Mittwoch, 4. Juli 2012

Zum Gedenken an Omi Ingrid

Es gibt Momente, da stehen meine Gedanken still. Da bin ich ein ratloser Papagei. Ein Stich geht mir durchs Herz, ich muss schlucken, und ja, die Federn um meine Augen werden auch ein wenig hm, hm ... ziemlich feucht. Langsam wird mir bewusst, dass der bunte Reigen jener Menschen und Tiere um mich herum, die mir so lieb und teuer geworden sind, nicht mehr komplett ist, dass jemand fehlt.

Zwar bin ich erst neun Jahre alt, und man sagt, dass es mir noch sehr an Lebenserfahrung mangeln täte, doch eins habe ich jetzt schon begriffen: Der Tod macht nicht vor unsern Wünschen halt. Es interessiert ihn einfach nicht, ob ich mit seinen Tatsachen einverstanden bin. Trotzdem bin ich entsetzt, wenn diese Wahrheit dann wirklich eintritt. Man hofft ja immer, dass man selbst davon verschont bliebe. Doch jetzt ist es so weit: Ich habe jemanden verloren, den ich sehr gern mochte. Die Omi von Pit ist von uns gegangen.

Vielleicht wird sich mancher fragen, ob es der richtige Ort sei, ausgerechnet auf einem albernen Papageienblog eines geschätzten Menschen zu gedenken. Schließlich haben hier Tiere das Sagen, schließlich hat der Max nur Quark im Kopf, und schließlich kriegt er ernst sein sowieso nicht hin. Doch, das schafft er. Und ja, ja, ja und nochmals ja … es ist der richtige Ort. Wisst ihr, warum? Ich habe mit Omi Ingrid gelacht, ich hatte meinen Spaß mit ihr, ich habe mich an ihren Geschichten und Kommentaren erfreut, und dann soll ich mich nicht von ihr verabschieden, soll so tun, als wäre nichts geschehen, als hätte ihr Tod nicht die gleiche Achtung verdient wie mein Dank für die Freude, die sie mir geschenkt hat? Das will mir nicht in den Kopf. Von meinem Entsetzen darf ruhig alle Welt wissen. Der Max ist traurig, hört ihr? Traurig. Und Omi Ingrid war toll.

Jawohl, das war sie. Sie hat uns an ihrem Leben teilhaben lassen. Wie gern habe ich ihre Fotos geguckt, hab ihre Reportagen gelesen, wenn sie von daheim berichtete. Ich bin mit ihnen umgezogen, hab die Ankunft von Amy miterlebt und all den Unsinn, den Katzen, Hunde und Pferde veranstalteten, dokumentiert zu unserm Vergnügen. Aus Omi Ingrids Worten sprach viel Zärtlichkeit. Ihre Liebe zu den Tieren (den lebenden und den toten) und zu ihrer Familie war allgegenwärtig. Sie musste sich nicht extra anstrengen, um das rüberzubringen, das merkte man auch so sofort. Sie war ein herzlicher Mensch. Ein verlässlicher, interessierter und kreativer dazu. Das kann ich mit gutem Gewissen behaupten, obwohl ich sie ja leider nicht persönlich kannte.

Auch mir hat sie lieb über den Scheitel gestreichelt. Okay, da war auch öfter mal ein Anranzer dabei. Den hatte sie dem Pit eingeflüstert, damit er mir das unauffällig entgegenschnauzt, doch daran war nichts verkehrt, denn dafür sind Omis schließlich da. Sie sollen uns ihre Weisheit weitergeben, nicht wahr? Es kann aber sein, dass ich manchmal ein bisschen schwer höre. Dann muss man halt ein wenig lauter brüllen. Danke, Omi Ingrid, es ist alles angekommen.

Schade, ihren tollen Kartoffelsalat werde ich nun nicht mehr probieren können. Dafür aber hat unsere Mama Omi Ingrids Weißkohl auf dänische Art nachgekocht. Das will was heißen, weil unsere Mama nicht gerade das ist, was man eine passionierte Köchin nennt. Sie hat nach Anweisung immer ordentlich gerührt, damit nichts anbrennt. Ich weiß das, ich hatte das nämlich vom Küchenschrank aus überwacht.

Ach, es gibt noch so viele schöne Erinnerungen. Das Herrliche an Erinnerungen ist: Man kann sie immer wieder hervorholen. Sie sind wie Schokohäppchen, sie machen den Alltag süßer. Dann muss ich lächeln. Dann aber wieder macht es mich traurig, weil keine neuen Erinnerungen dazukommen werden; Omi Ingrid ist ja nicht mehr da. Umso mehr freue ich mich, dass ihr Vierbeiner-Blog weitergeführt werden soll. Natürlich bin ich wieder mit dabei. Ich wünsche Susanne von Pit alle Kraft bei ihrer neuen Aufgabe. Auf diesem Weg wird Omi Ingrid uns weiter begleiten. 

Jetzt habe ich viel geredet – ich weiß, das meiste über mich. Bin ich egoistisch, weil ich euch erzähle, wie es mir geht, wenn ich an Omi Ingrids Tod denke? Eins habe ich jedoch nicht vergessen: dass meine Trauer nichts ist gegen den Schmerz, den ihre Familie jetzt erleiden muss. Ich sende Omi Ingrids Familie mein aufrichtiges Beileid. Danke, dass ihr mir erlaubt, diesen Post zu  schreiben.

Der Augenblick meines Abschieds ist gekommen.




Schau, Omi von Pit. Diese Fotos hattest du selbst gemacht. Erinnerst du dich? Wie schön der Himmel ist. Jetzt gehört alles dir.

Dein Max


© Fotos: Ingrid W.

11 Kommentare :

  1. Lieber Max,
    vorab mein herzliches Beileid an die Verbliebenen und auch an Euch.
    Mir läuft noch eine Träne über die Wange, obwohl ich "Omi Ingrid" nicht kannte, Du hast einen wunderbaren Nachruf verfasst.
    Leider ist es so, dass für uns alle der Moment kommt, uns zu "verabschieden" und es wird immer zu früh sein.
    Ich hoffe, dass "Omi Ingrid" nicht lange leiden musste, manchmal ist der Tod auch eine Erlösung.
    Traurige Grüße,
    Deine Tante Mona

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  2. max und mama, ihr habt sehr schöne worte getroffen! ich verstehe euch sehr gut und kann mir vorstellen, wie ihr nun fühlt. auch wir denken oft an mögliche verluste und so gegenwärtig bei uns das pure leben ist, so oft denken wir auch an den tod bzw. an geliebte verstorbene wegbegleiter. heißt's nicht memento mori? ich wünsche euch jetzt viel kraft und bin mir sicher, dass ihr omi ingrid irgendwann wieder seht! auch wir hoffen und freuen uns auf so manches wiedersehen.

    dackelbussis

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  3. ohwee. Was für ein trauriger und doch zugleich liebevoller Post.
    Den Wünschen und kraftschenkenden Worten von Max an Omi´s "Hinterbliebende" möchte ich mich hiermit von Herzen anschließen. Mach´s gut..Nein. Bis bald Omi Ingrid!

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  4. Lieber Max,
    du weißt gar nicht wie nahe mir deine niedergeschriebenen Gedanken gehen und wie gut sie das ausdrücken was ich empfinde. Danke, dass du die Worte gefunden hast. Wärend sie mir gefehlt haben.

    Das Internet verbindet uns alle heutzutage über weite Entfernungen hinweg. Manche mehr, manche weniger. Und das ist schön so. Ich glaube, Ingrid hat diese Möglichkeit sehr gerne genutzt und ich bin froh darüber dass ich auf ihren Seiten und überall wo sie geschrieben hat ein bisserl daran teilhaben durfte.

    Ich möchte der Familie mein herzliches Beileid ausdrücken und finde es wirklich schön dass der liebevoll geführte Blog der glücklichen Vierbeiner weiterbestehen wird.

    Nach der Zeit der Tränen und der tiefen Trauer bleibt die Erinnerung. Die Erinnerung ist unsterblich und gibt uns Trost und Kraft.

    Traurige Grüße,
    Klarissa

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  5. Lieber Max,
    wir sind ja eher die stillen Leser deines Blogges, aber diesmal sind wir sehr erschrocken. Omi Ingrid und PIT haben uns oft auf unserem Blog besucht. Das ist so traurig. Lieber Max, du hast sehr schöne Worte zum Abschied gefunden.
    Ich möchte der ganzen Familie mein aufrichtiges Beileid ausdrücken und wünsche ihr viel Kraft in dieser schweren Zeit.
    Traurige Grüße vom Emma und Lotte Frauchen

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  6. Lieber Max,
    du fragst ob so dein Blog der richtige Ort für traurige Nachrichten ist? Wo man zusammen lacht, da ist man auch zusammen traurig. Du hast so schöne, einfühlsame und ehrliche Worte für Omi Ingrid gefunden. Das geht zu Herzen.

    Wir möchten der Familie um Omi Ingrid auch unser Mitgefühl ausdrücken.

    Traurige Grüße, Grunzer mit Freunden

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  7. Oh Max, mein grüner.
    Natürlich ist auch so ein Blog wie deiner ein Ort wo man traurig sein darf. Wie Grunzer es schrieb: Dort wo zusammen gelacht wird, da darf man auch zusammen weinen.
    Wir senden Oma Ingrids Familie unser tiefes Beileid und auch dir senden wir eine Umarmung.

    Die Smilla & Kerstin

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  8. Danke, all ihr Lieben. Danke für eure Worte des Mitgefühls und des Trostes. Ihr seid echt süß. Omi Ingrid hätte es gefallen; das glaube ich bestimmt.

    Euer Max

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  9. Lieber Max,

    wir, die zwei-und vierbeinige Familie Waschke möchte uns bei Dir für die liebevollen Zeilen zum Gedenken an unsere Omi bedanken.
    Susanne

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  10. Durch deine lieben Zeilen stand die Omi ganz dicht bei dir...
    Du hast so warm und lieb geschrieben, mit jeder Erinnerung wirst du das Gefühl haben, die Omi ist nah bei dir.
    Mein Opi ist heute noch für mich da...( dabei ging er als ich 13 Jahre jung war) wenn ich irgendwie nicht weiter weiß und grübele...steht er bei mir und nickt mir zu oder schüttelt den Kopf... ich fühle mich da nie alleine...
    Du bist auch nicht allein...

    Der Familie von der Omi schicke ich viele liebe tröstende Gedanken...
    Sylvia und Tibi

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  11. Ja, Tibi, es ist schon erstaunlich, dass man jemanden, den man nur durchs Internet kannte, so gern gehabt hat. Zum Glück macht ja der Pit den Blog weiter. So bleiben auch fröhliche Erinnerungen an Omi Ingrid. Ich danke dir für deine lieben Worte.

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