Samstag, 31. Dezember 2011

Das Jahr ist um

… und ich darf nicht mit auf die Silvesterparty. Die Mia geht allein mit ihrem Schwanenfred und dem Anselmo, diesem grinsenden Stachelklops aus Belgien. Ich hätte mein Recht auf endzeitliches Amüsement verwirkt, heißt es. Als ich daraufhin den Feldwebel bestechen wollte mit ‘ner Tafel Noisette oder wahlweise 2 x Müll runtertragen außer der Reihe, hat meine Ma gesagt, das wird toll werden: Wir beide ganz allein mit ‘ner hübschen Schlager-CD, ‘n paar Luftschlangen, ‘nem Krapfen zum Futtern und Bleigießen um Mitternacht. Dabei tat sie so dämonisch grinsen, dass ich nicht weiß, ob sie sich über mein Leid freut, oder ob sie vor lauter Glückseligkeit alles total ernst meint. Sie war ja schon an Weihnachten so komisch. Jetzt sind ihr die Hormone vollends umgekippt.

Aufgeregt hat sie sich - und wie. Was kann ich dafür, dass sie jeden Dezember eine Heimsuchung von unaufschiebbarer Karitas erfährt? Letztes Jahr hatten wir die beiden Elche aus Skandinavien zu Besuch und diese weiße Haubenlerche, den idiotischen Kakadu aus Australien - alte Leser werden sich noch daran erinnern. Das war Strafe genug, weil ich die drei an den Hacken hatte und mir immer Neues ausdenken musste, wie ich sie bespaßen könnte. Ich meine, es hat ja keiner was dagegen, wenn uns jemand was schenkt, zum Beispiel ein nettes Plüschgeschöpf, meinetwegen einen Teddy oder auch eine Maus. Die kann man sich aufs Sofa setzen und gut ist. Aber muss man stattdessen sein Heim öffnen für jeden Hans und Franz, der sich irgendwo anders mal ordentlich durchfuttern will? Wohlfahrtstouristen, nicht wahr? So isses doch und nicht anders.

Zäng … hatte ich den Topflappen am Kragen. Ich soll mich schämen, hat die Mama gesagt, mir ginge es gut, und wenn man so begünstigt ist vom Schicksal wie ich, dann müsse man umso gerner auch mal was abgegeben an Leute, die es nicht so bequem getroffen hätten.
 
Wie bitte? Schicksal? Gut getroffen? Habe ich was falsch verstanden? Bin ich seit Weihnachten Besitzer einer Matchboxgarage oder etwa nicht?

Jedenfalls stand am 1. Weihnachtstag der Anselmo vor der Tür. Salvatore Anselmo aus Belgien. Aus Lüttich, wenn ihr’s genau wissen wollt. Er hatte ‘nen Schlafsack dabei.
„Und was ist an dem nun herzzerreißend?“, hatte ich um Auskunft gebeten, als er in den Flur gewatschelt kam.

Anselmo
Er sei ein Igel, wurde mir gesagt. Aha. Und weiter? Er hätte den Winterschlaf verpasst. So? Und deswegen dürfe er sich jetzt bei uns Kuraufenthalt abholen? Ja, genau. Er täte sehr schwach und dünn sein und ich solle mich anstrengen, damit es ein denkwürdiger Aufenthalt für ihn werde.

Denkwürdig? Nun, damit kann ich dienen.

Hö hö.

Ich weiß nicht, ob die Mama deswegen so sauer ist. Einen Grund dazu hat sie nämlich nicht. Ich betone: Ich war es nicht, der den Anselmo eine ganze Nacht lang auf dem Balkon ausgesperrt hat. Ich war es auch nicht, der ihm Kaugummi auf die Noppen gepiekt hat. Genauso wenig habe ich ihn gefragt, ob seine Mutter eine geborene von Drahtbürste sei. Und auf gar keinen Fall habe ich ihn mit der Ikea-Allzweckzange am Mützenbommel gepackt und vor die Kamera gehalten. Er grinst doch. Ihm ging’s gut. Was sollen also die fiesen Verleumdungen gegen mich?

Es kann natürlich auch sein, dass die Mama stinkig ist wegen was ganz anderem. Mir fällt da mein Weihnachtsgeschenk ein. Ich hatte ihr nämlich zwei Fotokurse geschenkt. Dass man deswegen rote Ohren kriegt und die Schimpferei anfängt, ist mir total unverständlich. Andere Servicefrauen haben sogar nagelneue Kameras bekommen. Das habe ich selbst in machen Blogs gelesen. Von indiskreter Namensnennung möchte ich hier allerdings absehen.

Und? Haben diese Muttis sich beklagt? Oder gar das Heulen angefangen? Nein, natürlich nicht. Nur meine war angefressen und musste mit Weinbrandbohnen wieder aufgepäppelt werden. Ich hatte ihr ja damals schon zum Muttertag einen Fotokurs geschenkt. Den hatte sie auch brav besucht. Seitdem kriegt sie die Farben auf den Fotos ganz gut hin. Blau ist Blau, Gelb ist Gelb und das Gefieder von der Mia und mir sieht auch recht ordentlich aus. Doch was ist mit dem Rest? Abstände sind gar nicht ihr Ding, und den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, wann es günstig ist, auf den Auslöser zu drücken, dabei muss man ihr auch noch mal ordentlich den Marsch blasen.

Ich habe ihr also zwei Gutscheine überreicht.

Einen gegen das hier:



Und einen gegen dies:


 
Ist doch peinlich, so was. Wie sehen wir aus? Wie die letzten Honks. Geradewegs den Dinosauriern aus dem Schlamm gekrochen, ohne Genuss von Weiterentwicklung und Kultur. Als wäre inzwischen nichts passiert. Kein Goethe, kein Mozart, kein Rembrandt. Widerlich!

Am Heiligabend war die Mama besoffen. Sie hatte alle Alkoholpralinen auf einmal gefuttert. Ich glaube, sie fühlte sich nicht ganz wohl, war irgendwie angegriffen. Das ist aber noch lange kein Grund, meine Geschenke so grausam in den Dreck zu treten. Mit meinem Geschenk für die beiden Matschfalter hat sie’s genauso gemacht. Dabei hat sie sogar noch geschrien:
„Jetzt ist aber Schluss!“

Ich musste mich entschuldigen und dann eine Stunde lang im Bad parken. Ein Bilderbuch und fünf Spekulatius durfte ich mitnehmen. Als ich wieder rausgedurft hatte, tat sie noch immer schäumen vor Wut.

Ich weiß nicht, was sie hat. Der Roosevelt und der Otis mögen‘s warm und feucht. Also hatte ich ihnen einen exklusiven 15-Minuten-Wellnessaufenthalt geschenkt. Darin enthalten waren Sauna, abkühlen und abrubbeln. Sagt selbst, was ist verwerflich daran? Ich hätte ihnen extra den Wasserkocher angeheizt. Dann hätte ich die beiden Pelzfliegen in ein Sieb einsteigen lassen und über den Wasserdampf gehalten. Ihr wisst schon: So ein kleines Sieb mit Haltegriff, womit man sonst die Mandarinenscheiben aus der Dose abgießt.

Was?

Wo denkt ihr hin? Selbstverständlich hätte ich den Deckel auf der kochenden Brühe gelassen. Ich wollte schließlich keine gekochten Fledermäuse haben, sondern nur leicht angedünstete. Wie gesagt, sie mögen das. Sie kriegen dann so knippelkleine Äugelein wie kurz vor der Ekstase, und die Schweißperlen rinnen ihnen lustig über die Gummiflügel in den Pelz hinein. Das mitzuerleben ist die reinste Freude. Auch das anschließende Eintunken in die Kompottschale mit kaltem Wasser gehört natürlich zum Service. Schließlich müssen sich die Poren schließen. Und das Abrubbeln mit dem Frotteewaschlappen hätte ich ebenso gern auf mich genommen. Es ist nicht so einfach, fünfzehn Minuten lang zwei fette, grölende Fledermäuse in der Waagerechten zu halten. 

Trotzdem kriegte ich nur grinsendes Stirngetippe als Antwort vom Roosevelt. Der Otis hat mir zugeraunt:
„Dafür verdreht sie dir das Genick – wetten, Eierkopf?“

Die Welt ist schlecht. Und undankbar. Genauso, wie es der Otis prophezeit hat, ist es dann ja auch gekommen. Mit der Mama Schlager hören müssen und Bleiklumpen interpretieren, das hat mir gerade noch gefehlt. Die Mia darf auf die Party, der Anselmo darf auf die Party, und die beiden Matschfalter haben ihr eigenes Silvestertreffen, irgendwo mit ihresgleichen vom Vampirblog „Red blood, hot blood“. Nur ich muss zu Hause bleiben. Erst die Matchboxgarage nicht gekriegt, und jetzt ‘nen einsamen, auf dem Sofa hockenden Kloß Östrogene betüddeln – na, super!

Ich bin so was von sauer, dass ich glatt vergesse, mir gute Vorsätze vorzunehmen. Habt ihr etwas, das ihr im neuen Jahr besser machen wollt? Zum Beispiel weniger naschen oder sich nicht mehr bei Tante Hildegard mit dreckigen Pfoten auf dem steingrauen Velourledersofa räkeln? In mir warten keinerlei Verbesserungswünsche, jedenfalls keine, in denen ich die Hauptrolle spiele. Es ist alles gut so, wie es ist. Ich habe diesmal nur Wünsche. Einer ist dieser hier:

Kommt gut ins neue Jahr. Auf dass es uns allen Glück, Gesundheit und Freude bringen möge.

Und der andere Wunsch, der sieht so aus:


© Lachhaft
 
Muaaaah … diese bekloppten Dachtauben. Ich könnte mich wegschmeißen vor Gerechtigkeit. Jetzt ist alles nur noch halb so schlimm. Den Rest der Feier, den schaffe ich auch noch. Irgendwie.

© Max: Papageiengeschichten

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Für Enya

Hey, super! Weihnachten ist noch nicht vorbei, jedenfalls was die Geschenke betrifft. Haben meine entzückten Augen gerade festgestellt. Um was geht's?

Enya, die rote Teufelin aus dem Münsterland, hat mir einen Preis geschenkt. Jawohl. Darüber freue ich mich sehr. Unter Blogleuten heißt das Award. Ich glaube, das ist Pehzehdeutsch und kommt von "warten", weil man sich so einen Preis nicht selbst besorgen kann, sondern von jemandem verliehen bekommt, der sich freut, dass es meinen Blog gibt. 

Und die Enya hat mich nun dafür vorgeschlagen. Toll. Vielen Dank dafür! 

Ich möchte aber nicht mit leeren Krallen zugreifen, das wäre mir peinlich. Deshalb habe ich mich für dich eingerahmt, Enya. Es soll ein kleines Dankeschön sein. Falls du also noch eine Anregung brauchst, von wem du nachts träumen sollst, wenn alle Leckerlis schon aufgefuttert und alle Wiesen und Wälder schon abgerannt sind, dann darfst du dir gern mein Foto ausdrucken und neben deinen Schlafkorb pinnen. Mir macht es nichts aus, auf ein Sexobjekt reduziert zu werden. Das bin ich gewohnt.



Und hier kommt der Award in voller Größe:




 Dazu gehören noch die Spielregen. Sie lauten: 


Das Ziel dieser Award-Aktion ist, unbekanntere Blogs vorzustellen, die noch nicht viel mehr Leser zu haben scheinen als 200, aber die man als ansehens- bzw. lesenswert empfehlen möchte.
 
Dies sind die Regeln:
1. Bedanke dich bei dem, der ihn dir verliehen hat, und denke daran, auch  seinen Blogbeitrag zu verlinken.
2. Erstelle einen Post, in dem du das „Liebster Blog ♥“-Bild postest & die Anleitung reinkopierst (= der Text den du gerade liest) und die Blogs deiner Wahl vorstellst, mit Link zu ihrem Blog.
3. Benachrichtige deine Auswahl (ca. 3-5 Blogs) per Kommentar, daß sie den “Liebster Blog ♥”-Award von dir verliehen bekommen haben und vergiß nicht, den Link einzufügen, wo sie ihn und die Regeln in deinem Blog finden.
4. Bleibt nur noch eins: zu Hoffen, daß es sie freut und daß sie mitspielen.


Hmmm ... jetzt muss ich also drei andere Blogs nennen, denen ich ebenfalls diese hübsche Auszeichnung gönne? Ha! Da reichen ja drei gar nicht aus. Ich kenne so viele nette Blogger, die auch alle mit viel Engagement und Spaß dabei sind. Sie alle hätten diese Auszeichnung verdient. Außerdem: Wenn ich's recht überlege ... ihr lest doch auch alle in denselben Blogs wie ich. Man kennt sich doch. Also, in meiner Leseliste ist niemand ganz Neues, der gänzlich unbekannt wäre. Wem soll ich also meinen Award verleihen?

Ich mach jetzt einfach mal was ganz Ungezogenes: Ich raffe mit Dank und Freude Enyas Award ab, aber reiche ihn nicht weiter. So. Ha ha. Nennt mich gierig und egoistisch, ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren. ;-)

Stattdessen möchte ich einen Vorschlag machen. Es ist kein Award, aber eine sehr warme Empfehlung. Schaut euch Nel Blus Blog an. Dort gibt es wunderbar geschriebene kleine Gedankensplitter mit sehr schönen Fotos. Es lohnt sich!



Montag, 26. Dezember 2011

Schöne Bescherung

Und? Wie war der Heiligabend?

Um es gleich zu sagen: Ich bin stinkig. So richtig angefressen. Kommt mir bloß nicht zu nah, sonst geh ich ab wie ‘n wegpupsender Luftballon. Der dicke alte Mann im roten Bademantel hat nämlich vergessen, meine  Matchboxgarage einzupacken. Die steht noch am Nordpol im Geräteschuppen, und wahrscheinlich wird sie gerade von irgendwelchen kleinen unbefugten Lappen malträtiert. Fahren mit ihren unegalen Fingern ihre Elchschlitten die Rampe hoch und runter. Ich könnte heulen. Da wünscht man sich mal was, ein einziges Mal, und dann passiert so was.

Weggesperrt
Überhaupt der ganze Zirkus. Alle verrückt geworden. Ein Gerenne und Gelaufe. Am Vormittag hat uns die Mama im Schlafzimmer eingesperrt. Da müssen wir immer hin, wenn sie sauber macht. Wir täten ihr sonst im Weg herumhocken, tat sie behaupten. Als wir endlich wieder rausdurften, sah alles noch genauso aus wie vorher: kein Weihnachtsbaum, keine Schale mit arrangiertem Nadelgehölz, nicht mal güldene, dekorativ herumliegende Walnüsse. Halt, doch! Im Wohnzimmer am Breughel baumelte ‘ne kurze Lichterkette und am Türrahmen hingen zwei einsame rote Christbaumkugeln. Wir kennen das schon. Mehr ist nicht drin, weil die Mama meint, offenes Licht wäre nichts für leicht kokelbare Fluggeschöpfe und die Tannenzweige würden wir doch nur runterreißen und zerschreddern.

Festtagsgeduscht
Dafür legt unsere Mama viel Wert auf die kulinarische Repräsentation. Den halben Nachmittag hat sie in der Küche gestanden. Wir haben so lange ferngesehen. Danach mussten wir noch duschen und die Krallen schneiden und um sechs ging’s dann endlich los: toll gedeckter Tisch mit weißer Tischdecke, Sternchenservietten und ‘ner Landschaft aus Glitzerpapier mit Kräuselbandhaufen.
„Sollen das die Berge von Bethlehem sein?“, hat die Mia gefragt.

Es gab Frikadellen mit Pommes ausm Gefrierbeutel und Erbsen und Wurzeln. Ehe wir allerdings anfangen konnten, musste erst noch der Vollständigkeit Genüge geleistet werden. An Festtagen versteht die Mama keinen Spaß. Da muss alles korrekt sein, bis auf die Stelle hinterm Komma. Die Mettbällchen dampften, der Apfelsaft war eingeschenkt, aber die beiden Matschfalter fehlten. Jedes Jahr das gleiche Theater. Unüberhörbar aufgestanden waren sie, das konnte jeder bezeugen. Sie hatten sich sogar zur Feier des Tages ‘ne Knoblauchzehe hinters Ohr  gerieben, aber nun, als es ums Abarbeiten des harmonischen Feiertagsgemampfes ging, da taten sie kneifen.

Die Mia und die Mama sind sie suchen gegangen. Ich habe so lange  aufgepasst, dass die Erbsen nicht explodiern, der Ketschup nicht abhaut oder sonst was Fieses passiert, was einem die ganze Atmosphäre verdirbt. Nach zwanzig Minuten waren sie endlich gefunden. Der Kackbraune hatte sich –  wie letztes Jahr –  bis zum Hals im Blumentopf eingebuddelt, und der Roosevelt lag mit ‘ner goldenen Schleife zusammengezurrt wie ‘ne Kohlroulade auf der leeren Milchpackung im gelben Sack. Was soll ‘n der Mist? Die ganze Stimmung im Eimer. Nie kann mal was klappen. Die Mama tat mich angucken mit chinesischen Augen und perfekt imitierten Nussknackerlippen.
„Wir sprechen uns noch“, tat sie säuseln.

Ja, watt denn? Bin ich der Pelzfliegen Kindermädchen?

Das Essen war dann aber doch noch ganz nett. Dem Roosevelt und dem Otis ist es sowieso egal, wie die Frikadellen aussehen, Hauptsache Brathack, und ich finde fettige Elastikpommes und kaltes Dosengemüse auch mal ganz interessant.

Nach dem Aufräumen ging’s dann aber richtig los. Tür auf zum Wohnzimmer und hin zum Gabentisch. Dass wir uns richtig verstehen:  Ich will hier gar nicht erst aufdringlichem Voyeurismus Entfaltung gestatten. Was am Heiligabend in mein Eigentum übergegangen ist, geht euch nichts an, hört ihr? Nur so viel: Die Matchboxgarage war, wie gesagt, nicht dabei. Deswegen habe ich den restlichen Abend mit niemandem mehr geredet. Mir war nicht nach lärmender Fröhlichkeit. Weil die Tempotaschentücher bald alle waren, habe ich mir ‘ne Rolle Klopapier auf die Fensterbank geholt. Auf die dunkle Straße zu gucken ist auch mal ganz schön. Das macht Balsam für alles. Unterdessen haben die Matschfalter Haselnussweitwurf gespielt (immer mit Schmackes in die leere Zuckerdose hinein) … rattazäng, während die Mia sich die Krallen gelb lackieren tat mit dem Fläschchen aus ihrem neuen Nagellacksortiment. Dazu fidelte jemand Streichorchester aus dem CD-Player und die Mama war angeschickert von Mon Cherie. Doch bei der Funzelbeleuchtung von der popeligen Lichterkette tat das sowieso keiner richtig merken. Im Knofi-Mief vom Roosevelt und Otis ging das komplett unter.

Aber ich will nicht ungerecht sein. Am nächsten Morgen habe ich mir die Geschenke noch mal genauer angeschaut. Da sind echt klasse Sachen dabei. War mir am Heiligabend gar nicht aufgefallen. Da sind zunächst einmal die Fotos von den Pelzfliegen. Erst hatte ich gedacht: Was soll das denn sein? Irgendwelche Großaufnahmen? Von was denn? Vom Innenleben einer Heißmangel? Oder ist das ‘ne Makrele im Zoom? Gott sei Dank lag ‘ne Gebrauchsanweisung dabei.
„Das sind Fotos für dein Sonntagsrätsel, Eierkopf“, stand drauf.

Hey, suuuuuper. Das ist ja mal coole Idee: schon fertige Bilderrätsel. Da brauche ich mir die nächsten Wochen ja nichts mehr selbst zusammenzusuchen. Dann tu ich nur das Radiergummi, den Schneebesen und das Marzipanschwein einzustellen und ihr könnt sofort loslegen mit dem Raten. Hut ab. Da haben die beiden Nachtpelerinen ja mal richtig mitgedacht. Geschenke, die mir Arbeit abnehmen, gefallen mir besonders gut.

Als zweites Geschenk stelle ich euch ein Arrangement aus der fränkischen Provinz vor. Es stammt von der Grunzer-WG. Natürlich handelt es sich nur um eine kleine Auswahl, denn das Paket, das wir bekommen haben, war riesengroß. Das meiste ist allerdings für die Mama: Kompressionsstrümpfe, Zellulitecreme, ‘n Haltegriff für die Badewanne und all so was.

Nein, stopp! War doch nur Spaß.

Total viele tolle Sachen sind in dem Paket. Unsere Menschenfrau freut sich ‘n Loch ins Grinsen.


Für uns ist diese Schachtel feinster ausländischer Kakaoware bestimmt. Ein paar Federn von der Südpolregion der reizenden Bubi sind auch dabei. Ich habe sie euch fürs Foto auf die Pralinenschachtel gelegt. Guckt euch mal die obere Feder an. Fällt euch was auf? Nein? Na, dann liegt es daran, dass ihr Hunde und Katzen keine Ahnung habt von Vogelunterwäsche. Die Feder ist degeneriert! Sie viel zu blass. Das kommt davon, wenn man den ganzen Tag nur Salatgurke frisst. Das wässrige Zeug zieht dann ins Gefieder und gibt allem einen komischen Hellgrünschleier. Ich wage die Prognose, dass „Ökosexy“ keine Farbe ist, die sich in der Modebranche durchsetzen wird. Arme Bubi. Sie hätte was Bunteres verdient.

Über ein anderes Paket haben wir uns ganz besonders gefreut. Es kam nämlich von jemandem, den wir gar nicht kannten. Ja, denkt mal an, so was gibt’s auch. Der Absender heißt Tante Karin. Sie ist ein treuer Leser der ersten Stunde, schreibt sie. Sie kennt mich, aber ich wusste bisher nichts von ihr.


Das ganze Paket war vollgestapelt mit 1A-Papageienmüsli. Ich esse gern Müsli, besonders morgens, doch leider meint die Mama, einer richtigen Amazone gehört Schinkenbrot in den Fressnapf geschnibbelt oder Sülzkotelett, damit wir groß und stark werden. Ich hoffe, die Übermacht der appetitlichen Müslitüten wird sie nun eines Leckeren belehren. 

Ich freue mich jedenfalls ganz dolle über diese wunderbare Überraschung. Vielen Dank, Tante Karin. Damit du siehst, dass ich es ehrlich meine, habe ich ein Bild für dich gemalt. Es ist ein Selbstporträt. Kannst du’s erkennen? Der Naturalismus liegt mir im Blut. Mit naiver Kunst hab ich’s nicht so.


Boah, Mann. Was bin ich froh, dass wir inzwischen schon den zweiten Feiertag erreicht haben. Eine angebrannte Gulaschsuppe liegt hinter mir, ein DVD-Nachmittag mit Emily Erdbeer und eine Klopperei mit den Matschfaltern. Falls ihr wissen wollt, warum und wieso, müsst ihr euch gedulden. Vielleicht kriege ich in den nächsten Tagen ja mal bessere Laune zum Berichten. Beschwert euch beim Weihnachtsmann; der hat alles vermurkst. Es könnte jetzt so schön sein.

Ach, die Sache mit Anselmo gibt’s ja auch noch … und das mit meinem Weihnachtsgeschenk für Mama. Wisst ihr was? Ich will gar keine Matchboxgarage. Ich habe nie eine gewollt. Da kommt ja doch nur Wasser rausgesprüht. In drei Stufen. Mit Farbe und vollautomatischer Schranke. Und historisches Gehupe kann man auch noch einstellen und schwarzweiß karierte Fahnen raushängen lassen. Das wäre mir alles viel zu … zu … zu … *buhu…huuu*.

Soll ich euch noch was verraten? Ist doch alles ganz egal. An Weihnachten freue ich mich, dass ich ein Dach überm Scheitel habe, dass mir keine Bomben auf den Kopf fallen oder ich vor irgendwas fliehen muss. Das macht mir ein warmes Herz, so heiß wie ‘ne Currywurst in der Mikrowelle.

© Max: Papageiengeschichten

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Frohe Weihnachten

Huhu, ihr alle!

Wir, die Mia und ich, wünschen all unsern Blogkumpels, Freunden, regelmäßigen Lesern und zufällig vorbeistolpernden Blogpassanten
schöne und ruhige Feiertage.

Haut ordentlich rein beim Festtagssfutter und boykottiert alle Geschenke, die mit "S" anfangen und mit "ocken" aufhören.

Verderbt euch nicht den Magen und vergesst nicht, ab und zu den Hintern vom Sofa zu erheben und einmal um den Block zu laufen.

Um die allgemeine Harmonie nicht zu gefährden, empfiehlt es sich, von Kritik am Christbaumschmuck und an Tante Marthas Blümchenbluse abzusehen.

Alles klar?

Na dann ... hinein ins Vergnügen.

Viel Spaß.

Euer Max (rechts) und eure Mia (links)




Sonntag, 18. Dezember 2011

Rätsel 53

So, Leute, Endspurt vor Weihnachten. Noch mal schnell konzentrieren.
Was ist das?



Als Tipp sage ich: Es ist nicht aus Plastik und Präriemäusen ist das komplett egal.

Samstag, 17. Dezember 2011

Wieder Neues vom Paule

Diese Mail erreichte mich heute morgen aus dem Suchtheim:


Lieber Max,

ich nehme jetzt regelmäßig an den Vereinstreffen teil. Es gefällt mir sehr gut.

Dein Paule


© Lachhaft


JETZT mache ich mir richtig Sorgen.
  
© Max: Papageiengeschichten

Sonntag, 11. Dezember 2011

Rätsel 52



Tipp: Weil's so leicht ist, gebe ich diesmal keinen Hinweis. 

Samstag, 10. Dezember 2011

Noch mal Neues vom Paule

Der Paule am Nikolaustag
Man hört so gar nichts aus Richtung Suchtklinik. Nachdem ich dem Paule neulich ein Geflügelquartett geschickt hatte, ist alles still. Ich hoffe, er hat mein Päckchen bekommen. Nicht, dass sie ihm das Quartett weggenommen haben wegen Gefährdung des Therapieerfolgs, denn das wäre natürlich Quatsch, weil auf den Quartettkarten nicht nur Hennen zu sehen sind, sondern auch Hähne. Und alle von denen sind trocken, keiner ist nass. Das Sonderheft „Oh la la“ habe ich nur mitgeschickt, damit er ‘n bisschen was zum Tauschen hat, falls er Geld braucht für ‘nen Schokoriegel extra oder um mal jemanden zu bestechen. Man kennt doch die Währung im Knast.

Ich kann mir das Schweigen nicht erklären. Sie werden ihm am Ende doch nicht etwa den PC verboten haben? Ich mache mir Sorgen. Es gibt noch so viel zu regeln für die Feiertage, aber solange ich mit ihm keine Kommunikation schaffe, weiß ich nicht, ob alles klargeht. Ich habe daher vorsichtshalber eine Mail an die Klinikleitung geschrieben. Ich möchte mir hinterher nämlich keine Vorwürfe machen müssen, dass ich nicht alles versucht hätte.

Dies hier habe ich geschrieben:

Sehr geehrte Frau Suchtleiterin,

mein Freund Paule wohnt bei Ihnen. Falls Sie gerade noch mehr Gelbscheitelamazonen bei sich eingesperrt haben, die auch alle Paule heißen – ich meine den mit dem Duschereigeferkele. Er kommt aus Duisburg.

Ich bin mit dem Paule gut befreundet. Deshalb möchte ich an ein paar Sachen erinnern. Eigentlich sind dafür seine eigenen Leute zuständig, aber weil ich nicht weiß, ob die sich gerade mächtig freuen, dass nun jemand anders den Paule an den Hacken hat, nehme ich die Angelegenheit lieber selbst in die Hand.

Es geht um Weihnachten und Silvester. Bitte achten Sie darauf, dass der Paule am 23. Dezember nach Stuttgart fährt. Er wird die Feiertage beim Angus verbringen. Das ist ein sehr lieber Border Collie. Er hat Sanftmut, Durchblick und ein schwarzweißes Fell. Ich glaube, es wird dem Paule gut tun, wenn seine Augen mal was Dezenteres zu sehen kriegen als immerzu das intensive Grün und Rot und Gelb von uns Glanzamazonen. Manchmal ist zu viel Buntheit eben zu viel. Sie wissen ja selbst: Instabile Charaktere reagieren darauf mit Einnässen, Appetitlosigkeit oder schlichter Verwirrtheit. Aber das reicht ja auch schon.

Beim Angus bleibt der Paule bis zum 28.Dezember. Danach fährt er direkt nach Hamburg, nämlich zum Taylor. Dort wird er Silvester verbringen. Taylor ist auch ein Hund, absolut seriös und vertrauenswürdig, allerdings dreifarbig und ein Beagle. Am 3., spätestens am 5. Januar können sie den Paule dann wieder zurückerwarten, sofern er nicht sowieso nach Duisburg zurückgeschickt werden soll.

Bitte achten Sie darauf, dass der Paule die entsprechenden Bahnfahrkarten bekommt plus Platzreservierungen. Er fährt Gepäcknetz – aber bitte 1. Klasse! Meistens ist es dort ja nicht so voll, doch jetzt um die Weihnachtsfeiertage möchte ich nicht riskieren, dass er da oben zwischen irgendwelchen primitiven Landputen eingequetscht wird. Außerdem soll der Paule Geschenke mitnehmen. Ich zähle mal auf:    
  1. 1 Sonnenbrille für den Angus (gern rosa oder blau getönt, weil braun zu Schwarzweiß leicht kackig aussieht)    
  2. 1 Laptop für den Taylor (ein kleiner reicht, gern auch mit Kinderknöppen; daran kann er schon mal üben für seinen ersten eigenen Blog)    
  3. 1 Packung Mon Cherie für das Frauchen vom Angus    
  4. 1 Packung Mon Cherie für das Frauchen vom Taylor
Ich
Dazu natürlich seine Medikamente. Der Paule bekommt doch Zäpfchen, nicht wahr? Ich habe schon viel darüber gehört. Wir alle hier sind begeistert, wie fluffig er plötzlich daherquatscht und wie gut er aussieht: so sanft und stolz, irgendwie verjüngt und  auch ... verlängert. Wenn die Dinger ihm so gut bekommen, möchte ich daher vorschlagen, dass Sie ihm gleich eine Klinikpackung mitgeben. Der Angus und der Taylor werden ihm die Zäpfchen dann verabreichen, jeden Tag eins oder zwei. Da müssen Sie keine Furcht haben; die machen das gern.

Die Adressen teile ich Ihnen noch extra mit. Der Paule wird am Bahnhof abgeholt und zur Abreise wieder dorthin gebracht werden. Falls Sie Bedenken haben sollten wegen verwerflicher Großstadt und so, da kann ich Ihnen Entwarnung spenden. Mir ist weder bekannt, dass sich der Angus noch der Taylor im Rotlicht auskennen, geschweige denn, sich selbst darin aalen täten. Sie sind mit schlichtem weißen Lampenlicht sehr zufrieden. Sie haben mir versprochen, dass sie mit dem Paule viel spazieren gehen, dass sie Museen besuchen und sich gegenseitig gute Literatur vorlesen werden. Also alles total solide. Die Rechnungen für die Fahrkarten und die Geschenke richten Sie bitte an die Cora Bergwerkspute in Duisburg. Sie ist schließlich dafür verantwortlich, dass der arme Paule jetzt bei Ihnen eingekerkert ist.

Mit vorweihnachtlichem Anti-Stress-Gruß  
Matteo Maximilian von Gelbnacken  

© Originalfoto Schnabelvogel: Image After
© Max: Papageiengeschichten

Sonntag, 4. Dezember 2011

Neues von Paule

Wie ihr wisst, ist unser Freund Ferkel-Paule kürzlich in der Suchtklinik abgegeben worden. Er hält das Etablissement nach wie vor für eine Jugendherberge. Wir lassen ihn in dem Glauben, da unerwünschte Erkenntnis zu Labilität führen kann. Sonst geht’s dem Paule aber gut. Er isst anständig, hat Verdauung und soeben ein verantwortungsvolles Amt übernommen: Er klopft jeden Morgen ans Thermometer.

Sollte dennoch jemandem Mitleid oder Sorge in die Psyche schwappen, so sei hiermit ein für alle Mal bestätigt, dass wirklich alles in Ordnung ist. Hier, diese Mail hat mir der Paule heute Abend geschickt. Lest selbst und lehnt euch dann beruhigt zurück.

Mein lieber Max,

ich muss was korrigieren. Du bist gar kein fieser, intriganter Schleimling. Du bist ein wirklicher Freund. Dir liegt mein Wohl am Herzen. Das habe ich nun erkannt.

Ich seh überhaupt alles ganz anders, seit ich hier bin. Ich kriege nun Zäpfchen und jeden Mittag zum Nachtisch einen Wackelpudding. Die Herbergseltern sind toll und die Einrichtung ist supergemütlich. Früher habe ich alles für weiß und steril gehalten. Jetzt sitze ich jeden Tag mehrere Stunden auf dem gemütlichen Plastikhocker und gucke meinem Freund Dieter zu, wie er sich draußen durch den Torf wühlt. Dieter ist ein Regenwurm. Er ist ein absolut lieber Kerl und es gibt keinen Grund, warum mir die Spucke im Schnabel zusammenlaufen sollte. Trotzdem ist es so. Das ist das Einzige, was mich ein bisschen stört. Früher war ich überzeugter Vegetarier.

Ich denke viel über mich nach. Ich gucke auch oft in den Spiegel. Dann werde ich sentimental, weil ich einsehe, dass das, was mich dort anschaut, ein liebenswerter Vogel ist. Er hat hübsches weiches Gefieder, einen attraktiven symmetrischen Schnabel und einen ganz reizenden Blick. Warum habe ich das vorher nicht so gesehen? Warum habe ich immer den fiesen, unersättlichen Macker raushängen lassen müssen? Das war doch gar nicht nötig. Jetzt weiß ich: Die Evolution liebt mich.

Mich überkommt die Scham, wenn ich daran denke, wie ich meine Leute behandelt habe: die arme Cora! Die Mama! Dich! Überhaupt die ganze Welt! Und das alles nur, weil ich glaubte, als Amazone fehlte mir was. Nein, mir fehlt nichts. Ich bin vollkommen, so wie ich bin. Das ist mir jetzt klargeworden.

Du brauchst mir also keine Fotos mehr von den langbeinigen Duschschlampen zu schicken. Ich hätte lieber eine Aufstellung über Maden und andere Würmer. Gibt es so was? Mit Bild und mit Angaben zu Geschmack und Proteinen? Bitte guck mal nach, ob du so was findest. Wir dürfen hier nur zwei Mails am Tag schreiben, aber nicht surfen, sonst würde ich selbst nachgucken.

Bitte grüß alle nett von mir.

Ich bin so glücklich, dass ich hier sein darf. Und dass mich die Zäpfchen jeden Tag überhaupt nicht stören, darüber bin ich auch sehr froh.

Dein Paule

P. S. Ich schicke dir mein neustes Foto mit. Es ist gestern aufgenommen worden, als ich in der Küche beim Frikadellenkneten zugeschaut habe. Ich hoffe, man sieht, wie gut ich mich schon erholt habe, obwohl ich noch nicht lange hier bin.



© Foto: Image After
© Max: Papageiengeschichten

Samstag, 3. Dezember 2011

Rätsel 51

Das ist jetzt aber leicht, nicht?


Als Tipp gebe ich den Hinweis: Es ist mit roter Farbe und nicht aus Samt.

Mittwoch, 30. November 2011

Saunaclub ade

Paule


Gott sei Dank. Nachrichten sind zu mir durchgedrungen. Der Paule lebt noch. Die Cora auch. Ich hatte schon befürchtet, ich müsste Heiligabend auf ‘nem zugigen Provinzflughafen herumstehen, statt wie es sich gehört daheim im Kreis meiner Lieben Zimtsterne zu futtern und meine Matchboxgarage abzutupfen. Die Cora ist nun doch nicht nach Venezuela ausgewandert. Sie ist nach wie vor in Duisburg, allerdings in einem Zustand großer nervlicher Erregung. Ihr Gefieder befindet sich in Dauervibration, obwohl es kein bisschen durchs Fenster zieht. Inzwischen weiß ich, dass es die reinste Wut ist. Wut auf den Paule und auf das, was seine ferkeligen Duschorgien mit ihrer Seele anstellen.

Cora - noch gut gelaunt
Ich glaube, meine weisen Ratschläge neulich am Telefon haben der Cora sehr geholfen, Ordnung in die Gefühle zu bringen.
„Du hast ganz Recht, Max – so nun nicht!“, hatte sie noch in den Hörer geschrien, bevor ich aus der Leitung gedrückt wurde.

Danach war eine Wandlung in ihr vorgegangen. Aus dem plärrenden Puttchen tat sich eine reißende Hyäne schälen. Innerhalb nur einer Bruchsekunde passierte das. Ich weiß es, weil ich heimliche Informanten habe. Die haben mir das glaubhaft geschildert. Es muss furchtbar gewesen sein: die Cora mit vorquellenden Glubschern, Dampf aus dem Schnabel und mit einem Trampelschritt, dass Hannibal froh gewesen wäre, wenn seine Elefanten damals ein ebenso energisches Vorankommen gehabt hätten.

Als Erstes ist der Paule im Gästeklo verschwunden. Die arme Socke. Die Cora hat ihn dort hineingelockt. Er soll sich schon mal frisch machen (plinker-plinker), sie täte gleich ‘ne Überraschung für ihn haben (plinker-plinker), die Sprühflasche sei schon in Position gebracht (Kussmund).
„Nicht, du? Mein starker Buttercreme-Adonis, du!“

Der sabbernde Blödmann ist natürlich brav mitgelatscht. Dem zog wahrscheinlich gerade ‘ne komplette Leihvideothek durchs Gehirn. Ihr wisst schon: die Abteilung hinterm roten Vorhang. Da war dann nichts mehr mit männlicher Kritikfähigkeit. Die Cora hat hinter ihm die Tür abgeschlossen. Damit war der Weg frei für die eigentliche Aktion, für die Vertreibung der Saunahäschen.

Mein Gott, was sich da angesammelt hatte:  Geflügelweiber noch und noch,  in allen Größen, Farben und Beinlängen. Ich hatte Recht mit meiner Einschätzung. Der Paule sammelt die Dinger. Das halbe Haus war schon vollgemüllt. Cora hat jede einzeln angeschnauzt: Sie soll sich vom Acker machen, aber dalli! Hier tät’s nichts mehr geben, weder an Kostenlosverpflegung noch an Pogewackele oder anderm Wassermätressentum.
„Aber der Paule hat mich doch eingeladen …“, kam es zurück.
„Genau. Versprochen ist versprochen.“
„Ich will nicht raus in die Kälte.“
„Krieg ich wenigstens die Busfahrkarte bezahlt?“

Das Gejammer war groß. Die Cora hat alles tapfer mit Betonmine durchgestanden. Aber als dann eine von den Puten gemeint hat, die Cora könne ihr gar nichts, sie wäre nur ‘ne neidische und prüde Flusensellerie mit Kittelschürze, hat sie plötzlich rotgesehen und ist leider sehr ausfallend geworden. Zack … hatte die Cora die Geranie auf der Fensterbank zu fassen gekriegt. Ein Ruck, schon war das Gemüse draußen. Und wie die Cora damit prügeln konnte! Immer feste druff auf die Weiber. Die Erdklumpen flogen nur so durch die Gegend. Bürzel wurden eingezogen und Gefieder zusammengerafft. Schließlich waren sie alle draußen, im Gänsemarsch ausgezogen  –  unter dem rhythmischen Kommandogebell der Cora. Die letzten kriegten noch ‘nen Tritt in den Hintern. Dann wurde die Terrassentür zugezogen, der Spuk war vorbei.

Ehrlich gesagt hatte ich nicht daran geglaubt, dass die Cora so konsequenten Ernst machen täte. Hausputtchen knicken doch immer so leicht ein in falsch verstandener Karitas, sobald es an die elementaren Beziehungsfragen geht. Wenn nicht einer meiner Informanten geistesgegenwärtig ein Foto geschossen hätte, würde ich’s heute noch nicht glauben. Aber so, unter der Last des Beweises, muss ich der Cora Beifall klatschen: sauber hingeferkelt, Stollenputchen. Das muss ich zugeben.


Übrigens: Über den Rausschmiss der weißen Glanzhenne (hier im hinteren Kolonnendrittel) ist die Cora besonders erfreut. Schließlich achtet sie auf ihre Figur, sie macht Kniebeugen und Stretch-Gymnastik, kurz: versucht Attraktivität zu imitieren. Aber was macht der Paule? Schleppt ihr dieses fette Nacktmufflon ins Haus. Dass dies bei der Cora erzürnte Minderwertigkeitsgefühle hervorruft, hätte er sich doch denken können, dieser Blödmann.

Die beiden Schweine allerdings, die rechts im Hintergrund im Wohnzimmer zu sehen sind, dürfen bleiben. Sie gehören nicht zu Paules Häschenparade; sie sind mit der Tante Gisela verwandt.

Nachdem also der erste Teil erledigt war, tat nun der Paule an die Reihe kommen. Die Cora war noch kein bisschen abgekühlt. Im Gegenteil, ihre Wut tat die schönsten Flötentöne hervorzaubern. Dazu hatte sich die Cora extra in einen Lurex-Tanga gezwängt und war ordentlich am Wackeln mit ihrer südlichen Erdkugel. Junge, Junge, meinem Informanten tat die Stimme umglippen, als er mir davon am Telefon berichtete. Es fielen die Wörter „Wurst“ und „Apfelsinennetz“.

Wunschgemäß ist der Paule dann auch gleich auf den Freisitz geklettert. Dem blinkte es lila aus den Ohren vor lauter Sabbertum. Dann kam das Kommando „Wasser marsch!“ Die Cora hat höchstpersönlich die Sprühflasche in Gang gesetzt. Es muss wohl ziemlich lange gedauert haben, bis dem Paule ein Verdacht dämmern tat. Kein Wunder, denn Tabasco braucht ‘n bisschen länger zum Entfalten seiner Wirkung, wenn er gut mit Wasser verdünnt ist. Und Augen am Hintern hat der Paule auch nicht, so dass er die Bescherung hätte sofort bemerken können.


Nun, ich will hier keine Einzelheiten verraten. Nur so viel: Ausnahmsweise ist noch am Abend der Onkel Jürgen mit dem Paule zum Arzt gefahren, nicht wie sonst die Tante Gisela  – wegen männlicher Solidarität beim pikanten Vorzeigen der befallenen Stellen. Der Arzt hat nur gemeint: „Spreizen Sie mal Ihr Gesäßgefieder, Herr Paul“, und dann ist der Onkel Jürgen mit dem Paule daheim in der Garage verschwunden und hat den Kärcher angestellt.

Seitdem ist es sehr leer geworden bei Cora zu Hause. Nicht nur, dass die Saunaweiber alle weg sind, der Paule ist es auch. Ja, ihr habt richtig gehört. Er ist fort. Er wohnt jetzt in einer Suchtklinik, aber erst mal nur bis Weihnachten. Dort soll er zur Vernunft kommen. Die Cora und die Tante Gisela haben das angeleiert. Ich fand es ja von Anfang an übertrieben. Welche Klinik ist denn schon spezialisiert auf Geflügelwassersucht? Obendrein so kurz vor den Feiertagen? Ist es nicht eher so, dass die Cora und die Tante Gisela nur ‘nen Hau weg haben wegen Erinnerung an den armen, seligen Coco? Der war ja auch süchtig, allerdings nach Alkohol, nicht nach Feuchtweibsen. Trotzdem: Wenn man als Angehöriger dauernd mit Degeneration und Therapie zu tun hat, geht das irgendwann so in Fleisch und Speck über, dass man freiwillig nicht mehr darauf verzichten will. Deshalb müssen unbeteiligte Neuzugänge sofort nachrücken.

Der arme Paule hatte keine Chance. Ihm hatten sie gesagt, er täte in den Club Hawaii ziehen dürfen für Wasservergnügen mit Rutsche und Springbrunnen, damit sie daheim mal ordentlich saubermachen könnten fürs Weihnachtsfest. Er täte ihnen sonst im Weg herumhocken. Da war er dann mitgezockelt mit Sporttasche und Badelatschen. In Wirklichkeit aber hatten sie sehr kämpfen müssen, damit die Suchtklinik ihn überhaupt aufnahm. Es ist nämlich alles überfüllt. Jetzt vor den Feiertagen kommen  eine ganze Menge Familien auf die gleiche Idee mit der praktischen Parkhilfe für ihre hinderlichen Angehörigen. Spätestens am 24. ist dann alles wieder leergefegt, alle Frettchen, Wellensittiche, Hängebauchschweine und Goldfische sind zurückgekehrt, pünktlich zum Kartoffelsalatfuttern vor der Bescherung. Jedes Jahr der gleiche Engpass.

Es sah also schlecht aus für die Cora und die Tante Gisela: hier telefonieren, dort anrufen, Bedürftigkeit buntsülzen, mit den Schecks wedeln. Aber schließlich hatte sich doch noch eine dankbare Heimleiterin auftreiben lassen. Sie kannte den Coco. Er war mehrmals bei ihr „zur Kur“ gewesen. Das schaffte angenehme Erinnerung an finanziellen Wohlstand. Sind ja alles Privatkliniken.  
„Für Sie doch immer, Frau Cora“, hat es also geheißen. „Wir machen sofort einen Platz frei.“

Wie gesagt, seitdem ist der Paule dort weggesperrt. Die Cora sitzt jetzt allein in ihrer Voli. Noch zittert sie vor Wut. Das ist die Gefiedervibration, von der ich oben sprach. Vielleicht denkt sie an Heiligabend. Mit den Geschenken wird’s heuer nämlich nicht gut bestellt sein, denn das Geld haben sie ja gerade eben in den Paule investiert. Oh-oh, das wird entbehrungsreich werden: statt Christbaum wie bisher diesmal nur ‘ne Girlande in den Ficus, statt Kalbsfilet mit Kroketten Buchstabensuppe aus der Tüte und für jeden ‘ne Packung Lebkuchen und ‘n paar Kosmetikpröbchen aus der Drogerie als Geschenke. Manche Familien sind eben bereit, alles zu opfern, nur damit sie sich wenigstens einen Süchtigen leisten können.

Der Paule wiederum hat noch ein paar Orientierungsschwierigkeiten. Er fühlt sich noch nicht ganz zu Hause in seinem neuen Heim. Diese Mail kriegte ich gestern von ihm:

Vielen Dank, du Quarkbirne*!
 
Wenn du nicht deine Klappe so aufgerissen hättest, wäre die Cora jetzt nicht so angefixt und ich müsste mich hier nicht mit all den Bekloppten herumschlagen.

Das ist hier nicht der Club Hawaii! Ich bin in einer billigen Jugendherberge gelandet! Duschen ist mir verboten. Ich muss mich mit ‘nem Frotteewaschlappen abreiben. In meinem Zimmer wohnen noch ein Kuckuck und ein Panda. Der Kuckuck weigert sich, seine Kinder in fremde Nester abzugeben, und der Panda kriegt Sodbrennen vom Bambussalat. Beide sind in psychologischer Behandlung. Und ich mittenmang drin – soll das ‘n Scherz sein?
 
Ich bin auch mal mitgegangen zu so ‘ner Gruppenfreizeit. Alle saßen im Kreis und haben sich die dollsten Lebensläufe ausgedacht, während wir andern raten mussten, was wahr davon ist und was nicht.

Das Essen schmeckt ganz okay, aber der Service ist Mist. Immer wenn ich sage: „Herr Ober, bringen Sie mir bitte eine pürierte Papaya mit Sahne und Keks“, werde ich nur stur angeglotzt. Meist kann ich froh sein, wenn ich nach der langen Warterei noch ‘n Schälchen Müsli am Gabentisch finde. Dusselig sind die Hotelangestellten dazu auch noch. Dauernd verlieren sie ihre Schlüssel. Daher bin ich den ganzen Tag hier in dem Saftladen eingesperrt.

Kannst du mir ein paar Fotos schicken? Ich komme um vor Langeweile. Fotos von Wasserfällen und feuchten Federn. Oder wenigstens ‘n paar MP3 mit Wassergeglugger drauf. Max, das bist du mir schuldig. Deinetwegen hocke ich ja schließlich hier. Du bist ‘n echter Freund, du Knalltüte.

Dein Paule

Ha! Das könnte dem so passen. Das kenne ich noch vom Coco. Kaum im Suchthort verschwunden, schon bilden sie sich ein, sie wären total gesund. In der Fachliteratur nennt man das Verdrängung. Ich werde einen Teufel tun und der Psychiatrie in den Rücken fallen.

Tschüs, Paule. Ich wünsche dir einen angenehmen Aufenthalt.

*Für unsere österreichischen Leser: “du Topfenkletze“. Anm. d. Red.
 
© Originalfotos: G. H.
© Max: Papageiengeschichten

Sonntag, 27. November 2011

Rätsel 50

Heute hat das Rätsel runden Geburtstag. Zu diesem Anlass gibt's mal was in Schwarz mit Löchern.


Tipp lautet: Man findet es eher nicht in Maklerbüros.

Samstag, 26. November 2011

Mia, die Gourmettesterin

Ich freue mich sehr für die Mia. Endlich bekommt sie mal eine Aufgabe, wofür man mehr Hirn braucht als zum Krallenlackieren und Miefen nach Adventure-Parfüm. Die Mia hat nämlich Kekse getestet, streng wissenschaftlich für die Forschungsreihe „Dinge, die man futtern kann“.

Die Testreihe wird gerade am Institut „Dipl. oec. troph. Ole und Piet“ durchgeführt. Die Leitung untersteht Frau Dr. Knochen. Hierbei werden wechselnde Zutaten nach dem Verkneten zu einer homogenen Masse und unter Hinzufügung von Hitze zu dekorativen Häppchen verarbeitet. Da es bei den Kreationen aber nicht nur auf das Urteil der Institutsmitarbeiter ankommt (sie sind sehr verfressen, habe ich gehört), sondern weil auch das einfache Volk einbezogen werden soll, wurden wir nun ausgewählt, an der Heimtestung teilzunehmen. Wir sind die Ersten! Unsere Kekse sind rein vegetarisch.  Sie wurden uns frisch aus dem Institutslabor zur Verfügung gestellt: per Post, professionell verpackt, damit sie nicht zerbröselten und Aroma verloren.

Zunächst stelle ich euch das Rezept vor:

© Ole und Piet

Und so sieht unsere Testration aus:



Die Mia hat sich sofort an die Arbeit gemacht. Man sieht ihren Eifer. Achtet beim ersten Bild auf ihren aufgefächerten Schwanz.  Damit zeigt sie ihre Freude an. Banane mag sie eigentlich nicht so gern, aber in dieser Form schon, solange die Dinger nicht matschig sind und am Schnabel kleben. Karotten sind okay und die Haferflocken einsame Spitze. Die Mia steht auf Kohlenhydrate. Der Geschmack war also schon mal gut.

Zu schaffen machte ihr die Konsistenz. Die Kekse sind nämlich hart wie Hugo. Ich habe mir sagen lassen, dass sie eigentlich für Hunde konzipiert sind. Ja, ja, diese Chappi-Wölfe: Rachen aufreißen, Wurfgut auffangen, runterschlucken – ein Haps und der Rest wird automatisch vom Magen erledigt.

Bei uns Papageien funktioniert das nicht. Wir müssen vorher alles zerkleinern.  Dafür sind unsere Schnabelkanten wie Rasierklingen gemacht. Sobald wir sie in den nötigen Winkel gebracht haben, können wir vom Keks abbeißen. Danach werden die Bröckchen an unserer eingebauten Reibe zu Brei gemantscht.  Diese Reibe sitzt oben unter der Schnabelwölbung.

Zum Abbeißen fehlte der Mia der nötige Halt. Die Kekse sind flach und daher recht unhandlich zum Festhalten. Kurze, längliche Würste wie Duplos wären praktischer. Man sieht es nicht auf den Bildern, aber die Mia hat den Keks gedreht und gedreht, immer wieder eine bessere Position gesucht. Schließlich hat sie aufgegeben. Dem renitenten Material war einfach nicht beizukommen.


Ich habe diesen ersten Testdurchgang selbstverständlich genauestens beobachtet. Schließlich muss ich jetzt den Testbericht schreiben.  Ich saß währenddessen oben auf der Voli, während die Mia drinnen ihrer Aufgabe nachkam. Als Assistent ist es mir natürlich untersagt, ebenfalls am Testverfahren teilzunehmen. Außerdem habe ich noch nie im Leben einen Keks gefuttert und habe auch nicht vor, dies zu ändern. Meinen Ruf als unbestechliche Amazone gebe ich nicht auf, nicht mal für die Wissenschaft. Leckerli ist was für Weicheier.
Weiter im Text.

So schnell die Flügel streichen wollte die Mia dann aber doch nicht. Die Kekse sind ja lecker, nur eben nicht zum Verzehr qualifiziert. An der Konsistenz musste sich doch was ändern lassen. Und wirklich, wir haben einen Weg gefunden. Wir legen den Keks nun in eine Tasse mit Wasser. 10 Minuten reichen. Nur so weit, dass die Oberfläche leicht elastisch wirkt. Das Innere quillt von allein nach. Man muss sich allerdings etwas beeilen mit dem Mampfen, denn wartet man zu lange, ist der Keks ruckzuck wieder knüppelhart.

Stundenlang haben wir diskutiert, ob unser Eingreifen vielleicht die Testreihe verfälscht, ob sich durch das Einweichen eventuell Hydromoleküle auf die Karotten setzen und aus ihnen Rindsrouladen machen oder irgendwie so was, aber dann hat die Mia gemeint, es täte genauso schmecken wie vorher, nur viel besser, weil das Abbeißen nun ganz prima ginge.

Falls wir den Test also durch unsere Abwandlung verhunzt haben sollten, tut uns das Leid. Die Mia jedenfalls ist begeistert. Hier die Fotos von der zweiten Staffel,  Typ „weich“:


Nun noch das amtliche Ergebnis auf einen Blick:

Testurteil Mia Gelbnacken für Karotten-Bananen-Kekse (Originalversion wie vom Labor geliefert)

Geschmack: ***** Sterne
Farbe: ***** Sterne (wenn nicht zu dunkel)
Konsistenz: 4 Sterne Abzug
Geruch: kann vernachlässigt werden
Design zum Angucken (Herzen und stilisierte Hundchen): ***** Sterne
Design zum Festhalten: 3 Sterne Abzug
Haltbarkeit: keine Ahnung, wird vorher aufgefuttert
Verdaulichkeit: ***** Sterne  (keine Pupserei festzustellen)
Gesamturteil: empfehlenswert mit ein paar leichten Einschränkungen.

Die Mia lässt ausrichten, dass ihr der Test viel Spaß gemacht hat. Sie sagt, sie täte weiterhin für die Wissenschaft zur Verfügung stehen, gern auch mal für Hefeklöße oder Bienenstich. Jetzt ist sie doch sicher in der Probandenliste verzeichnet, nicht wahr? Jedes Institut führt so eine Liste. Man braucht ja immer mal wieder Freiwillige. Ich weiß zwar nicht, wie Ole und Piet ihren personellen Ausschuss, der sich als besonders dämlich erweist, loswerden, aber falls hier Zweifel aufkommen sollten – ich gebe ‘nen Tipp: Lasst die Mia doch mal Kümmel-Rosenkohl testen oder ‘ne Leberwurstdiät. Ha ha ha. Okay, ich geb’s zu,  da ist mir gerade die Phantasie durchgegangen. Leberwurstkekse – so was Abartiges gibt’s ja gar nicht. 

© Max: Papageiengeschichten

Mittwoch, 23. November 2011

Paule und der Saunaclub

Irgendwas ist ja immer. Gerade jetzt vor Weihnachten kommt das sehr ungelegen. Vermurkstes Weltbild zurechtrücken und schluchzendes Östrogen wieder in Ruhestarre trösten, das sind Dinge, die sich übers Jahr verteilt besser angehen lassen – besonders wenn sich’s um die Cora handelt.

Ruft sie doch gestern hier an. Wollte die Mia sprechen. Ich dachte schon, jetzt werde ich Zeuge von so ‘nem Schnattermarathon, wo die Mia mit überschlagenem Bein auf der Sofalehne hockt und man ihr das Abendessen aufs Kissen stellen muss, damit sie nicht plötzlich wegen Ernährungslücke tot in den Abgrund stürzt. Haben wir alles schon gehabt. Umso überraschter war ich, dass diesmal aus dem Hörer nur Geschrei kam. Irgendwas Schrilles tat sich den Luftraum einverleiben. Streckenweise konnte ich eine Kreissäge identifizieren, dann wieder nur unsortiertes Ferkelgequieke. Die Mia hat dauernd „Ja! Ja!“ gesagt oder auch  mal: „Eeeehrlich? Du Arme!“ Den Hörer tat sie sich mit Abstand vors Ohr halten.

Irgendwann hab ich’s nicht mehr ertragen. Als Mann braucht man schließlich auch mal ‘ne Minute Stille für seine Rambo-DVD. Ich habe der Mia den Hörer aus der Hand gerissen. Erst war die Cora stumm vor Überraschung. Nur dass ich aus der Leitung gehen soll, ich unverschämte Dumpfqualle, hat sie mich angeranzt, aber danach tat es nur noch einen winzigen  Krallenschnipp dauern, schon hatte diesmal ich das Gewinsel an der Backe kleben. Glücklicherweise können Männer rasch das Wesentliche von der Deko unterscheiden; meine messerscharfe Analyse war also augenblicklich fertig.

Es geht um den Paule. Für die Uninformierten unter euch: Das ist ihr neuer Partner. Die beiden leben seit einem halben Jahr zusammen, aber ohne Erotik. Bisher hatte ich gedacht, das täte an der Cora liegen, weil längst nicht jeder Mann auf Hausmuttchen abfährt. Doch dass der Paule gleich so danebengreift, das hätte ich auch nicht gedacht.

Die Cora hat ein Inserat gefunden. Es steht in der vorletzten Ausgabe vom Saunaclub „Hot & Wet“. Die Cora meint, sie hätte es nur zufällig gesehen, als sie ‘ne Unterlage für ihre Kartoffelpuffer aus dem Stapel mit dem Altpapier gezogen hat. Das auf den Fotos sei eindeutig ihr Paule. Auch der blöde Text passe zu ihm.


Die Cora ist total fertig. 
„So ‘n Ferkel!“, tat sie dauernd kreischen.
Mir glippten die Ohrhaare um zu ‘ner Dauerverbeugung.  

Dabei hätte sie sich so angestrengt, dem Paule den Übergang in die neue Familie so angenehm wie möglich zu gestalten. Besonders für seine Hobbys hätte sie sich sehr interessiert. Dass er aufs Duschen abfährt, und zwar in einer … hm … auffallend extremen Weise, wäre ihr sofort aufgefallen. Sie hätte aber mitgemacht in der Hoffnung auf eine glückliche Annäherung, damit man später auch mal gemeinsam über Häkelmuster plaudern könne oder über Campingurlaub am Steinhuder Meer, also über kulturell anspruchsvolle Themen.

Das glaube ich nicht. Die Cora und Erotikduschen? Die altbackene Trutsche? Nie im Leben.

Doch! Leider. *aufschluchz* Sie täte es ja selbst bereuen, sie hätte sich weit runterreißen lassen. Das schwache Fleisch! Das teuflische Begehren! Es wäre längst nicht mehr um die simple Körperreinigung gegangen, sondern sie hätte sich dazu hergegeben, dem Paule durch Animation männliche Gefühle zu verschaffen. („Verachte mich nicht, Max!“)

Nee, is nicht wahr? Und das hat geklappt? Gniiie … ich brech ab.

Das wollte ich natürlich sehen. Es hat mich Etliches an lockendem Gesäusel gekostet, bis ich die Cora endlich so weit hatte. Sie hat mir Beweisfotos geschickt – unter der Bitte zur Verschwiegenheit. Ist doch klar. Beim Max kommt nichts in fremde Volieren, erst recht nicht in neugierige Hundehütten.

Ich muss schon sagen: Das ist starker Tobak. Wie sich die beiden da verrenken … schlimm. Dagegen ist ja meine Workshop-Reihe von neulich über die Gefahren und die Auswüchse exaltierten Wasserkontakts das reinste Kinderplanschbecken.

Rechts die Cora

Oh hauehauehau ...

Guckt euch die Bekloppten an. Entfesselt. Irre. Schamlos.

Aber das Allerschlimmste kommt noch: Dem Paule reicht die Cora ja nicht. Deswegen gibt er ja diese schweinischen Kontaktanzeigen auf. Außerdem ist er schon lange Mitglied im besagten Saunaclub „Hot & Wet“. Die Cora hat nämlich den Mitgliederausweis gefunden, ganz zufällig, beim Ausschütteln seiner Geldkassette für die Kochwäsche.

Im Nachhinein setzt sich dadurch so manches Puzzle zusammen. So täte ihr jetzt klar sein, woher die vielen Fußabdrücke kamen. Überall auf dem Boden so komische Zeichen, mal breit wie ‘n Ahornblatt, dann wieder klein und verästelt wie ‘n schrumpeliger Zweig. Dort müssen ganze Bataillone von Teichenten, Graugänsen, Tauben, Amseln und sogar Blaumeisen langewatschelt sein. Iiih! Und denen hätte sie auch noch das Abtropfwasser nachgewischt, natürlich im guten Glauben, der Paule hätte ganz allein geduscht. Immer täte das so gewesen sein, immer wenn die Cora von ihren ehrenamtlichen Treffen (sie macht doch Stadtteilpolitik und Brezel backen mit Froschwaisen) zurückgekehrt wäre und auch ihre Menschenmama nicht daheim war.

Damit aber nicht genug. Manche seiner albernen Planschhasen hat er einfach dabehalten. Plötzlich hockten sie im Weg herum und gehen auch nicht wieder weg. Der Cora und der Menschenfamilie hat der Paule gesagt, das wären Austauschschülerinnen. An denen täte er noch Logisverpflichtungen haben von früher aus der Zeit, als er noch woanders lebte. Nun ist der Cora ganz schlecht beim Gedanken, wie diese blöden Puten erst ihr zugeschaut haben, wie sie unter der Sprühflasche dem Paule zu gefallen versucht hatte, und dann, wenn keiner guckt, klettern sie selbst auf den Freisitz und schwingen höchstpersönlich den nassen Hintern. Bäh! Sie täte sich so ekeln.

Habt ihr’s bemerkt? Die Cora hat Recht. Die Saunaliebchen sind tatsächlich überall, bevölkern das halbe Haus. Man kann’s sogar auf den Fotos erkennen.
Hier noch mal eins der Bilder aus der obigen Reihe.

Hier auch:

Und hier:


Tja, bisschen komisch, der Geschmack vom Paule, nicht wahr? Er steht wohl auf glatt rasierte Weiber. Glatt und nackig. Von wegen wilde Natur, Federn  überall. Er weiß auch nicht, was er will. Oder ob die mal befedert waren, aber der Paule hat ihnen Enthaarungscreme draufgeschmiert? Die Cora jedenfalls ist nur noch ‘n Häufchen Gejammer. Jetzt will sie wegziehen. Zurück nach Venezuela, wo ihre Familie herstammt. Oder wenigstens ins Hennenhaus nach Essen oder Dortmund:
„Ich fühl mich so beschissen!“

Oh nee! Kommt gar nicht in Frage. So kurz vor Weihnachten? Ich weiß doch, was dann passiert. Womöglich ruft die Tante Gisela hier an und jammert sich bei meiner Mama aus, weil sie die Cora vermissen täte und weil sie nicht wüsste, was in ihre Kinder gefahren sei, sie wären früher doch immer so lieb und nett gewesen. Ruckzuck ist der Tag um. Und ich habe weder Mittagessen noch Abendbrot noch Mohnschnecken zum Kaffee gekriegt. Das letzte Mal, als so was war, hatte ich 20 Gramm abgenommen. Ich sah vielleicht Scheiße aus!

Brauch ich nicht. Also rasch Gegenmaßnahme treffen. Die Cora muss wieder in der Spur laufen.
„Und wie?“, tat sie in den Hörer plärren.
„Du gehst jetzt einmal durch die Wohnung“, habe ich geantwortet. „Jedes Vogelweib, das du triffst und das nicht mit dir verwandt ist oder auf deine ausdrückliche Einladung dort hockt, schiebst du zur Terrassentür raus. Dann sagst du tschüs und ziehst die Tür wieder zu. Dem Paule sagst du, seine nackten Austauschhäschen wären nach Hause gefahren, Advent feiern.
„Und dann?“
„ … füllst du ‘ne ordentliche Portion Tabasco in die Sprühflasche. Was meinste wohl, was das dem Paule für ‘nen imposanten Pavianhintern bescheren wird.“

Gott sei Dank, die Cora tat kichern. So ähnlich muss es geklungen haben, als die Hexe Hänsel und Gretel endlich drinnen in ihrer Bude hatte. Die reinste Lebensfreude kam mir durch den Hörer geperlt. Meine Ohrhaare durften sich wieder aufrichten.

Seitdem habe ich noch nichts wieder mitgekriegt. Alles ruhig aus Richtung Duisburg. Ich weiß nur nicht, ob das ein gutes Zeichen ist oder ein schlechtes. Ich meine, ich habe ausdrücklich nichts gesagt über fesseln und im verwaisten Freibad aussetzen. Nicht dass die Cora da was falsch versteht. Es täte mir sehr Leid um dieses niedliche Gesicht:


© Fotos: G. H.
© Max: Papageiengeschichten

Sonntag, 20. November 2011

Rätsel 49



Na, 'ne Idee?

Okay, ich gebe wie immer einen Tipp: Das kann man kaufen, und ich fand's auch gar nicht so teuer.

Sonntag, 13. November 2011

Gelb wie Nacken

Nun muss ich am späten Abend doch noch mal ran. Und ich hatte gedacht, ich könnte mich schön mit 'nem Kakao vor die Glotze hängen, bevor die Mama kommt und sagt, ich soll den Schlafanzug anziehen und den Schnabel putzen.

Der Angus nämlich - kennt ihr doch, den seidigen Border Collie mit dem schwarzweißen Design -, der macht auf ungläubiger Thomas und will wissen, wie ich von hinten ausseh. Stellt euch das mal vor! Ich soll mich umdrehen, damit er mein Gelb sieht. Er weiß nicht, was 'ne Gelbnacken-Amazone ist. 

Tja, lieber Freund, darauf antworte ich dir mit zweierlei. Erstens: So gucke ich, wenn man mir mit intimen Anliegen kommt (z. B. mit "Dreh dich mal um!"):



Zweitens: Eine Gelbnackenamazone ist so was wie 'n Breitmaul-Nashorn, nur in Farbe ausgedrückt. Preisfrage: Wie sieht das Maul von 'nem Breitmaulnashorn aus?

a) spitz
b) flach
c) breit
d) nichts von allem

Na, haste 'ne Idee, Angus?

Aber gut, ich bin heute rosig gelaunt. Deswegen erfülle ich dir deinen Wunsch. Ich dreh mich um. Extra für dich. Die Mia auch. Also pass gut auf. Das mach ich nämlich nur einmal.





 Jetzt die Mia ... tä-täretä-tä



Na, überzeugt? Genug gesehen? Aber wehe, es stänkert jetzt einer: "Ich hätte gedacht, das wären viel mehr gelbe Federchen; das sieht ja aus wie 'n billiger Flickenteppich." Dann werde ich aber ungehalten.

© Max: Papageiengeschichten

Rätsel 48

Na schön ... Weil ich heute so gut gelaunt bin, schiebe ich ausnahmsweise ein neues Rätsel nach. Es ist aber ganz schwer! 

Dieses Foto habe ich im Netz entdeckt. Das Motiv dachte wohl, ich finde es nicht. Hab ich aber trotzdem. Dumm gelaufen. Also meine Frage: Wer ist das?


Tipp: Er lebt in Hamburg, er ist ehelich und erotisch ungebunden, er ist mein Freund, sein Name hat drei Buchstaben und beginnt mit P wie Philosoph, Pizza und Pudelmütze. 

Pia, entspann dich - du bist nicht gemeint.

Rätsel 47



Tipp diesmal: Es ist weiß.

Rätsel 46

Guten Morgen. Das heutige Rätsel kommt aus der Sparte "'ne schönere Farbe gab's nicht".



Tipp lautet: Ein Chirurg kommt auch ohne klar. Ein Steuerberater ebenfalls.

Sonntag, 6. November 2011

Rätsel 45

Huhu! Seid ihr da? Hier kommt ein neues Rätsel:


Tipp: Tja, was soll ich sagen? Sieht man doch alles selbst auf Anhieb, nicht wahr?

Ich wünsche angenehmes Raten. 

Mittwoch, 2. November 2011

Beagle oder Peagle?

Duschen und baden sind schädlich und eines gesunden Großpapageis unwürdig. Dies sollte inzwischen jeder wissen. Wenn nicht, dann hier und hier und hier in meinem Fotoseminar nachlesen.

Eigentlich hatte ich ja gedacht, das Thema sei durch und ich könnte mich wieder meinem Online-Shop widmen (die Pelztangas für Frösche laufen gerade gut an), aber dann erreichte mich eine Mail mit einem Hilferuf. Eine meiner Leserinnen hat ein Problem. Es ist ziemlich delikat. An dieser Stelle möchte ich daher noch einmal sehr deutliche Betonung aussprechen, dass Menschen, die bei Haustieren wohnen, nicht hier lesen sollten, wenn gewisse Inhalte sie überfordern. Dies ist nun mal ein Tierblog; hier wird ein hohes Niveau geboten. Für fachliches Nachhinken und erst recht für nervliche Zerrüttung kann ich keine Haftung übernehmen.

Aber jetzt ist es nun mal geschehen, natürlich lass ich die Verwirrte nicht allein. Um was geht es? Die Tante Mona aus H. (Großstadt an der Elbe) hatte meinen Foto-Kolleg „Nasshygiene“ gelesen. Da sie selbst Frauchen eines adoptierten Familienmitglieds ist und nach der Lektüre gewisse Übereinstimmungen mit den von mir geschilderten Krankheitssymptomen feststellen musste, wollte sie nun wissen, ob ihr Taylor in Wahrheit vielleicht ein Papagei sei oder vielmehr der Nachfahre eines oder mehrerer Großpapageien in der Ahnenreihe.

In die Familie gekommen war Taylor als Beagle, also als Hund. Zumindest hatte der Züchter das so behauptet. Bisher täten auch noch keine Klagen gekommen sein, weder auf der Hundewiese noch bei der Bewilligung der Hundemarken fürs Halsband. Taylor futtert gern schnabelfreundliches Weichfutter mit hohem Fleischanteil, schläft lang ausgestreckt auf dem Sofa und erledigt sein Geschäft ungeachtet von Schnee und indiskreten Blicken in der öffentlichen Parkvegetation. Alles in allem verhält er sich also recht hundeartig. Nur wenn es um die Körperreinigung geht, zeigt er plötzlich deutliche Auffälligkeit: Er weigert sich zu baden. In den Tümpel will er nicht steigen, selbst dann nicht, wenn seine Hundekumpels es ihm vormachen, und daheim in der Badewanne muss er angeleint werden, damit er nicht auf die Spiegelkonsole hopst und all die teuren Parfümfläschchen runterreißt.

Zum Beweis waren zwei Fotos beigelegt. Die ganze E-Mail kreischte geradezu vor banger Ratlosigkeit. Tante Mona wollte von mir eine fachliche Expertise haben. Ist ihr Taylor nun ein reinrassiger Beagle oder doch nur eine Promenadenmischung mit einer ordentlichen Portion Papageienblut in den Adern? Ich sollte ihr schonungslos alles sagen, die ganze Wahrheit, stand noch dabeigeschrieben. Sie täte endlich Bescheid wissen wollen, wie schmerzlich auch das Ergebnis ausfallen möge. Ich habe mich natürlich sofort an die Arbeit gemacht.


Rechts Taylor beim mustergültigen Rauskläffen seiner badesüchtigen Freunde


Nun … ja. Nach dem ersten Angucken würde ich sagen: Hund, nicht wahr? Vier Füße, eine Schnauze, Schlabberohren, Fell. Andererseits: Die devote Körperhaltung bei Zugabe von Nässe erinnert doch sehr an typisches Amazonenverhalten. Zum Vergleich …


… dieser sympathische Gelbnackenhahn hier. Eine deutliche Ähnlichkeit ist unverkennbar. Man sollte also nicht vorschnell urteilen. Es ist vieles nicht so, wie es dem ersten Anschein nach aussieht.

Ein einzelnes Foto ist auch viel zu wenig. So kommt man nicht weiter. Seriöse Forschung verlangt mehr: detaillierte Hintergrundinformationen und nicht zuletzt ein psychologisches Profil des Klienten. Ich habe daher dem Taylor meinen Fragebogen geschickt, den ich extra für solche Fälle entwickelt habe. Wisst ihr, ich hatte mich ja mal als Psychologe niederlassen wollen; die Praxisräume waren schon ausgeguckt. Aber dann fand ich den Handel mit Herrenreizwäsche doch viel lohnender. Was geht mich schließlich das Seelengemurkse von Walrössern und Buchfinken an? Jedenfalls stammte der Fragebogen noch aus dieser Zeit. Was der Taylor geantwortet hat, könnt ihr selbst lesen.

 
Fragebogen zur Feststellung der Artzugehörigkeit
Max-von-Gelbnacken-Institut für psychologische Beratung
- Alle Tiere, jede Währung, zahlbar sofort -


I. Allgemeiner Teil

  • Nach eigener Einschätzung bin ich ein: Beagle (Hund)
  • Ich heiße: Taylor
  • Geboren: lebend im Trockenen/lebend im Wasser/aus Ei/anderes: Meine Mutter war trächtig mit mir
  • Ich bin/möchte sein männlich/weiblich/bi: Männlich natürlich!
  • Ich habe Geschwister, die genauso aussehen wie ich/die abweichen: Die Susi, die Lola und die Genoveva sehen hinten anders aus als ich und meine Brüder. Vorne ist aber alles genauso
  • Meine Großväter waren: Jagdhunde, angestellt (beim Förster)
  • Meine Großmütter waren: Jagdhunde (nebenberuflich), sonst in der Bespaßungsbranche tätig (Menschenhaushalt)

II. Körperliche Merkmale

  • Ich laufe auf zwei/drei/vier Beinen: Auf vier
  • Mein Mund ist starr, spitz oder krumm/ weich mit Flauschlippen/anders: Ich habe eine Schnauze
  • Ich habe Zähne/Schmirgelplatten unterm Gaumen: Zähne (vollständig)
  • Meine Körperbehaarung ist aus Fell/Federn/Schwarte/Schuppen: Fell, tricolor
  • Ich habe einen Schwanz, den ich auffächern kann: Hä?
  • Ich kacke weißgrüne Kleckse/braune Haufen/anderes: Die Frage beantworte ich nicht, die ist mir zu intim
  • Meine Zunge ist rosa/schwarz/anders: rosa
  • Ich kann bellen und fiepen/schreien und Menschen nachäffen/ich bin stumm/anderes: Ich beherrsche Beaglelish! Und das sehr gut!
  • Ich kann fliegen:
  • Als ich zu fliegen versucht habe, bin ich bis auf den Küchenschrank gekommen:

III. Lebensumstände

  • Ich bin Fleischfresser/Vegetarier/mal so, mal so: Nur Grünzeug allein kommt mir nicht in den Napf!
  • Ich lege mich lang hin zum Schlafen/ich hocke mich auf einen Ast und lege den Kopf in den Nacken/anderes: Manchmal schnecke ich mich auch ein
  • Zum Beinevertreten renne ich durch den Park/ich bleib lieber daheim/ich darf nicht raus: Hey, Mann, ich war in der Hundeschule immer der Schnellste. Hab jeden Gartenstuhl umgerannt!
  • Liebend gern rase ich hinter Stöckchen und Bällen her: Na klar, auch das
  • Ich kann Erbsen abpellen und Sonnenblumenkerne öffnen: Nö … wozu? Die sind mir viel zu popelig
  • Zum Futtern stecke ich die Schnauze tief in den Napf/ich nehme mein Apfelstückchen vornehm in die Hand und beiße davon ab/weder noch: Ich lecke mir nachher die Lippen sauber, das muss reichen

IV. Psychologische Befindlichkeit

  • Ich habe an meinem Leben Folgendes auszusetzen: Zu wenig Futter, zu wenig Leckerlis, kein Taschengeld, keinen eigenen Laptop, ich habe keinen eigenen Blog, Freunde darf ich nur mitbringen, wenn sie sich die Pfoten auf der Matte abtreten, der Kühlschrank ist extra so gekauft, dass ich ihn nicht selbst öffnen kann
  • Mein Servicepersonal könnte ruhig noch ein wenig zulegen bei: Vertrauen (ich möchte auch mal allein losziehen), Speiseplan (den Pizzaservice neulich haben sie einfach wieder weggeschickt), Flexibilität (wir könnten ruhig auch mal nachts spazieren gehen und tagsüber schlafen)
  • Fledermäuse, Kinder und mietsäumige Dachtauben finde ich niedlich: Ja … wieso auch nicht?
  • Ich fühle mich intellektuell ausreichend gefordert: Klar, ich habe die „Bellomiez“ abonniert. Die Kochrezepte „Exotische Vogelhäppchen“ gefallen mir am besten
  • Ich bin verheiratet/will gern heiraten: Nö. Hündinnen sind immer so zickig
  • Erotik ist …: ‘ne vierstöckige Sahnetorte mit Frolic-Deko ganz für mich allein
  • Nachts träume ich von: Wurstkringeln so groß wie LKW-Reifen
  • Wenn ich alt bin und auf mein Leben zurückblicke, dann will ich sagen können, dass …: … ich genug gedarbt habe, um endlich kostenlos die Jahreskarte fürs „All you can eat“-Schlemmerparadies zu bekommen
  • Hast du noch was zu sagen? Hier ist Platz dafür: Allerdings! Ich finde den Test doof. Wer bist du überhaupt? Hast du ‘ne Ausbildung? Referenzen? Zeig die mal her. Und Kohle kriegst du auch nicht von uns. Ich hab vorsichtshalber die Rechnung mit der Kontonummer vollgesabbert. Darauf kann man jetzt nichts mehr lesen. Blä-blä-blä … Affenarsch!

Nun, ich muss zugeben, bis ich den letzten Satz gelesen hatte, war ich stark im Zweifel, ob sich bei dem Klienten nicht doch eine Amazone in der Ahnenreihe befindet. Viele Antworten ließen keine eindeutige Klärung zu. Hund … Gott, ja … vielleicht … vielleicht aber auch nicht. Vieles hätte ein Papagei genauso beantwortet. Aber ich trage doch Verantwortung gegenüber der Tante Mona, die ein Recht darauf hat, absolut sicher zu sein, bevor sie dem Taylor eine Voliere kaufen geht und beim Roten Dreieck nach Verwandtschaft in Costa Rica suchen lässt.

Deshalb bin sehr froh, dass ich der Tante Mona diese Gewissheit nun geben kann. Ich bin mir absolut sicher, dass ihr Taylor keine Amazone in der Verwandtschaft hat. Er ist ein reinrassiger Hund. „Affenarsch“ sagt nämlich keine Amazone zu jemand anderem. Wir sind höfliche Wesen, wir beleidigen kein psychologisches Fachpersonal. Daran hat sich der Klient zweifelsfrei verraten.

Hör mal her, du Beagle-Heinz. Sieh zu, dass du deinen eigenen Blog kriegst. Dann kannst du liebend gern deine Schnauze aufmachen und wir alle kommen dich besuchen zum regelmäßigen Gucken. Aber nur  stumm vor sich hinleben, ohne der Welt zu zeigen, was du zu sagen hast, das geht ja gar nicht.

Ach ja, ehe ich’s vergesse: Macht 359, -- Euro Beratungsgebühr. Du kannst die Kohle von deinen Frolics abstottern. Ich nehme auch Monatsraten. Dafür gebe ich dir 23 % Freundschaftszins. Meine Matchboxgarage ist nämlich  noch  immer nicht bestellt.  Das muss jetzt endlich mal flott über die Bühne getrieben werden.

© Fotos Beagle:  Mona
© Foto Max: A. L.
© Max: Papageiengeschichten