Löffeltrutsche".

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    1. Sondern?

      Wie ich Dich kenne, machst Du Dich nur an die Schnalle ran um von dem Kindergeld eine Matchbox-Garage zu kaufen.
      Aber jetzt lese ich mal Dir die Leviten, versuchst mal mit ehrlicher Arbeit... die Mama könnte noch einen Azubi gebrauchen.
      Dein Pit

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  8. Hmmmm ... als Azubi arbeiten soll ich? Für die Mama? Was muss ich denn da tun? Papier lochen und mit Kunden telefonieren kann ich gut. Auch bedürftigen Frauen Capuccino servieren, ihnen aus der "Elle" vorlesen und dabei ihre überanstrengten Füße bedauern. Ist die Lehre bei euch zu Hause? Ich nehme an, ich muss dann von Montag bis Freitag dableiben und kann erst übers Wochenende nach Hause. Tja ... wär schon schön bei euch an der frischen Landluft, aber da fällt mir was ein: Mein Pausenbrot muss ich dann an jenem Küchentisch einnehmen, wo du immer draufliegst? Vergiss es! Ich bin Ästhet, ich will keine Plüschflusen auf meinem Leberwurstbrot.

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    1. Nur eines noch!
      Meine Mama ist ganz gewiss nicht bedürftigt und für Dein Leberwurstbrot könnten wir Dir auch unseren Esstisch anbieten oder den Strandkorb.
      Aber man muss sich auch nicht so anstellen, das Leben ist schließlich keine Kindergeburtstag.
      Pit

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  9. Okay, Pit, tun wir uns zusammen. Du fusselst deinen Plüsch über den Küchentisch und ich fleddere meine federne Unterwäsche darüber. So zwingen wir gemeinsam jedes Leberwurstbrot in die Knie.

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    1. Ich merke schon, wir verstehen uns.
      Give me Five, Kumpel

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