Samstag, 30. Oktober 2010

Wöna

Soll ich mal raten? Ihr habt gerade die Überschrift gelesen, und jetzt tut ihr euch fragen, was das bedeuten soll, stimmt’s?

Ich gebe euch Aufklärung: „Wöna“ ist eine Zusammenpappung von „Wörter“ und „Namen“. Das habe ich gemacht, weil ich mich nicht entscheiden konnte, welches von beiden ich nehme für die Überschrift. Es geht hier nämlich um zweierlei, um Namen und um gewöhnliche Wörter, genauer gesagt um Wörter, die zu Namen geworden sind. Ich will euch was über Numismatik  erzählen. Das ist ausländisch und bedeutet Namenskunde. Nee, halt – irgendwie war das anders … aber wie?
 „Miiii-aaaa? Kannst du mir mal Antwort geben auf eine schwierige Frage?“
Pah, das weiß die nie, die ist ja so doof. Die kennt nur einen einzigen Begriff, von dem sie denken tut, er täte aus der Wissenschaft stammen: Kosmetik.
„Ja, Mia? Okay … in Ordnung … meinste wirklich? Aha … danke.“

Jetzt hab ich’s, gerade ist es mir wieder eingefallen: Numismatik ist das, wo man Münzen beguckt. Ja, genau. Namenskunde heißt O-no-mas-tik. Keine Ahnung, wer sich das ausgedacht hat, jedenfalls macht es Existenz unter dem großen Dach der Sprachwissenschaft und darüber habe ich inzwischen Premiumkenntnis, denn ich war ja im Rechtschreibe-Internat und da hatten wir auch solche Fächer wie Abkürzungsdeutsch, Kreativdeutsch und Idiotendeutsch. Ich habe immer gut aufgepasst, daher weiß ich, dass man heutzutage alles machen darf, egal ob das jemand anders versteht oder nicht, Hauptsache, man selbst tut sich darüber freuen. Deswegen bin ich jetzt auch ganz besoffen vor Dauergrinsen wegen meinem tollen „Wöna“. Darauf muss man erst mal kommen, nicht wahr?

Obwohl: Abkürzungen sind so was Seltenes auch wieder nicht. Das beste Beispiel bin ich selbst. Ich heiße Max. Klar. Tut jeder wissen. Mein Komplettname lautet Maximilian. Ist soweit auch noch zum Mitkommen. Doch was bedeutet Maximilian, wo tut es herstammen? Da wird es schon komplizierter. „Maxi…“ kommt von „Maximus“. Das ist Latein und meint „der Größte, der Schönste, der Stärkste, der Klügste“. Ich finde, das tut mich gut beschreiben. Hinten dran das „…milian“ wiederum ist eine Zusammensetzung von „Milano“, der Stadt in Oberitalien, und „Pelikan“, dem stolzen Wasservogel aus „Flipper“. Meine Mama – ich meine jene Mama, die mich als Ei ausm Hintern gedrückt hat – wollte unbedingt mal ’ne Modenschau besuchen und mein Papa hätte sich über ’ne Schwimmerkarriere gefreut, deshalb ist das so ausgegangen mit meinem Namen. Das „i“ ist noch dazwischen, weil mich der Züchter mit gleichem Ausruf begrüßt haben soll, als ich ihn zum ersten Mal nett angelächelt hatte. Aber da weiß ich nicht, ob es stimmt oder nur Anekdote ist. Wahrscheinlich kommt das „i“ eher von „Insel“, weil meine Eltern dort gleich nach meiner Geburt unbedingt Urlaub machen wollten. Einer meiner Halbbrüder übrigens heißt Bo. Er fährt jetzt Tiefkühlpizza aus. Den hat’s nicht so gut getroffen wie mich.

Aber auch die Mia tut Abkürzung tragen. Ich weiß, es hört sich komisch an, weil ihr Name so kurz ist. Und doch ist es was Zusammengematschtes. Korrekt muss es nämlich heißen: M.i.a. Das kommt aus dem Englischen und meint: My identity: angebertussi. Man darf sie allerdings nicht darauf ansprechen, sonst kratzt sie einem Zacken ins Gesicht. Wegen Verschleierung macht sie überall Behauptung, sie täte Mia heißen nach der Schauspielerin Mia Farrow. Blödsinn! Die hat unsere Mia doch nie gekannt.

Wieder ein anderes Beispiel für ’ne Abkürzung ist Bubi. Hierbei muss man allerdings genaue Unterscheidung ziehen, je nachdem ob es sich um die Gockelform handelt oder um die weibliche. Bei den Jungs kommt Bubi von „Bube“, also von dem Typ mit dem Puschelhut auf der Spielkarte. Das ist zum Beispiel bei unserm Freund Sir Bubi aus der Grunzer-WG der Fall. Handelt es sich dagegen um ein Mädchen, zum Beispiel um die Schlüpperhenne aus derselben WG, dann kommt Bubi von „Bubette“. Das ist Französisch und spricht sich „Bübett“ aus. Jedermann von Kultur weiß natürlich, dass es dann auch nur „Bübi“ heißen kann, sofern man es unbedingt kurz haben will – mit der Betonung auf dem „i“ hinten.

Bübiiiii Frohn-kohn-schlüppé. So wär’s richtig. Aber leider tut man ja in gewissen Kreisen keinen Wert legen auf Autentiät und Tradition. Da mampft man lieber Löwenzahnsalat und macht Wassertreten in seiner mickrigen Kulturpfütze. Ist es zu fassen?

Wieder andere Abkürzungen sind solche, wo man einfach was unter die Fußmatte fallen lässt – so wie bei Urmel. Dass der Typ korrekt „Murmel“ heißt, muss ja nicht extra gesagt werden, nicht war? Damit eng verwandt ist das Gemurkse an der Cora. Ursprünglich kommt Cora nämlich von „Cobra“, also vom Wort für Schlange. Aber wegen Irrtum bei der Züchtung, weil aus dem Ei dann unsere veilchenblaue Bergwerkshenne gekrochen ist, hat man das „b“ weggelassen. Eine andere Erklärung macht Behauptung, dass Cora von „Corsage“ käme. Finde ich persönlich zwar von gewisser Einleuchtung wegen zusammenhalten, was auseinander fließen will, doch fehlt mir Kenntnis, dass man  in Bergwerksstollen Französisch spricht. Dort hat man eher Vorliebe für so was wie Schlackhild oder Lore. Außerdem hat ja noch niemand bei Coras Geburt wissen können, dass sie mal für Zwangsunterwäsche Anlass haben wird. – Nee, die Cora und Schlange, das tut schon ganz gut passen. 

Flynn (die Bayernamazone) wiederum kommt von „Flinte“, ist aber auf Schottisch gebrezelt und dann zusammengestaucht. Manche Leute denken sich halt was dabei, warum sie einen bestimmten Namen geben; die Bedeutung macht ihnen Gefallen, nur die Schreibung und das Aussprechen ist ihnen zu Deutsch. Käme die Gaby aus Russland, täte der Flynn jetzt bestimmt Flinja Flinjonowitsch heißen. Bei Rory ist’s das Gleiche. Es bedeutet „Rohr“. Die Aussprache ist Walisisch. Die Gaby hat eben Vorliebe für anglikanische Waffen.

Da haben’s jene Namen einfacher, bei denen man sofort sieht, was sie ausdrücken sollen, auch ohne Buchstabengefummele. Beispiel: Grunzer. Kann man es netter sagen? Da hört man doch sofort seine Polypen jodeln, noch ehe er den Schnabel aufmacht. Täte er dagegen Polnisch heißen, zum Beispiel „Grunzek“, würde das nur die schöne Klarheit beseitigen. Oder Bömmel. Der wird so genannt, weil man jedes Mal unsichtbare Troddeln mitbammeln sieht, wenn er seinen Kopf bewegt. Wie hübsch! Der Name als Programm. Da ist kein Detail dem Zufall geschenkt. Deshalb heiße ich ja auch mit zweitem Namen Master of the Universe.

Leider aber kann die Wissenschaft nicht alles erklären. Um manche Namen gibt’s noch heute verzweifeltes Rätselraten. Gisela ist so ein Name oder Marco oder Paula. Niemand weiß, woher sie kommen, was sie bedeuten und wozu sie da sind. Ich stelle es mir schrecklich vor, wenn man mit so was rumlaufen muss, aber nicht wissen tut, womit man Identität machen soll. Dann lieber ein Nilpferd sein und Floh heißen. Da gehört man wenigstens irgendwohin, auch wenn sich’s bescheuert anhört.

Schließlich gibt es noch die Gruppe von Namen mit Wandelbedeutung. Hierbei macht es Ausschlag, wo man die Betonung hinsetzt. Ich finde es sehr praktisch, weil man dann Auswahl hat und dem Namen bessere Anpassung verschaffen kann an das Verhalten seines Trägers. Zum Glück kenne ich so jemanden. An ihm zeige ich mal, was ich meine: Der Coco, unser Coco aus Duisburg hat einen portugiesischen Namen. Jawohl! Das weiß ich von meinem Kumpel Carlos aus dem Rechtschreibe-Internat. Er war Austauschschüler dort und von der Biologie her Gürteltier. Er hat mir Erläuterung gegeben, dass Coco „Kokosnuss“ bedeutet, aber nur, wenn man das erste „o“ betont. – Tja, Kokosnuss … ulkig, nicht? Kommt aber hin so von der Figur, und immer ’ne Flüssigkeit im Körper ist ja auch richtig beobachtet. Jaa-a … aber nun kommt’s. Aufgepasst. Wenn man jetzt auf das letzte „o“ ein Hütchen setzt, nämlich so: Cocô, dann heißt das Cocooo und bedeutet … hi hi hi – nein! Ich sag’s nicht! Dafür bin ich zu stilvoll. Im Übrigen hat’s der Coco auch so schon schwer genug. Und ihr andern müsst ja auch nicht alles wissen, das wäre nur neugierig.

© Max: Papageiengeschichten

14 Kommentare :

  1. Du Max,

    ich glaube nicht dass dein Name von Maximus abstammt. Wenn ich in aller Bescheidenheit sagen darf, dass ich Bescheid weiß, tu ich es dir sagen. Max kommt stammt vom Herrn Busch und was dieser Max für ein Typ war, das lass dir von deiner Mama erklären.
    Also, nix für ungut.

    Dein Grunzer

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  2. Hömma, du Toko (das ist auch eine Zusammensetzung, hihihi,

    Das Wort mit dem Accent Zirkusflex (oder so ähnlich) auf dem letzten Coco-"o" gibt es doch gar nicht. Du willst mich doch bloß wieder ärgern.

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  3. Lieber Grunzer, du tust Irrtum erliegen. Ich bin ein Vogel, sogar ein reinrassiger. Ich habe kein Grünzeug als Vorfahren. Deshalb kann mein Name auch nicht von einem Busch stammen. Seit wann redest du überhaupt Gestrüpp mit "Herr" an? Du solltest weniger Löwenzahnsalat futtern, das tut dir nicht gut.

    An die Duisburger Kokosnuss:

    Klar tut das nicht stimmen mit dir und deinem ooooo... Wir können ja mal zusammen meinen Kumpel Carlos in Brasilien besuchen gehen. Dann schreibe ich deinen Namen mit Hut hinten und ruf dich auch so. Und dann werden wir sehen, ob sich dann alles nach dir umdrehen tut und Brülllachen macht. Ich kauf dir aber keinen Batida de Coco wegen Trost. Den darfst du dir selbst bestellen. Aber nicht vergessen: immer schön hinten das "o" lang ziehen. Muaaahaha.

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  4. Aha Max, du willst ein reinrassiger Vogel sein. Wo ist dann das fehlende Gelb im Nacken, grübel?
    Vielleicht tust du mich in meinem Irrtum mal aufklären.

    Dein Grunzer

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  5. Ich habe Gelb im Nacken - jawohl! Nur macht die Mia an mir immer Frisörübung mit neuartiger Spinatpackung. Da wird dann alles grün. Ich finde das aber ganz gut, weil mich dann der Roosevelt und der Otis nicht so schnell leuchten sehen im Dunkeln, wenn ich mich anschleichen tu mit der Fliegenklatsche.

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  6. Mein lieber Max,
    nach biblischer Bedeutung ist PAULA
    "die Kleine oder die Schöne" zu deuten.
    Denk darüber nach.



    Mein Schatz

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  7. Liebe Tante Michèle,

    ich habe darüber nachgedacht. Und jetzt?

    Dein süßer Schatz

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  8. und jetzt, jetzt fällt dir nichts mehr dazu ein, oder ?
    KLEIN und SCHÖN.
    Große Worte und sehr Hübsch, nicht wahr.


    Deine Tante Michele

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  9. Ja, klein und schön ist die Omma Granny Paula, und große Worte und sehr hübsch, das bin ich.

    Noch was, was ich mir merken soll, Tante Michèle?

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  10. Hallo Max,
    du alter Schmachthase.
    Was soll das heißen "Dein süßer Schatz"? Ich glaube dass deswegen dein Weihnachtsgeschenk von der Tante Michele auch nicht größer ausfallen tut.

    Dein Grunzer

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  11. Grunzer, nur weil dein Gesülze bei deiner Tante Uschi nicht funktionieren tut, musst du nicht annehmen, dass ich damit bei Tante Michèle keinen Erfolg hätte. Mein Charme macht bei jeder Menschenfrau aus einem Matchbox-Gogomobil einen Matchbox-Kipplaster.

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  12. Mein lieber Max,
    ein Gesülze habe ich bei meiner Tante Uschi gar nicht nötig. Die frisst mir auch so aus den Krallen. Ich habe nämlich das was dir fehlt, einen natürlichen Charme nennt man das. Wenn ich das wieder mal mit meiner Bescheidenheit erwähnen darf.
    Wenn ich wollte, würde ich schon ein ferngesteuertes Matchboxauto haben, ätsch bätsch.

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  13. Lass dir auf eins Erwiderung geben:

    Natürlichen Charme hat man nur, wenn man Unfähigkeit leidet, sich durch Dazulernen Charme zu erwerben.

    Diesen Satz darfst du gern dir in aller Bescheidenheit auf 'ne Serviette sticken und in die Voli hängen.

    Ätschi-bätschi zurück.

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  14. Haha Max, du verfutterst doch dein ganzes Taschengeld. Wie willst du jemals genug Geld für ein eigenes ferngesteuertes Matchboxauto haben?

    Du leidest nämlich an der Unfähigkeit zum Sparen.
    Da du auch nicht Sticken kannst, schreib es hinter deine Ohren.

    Ätsch Bätsch

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