Dienstag, 26. Juli 2011

Bremm-Bremm

Jetzt fragt mich die Mia bestimmt wieder, ob ich bescheuert wäre.
„Das heißt Bremen … Breeeemen und nicht Bremm-Bremm“, wird sie sagen.
Aber das weiß ich doch. Ich wollte nur mal sehen, ob ihr auch hier reinguckt, wenn ihr denkt, euch täte jetzt eine Werksbesichtigung meiner Matchbox-Autos erwarten.

Da ich nun also eure Aufmerksamkeit errungen habe, möchte ich noch mal an meinen freundlichen Spendenaufruf erinnern. Ich spare noch immer auf meine Hochgarage. Leider müssen meine Matchbox-Autos noch immer unter freiem Volierenhimmel parken. Die Mia sprüht immer ihr Deo drüber, wenn sie prüfen will, ob der Pumpknopf  funktioniert.  So kann das nicht weiter gehen. Das rote Feuerwehrauto riecht schon übel nach „Lady’s Dream“. Beim Einsatz kippt‘s die Feuerwehrmänner aus den Socken. Deswegen ist neulich erst unser Toaster in Rauchschwaden untergegangen. Ein verklemmtes Brötchen hatte gekokelt, und ich musste das Gurkenwasser reingießen, weil sonst niemand zum Retten da war. Hier also mein Konto für die Überweisungen: Max von Gelbnacken, Nr. 88 88 88, BLZ 800 800 00, Geflügelbank Niedersachsen. Bitte ordentlich ausfüllen und als Verwendungszweck „Autopark deluxe“ angeben.

So, nun zum Eigentlichen. Wir haben am Wochenende einen Ausflug gemacht. Die Mia und ich haben unsere Oma besucht. Sie wohnt in Bremen, dort wo auch unsere Mama herkommt. Aber bevor wir zur Oma gefahren sind wegen Essen von Scholle mit Kartoffelpüree und Pupsperlen mit Möhrchen, haben wir uns als Touristen verkleidet und jene Stätten besucht, die man so besucht, wenn man in Bildung machen will. Leider war das Wetter ziemlich mies. Es hat zwar nicht geregnet, aber der Himmel war grau, und das macht die Fotos immer gleich zu den verstoßenen Stiefgeschwistern der offiziellen Ansichtskarten. Ohne knackblauen Himmel sieht halt alles aus wie Aschenputtel. Ich zeige euch trotzdem ein paar von unsern Schnappschüssen. Die Arbeit soll ja nicht umsonst gewesen sein, nicht wahr?


Ich im Schnoor
Wir beginnen mit dem Schnoor. So heißt das älteste Viertel von Bremen. Das älteste Haus ist von 1402. Früher haben dort die armen Leute gewohnt, weil alles so eng war und so dicht beieinander. Gängeviertel nennt man das wohl. Heute hat man Geld, wenn man dort leben darf. Unten in den Häusern sind meist Geschäfte. Viel Kurioses gibt’s zu kaufen, Kunst, Kunsthandwerk und viel Zeugs für die Touristen. Ein Spaziergang lohnt sich allemal.

Die Mia hätte fast ein 1 x 1 Meter großes Pinselbild gekauft. Schmiertechnik auf Leinwand. Dort war nämlich eine riesengroße Sandale abgebildet. Ich dachte, gleich knallen ihr die Glubscher raus, so tat sie ins Schaufenster glotzen. Dann wollte sie, dass ich das Ding auf dem Kopf transportiere wie ‘ne Spanholzplatte. Erst durch die ganze Stadt schleppen, damit zur Oma zum Mittagessen und schließlich zurück zum Bahnhof zur Heimfahrt.
„Biste plemplem?“, habe ich gefragt.
Sie hat dann nur einen Schlüsselanhänger gekauft mit den Bremer Stadtmusikanten drauf. Das war mir recht. Die Mama hätte sich schön bedankt, wenn sie gemerkt hätte, dass von ihrer ausgeborgten Kreditkarte 200 Euro fehlen. Und dann daheim die ganze Zeit auf diese riesige gemalte Sommermauke gaffen – Kunst hin oder her – nä!  

Schnoor ist übrigens Plattdeutsch und heißt Schnur – eben weil die engen Häuschen wie auf einer Schnur aufgereiht nebeneinander stehen.
 
Die Mia


Hier posiert die Mia. Unter Einsatz meiner Gesundheit habe ich dieses Bild retten können. Es hat mich einige sehr pikante Versprechungen gekostet, über die ich aber nicht sprechen möchte. Die Mia ist der Meinung, sie täte fett aussehen und daher hätte niemand das Recht, sie so zu sehen.
„Dann musst du dich halt nicht so aufplustern“, habe ich gesagt.
Soll sie doch den Bauch einziehen, die dicke Trulla. Eine schlankere Frisur soll auch schon viel helfen. Oder einen Sportbody tragen.
 
Hier sind wir in der Böttcherstraße. Dort ist es auch sehr eng und man kann viel gucken. 
Ich
Allerdings ist alles aus Backstein. Das ergibt einen sehr roten Eindruck. Der schöne alte blaue Postkasten gehört zum Roseliushaus. Roselius wiederum hatte was mit Kaffee Hag zu tun. Kaffee Hag wurde in Bremen erfunden. Es war das erste Unternehmen, das der Welt koffeinfreien Kaffee gegeben hat. Roselius förderte aber auch Künstler, so zum Beispiel Paula Modersohn-Becker.

Marktplatz, Rathaus und die Mia
 
Jetzt sind wir ein paar Schritte weiter auf dem Marktplatz. Zu sehen ist die Mia mit dem Rathaus. Das Rathaus wurde 1404 erbaut. Die Fassade ist aber jünger, die hat man später drangemacht. Das Geschnörkele nennt man Weserrenaissance. Innen drin ist ein schicker Saal mit viel Holzgeschnitz und Dielengeknarre. Dort speisen manchmal festliche Leute unterm Kronleuchter.

Links an der Seite geht’s in den Ratskeller. Das ist ein ganz normales Restaurant. Da darf jedermann rein. Der Ratskeller ist schon über 600 Jahre in Betrieb. Dort lagert auch der älteste Wein (Fass) von ganz Deutschland. Er ist von 1653. Schon Heinrich Heine hatte sich im Ratskeller begeistert die Kante gegeben. Trotzdem mochte ich der Mia keinen Piccolo spendieren. Sie wird davon immer so kicherig.

Links mittig sieht man auch den Roland stehen (wenn man genau hinschaut). Auf dem Marktplatzfoto ist er von der Seite fotografiert.

Ich mit dem Roland
Hier zeige ich ihn euch von vorne. Der Roland ist das Wahrzeichen der freien Bürger. Er ist ein Ritter und steht schon seit 1404 dort. Zusammen mit dem Rathaus gehört der Roland zum UNESCO-Weltkulturerbe. Als die Mia geknipst hat, hatte sich gerade eine Touri-Gruppe aus Augsburg aufgestellt. Ich musste runterwinken und „Huhu!“ rufen. Die fanden mich toll. Dem Führer, der da was über den Roland labern tat, hat keiner mehr zugehört. Zum Schluss habe ich die Kralle aufgehalten, und … Simsalabim …  sechs 5-Euro-Scheine taten plötzlich darin flattern. Davon habe ich uns erst mal einen Babbeler gekauft. Das ist eine Lutschstange mit Pfefferminz und Halsaroma. Die gibt‘s auch nur in Bremen.

 
 
 
 
 
Wir sind noch immer auf dem Marktplatz. Nur hat die Mia mal wieder total bescheuert geknipst. 
 
 
Dazu sag ich nichts

Sie sollte den Schütting fotografieren. So heißt das Gebäude im Hintergrund. Es ist schön, alt und hat mit Handel zu tun. Stattdessen hält die Trutsche mir die Linse vor die Gurke. Ist es zu fassen? Weiber und Technik. 
 
Arkade am Rathaus und ich
Das Rathaus hat auch einen Kreuzgang. Nein, halt, das nennt man anders. Wie heißt das noch gleich? Kuppelgewölbe? Hmmm … Jetzt hab ich’s: Arkade. Dort, wo ich auf der Bank stehe,  hat man früher (ganz früher) Gericht abgehalten. Heute betreiben Touristenfüße dort Regeneration. Wenn man vom Einkaufen kommt bei Karstadt (ist gleich nebenan) und zu schwach ist zum Tütenschleppen, dann kann man dort natürlich auch kurz anhalten und sich ausruhen. Am Ende vom Tunnel guckt man direkt auf eine Kirchentür vom Dom. Aber vom Dom habe ich keine Bilder. Die Mia ist nämlich aufs Pflaster gekippt, weil die Knipse zu schwer war und die Domtürme zu hoch. Das hat sie glatt nach hinten gerissen. Danach war die Mia stinkig. Sie täte nicht weiter den Deppen spielen für mich, hat sie gejammert. Ich soll meine blöden Fotos allein knipsen. Ich habe ihr dann schnell ‘nen Cappuccino ausgegeben an ‘ner Futterbude mit Dach. Danach hat ihre Kooperationsbereitschaft gerade noch gereicht fürs letzte Bild.

Die Bremer Stadtmusikanten dürfen doch nicht fehlen! Was wäre Bremen ohne den Esel, den Hund, die Katze, den Hahn und den wunderschönen Papagei! 

Ich mit meinen Kumpels
Die Statue steht an der Seite neben dem Rathaus, dort wo man in den Ratskeller runtergeht. Die Füße vom Esel und sein Maul sind deshalb so golden begrabbelt, weil es heißt, man müsse dort reiben, damit ein Wunsch in Erfüllung gehe. Ich habe mir ein blaugelb getüpfeltes Feuerwehrauto gewünscht. Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob der Kerl auch mit anspruchsvollen Aufgaben klarkommt.

Als wir durch waren mit dem Programm, war’s auch schon Zeit für die Oma. Sie tat schon mit dem Mittagessen warten. Wir haben dann noch bei ihr im Garten Unkraut gerupft und Kuchen gefuttert. Gegen Abend sind wir mit dem Zug zurück nach Hannover gefahren.

Ich hoffe, euch hat unsere kleine Stadtführung gefallen. Die Mia lässt ausrichten, noch mal täte sie nicht mit ‘nem quasselnden Stinktier durch die Gegend laufen. Da täte sie passen – auch wenn’s der Broadway wäre oder ‘n Goldpalast in Abu Dhabi. Ich persönlich bin ja schon froh, dass Fledermäuse zu schwach sind, einen Fotoapparat überhaupt anzuheben. Dafür lasse ich mir gern mal von Hennengemecker die Ohren durchlüften.

© Max: Papageiengeschichten

9 Kommentare :

  1. Bremm-Bremm, plemm-plemm, tolle Wortspiele benutzt du da auf deinem Stadtrundgang! Aber das Highlight ist natürlich die Bremer Stadtmusikanten mit verstärkung!
    LG, Enya

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  2. Servus Max,

    danke dass du uns so schöne, persönliche Foddos von eurem Kulturausflug mitgebracht hast! Und alles so gut erklärt hast dass man sich auch gleich zurechtfinden würde wenn man mal selber dort hin kommen täte.

    LG,
    Klarissa und die Beagles

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  3. Hallo Max
    Heute kann ich gar nicht sagen was mir am besten gefällt. Deine sehr schönen Erzählungen und Erklärungen zu der Stadt Bremm Bremm, die Bremer Stadtmusikanten, die anderen tollen Bilder von Bremm Bremm, das Nacktfoto von Mia, oder das von dir auf dem Rathhausplatz. Du hast da Ähnlichkeit mit Mike Krüger!
    An der Mia ihrer Stelle würde ich mir einen eigenen Internetauftritt basteln und dann schöne Nacktfotos von der Mia veröffentlichen tun. Viele stehen auf fülligere grüne Damen und würden dir ne Menge Kohle überweisen, dafür das sie Mias Bilder sehn tun dürfen! Dann hättest du deine Garage viel schneller zusammen.
    So, ich füll jetzt mal ne Überweisung aus und bring die schnell zur Bank. Deine Autos sollen nicht so lange leiden!
    Bis bald Diva

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  4. Hallo Mädels!

    Da bin ich aber froh, dass ihr nicht böse seid, dass die Mia die meisten Bilder verhunzt hat. Sie kann halt nicht so gut fotografieren. Dafür ist sie im Labern besser, aber das muss man sich hier ja Gott sei Dank nicht antun.

    Diva, meinst du wirklich, ich sollte 'nen neuen Blog aufmachen mit Nacktfotos? Hmmm ... die Mia hat ja früher mal gemodelt. Dafür hat sie gute Kohle gekriegt, nur fand das ihr Verlobter, der Coco, Gott hab ihn selig, nicht so prickelnd. Es waren mehr so Verrenkungsbilder mit "Huch! Hab ich jetzt zu viel gezeigt?"-Charakter? Und damals war die Mia auch noch etwas strammer um die Speckröllchen. Andererseits: Wenn du meinst, dass moppelige Hennen hoch im Kurs stehen, sollte ich mir die Einnahme nicht entgehen lassen, nicht wahr? Na, mal sehen. Jetzt habe ich ja erst mal deine 2 Euro für meine neue Autogarage. Danke dir. Deine Überweisung ist schon angekommen.

    Euer Max

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  5. Also, erst einmal muss ich mich für den interessanten Städtebericht über Bremen bedanken. Meine Mama ist ja schon uralt, aber sie sagt, dass sie dort noch nie war.
    Aber ich finde die Bilder, die meine Freundin Mia gemacht hat, sehr schön. Das einzige, was mir nicht so gut gefällt: da sind immer so grüne Flecken drauf.
    Ich bin sehr empört darüber, dass du sagst, die Mia sei dick. Das gehört sich nicht. Und auch die anderen Intimitäten! Na warte, wenn das die Mia liest (oder ich werde sie am besten heute mal anrufen), dann sage ich nur WÄSCHELEINE!

    Die ziemlich empörte Cora,
    die übrigens auch nicht dick ist

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  6. Och, Cora, vor der Wäscheleine habe ich keine Angst. Die Mia hat im Mixer Farbe angerührt. Damit hat sie ihre Leggings umgefärbt. Nun ist alles pink. Auch der Bananensaft. Ich hab's ausprobiert. Sollte die Mia also Neigung spüren, das, was du ihr ins Telefon petzen wirst, der Mama zuzuflüstern, werde ich mal flott gegenhalten. :D

    Grüßili
    dein Max

    P. S. Ich habe sie endlich gefunden, die Broschüre "Erste Hilfe bei Flöhen und Filzläusen". Soll ich sie dir schicken, oder hast du schon selbst was besorgt?

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  7. Ja, super! Ich bin schon oft durch Bremen gegangen und habe auch den Roland gesehen, aber so putzig lustig wie mit dir jetzt war es doch eher selten ...

    Liebe Grüße aus Ostfriesland!

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  8. Toll, dass es dir gefällt. Ich gebe mein Bestes als Reisereporter. Leider hatte ich die Mia dabei; da kommt man nicht so gut zu den interessanten Ecken, du verstehst?

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  9. Ja, verstehe - hat halt keine Flügel das arme Ding.

    Meine Leute und ich, wir wünschen uns im Urlaub immer, das wir fliegen könnten. Da wir alle einen Rucksack - ich Packtaschen - tragen, wäre es eine gute Idee so jemanden wie dich dabei zu haben. Du könntest uns bei den Rucksäcken packen und uns hoch und weit durch die Luft tragen und wir könnten schön von oben alles anschauen - das wäre was...

    Liebe Grüße!

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